Im Sonnenwinkel Staffel 4 – Familienroman. Patricia Vandenberg

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Im Sonnenwinkel Staffel 4 – Familienroman - Patricia Vandenberg Im Sonnenwinkel Staffel

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      Mit zärtlichen Worten sprach sie auf das Kind ein, das sie aber nicht hören konnte.

      Dann kamen Melanie und Alf Siemon. Melanie brach sofort in Tränen aus.

      »Ich mache dir doch keinen Vorwurf«, sagte Ursula. »Kinder laufen manchmal weg.«

      »Wenn ich nur wüsste, warum sie es getan hat«, flüsterte Melanie. »Ich weiß, dass ich sie nicht hätte allein lassen dürfen. Ich habe sie sonst immer mitgenommen, aber sie ist niemals auf die Straße gegangen, ohne mich zu fragen, Ursula.«

      Warum gerade heute, überlegte Ursula, aber sie hatte wohl nicht das Recht, solche Fragen zu stellen.

      Sie sah, dass Melanie außer sich war. Richtig elend sah sie aus. Sie glaubte ihr auch die Beteuerungen, wie sehr sie Dagmar immer behütet hatte.

      Aber Dagmar hatte zu ihr »Mutti« gesagt. Darüber musste sie immerzu nachdenken.

      Melanie setzte sich an das Bett des Kindes. Alf zog Ursula vor die Tür.

      »Melanie regt sich schrecklich auf. Sie war kaum zu beruhigen«, sagte er entschuldigend. »Ich habe sie noch nie so gesehen, Ursula, das darfst du mir glauben. Ich weiß tatsächlich nicht, was werden wird, wenn du ihr das Kind wegnimmst.«

      »Wir werden darüber sprechen, wenn es Dagmar bessergeht«, entgegnete Ursula verhalten. »Ich weiß es zu schätzen, was ihr für mein Kind getan habt, Alf.«

      Aber nie mehr würde sie dieses Kind hergeben. Melanie musste das einsehen.

      *

      Dagmar hatte eine Infusion bekommen und wurde nun ruhiger. Ursula zwang sich so weit zur Ruhe, dass sie Maxi noch eine Geschichte vorlesen konnte.

      Er war sehr müde, aber er fragte sie dann noch: »Hat Dagmar auch einen so lieben Papi wie ich?«

      »Nein, sie hat keinen Papi, Maxi«, erwiderte Ursula. »Du kannst sehr glücklich sein, dass du einen solchen Papi hast.«

      »Aber dafür hat Dagmar eine ganz liebe Mami. So eine Mami habe ich noch nie kennengelernt.«

      Mein Gott, dachte Ursula, was würde er sagen, wenn er wüsste, dass ich mein Kind zwei Jahre anderen Menschen überlassen habe?

      Das Schuldbewusstsein war fast erdrückend, und jetzt fand sie auch keine Entschuldigung mehr für sich.

      Sie traf draußen Dr. Allard.

      »Wollen Sie sich nicht ein wenig niederlegen, Schwester Ursula?«, fragte er.

      Sie schüttelte den Kopf.

      »Ich bin nicht müde. Ich werde den Nachtdienst für Schwester Selma machen, wenn es Ihnen recht ist, Herr Doktor. Falls Sie mir so weit vertrauen«, fügte sie hinzu.

      »Sie sollen sich nicht gleich zu viel zumuten«, erklärte er. »Setzen Sie sich. Wir haben jetzt ein bisschen Zeit. Sie müssen sich von der Seele reden, was Sie bedrückt, Schwester Ursula. Erst dann werden Sie mit Ihren Problemen fertig werden.«

      Er baute ihr diplomatisch eine Brücke. Er wusste nur zu gut, wie seelische Konflikte sich auswirken konnten.

      Und Ursula begann zu erzählen, erst stockend, dann freier. Es war gut, sich alles vom Herzen reden zu können.

      Dr. Allard erfuhr, wie sehr sie Dagmars Vater geliebt und vertraut hatte. Sie hatte ihm ein Großteil ihres Erbes überlassen.

