Triangularium. Jan Hagen Fink
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Das grundlegende Fehlverhalten der menschlichen Seele, Kontrolle über alle Bereiche ihres Lebens zu erlangen, ist der vermeintliche Versuch, die Grundbedürfnisse zu sichern, die sich aus jenen Bereichen zusammensetzen, die das Ego als elementar ansieht.
Die Seele strebt nach Sicherheit und übt prophylaktisch Kontrolle aus, wo sie Verletzbarkeit wähnt; der Geist stellt selbiges mit seiner Ratio an. Jene schützt die bewusste Wahrnehmung und selektiert Eindrücke nach deren Schock-Potenzial. Wir sehnen uns nach geordneten Verhältnissen. Wie konfus uns die Welt auch erscheinen mag, sie folgt einer höheren, absoluten Ordnung - entgegen allen Chaos-Theorien - doch wie wir das annehmen, ist eine Definitions-, Interpretations- und vor allem Glaubenssache. Die Weltordnung folgt keinem rationalen System. Jeder kann sich nur selbst schützen. Jeder Schutz von außen ist eine Illusion, die zwar den Glauben bestärkt, wodurch man sich beschützt wähnt, der aber nichts bewirken kann, was der Einzelne nicht selbst erschafft. Niemand kann von außen verhindern, dass jemand erkrankt, sich verletzt oder stirbt. Zwar wird immer nach einem Unglück nach dem oder den Schuldigen gesucht, doch das ist ein Kompensationsverhalten. Man glaubt, durch Strafe und Sühne ein Geschehen ausgleichen zu können, das in Wahrheit einer höheren Ordnung folgend unabhängig von jenen, die dafür verantwortlich gemacht werden, so oder so eingetreten wäre.
Pflicht- und Schuldbewusstsein verhindern Anarchie. Wir fühlen uns schnell schuldig und um das zu umgehen, verpflichten wir uns, wobei wir ein Opfer bringen. Die Lebensversicherung, die nach unserem eventuellen Ableben für den Partner bestimmt ist, wurde kaum aus dem einzigen Grund der tiefen und innigen Liebe, sondern aus Schuld- und Pflichtbewusstsein abgeschlossen. Seit Jahrhunderten gibt die gesellschaftliche Ordnung vor, dass der Mann für die finanzielle Versorgung der Frau verantwortlich ist.
Die Einhaltung der Gesetze, die für Sicherheit sorgen, genau so wie Schuldbewusstsein und Verpflichtungen halten die soziale Weltordnung so lange aufrecht, bis die ehrliche Liebe regiert.
Wir schaffen uns so genannte “Sicherheitsraster”, um unvorhergesehene Ereignisse so weit wie möglich auszuschließen. Alles in unserem Leben unterliegt einer Planung, die uns ein vermeintliches Gefühl von Sicherheit geben soll. Unsere Beziehungen sind ein Raster, das erfüllt werden soll, unser Leben ist vom Kindergarten bis zum Berufsleben in großen Zügen geplant, unser Tagesablauf verläuft in vorgefertigten Bahnen und unser Terminkalender ermahnt uns ständig an Er-wart-ungen, Versprechungen und Verpflichtungen, die es zu erfüllen gilt.
Wir brauchen Struktur. Wir fühlen uns ohne ein Raster haltlos. Wir müssten spontan sein, wüssten wir nicht, was uns er-wartet. Auch wenn das nicht vollständig kontrollierbar ist, gibt es Scheinsicherheit. Vorausplanung verhindert, im Moment zu sein. Wir leben, um den Plan zu erfüllen, hetzen dem Soll hinterher und genießen das Ist und Jetzt nicht. Das Scheitern des Plans ist vorprogrammiert.
