Parerga und Paralipomena. Arthur Schopenhauer

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Parerga und Paralipomena - Arthur  Schopenhauer

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soll Hetrurischen Ursprungs seyn, war inzwischen bei den Alten allgemein verbreitet. Das Wesentliche derselben enthält ein Vers des Menander, den Plutarch (de tranq. an. C. 15, auch Stob. Ecl. L. I, c. 6. §. 4 und Clem. Alex., Strom. L. V, c. 14) uns aufbehalten hat:

      ΄Απαντι δαιμων ανδρι συμπαραστατει

      Ευθυς γενομενω, μυσταγωγος του βιου

      Αγαθος.

      (hominem unumquemque, simul in lucem est editus, sectatur Genius, vitae qui auspicium facit, bonus nimirum). Platon, am Schlusse der Republik, beschreibt, wie jede Seele, vor ihrer abermaligen Wiedergeburt, sich ein Lebensloos, mit der ihm angemessenen Persönlichkeit, wählt, und sagt sodann: ΄Επειδη δ΄ουν πασας τας φυχας τους βιους ηρησθαι, ωσπερ ελαχον, εν ταξει προςιεναι προς την Δαχεσιν εκεινην δ΄ εκαστω ον ειλετο δαιμονα, τουτον φυλακα ξυμπεμπειν του βιου και αποπληρωτην των αιρεθεντων. (L. X, 621.) Ueber diese Stelle hat einen höchst lesenswerthen Kommentar Porphyrius geliefert und Stobäos denselben uns erhalten, in Ecl. eth. L. II, c. 8, §. 37. Platon hatte aber vorher (618), in Beziehung hierauf, gesagt: ουχ υμας δαιμων ληξεται, αλλ΄ υμεις δαιμονα αιρησεσθε. πρωτος δε ο λαχων (das Loos, was bloß die Ordnung der Wahl bestimmt) πρωτος αιρεισθω βιον, ω συνεσται εξ αναλκης. – Sehr schön drückt die Sache Horaz aus:

      Scit Genius, natale comes qui temperat astrum,

      Naturae deus humanae, mortalis in unum.

      Quodque caput, vultu mutabilis, albus et ater.

      (II. epist. 2, 187.)

      Eine gar lesenswerthe Stelle über diesen Genius findet man im Apulejus, de deo Socratis S. 236, 38 Bip. Ein kurzes, aber bedeutendes Kapitel darüber hat Jamblichus de mysteriis Aegypt. Sect. IX, c. 6, de proprio daemone. Aber noch merkwürdiger ist die Stelle des Proklos in seinem Kommentar zum Alkibiades des Platon S. 77 ed. Creuzer: ο γαρ πασαν ημων την ζωην ιθυνων και τας τε αιρεσεις ημων αποπληρων, τας προ της γενεσεως, και τας της ειμαρμενης δοσεις και των μοιρηγενετων θεων, ετι δε τας εκ της προνοιας ελλαμφεις χορηγων και παραμετρων, ουτος ο δαιμων εστι. κ. τ. λ. Ueberaus tiefsinnig hat den selben Gedanken Theophrastus Paracelsus gefaßt, da er sagt: Damit aber das Fatum wohl erkannt werde, ist es also, daß jeglicher Mensch einen Geist hat, der außerhalb ihm wohnt und setzt seinen Stuhl in die obern Sterne. Derselbige gebraucht die Bossen31 seines Meisters: derselbige ist der, der da die praesagia demselben vorzeigt und nachzeigt: denn sie bleiben nach diesem. Diese Geister heißen Fatum. (Theophr. Werke Straßb. 1603. Fol. Bd. 2. S. 36.) Beachtenswerth ist es, daß eben dieser Gedanke schon beim Plutarch zu finden ist, da er sagt, daß außer dem in den irdischen Leib versenkten Theil der Seele ein andrer, reinerer Theil derselben außerhalb über dem Haupte des Menschen schwebend bleibt, als ein Stern sich darstellend und mit Recht sein Dämon, Genius, genannt wird, welcher ihn leitet und dem der Weisere willig folgt.

