Dr. Norden Jubiläumsbox 9 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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»Und wie geht es jetzt weiter? Welche Therapie schlägst du vor?«
Nachdenklich wiegte Jenny den Kopf und beugte sich über das dicke Lexikon, das sie bereits zu Rate gezogen hatte.
»Ich habe viel recherchiert. Koreanische Kollegen hatten einen ähnlichen Fall. Den haben sie mit einem Antivirenmittel und einer vorsorglichen Tuberkulosetherapie behandelt. Damit haben sie gute Erfolge erzielt.«
»Gut. Das ist auf jeden Fall besser als nichts zu tun und abzuwarten«, seufzte Daniel. Auch er war mit dem Ergebnis nicht zufrieden. Ihm war es lieber, den Namen des Feindes zu kennen, mit dem er es zu tun hatte. »Soll ich mit Herweg sprechen?«, fragte er die Klinikchefin, wohlwissend, wie beschäftigt sie war.
»Das wäre mir sehr recht. Immerhin kennst du ihn besser als ich und weißt, wie du ihm eine Behandlung schmackhaft machen kannst.«
Über diese Einschätzung der Situation musste Daniel trotz des Ernstes der Situation schmunzeln.
»Dein Wort in Gottes Ohr«, erwiderte er und stand auf. Nach einem kurzen Abschied machte er sich auf den Weg zu Carl Herwegs Krankenzimmer.
Auf dem Weg dorthin traf er auf Lorenz.
»Wissen Sie schon was von meinem Vater?«, erkundigte sich der Sohn nach einer kurzen Begrüßung. »Allmählich mache ich mir wirklich Sorgen.«
»So, wie er mit Ihnen umspringt, wäre mir das nicht in den Sinn gekommen«, erinnerte sich Daniel an das Zusammentreffen mit seiner Assistentin Janine. Empört hatte sie sich über den alten Patriarchen beschwert und ihrem Chef ihr Leid geklagt. »Janine war sehr betroffen darüber, wie er mit Ihnen spricht.«
»Es wäre mir auch lieber, in einer glücklichen Familie und mit einem liebe- und verständnisvollen Vater aufgewachsen zu sein. Das können Sie mir glauben«, hielt auch Lorenz mit seiner Enttäuschung nicht hinter dem Berg. »Also, was ist mit der Diagnose?«
Daniel dachte kurz nach. Auf dem Flur konnte und wollte er diese Frage nicht beantworten. So winkte er den Sohn seines Patienten mit sich in einen der Aufenthaltsräume, die extra für die Angehörigen der Kranken eingerichtet worden waren. Neben Tee, Kaffee und Gebäck warteten dort bequeme Sitzmöbel auf erschöpfte Besucher.
»Die Beschwerden Ihres Vaters wurden wahrscheinlich von einer Gehirnentzündung hervorgerufen«, erläuterte der Allgemeinmediziner, nachdem er Lorenz einen Kaffee angeboten und sich selbst eine Tasse eingeschenkt hatte. »Was den Erreger angeht, tappen wir allerdings noch völlig im Dunkeln. Deshalb ist alles, was wir tun, ein Experiment«, musste er gestehen.
Lorenz stand neben Dr. Norden an Tisch und löffelte Zucker in seine Tasse.
»Ein Experiment?« Er lachte freudlos. »Wenn Sie noch länger leben wollen, sollten Sie das meinem Vater lieber nicht sagen.«
»Mag sein. Aber ich fürchte, ich muss in den sauren Apfel beißen.« Seufzend hob Daniel seine Tasse an die Lippen und trank einen Schluck. »Dann wollen wir mal!«, beschloss er, sich seinem Schicksal tapfer zu stellen.
Lorenz Herweg sah ihm nach, wie er den Aufenthaltsraum verließ. Einmal mehr bewunderte er den mutigen Arzt, der sich nicht von Sympathien leiten ließ, sondern jedem Patienten die gleiche Aufmerksamkeit und Fürsorge zukommen ließ.
*
Wie so oft hatten Tatjana und Danny auch an diesem Abend beschlossen, gemeinsam mit der Familie zu essen. Insgeheim hoffte Tatjana, auf diese Weise einer weiteren Diskussion über das Thema Hochzeit zu entgehen. Sie ahnte nicht, was Danny aus der Praxis mitgebracht hatte, und begrüßte Daniel Norden und die Kinder Anneka, Janni und Dési gut gelaunt. Felix und Fee waren beide noch nicht aus der Klinik zurück. Gemeinsam mit dem Hausherrn beschloss das junge Paar zu warten, und zu dritt machten sie es sich im Wohnzimmer bequem.
