Dr. Norden Staffel 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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»Verschieben Sie die Hochzeit! Je eher wir die Sache in Angriff nehmen, umso größer sind Ihre Chancen, heil aus der Nummer wieder rauszukommen«, wählte Verena Schreiner eine saloppe Formulierung.
Sie erreichte ihr Ziel, und Manfred lächelte sie matt an, bevor er sich verabschiedete.
Den Rest des Tages hatte er zur freien Verfügung. Er hatte Natascha erzählt, dass die Fortbildung den ganzen Tag dauern würde. So irrte er ziellos durch die Stadt. Pausenlos kreisten die Gedanken in seinem Kopf. Natascha freute sich auf einen entspannten Abend mit ihm, aber er musste mit ihr sprechen. Und das, wo er ihr schon den Morgen verdorben hatte. Unwillig schüttelte Manfred den Kopf und traf eine Entscheidung.
»Nicht heute! Irgendwann einmal! Aber nicht heute.« Die nahe Kirchturmuhr schlug fünf Mal. Jetzt konnte er endlich nach Hause fahren, ohne ihren Verdacht zu erregen.
*
Für manche wie die Familie Norden verging das Wochenende leider viel zu schnell, während andere, wie Wendy, es kaum erwarten konnten, wieder an ihren Arbeitsplatz zurückzukehren. Mehr denn je war die Praxis ihr Zufluchtsort, und sie war froh und dankbar, dass sich die Patienten an diesem Montagvormittag die Klinke in die Hand gaben. Außerdem war Dr. Alexander Gutbrodt gekommen, um sich weiter um die Verhältnisse in der Praxis zu kümmern. Mit klopfendem Herzen servierte sie ihm Kaffee und Kekse. Zu ihrer Überraschung hatte er nur ein flüchtiges Lächeln für sie übrig. Nicht der leiseste Hauch eines Flirts lag in der Luft.
Doch an diesem Vormittag hatte Wendy glücklicherweise keine Zeit, sich große Gedanken darüber zu machen.
»Wenn Sie bitte noch im Wartezimmer Platz nehmen. Der junge Herr Norden hat gleich Zeit für Sie«, teilte sie Frau Bremer mit, die überraschend und ohne Termin in der Praxis aufgetaucht war.
Das Telefon klingelte, ein weiterer Patient wartete darauf, sein Anliegen anzubringen und eine Impfung und eine Blutabnahme standen an.
Doch Martha Bremer dachte nicht daran, sich widerspruchslos in diese Anweisung zu fügen.
»Ich muss unbedingt zu Dr. Norden Senior«, betonte sie und ordnete mit der faltigen, zartgliedrigen Hand in aller Ruhe ihre silberglänzende Frisur.
»Herr Dr. Norden ist heute Vormittag restlos ausgebucht«, erklärte sie und entschuldigte sich mit einem freundlichen Blick. Das Telefon klingelte immer noch. Sie konnte den Anrufer unmöglich noch länger warten lassen. »Guten Tag Herr Mückenberg, Sie müssen den Termin absagen?«, bediente sie den Patienten trotz des Stresses mit gewohnter Liebenswürdigkeit und zog den Terminkalender heran. »Ah, hier haben wir Sie ja. Wollen Sie einen neuen ausmachen?«
Wendy schickte der ungeduldig werdenden Frau Bremer ein freundliches Lächeln und verabschiedete sich schließlich von ihrem Gesprächspartner. Sie notierte den neuen Termin und musste sich einen Moment sortieren.
»Sie müssen also zu Dr. Norden Senior?«, nahm sie den Gesprächsfaden wieder auf. »Um was geht es denn? Ist es wirklich ausgeschlossen, dass Danny Norden Ihnen weiterhelfen kann?«, versuchte sie, Martha umzustimmen.
»Das, meine Liebe, ist eine private Angelegenheit«, gab Frau Bremer selbstbewusst zurück. »Aber wie ich gehört habe, ist doch gerade ein Termin beim Herrn Doktor frei geworden«, ließ sie nicht locker.
In diesem Augenblick trat Danny zu den beiden Damen an den Tresen. Überrascht stand er hinter Martha und konnte sich kaum ein Lachen verkneifen. Eine attraktive, wenn aber auch sichtlich gealterte Patientin, die eine Privatangelegenheit mit seinem Vater zu besprechen hatte?