      »Er sagte, dass er eine Wohnung für uns kaufen könne«, berichtete Ursula mit erstickter Stimme. »Wir brauchten doch eine Wohnung, wenn das Kind geboren wurde. Und dann war er mit dem Geld verschwunden. Ich hatte gerade noch so viel, dass ich Dagmar und mich über die beiden ersten Jahre bringen konnte. Melanie war meine letzte Hoffnung. Sie hat mich nicht enttäuscht. Wir haben uns immer gut verstanden, und sie wünschte sich sosehr ein Kind. Ich dachte nicht daran, dass sie Dagmar dann für immer behalten wollte.«

      »Will sie das noch?«, fragte Dr. Allard sanft.

      Ursula nickte. »Es ist alles so entsetzlich schwer. Ich schulde ihr so viel Dank und kann nicht gutmachen, was sie für Dagmar getan hat. Aber ich kann doch mein Kind nicht hergeben!«

      »Nein, das können Sie nicht, Ursula«, sagte Dr. Allard. »Es wird sich ein Weg finden, der Ihre Kusine zur Einsicht bringt.«

      »Wenn sie doch nur selbst ein Kind bekommen würde«, flüsterte Ursula. »Das würde alle Konflikte lösen, das allein.«

      »Soll ich einmal mit ihr sprechen?«, fragte er.

      »Würden Sie das tun?« Bittend hingen Ursulas Augen an seinem Gesicht.

      »Ich bin doch Arzt. Ich verstehe das alles, und manchmal ist es wichtiger, dass man versteht, als dass man nach alten Regeln heilt. Was meinen Sie, wie viel Schicksale einem Arzt bekannt werden, Ursula. Sie stehen mit Ihrem nicht allein da, wie unser guter Lehrer Raimund mit seinem nicht allein dasteht. Seien Sie zuversichtlich. Jetzt sind Sie nicht mehr allein.«

      Das war das Schönste, was er ihr sagen konnte. Sie war nicht mehr allein. Sie hatte Menschen gefunden, denen sie vertrauen konnte.

      *

      »Hast du mit Ursula gesprochen?«, fragte Sabine Allard, nachdem ihr Mann gegessen hatte.

      »Ja, mein ungeduldiger Schatz«, erwiderte er. »Was macht unser Spatz?«

      »Er schläft. Womit haben wir so ein braves Kind verdient, Nico?«

      »Vielleicht damit, dass wir selber so brav sind«, scherzte er.

      Sie schmiegte sich in seine Arme.

      »Du weißt ja gar nicht, wie glücklich ich bin«, flüsterte sie.

      »Doch. Ich brauche dich nur anzuschauen, mein Liebstes.«

      Sie küsste ihn. Dann bat sie: »Erzähle mir von Ursula.«

      »Sie ist ein ganz armes Hascherl. Sie sehnte sich nach ein bisschen Glück, nach einem Menschen, der ganz zu ihr gehörte. Sie wurde belogen und betrogen. Sie hat gehörig draufgezahlt, Sabine.«

      Und dann erfuhr sie alles, und ihr Gesicht wurde immer ernster.

      »Das ist ja ganz kompliziert«, bemerkte sie, als Nicolas geendet hatte. »Man muss die eine wie die andere verstehen. Aber wie ist beiden zu helfen?«

      »Da muss ich mir etwas einfallen lassen«, sagte Nicolas Allard.

      *

      »Ursula war sehr nett«, flüsterte Melanie. »Sie hat mir keinen Vorwurf gemacht. Ich kann doch nichts dafür, Alf. Ich liebe das Kind doch nun mal. Ich liebe es wirklich.«

      »Ja, das weiß ich, und das weiß Ursula auch«, entgegnete er ruhig. »Vielleicht sollten wir Ursula zu uns ins Haus nehmen.«

      »Nein, dann wird Dagmar hin und her gerissen. Es ist nicht gut für ein Kind. Zwei Mütter sind zu viel, Alf.«

      Da musste er ihr allerdings

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