Die Dame von Monsoreau. Александр Дюма
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Читать онлайн книгу Die Dame von Monsoreau - Александр Дюма страница 44
»Ich hatte ihre Absicht bereits begriffen und mich dem Fenster genähert, dessen Federn ich suchte.
»Ich fand sie oder vielmehr Gertrude, die wieder zu mir gekommen war, fand sie. Der Laden öffnete sich.
»Ich stieß einen Freudenschrei aus; das Fenster war nicht vergittert.
»Doch Gertrude hatte bereits die Ursache dieser scheinbaren Nachlässigkeit unserer Wächter bemerkt: ein breiter Teich bespülte den Fuß der Mauer; wir wurden durch zehn Fuß Wasser viel besser bewacht, als wir es durch die Gitter unserer Fenster gewesen wären.
»Doch als meine Augen von dem Wasser auf seine Ufer übergingen, erkannten sie eine Landschaft, mit der sie vertraut waren; wir befanden uns in dem Schlosse Beaugé, das ich, wie gesagt, wiederholt mit meinem Vater besucht, und in welches man mich einen Monat zuvor am Tage des Todes meiner armen Daphne gebracht hatte.
»Das Schloß Beaugé gehörte dem Herrn Herzog von Anjou.
»Wie durch den Schimmer eines Blitzes erleuchtet, begriff ich nun Alles.
»Ich schaute den Teich mit einer düsteren Befriedigung an: er war ein letztes Mittel gegen die Gewalttat, eine äußerste Zuflucht gegen die Schande.
»Wir schlossen die Läden wieder. Ich warf mich ganz angekleidet auf mein Bett, Gertrude legte sich in einen Lehnstuhl und entschlief zu meinen Füßen.
»Zwanzigmal erwachte ich während dieser Nacht, von unerhörtem Schrecken erfasst; doch nichts rechtfertigte diesen Schrecken, als die Lage, in der ich mich befand; nichts deutete schlimme Absichten gegen mich an; Alles schlief im Schlosse oder schien wenigstens zu schlafen, und kein anderes Geräusch, als das Geschrei der Sumpfvögel unterbrach die Stille der Nacht.
»Der Tag erschien; während er der Landschaft den furchtbaren Charakter nahm, den ihr die Dunkelheit verleiht, bestätigte er mich in meinen Befürchtungen; jede Flucht war ohne eine äußere Hilfe unmöglich; und woher sollte uns diese Hilfe zukommen?
»Gegen neun Uhr klopfte man an unsere Türe: ich ging in das Zimmer von Gertrude und sagte ihr, sie möge zu öffnen erlauben.
»Ich konnte die Klopfenden durch die Öffnung der Verbindungstüre sehen; es waren unsere Diener vom vorhergehenden Tage; sie nahmen unser Abendbrot weg, das wir nicht berührt hatten, und brachten das Frühstück.
»Gertrude machte einige Fragen an sie, doch sie gaben keine Antwort und entfernten sich wieder.
»Ich kehrte in das Zimmer zurück; durch unsern Aufenthalt in dem Schlosse Beaugé und die scheinbare Achtung, mit der man uns behandelte, war mir Alles klar. Der Herr Herzog von Anjou sah mich bei dem Feste von Herrn von Monsoreau; der Herr Herzog von Anjou verliebte sich in mich; mein Vater wurde davon benachrichtigt und wollte mich den Verfolgungen, deren Gegenstand ich ohne Zweifel werden sollte, entziehen; er entfernte mich von Méridor; doch er wurde entweder durch einen ungetreuen Diener oder durch einen unglücklichen Zufall verraten, seine Vorsicht war vergeblich, und ich fiel in die Hände des Mannes, dem er mich umsonst zu entziehen gesucht hatte.
»Ich blieb bei diesem Gedanken, dem einzigen wahrscheinlichen und in der Tat auch einzigen wahren, stehen.
»Auf die Bitten von Gertrude trank ich eine Tasse Milch und aß ein wenig Brot.
»Der Morgen verging mit dem Entwerfen von wahnsinnigen Plänen für eine Flucht. Und dennoch konnten wir hundert Schritte von uns, im Schilfrohr angebunden, eine Barke mit ihren Rudern sehen. Wäre diese Barke in unserem Bereiche gewesen, so hätten meine durch den Schrecken angespornten Kräfte, im Vereine mit den natürlichen Kräften von Gertrude, genügt, um uns aus der Gefangenschaft zu befreien.
