Die Fünf und Vierzig. Александр Дюма
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Die Fünf und Vierzig - Александр Дюма страница 32
Diese letzte Phrase näherte die Liguisten Herrn von Mayneville.
Briquet errieth ihre Freude aus ihren Bewegungen.
Diese Freude beunruhigte ungemein den würdigen Bürger, welcher plötzlich einen Entschluß zu fassen schien.
Er ließ sich oben von seinem Trichter auf das Pflaster des Hofes hinabgleiten und wandte sich nach dem Thore wo ihm der Pförtner auf den Ausspruch der zwei Worte Lothringen und Parma, Ausgang gewährte.
Sobald Meister Robert Briquet auf der Straße war, athmete er so geräuschvoll, daß man begriff, er habe seit langer Zeit den Athem zurückgehalten.
Die Berathung dauerte immer noch fort; die Geschichte lehrt uns, was dabei vorging.
Herr von Mayneville brachte von Seiten der Guisen den künftigen Insurgenten von Paris den ganzen Plan des Aufstandes.
Es handelte sich um nichts Geringeres, als alle wichtige Personen, von denen man wußte, daß sie beim König in Gunst standen, zu ermorden, mit dem Ausruf: »Es lebe die Messe! Tod den Politikern!« die Straße zu durchlaufen und so eine neue Bartholomäusnacht mit den Trümmern der alten zu entflammen; nur vermischte man bei dieser die schlimm denkenden Katholiken mit den Hugenotten aller Art.
Indem man so handelte, diente man zwei Göttern: demjenigen, welcher im Himmel herrscht, und dem, welcher in Frankreich herrschen sollte:
Dem Ewigen und Herrn von Guise.
Zwölftes Kapitel
Das Gemach Seiner Majestät Heinrich III. im Louvre
In jenem großen Gemache im Louvre, in das wir schon so oft mit unseren Lesern eingetreten sind, und wo wir den armen König Heinrich III. so lange und so grausame Stunden haben hinbringen sehen, finden wir ihn abermals, nicht mehr als König, nicht mehr als Herrn, sondern niedergeschlagen, bleich, unruhig, und ganz und gar der Verfolgung aller Schatten preisgegeben, welche bei ihm die Erinnerung unablässig unter diesen erhabenen Gewölben hervorruft.
Heinrich war sehr verändert seit dem unseligen Tode seiner Freunde, den wir anderswo erzählt haben… Diese Trauer war über sein Haupt wie ein verheerender Sturm hingegangen… und der arme König, der, beständig sich erinnernd, daß er ein Mensch, seine Stärke und sein Vertrauen nur in Privatneigungen gesetzt, hatte sich jeder Stärke und jedes Vertrauens durch den neidischen Tod berauben sehen und war so dem furchtbaren Augenblick zuvorgekommen, wo die Könige allein… ohne Freunde… ohne Wachen… und ohne Krone zu Gott gehen.
Heinrich III. war grausam heimgesucht worden. Alles was er liebte, war nach und nach um ihn her gefallen. Nachdem Schomberg, Quelus und Maugiron im Duell durch Livarot und Antraguet getödtet worden, wurde Saint-Mégrin durch Herrn von Mayenne ermordet: die Wunden waren offen und blutig geblieben… Seine Zuneigung für seine neuen Günstlinge, Épernon und Joyeuse, glich der, die ein Vater nachdem er seine besten Kinder verloren, auf diejenigen überträgt, welche ihm noch bleiben; während er die Fehler der letzteren vollkommen kennt, liebt er, schont er, behütet er sie, um dem Tod keine Gewalt über sie zu geben.
Er hatte Épernon mit Gütern überhäuft, und dennoch liebte er ihn nur stellenweise und aus Laune. In gewissen Augenblicken haßte er ihn sogar. Dann geschah es, daß Catharina, diese unbarmherzige Rathgeberin, in der der Geist stets wachte, wie die Lampe im Tabernakel, daß Catharina, selbst in ihrer Jugend zu Thorheiten unfähig, die Stimme des Volkes übernahm, um die Neigungen des Königs zu tadeln.
Nie hätte sie ihm gesagt, wenn sie ihn den Schatz leeren sah, um das Gut Lavalette zu einem Herzogthum zu erheben und es königlich zu vergrößern, nie hätte sie ihm gesagt: »Sire, haßt diese Menschen, die Euch nicht lieben, oder die Euch, was noch schlimmer ist, nur um ihretwillen lieben.« Sah sie aber die Stirne des Königs sich falten, hörte sie ihn in einem Augenblick des Ueberdrusses Épernon des Geizes oder der Feigheit beschuldigen, so fand sie sogleich das unbeugsame Wort, welches alle Klagen des Volkes und des Königthums gegen Épernon zusammenfaßte und eine neue Furche in den königlichen Haß grub.