»Und? Wie war es bei Herrn Herweg?«, ergriff Danny die günstige Gelegenheit, sich mit seinem Vater zu unterhalten.
Obwohl sie gemeinsam in der Praxis arbeiteten, kam es vor, dass sie keine Zeit zum Austausch fanden.
»Oh, entgegen der Ankündigung seines Sohnes hat er mir den Kopf nicht abgerissen«, lächelte Daniel, sichtlich erfreut über den Teilerfolg, den er errungen hatte. »Es war zwar nicht ganz einfach, aber schließlich und endlich hat er sich doch bereit erklärt, die Medikamente zu nehmen.«
»Alles andere hätte mich gewundert«, sparte Danny nicht mit Lob in Richtung seines Vaters. »Deine Überredungskünste sind legendär.«
»Das hast du im Laufe deines Lebens sicher oft am eigenen Leib erfahren«, lächelte Tatjana belustigt.
»Allerdings. Zum letzten Mal bei der Doktorarbeit. Dads Beharrlichkeit ist es zu verdanken, dass ich mich endlich auf den Hosenboden gesetzt und die Arbeit geschrieben habe.«
»Ich habe mir vorgenommen, dass das wirklich das letzte Mal war, dass ich mich in dein Leben eingemischt habe«, erwiderte Daniel. Er saß entspannt im Sessel, ein Glas alkoholfreies Bier in der Hand, und musterte zufrieden das offensichtlich glückliche Paar, das ihm gegenüber saß. »Das überlasse ich in Zukunft getrost Tatjana.« Wenn er geahnt hätte, welche Wirkung dieser kleine Satz haben würde, hätte er ihn nicht ausgesprochen. Doch es war zu spät, ihn zurückzunehmen, und Danny ging freudestrahlend darauf ein.
»Als meine Ehefrau ist das ja auch ihre Aufgabe, mich auf den rechten Weg zu bringen«, erwiderte er nicht ganz ernst. Er nutzte die günstige Gelegenheit, um die Zeitschriften aus der Tasche zu holen, die er unauffällig neben der Couch abgestellt hatte. »Um dich schon mal auf das vorzubereiten, was uns vorher noch erwartet, habe ich dir das hier mitgebracht.« Voller Stolz legte er eine Zeitschrift nach der anderen auf den Tisch.
Tatjanas Sehvermögen reichte aus, um zu erkennen, um was es sich handelte. Im ersten Moment schnappte sie nach Luft. Eigentlich wollte sie gleich lospoltern, konnte sich aber gerade noch rechtzeitig bremsen.
»Aha!« Mehr konnte sie nicht sagen. Ein dicker Kloß saß ihr auf einmal in der Kehle, und pflichtschuldig griff sie nach dem Magazin, das zuoberst auf Stapel lag.
Gespannt sah Danny ihr dabei zu, wie sie langsam Seite um Seite umblätterte.
»Und? Wie findest du das alles?«, hielt er es schließlich nicht mehr aus.
»Du meine Güte, das ist ja schrecklich!« Tatjana hatte eine Liste entdeckt mit all den Dingen, die vor einer Hochzeit zu planen und zu organisieren waren. »Über was man sich alles Gedanken machen muss. Junggesellenabschied, Rechte und Formalitäten, die Lokalität, der passende Rahmen, die Einladungen, Hochzeitsgäste, Dekoration, das Essen undundund …«, las sie laut vor. Sie hob den Kopf und schickte ihrem Freund einen entgeisterten Blick.
Inzwischen hatte Danny voller Enttäuschung feststellen müssen, dass Wendys Vorhersage nicht eintreten würde. Diese Zeitschriften waren nicht imstande, Tatjanas Meinung über Hochzeit und Ehe zu ändern.
»Die ganze Arbeit, die Organisation… Wer soll sich denn darum kümmern?«, fragte sie sichtlich verzweifelt in seine Gedanken hinein.
»Meine Güte, Jana, ich will dich doch nur heiraten, sonst nichts«, entfuhr es Danny. Die Enttäuschung hatte ihn zornig gemacht. »Es geht nicht um die Planung des dritten Weltkriegs!«
»Das