»Während dieses Morgens störte uns nichts. Man brachte uns das Mittagsbrot, wie man uns das Frühstück gebracht hatte. Ich fiel vor Schwäche beinahe um und setzte mich zu Tische, wo ich nur von Gertrude bedient wurde; sobald unsere Wächter unser Mahl aufgetragen hatten, zogen sie sich zurück. Doch plötzlich entdeckte ich, mein Brot brechend, ein Billet.
»Ich öffnete es hastig; es enthielt nur folgende Worte:
›Ein Freund wacht über Euch. Morgen werdet Ihr Kunde von ihm und Eurem Vater erhalten.‹
»Man begreift, wie groß meine Freude war: mein Herz schlug, dass die Brust hätte springen sollen. Ich zeigte das Billet Gertrude. Der Rest des Tages ging mit Hoffen und Warten hin.
»Die zweite Nacht verlief eben so ruhig, als die erste; dann kam die so sehr ersehnte Stunde des Frühstücks, denn ich zweifelte nicht, ich würde in meinem Brod ein neues Billet finden. Ich täuschte mich nicht; das Billet war in folgenden Worten abgefasst:
›Die Person, welche Euch entführt hat, kommt diesen Abend um zehn Uhr im Schlosse Beaugé an; doch der Freund, der über Euch wacht findet sich um neun Uhr unter Euren Fenstern mit einem Briefe Eures Vaters ein, der Euch das Vertrauen empfehlen wird, das Ihr ihm vielleicht ohne diesen Brief nicht gewähren würdet.
›Verbrennt dieses Billet.‹
»Ich las den Brief wieder und wieder, dann warf Ich ihn nach dem Bitten des Schreibers in das Feuer. Die Handschrift war mir völlig unbekannt, und ich gestehe, ich wusste nicht, woher er kommen konnte.
»Gertrude und ich verloren uns in Mutmaßungen; hundertmal gingen wir im Verlauf des Morgens an das Fenster, um zu sehen, ob wir Niemand an dem Ufer des Teiches und in der Tiefe des Waldes entdecken könnten; Alles war öde.
»Eine Stunde nach dem Mittagessen klopfte man an die Türe; es war zum ersten Male, dass man zu einer andern Zeit, als zu der, wo man uns das Essen brachte, bei uns einzutreten versuchte; da wir indessen kein Mittel hatten, uns von innen einzuschließen, so mussten wir den Eintritt zugeben. Es war der Mann, der mit uns an der Türe der Sänfte und im Hofe des Schlosses gesprochen hatte. Ich vermochte ihn nicht am Gesicht zu erkennen, da er verlarvt war, wenn er mit uns sprach; doch bei den ersten Worten, die er von sich gab, erkannte ich ihn an der Stimme.
»Er reichte mir einen Brief.
›In wessen Auftrag kommt Ihr, mein Herr?‹ fragte ich.
›Das Fräulein wolle den Brief lesen, und es wird selbst sehen,‹ antwortete er.
›Ich kann diesen Brief nicht lesen, da ich nicht weiß, von wem er kommt.‹
›Mein Fräulein, es steht in Eurem Belieben, zu tun, was Ihr wollt. Ich hatte Befehl, Euch diesen Brief zu übergeben; ich lege ihn zu Euren Füßen nieder; gefällt es Euch, denselben aufzuheben, so werdet Ihr ihn aufheben.‹
»Und der Diener, der ein Stallmeister zu sein schien, legte den Brief wirklich auf das Tabouret, auf welchem meine Füße ruhten, und entfernte sich.
›Was ist zu tun?‹ fragte ich Getrude.
›Wenn ich dem Fräulein einen Rat geben dürfte, so wäre es der, den Brief zu lesen. Vielleicht enthält er die Offenbarung einer Gefahr, der wir uns, darauf aufmerksam gemacht, zu entziehen im Stande sein werden.‹
»Der Rat war so vernünftig, dass ich von meinem ersten Entschluss abging und den Brief öffnete.«
In diesem Augenblick unterbrach sich Diana in ihrer Erzählung, stand auf, öffnete einen kleinen Schrank von der Art derjenigen, für welche wir den italienischen Namen Stippo beibehalten