Die Fünf und Vierzig. Александр Дюма

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Die Fünf und Vierzig - Александр Дюма

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Natur, welche ihm, dem König, so wenig für seinen Freund zu thun übrig gelassen.

      Heinrich kannte genau diese zwei Männer und liebte sie vielleicht des Contrastes willen. Unter seiner skeptischen und abergläubischen Hülle verbarg Heinrich einen Fond von Philosophie, der sich, ohne Catharina, in einer merkwürdig nützlichen Richtung entwickelt hätte.

      Oft verrathen, wurde Heinrich nie getäuscht.

      Mit dem vollkommenen Verständniß des Charakters seiner Freunde, mit der tiefen Kenntniß ihrer Fehler und ihrer guten Eigenschaften, dachte er nun, von ihnen entfernt, einsam, traurig, in diesem düsteren Gemache an sie, an sich, an sein Leben, und betrachtete im Schatten diese dunklen Horizonte, welche schon in der Zukunft für viele minder hellsehende Blicke, als die seinigen, gezeichnet waren.

      Die Angelegenheit von Salcède hatte ihn sehr trübe gestimmt. Allein zwischen zwei Frauen in einem solchen Augenblick, hatte Heinrich seine Vereinzelung, seine Entblößung gefühlt; die Schwäche von Louise machte ihn traurig; die Stärke von Catharina erschreckte ihn. Heinrich empfand endlich in seinem Inneren jene unbestimmte, ewige Angst, welche die Könige erfaßt, die vom Mißgeschick dazu bezeichnet sind, daß ein Geschlecht in ihnen und mit ihnen erlösche.

      In der That bemerken, daß, obgleich man über alle Menschen erhaben ist, diese Größe doch keine feste, unerschütterliche Grundlage hat; fühlen, daß man die Statue ist, die man beweihräuchert, das Ideal, das man anbetet, das aber die Priester und das Volk, die Anbeter und die Diener, je nach ihrem Interesse erheben oder niederbeugen, nach ihrer Laune schwanken machen, ist für einen stolzen Geist das grausamste der Mißgeschicke. Heinrich fühlte dies lebhaft und ärgerte sich, daß er es fühlte.

      Und dennoch raffte er sich von Zeit zu Zeit zu der Energie seiner lange in ihm, vor dem Ende seiner Jugend, erloschenen Jugend auf.

      »Warum soll ich mich im Ganzen beunruhigen?« sagte er zu sich selbst. »Ich habe keine Kriege mehr durchzukämpfen; Guise ist in Nancy; Heinrich in Pau; der Eine ist genöthigt, seinen Ehrgeiz in sich selbst zu verschließen, der Andere hat nie Ehrgeiz gehabt. Die Geister besänftigen sich, kein Franzose hat im Ernste das unmögliche Unternehmen, den König zu entthronen, im Blick gehalten; die durch die goldene Scheere von Frau von Montpensier versprochene dritte Krone ist nicht mehr als das Wort eines in seiner Eitelkeit verletzten Weibes; meine Mutter allein träumt immer von ihrem Usurpationsgespenst, ohne mir im Ernst den Usurputor zeigen zu können; doch ich, der ich ein Mann bin, der ich trotz meines Kummers ein noch junges Gehirn besitze, ich weiß woran ich mich hinsichtlich der Prätendenten, die sie fürchtet, zu halten habe.

      »Ich werde Heinrich von Navarra lächerlich, Guise verhaßt machen, und mit dem Schwerte in der Hand die fremden Bündnisse zerstreuen. Bei Gottes Tod! ich war bei Jarnac und Moncontour nicht mehr werth, als ich heute werth bin.

      »Ja,« fuhr Heinrich fort, indem er seinen Kopf auf die Brust fallen ließ, »ja, aber mittlerweile langweile ich mich, und es ist tödtlich, sich zu langweilen. Die Langeweile ist mein einziger, mein wahrer Verschworener, und meine Mutter spricht nie etwas von diesem.