Wendy fing Dannys Blick auf und runzelte die Stirn.
»Gut. Dann übernehmen Sie Herrn Mückenbergs Termin«, gab sie sich seufzend geschlagen, und endlich zog sich Martha zufrieden ins Wartezimmer zurück.
Danny hingegen musste bis zur Mittagspause warten, um seinen Vater allein zu erwischen.
»Sieh mal einer an …«, begann er vielsagend, nachdem sie kurz die schwierigen Fälle des Vormittags – den Verdacht auf eine akute Blinddarmentzündung, Vergiftungserscheinungen bei einem Dreijährigen und die Blutung eines Magengeschwürs bei einem Patienten mit Blutgerinnungsstörungen – besprochen hatten, »ich hab ja gar nicht gewusst, dass du neuerdings auf ältere Semester stehst.« Dabei grinste er seinen Vater frech an.
Zuerst wusste Daniel gar nicht, worauf sein Sohn hinauswollte.
»Ich verstehe nicht …«
»Na, die ältere Dame, die heute auf einem Termin bei dir bestanden hat«, bemerkte Danny und räumte geschäftig auf seinem Schreibtisch herum. »Ich meine, sie ist ja durchaus apart …, aber findest du nicht, dass sie ein paar Jahre zu alt für dich ist.«
Endlich ging Daniel ein Licht auf und er schmunzelte amüsiert.
»Das könnte ich von dir ja auch behaupten«, spielte er auf Dannys hartnäckige Verehrerin an. »Deine Victoria Bernhardt ist ja mindestens auch zehn Jahre älter als du. Mal abgesehen davon, dass Frau Bremer einen Freund hat.«
Schlagartig verging Danny das Lachen.
»Sie ist nicht ›meine‹ Victoria.«
Wann immer er an die Jungunternehmerin dachte, beschlich ihn ein ungutes Gefühl. Seit ihrem letzten Besuch in der Praxis waren ein paar Wochen vergangen. Trotzdem wähnte er sich nicht in Sicherheit, rechnete er jeden Tag damit, dass sie bei seiner Freundin Tatjana auftauchen würde, um ihr irgendwelche Lügengeschichten über ihr Verhältnis aufzutischen. So gut kannte er Victoria nämlich inzwischen: Diese Frau scheute sich nicht davor, über Leichen zu gehen, um ein Ziel zu erreichen. Danny hatte Tatjana zwar gewarnt. Aber Victoria Bernhardt war raffiniert.
Ein ungutes Gefühl zwängte seinen Magen zusammen, und er kam schnell auf Martha Bremer zurück.
»Lenk nicht vom Thema ab«, forderte er seinen Vater auf und zwang ein Lächeln aufs Gesicht.
Daniel, der die Verstimmung seines Sohnes durchaus registriert hatte, dachte kurz nach.
»Also schön«, tat er ihm den Gefallen, nicht ohne sich vorzunehmen, ein waches Auge auf die junge Unternehmerin zu haben. »Frau Bremer ist für Ihr Alter wirklich eine Schönheit. Aber ehrlich gesagt, hat sie kein Interesse an mir als Mann«, seufzte er und mimte Enttäuschung. »Sie wollte sich nur persönlich bei mir bedanken, dass ich sie am Samstag in die Behnisch-Klinik zur Diabetes-Sprechstunde mitgenommen habe. Offenbar wurden ihr dort die Augen geöffnet. Du siehst also: Die Zeiten, in denen meine Assistentin auf mich aufpassen musste, sind ein für alle Mal vorbei.« Gut gelaunt zwinkerte er seinem Sohn zu.
»Und dazu ist Frau Bremer extra hergekommen?«, wunderte sich Danny. »Das hätte sie doch auch telefonisch erledigen können.«
»Sie hat deiner Mutter und mir Theaterkarten der Laienschauspielgruppe geschenkt, deren Mitglied sie ist. Deshalb wollte sie persönlich vorbeikommen.«
»Oje!«, entfuhr es Danny, und er rieb sich die Nasenwurzel. »Ich glaube, da sind mir selbstgebackener Kuchen oder eine Schachtel Pralinen lieber.«
Auch Daniel war skeptisch. Doch er wollte nicht undankbar sein.
»Es ist eine nette Geste und eine gute Gelegenheit, wieder einmal einen schönen Abend mit deiner Mutter zu verbringen«, erklärte er