Die Dame von Monsoreau. Александр Дюма
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Die Dame von Monsoreau - Александр Дюма страница 41
»Es vergingen acht Tage. Man sprach viel und sehr verschieden in der ganzen Gegend von Herrn von Monsoreau. Eines Morgens erschollen die Wälder vom Klang der Hörner und vom Gebelle der Hunde. Ich lief bis an das Gitter des Parks und kam gerade zu rechter Zeit, um Daphne wie einen Blitz, verfolgt von einer Meute, vorüberschießen zu sehen; ihre zwei Kälber liefen hinter ihr.
»Einen Augenblick nachher kam auf einem Rappen, der Flügel zu haben schien, ein Mann wie eine Vision vorbei: es war Herr von Monsoreau.
»Ich wollte einen Schrei ausstoßen, ich wollte um Gnade für meinen armen Schützling bitten, doch er hörte meine Stimme nicht oder er gab nicht darauf Acht, dergestalt wurde er von der Hitze der Jagd fortgerissen.
»Ohne mich um die Unruhe zu bekümmern, die ich meinem Vater bereiten würde, wenn er meine Abwesenheit wahrnähme, lief ich in der Richtung fort, in der ich die Jagd sich hatte entfernen sehen, hoffend, den Grafen selbst oder einen von seinen Leuten zu treffen und ihn zu bitten, die Verfolgung einzustellen, die mir das Herz zerriss.
»Ich lief so über eine halbe Stunde, ohne zu wissen, wohin ich ging; seit geraumer Zeit hatte ich Hirschkuh, Meute und Jäger aus dem Gesicht verloren. Bald hörte ich auch nicht mehr bellen; ich sank am Fuße eines Baumes nieder und fing an zu weinen. Hier lag ich seit ungefähr einer Viertelstunde, als ich in der Ferne den Lärmen der Jagd zu unterscheiden glaubte; ich täuschte mich nicht, der Lärmen kam jeden Augenblick näher; bald war er in so geringer Entfernung von mir, dass ich nicht zweifelte, die Jagd würde im Bereiche meines Blickes vorüber kommen. Ich stand sogleich auf und eilte nach der Gegend, wo sie sich ankündigte.
»Ich sah wirklich in einer Lichtung die arme Daphne keuchend erscheinen; sie hatte nur noch ein einziges Kalb; das andere war der Ermattung unterlegen und ohne Zweifel von den Hunden zerrissen werden.
»Sie selbst war sichtbar müde; die Entfernung zwischen ihr und der Meute war weniger groß, als das erste Mal; ihr Lauf hatte sich in abgestoßene Sätze verwandelt, und als sie vor mir vorüberkam, schrie sie traurig.
»Wie das erste Mal strengte ich mich vergebens an, um mich hörbar zu machen. Herr von Monsoreau gewahrte nichts, als das Tier, das er verfolgte; er ritt noch schneller, als ich es zuvor gesehen, das Horn am Munde und furchtbar blasend.
»Hinter ihm trieben mehre Jäger die Hunde mit dem Horn und der Stimme an. Dieser Wirbel von Gebelle, von Fanfaren und Geschrei zog wie ein Sturm vorbei, verschwand im Dickicht des Waldes und erlosch in der Ferne.
»Ich war in Verzweiflung; ich sagte mir, wenn ich mich nur fünfzig Schritte weiter vor am Rande der Lichtung befunden hätte, über die er hin geritten, so müsste er mich gesehen haben, und meine Bitte hätte dem armen Tiere sicherlich Begnadigung verschafft.
»Dieser Gedanke belebte meinen Mut; die Jagd konnte zum dritten Male in meinem Bereiche vorüber kommen. Ich folgte einem mit schönen Bäumen eingefassten Wege, von dem ich wusste, dass er nach dem Schlosse Beaugé führte. Dieses Schloss, welches dem Herrn Herzog von Anjou gehörte, lag ungefähr drei Stunden von dem Schlosse meines Vaters. Nach einem Augenblicke bemerkte ich es, und jetzt erst bedachte ich, dass ich drei Stunden zu Fuße gemacht hatte, und dass ich allein und sehr weit vom Schlosse Méridor entfernt war.
»Ich gestehe, dass sich ein unbestimmter Schrecken meiner bemächtigte, und dass ich in diesem Augenblick erst an die Unklugheit und sogar Unschicklichkeit meines Benehmens dachte. Ich folgte dem Rande des Teiches, denn ich wollte den Gärtner, einen braven Mann, der mir, wenn ich mit meinem Vater hierher gekommen war, herrliche Sträuße gegeben hatte, ich wollte den Gärtner, sage ich, bitten, mich zurückzuführen, als sich die Jagd plötzlich abermals hören ließ. Ich blieb unbeweglich und horchte. Der Lärmen nahm zu. Ich vergaß Alles. Beinahe in demselben Augenblick sprang die Hirschkuh auf der andern Seite des Teiches aus dem Walde hervor, doch Ihre Verfolger waren ihr so nahe, dass sie demnächst erreicht werden musste. Sie war allein, ihr zweites Kalb war ebenfalls unterlegen. Der Anblick des Wassers schien Daphne ihre Kräfte wieder zu verleihen; sie zog die Kühle durch ihre Nasenlöcher ein und stürzte sich in den Teich, als wollte sie zu mir kommen.