Im Grunde wollen wir immer sicher sein. Wir mögen den “Faktor X” nicht. Von der Krankenversicherung bis hin zum Ehevertrag würden wir am liebsten sogar wissen, ob und wann uns der berühmte Dachziegel eventuell auf den Kopf fällt - nur rechnen wir im Vergleich zum Scheitern der Ehe nicht wirklich damit, weshalb es uns auch kaum passieren wird. So sehr wir auch an romantische Liebe glauben wollen, so fühlen wir uns doch mit einem Vertrag oder einem vorgefertigten Raster oder Regeln, die den Beziehungsverlauf strukturieren, sicherer. Ohne sie - nur mit dem Versprechen des Partners und seinen Beteuerungen, dass wir geliebt werden - erwarten wir von ihm fortwährend Beweise für diese Liebe. Sie bauen unser Vertrauensfundament auf und geben vermeintliche Sicherheit. So sehr wir uns auch unserer Ausstrahlung, Wirkung, Fähigkeiten und Qualitäten bewusst sind, brauchen wir dennoch beständig Bestätigung dafür, um die Selbst-Sicherheit aufrecht erhalten zu können. Wir suchen unsere Selbst-Sicherheit im Außen - wie gefestigt wir uns auch im Inneren wähnen. Ein bestimmtes Maß daran ist normal, solange wir in einer Welt der Interaktion und Resonanz leben. Nur der Autist vermag sich weitgehend von äußeren Bestätigungen, deren Bedürfnis danach auf dem limbischen System basieren, abzukapseln. Er lebt und interagiert in ätherischen Bereichen, wo er sich sicher fühlt, weil er weiß, dass er sicher ist. Da er den Resonanzen der festen Welt machtlos gegenüber steht, braucht er sichere Rahmenbedingungen, die ihm Orientierung ermöglichen. Die Abweichung von der Norm des festen Gefüges lässt seine gesamte Welt einstürzen. Um nachzuvollziehen, wie er sich in seiner Welt fühlt, dient folgendes Beispiel: Stellen wir uns vor, wir befänden uns alleine in einer fremden Kultur mit sonderbaren Sitten, in der wir auch die Sprache und die Gestik nicht verstehen, sondern nur die ausgehenden Schwingungen fühlen. Doch wir wissen, dass Menschen lügen. Wer die Gepflogenheiten nicht kennt, kann sich irren und andere unwissentlich beleidigen oder fehlinterpretieren. Eine unbedachte Geste kann in einem anderen Kulturkreis Empörung nach sich ziehen. Kenntnis schützt uns. Erfahren wir in unserer Situation nun, dass immer, wenn eine Trommel geschlagen wird, Essenszeit ist, wenn wir auch ansonsten das Geschehnis, in das wir zwar körperlich in-volviert sind, nicht verstehen, wodurch wir uns dis-soziieren und in eine innere Welt verfallen, die die anderen nicht sehen können. Sie reden an uns vorbei. Wird nun auch noch nach dem Trommelschlag das Essen nicht mehr ausgegeben, verfallen wir in Panik. Unser leibliches Wohl ist gefährdet und wir fühlen uns bedroht, da wir in dem Irrgarten, dem wir nicht zu entfliehen vermögen, die letzte Orientierung verloren haben. In gewisser Weise sind wir alle Autisten, wir können es nur im Vergleich zum wahren Autisten besser verbergen, weil wir Zugang zum limbischen System, das uns Kontrolle ermöglicht und uns sagt, “was sich gehört”, haben.
Jeder weiß, dass die Alternative zu Kontrolle Vertrauen ist. Doch Vertrauen kann nur stattfinden, wo ein Fundament dafür geschaffen wurde. Die Fähigkeit, Vertrauen in unbestimmte und vage Bereiche bzw. übermäßiges Vertrauen in klar definierte Situationen zu setzen, wird in unserer Gesellschaft vorwiegend belächelt. Schnell ist man naiv, mit zu wenig Lebenserfahrung ausgestattet oder hat sich nach Meinung der meisten, die sich in zumindest einem Bereich als “gebrannte Kinder” bezeichnen, noch nicht oft genug “die Finger verbrannt”.
Natürlich braucht Vertrauen eine Grundlage, doch jene ist nicht in den Beweisen, die wir ständig von anderen Personen oder Situationen haben möchten, zu finden. Sogar selbst müssen wir uns ständig etwas beweisen. Diese so genannten “Vertrauensbeweise” können erst stattfinden, wenn wir zuvor Vertrauen gesät haben.
Sie sind als eine Art Echo zu verstehen und jedes Echo benötigt das formulierte Wort bzw. jede Resonanz die Form gewordene Tat. Dementsprechend ist Sicherheit nur in unserem Kern und niemals in unter Kontrolle gebrachten äußeren Umständen zu finden.
Wer nicht darauf vertrauen kann, dass der Partner ihm treu bleibt, sollte zuerst überlegen, warum er das nicht kann. In zweiter Linie wäre die Überlegung angebracht, warum es ihm so wichtig ist, nicht “betrogen” zu werden. Denn wahrscheinlich sind beide Fragen die Antwort darauf, dass man sich selbst nicht toll genug findet, um als einzige Person dem Partner zu genügen. Er fordert daher von ihm Beweise, um etwas in der Hand zu haben, das ihm hilft, selbst daran glauben zu können, liebenswert zu sein. Das wird kaum funktionieren. Eifersucht resultiert aus der eigenen Unzulänglichkeit und produziert Kontrollverhalten. In jenem Beispiel wird die betreffende Person erst dann in einer harmonischen Beziehung leben können, wenn sie sich als liebenswert empfindet. Wer sich selbst liebt, liebt andere wahrhaftig und nicht aus einem Gefühl des Mangels und dem Wunsch, der Partner möge einem geben, was man sich selbst nicht zu geben vermag. Eine ausgeglichene Person vertraut auf ihre eigenen Vorzüge und Fähigkeiten und gesteht auch dem Partner seine zu, wodurch er Vertrauen schenken kann, das sie zurückerhalten wird.
Weil das für die meisten Menschen jedoch eine Kunstfertigkeit darstellt, werden Beziehungen immer wieder aus dem Gefühl des Mangels herbeigesehnt und eingegangen, wodurch das Beispiel, das die meisten Paare geben, den “Lebenserfahrenen” als Vorbild dient und weitere Fehler vorprogrammiert und falsche bzw. Selbst-schädigende Verhaltensmuster tief einprägt.
Seele wie Geist sind elastisch. Das Lösen alter Muster und die