Als unvollständiger Gascogner, hatte Épernon mit seiner Feinheit und seiner angeborenen Verderbtheit das Maß der königlichen Schwäche genommen; er wußte seinen Ehrgeiz, einen unbestimmten Ehrgeiz, dessen Ziel ihm selbst noch unbekannt war, zu verbergen; nur ersetzte ihm seine Habgier den Compaß, um ihn gegen die entfernte Welt zu lenken, die ihm noch die Horizonte der Zukunft verbargen, und nach dieser Habgier allein steuerte er sich.
War der Schatz zufällig ein wenig voll, so sah man Épernon den Arm gerundet und das Gesicht lachend, auferstehen und sich nähern; war der Schatz leer, so verschwand er mit verächtlicher Lippe und gerunzelter Stirne, um sich entweder in seinem Hotel oder in einem von seinen Schlössern einzuschließen, wo er jammerte und klagte, bis er den armen König wieder bei der Schwäche seines Herzens gepackt und ihm irgend ein neues Geschenk entlockt hatte.
Durch ihn war das Günstlingthum zu einem Gewerbe erhoben worden, zu einem Gewerbe, bei dem er alle nur immer mögliche Revenuen4 ausbeuten. Zuerst gestattete er dem König nicht die geringste Zögerung beim Bezahlen zur Verfallzeit; später, als er Höfling wurde und die launenhaften Nordwinde der königlichen Gunst oft genug wiederkehrten, um sein gascognisches Gehirn zu befestigen, später, sagen wir, ließ er sich herbei, einen Theil von der Arbeit zu übernehmen, nämlich zum Eintreiben der Geldmittel beizutragen, aus denen er seine Beute machen wollte.
Diese Notwendigkeit, das fühlte er wohl, zwang ihn, vom trägen Höfling, was der beste von allen Ständen ist, ein thätiger Höfling zu werden, was man als die schlimmste von allen Lagen betrachten darf. Er beklagte sehr bitter die süße Wonne von Quelus, Schomberg und Maugiron, welche nie von öffentlichen oder Privatangelegenheiten gesprochen und so leicht die Gunst in Geld und das Geld in Vergnügungen verwandelt hatten; aber die Zeiten hatten sich geändert; das eiserne Zeitalter war auf das goldene gefolgt; das Gold kam nicht mehr wie sonst; man mußte zu dem Golde gehen, um es zu nehmen, in den Adern des Volkes wühlen, wie in einer halb versiegten Mine. Épernon schickte sich darein und warf sich in das unentwirrbare Gestrüppe der Administration, verheerte da und dort auf seinem Durchzuge und erpreßte, ohne den Verwünschungen Rechenschaft zu tragen, wenn nur der Lärmen der Goldthaler die Stimme der Kläger bedeckte.
Die rasche und sehr unvollständige Skizze, die wir von dem Charakter von Joyeuse entworfen haben, vermag dem Leser zu zeigen, welcher Unterschied zwischen den beiden Günstlingen stattfand, die sich, wir sagen nicht in die Freundschaft, sondern in die große Portion des Einflusses theilten, den Heinrich immer über Frankreich und über sich selbst diejenigen, welche ihn umgaben, nehmen ließ. Ganz natürlich und ohne darüber nachzudenken, hatte sich Joyeuse der Tradition der Quelus, der Schomberg, der Maugiron und der Saint-Mégrin hingegeben und war ihrer Spur gefolgt; nur waren die seltsamen Gerüchte, welche über die wunderbare Freundschaft im Umlauf gewesen, die der König für die Vorgänger von Joyeuse hegte, mit dieser Freundschaft gestorben; kein ehrloser Flecken beschmutzte die beinahe väterliche Zuneigung von Heinrich für Joyeuse. Aus einer Familie berühmter und redlicher Leute, beobachtete Joyeuse wenigstens öffentlich die Achtung vor dem Königthum und seine Vertraulichkeit überschritt nie gewisse Gränzen. In der Mitte des moralischen Lebens war Joyeuse ein wahrer Freund für Heinrich; aber diese Mitte bot sich selten. Anne war jung, feurig, verliebt, und wenn er verliebt war, selbstsüchtig; es war wenig für ihn, durch den König glücklich zu sein und das Glück zu seiner Quelle zurückgehen zu lassen; es war Alles für ihn, glücklich zu sein, auf welche Weise es auch sein
4
Einkünfte