»Anfangs schwamm sie rasch und schien ihre Energie wiedergefunden zu haben. Ich betrachtete sie, Tränen in den Augen, die Arme ausgestreckt und beinahe eben so keuchend, als sie selbst; doch unmerklich erschöpften sich ihre Kräfte, während im Gegenteil die der Hunde durch das nahe bevorstehende Jägerrecht sich zu verdoppeln schienen. Bald erreichten sie die hitzigsten Hunde und, durch ihr Gebiss zurückgehalten, hörte sie auf, vorzurücken. In diesem Augenblick erschien Herr von Monsoreau am Saume des Waldes, ritt bis an den Teich und sprang von seinem Pferde. Da raffte ich alle meine Kräfte zusammen, um mit gefalteten Händen: »Gnade!« zu schreien. Es kam mir vor, als hätte er mich bemerkt, und ich rief abermals und noch stärker, als das erste Mal. Er hörte mich, denn er lüpfte den Hut, und ich sah ihn auf einen Nachen zulaufen, mit dem er, nachdem er ihn losgebunden, rasch auf das Tier zu ruderte, das mitten unter der ganzen Meute, von der es eingeholt worden war, kämpfte. Ich zweifelte nicht, bewogen durch meine Stimme, durch meine Bitten und Gebärden eile Herr von Monsoreau so sehr, um dem Tiere zu Hilfe zu kommen, als ich ihn plötzlich, da er in die Nähe von Daphne gelangt war, sein Jagdmesser ziehen sah; ein Sonnenstrahl, der sich auf dem Eisen spiegelte, machte einen Blitz daraus hervorspringen; dann verschwand der Blitz wieder; die ganze Klinge war in die Kehle gedrungen. Eine Blutwelle schoss, das Wasser des Teiches rot färbend, hervor. Die Hirschkuh schrie auf eine unendlich wehmütige Weise, schlug das Wasser mit ihren Läufen, richtete sich beinahe gerade auf und sank dann tot nieder.
»Ich stieß einen beinahe eben so schmerzlichen Schrei aus, wie sie, und fiel ohnmächtig an den. Rand des Teiches.
»Als ich wieder zu mir kam, lag ich in einem Zimmer des Schlosses Beaugé, und mein Vater, den man hatte holen lassen, weinte an meinem Bette.
»Da es nichts Anderes war, als eine ohne Zweifel durch die Aufregung des Laufes bewirkte Nervenkrise, so konnte ich schon am anderen Tage wieder nach Méridor zurückkehren. Drei oder vier Tage lang hütete ich jedoch das Zimmer.
»Am vierten Tage erzählte mir mein Vater, während der ganzen Zeit, die ich leidend gewesen, habe sich Herr von Monsoreau, der mich gesehen, als man mich ohnmächtig weggetragen, nach meinem Befinden erkundigt; er sei in Verzweiflung gewesen, als er erfahren, er wäre die unwillkürliche Ursache dieses Unfalls, und habe gebeten, sich bei mir entschuldigen zu dürfen, wobei er geäußert, er könnte nicht eher glücklich sein, als bis er die Vergebung aus meinem Munde vernommen hätte.
»Es wäre lächerlich gewesen, mich zu weigern, ihn zu sehen, und ich gab, trotz eines inneren Widerstrebens, nach.
»Am andern Tage fand er sich ein; ich fühlte das Kindische meiner Lage: die Jagd ist ein Vergnügen, das die Frauen selbst teilen; ich verteidigte mich also gewissermaßen über die lächerliche Aufregung, die ich meiner Zärtlichkeit für die arme Daphne zuschrieb.
»Nun spielte der Graf den Verzweifelten und schwor mir zwanzigmal bei seiner Ehre, wenn er hätte ahnen können, dass ich irgend einen Anteil an seinem Opfer nähme, so würde er sich äußerst glücklich geschätzt haben, es zu schonen; seine Beteuerungen besiegten mich jedoch nicht, und der Graf entfernte sich, ohne dass er in meinem Herzen den schmerzlichen Eindruck, den er auf dasselbe gemacht, zu vertilgen im Stande gewesen war.
»Als der Graf wegging, erbat er sich von meinem Vater die Erlaubnis, wiederkommen zu dürfen. Er war in Spanien geboren und in Madrid erzogen worden; es dünkte dem Baron anziehend, von dem Lande zu sprechen, in welchem er so lange verweilt hatte. Der Graf war übrigens von guter Geburt, Unterstatthalter der Provinz und, wie man sagte, ein Liebling des Herzogs von Anjou; mein Vater hatte keinen Grund, ihm seine Bitte zu verweigern,