      »Ich will doch sehen, ob diesen Abend einer zu mir kommt! Joyeuse versprach mir, frühzeitig zu erscheinen: er belustigt sich, aber wie des Teufels macht er es, um sich zu belustigen? Épernon? Oh! dieser belustigt sich nicht; er schmollt, er hat seine Klauensteuer von fünf und zwanzig tausend Thalern noch nicht erhalten; meiner Treue! er mag nach seinem Belieben schmollen.«

      »Sire,« sprach die Stimme des Huissier, »der Herr Herzog von Épernon!«

      Alle diejenigen, welche das Aergerliche des Wartens, die Anschuldigungen, die daraus für die erwarteten Personen hervorgehen, sowie die Leichtigkeit kennen, mit der sich die Wolke zerstreut, wenn die Person erscheint, werden den Eifer begreifen, mit dem der König einen Stuhl für den Herzog vorzurücken befahl.

      »Ah! guten Abend, Herzog,« sagte er, »ich bin entzückt, Euch zu sehen.«

      Épernon verbeugte sich ehrfurchtsvoll.

      »Warum habt Ihr diesen Schurken von einem Spanier nicht viertheilen sehen? Ihr wußtet wohl, daß Ihr einen Platz in meiner Loge hattet, da ich es Euch sagen ließ.«

      »Sire, ich konnte nicht«

      »Ihr konntet nicht?.-

      »Nein, Sire, ich hatte Geschäfte.«

      »Sollte man nicht in der That glauben, er wäre mein Minister mit seinem ellenlangen Gesichte, und käme, um mir zu melden, eine Steuer sei nicht bezahlt worden,« sagte Heinrich die Achseln zuckend.

      »Meiner Treue,« sprach Épernon, die Kugel im Sprunge auffassend, »Eure Majestät hat Recht, die Steuer ist nicht bezahlt worden, und ich habe keinen Thaler mehr.«

      »Gut,« machte Heinrich ärgerlich.

      »Doch,« fuhr Épernon fort, »es handelt sich nicht um dieses, und ich beeile mich, es Eurer Majestät zu sagen, denn sie könnte glauben, dies seien die Angelegenheiten, mit denen ich mich beschäftige.«

      »Laßt Eure Angelegenheiten hören, Herzog.«

      »Euere Majestät weiß, was bei der Hinrichtung von Salcède vorgefallen ist?«

      »Bei Gott! da ich dabei gewesen bin.«

      »Man hat den Verurtheilten zu entführen versucht.«

      »Das habe ich nicht gesehen.«

      »Dieses Gerücht ist jedoch in der Stadt im Umlauf.«

      »Ein Gerücht ohne Ursache und ohne Folge; man hat sich nicht gerührt.«

      »Ich glaube, Eure Majestät ist in einem Irrthum begriffen.«

      »Worauf gründet Ihr Eure Meinung?«

      »Darauf, daß Salcède vor dem Volke in Abrede zog, was er vor den Richtern gesagt hatte.«

      »Ah! das wißt Ihr schon, Ihr?«

      »Ich suche Alles zu erfahren, was Eure Majestät interessirt.«

      »Ich danke; aber worauf zielt Ihr mit diesem Eingang ab?«

      »Darauf: ein Mann, der stirbt wie Salcède, ist als sehr guter Diener gestorben, Sire.«

      »Nun! und hernach?«

      »Der Herr, der solche Diener hat, ist sehr glücklich; das ist das Ganze.«

      »Und Du willst sagen, ich habe keine solche Diener, ich, oder deutlicher gesprochen, keine mehr? Du hast Recht, wenn Du das sagen willst.«5

      »Das will ich nicht sagen. Eure Majestät fände, sobald es Gelegenheit gäbe, dafür kann ich besser stehen, als irgend Jemand, so treue Diener, als der Herr von Salcède.«

      »Der Herr von Salcède, der Herr von Salcède! nennt doch einmal die Dinge bei ihrem Namen! Ihr Leute, die Ihr mich umgebt. Wie heißt er, dieser Herr?«

      »Eure Majestät muß es besser wissen als ich, sie, die sich mit Politik beschäftigt.«

      »Ich weiß, was ich weiß. Sagt mir, was Ihr wißt.«

      »Ich weiß nichts, ich vermuthe nur viele Dinge.«

      »Gut,« sprach Heinrich ärgerlich, »nicht wahr, Ihr kommt hierher, um mich zu erschrecken

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<p>5</p>

Dieses Abwechseln von Du und Ihr ist eine Eigenthümlichkeit der Sprache von Heinrich III. mit seinen Günstlingen, welche Dumas auch schon in der Dame von Monsoreau bemerkbar macht.