      Die Stelle ist zum Hersetzen zu lang, sie steht de genio Socratis c. 22. Die Hauptphrase ist: το μεν ουν υποβρυχιον εν τω σωματι φερομενον Φυχη λεγεται το δε φθορας λειφθεν, οι πολλοι Νουν καλουντες, εντος ειναι νομιζουσιν αυτων οι δε ορθως υπονοουντες, ως εκτος οντα, Δαιμονα προςαλορευουσι. Beiläufig bemerke ich, daß das Christenthum, welches bekanntlich die Götter und Dämonen aller Heiden gern in Teufel verwandelte, aus diesem Genius der Alten den spiritus familiaris der Gelehrten und Magiker gemacht zu haben scheint. – Die Christliche Vorstellung von der Providenz ist zu bekannt, als daß es nöthig wäre, dabei zu verweilen. —

      Alles Dieses sind jedoch nur bildliche, allegorische Auffassungen der in Rede stehenden Sache; wie es denn überhaupt uns nicht vergönnt ist, die tiefsten und verborgensten Wahrheiten anders, als im Bilde und Gleichniß zu erfassen.

      In Wahrheit jedoch kann jene verborgene und sogar die äußern Einflüsse lenkende Macht ihre Wurzel zuletzt doch nur in unserm eigenen, geheimnißvollen Innern haben; da ja das Α und Ω alles Daseyns zuletzt in uns selbst liegt. Allein auch nur die bloße Möglichkeit hievon werden wir, selbst im glücklichsten Falle, wieder nur mittelst Analogien und Gleichnisse, einigermaaßen und aus großer Ferne absehn können.

      Die nächste Analogie nun also mit dem Walten jener Macht zeigt uns die Teleologie der Natur, indem sie das Zweckmäßige, als ohne Erkenntniß des Zweckes eintretend, darbietet, zumal da, wo die äußere, d. h. die zwischen verschiedenen, ja verschiedenartigen, Wesen und sogar im Unorganischen Statt findende Zweckmäßigkeit hervortritt; wie denn ein frappantes Beispiel dieser Art das Treibholz giebt, indem es gerade den baumlosen Polarländern vom Meere reichlich zugeführt wird; und ein anderes der Umstand, daß das Festland unsers Planeten ganz nach dem Nordpol hingedrängt liegt, dessen Winter, aus astronomischen Gründen, acht Tage kürzer und dadurch wieder viel milder ist, als der des Südpols. Jedoch auch die innere, im abgeschlossenen Organismus sich unzweideutig kund gebende Zweckmäßigkeit, die solche vermittelnde, überraschende Zusammenstimmung der Technik der Natur mit ihrem bloßen Mechanismus oder des nexus finalis mit dem nexus effectivus, (hinsichtlich welcher ich auf mein Hauptwerk Bd. 2, Kap. 29, S. 334—339 [3. Aufl. 379 fg.] verweise) läßt uns analogisch absehn, wie das, von verschiedenen, ja weit entlegenen Punkten Ausgehende und sich anscheinend Fremde doch zum letzten Endzweck konspirirt und daselbst richtig zusammentrifft, nicht durch Erkenntniß geleitet, sondern vermöge einer aller Möglichkeit der Erkenntniß vorhergängigen Nothwendigkeit höherer Art.

      – Ferner, wenn man die von Kant und später die von Laplace aufgestellte Theorie der Entstehung unseres Planetensystems, deren Wahrscheinlichkeit der Gewißheit sehr nahe steht, sich vergegenwärtigt und auf Betrachtungen der Art, wie ich sie in meinem Hauptwerke Bd. 2, Kap. 25, S. 324 (3. Aufl. 368) angestellt habe, geräth, also überdenkt, wie aus dem Spiele blinder, ihren unabänderlichen Gesetzen folgender Naturkräfte, zuletzt diese wohlgeordnete, bewundrungswürdige Planetenwelt hervorgehn mußte; so hat man auch hieran eine Analogie, welche dienen kann, im Allgemeinen und aus der Ferne, die Möglichkeit davon abzusehn, daß selbst der individuelle Lebenslauf von den Begebenheiten, welche das oft so kapriziöse Spiel des blinden Zufalls sind, doch gleichsam planmäßig, so geleitet werde, wie es dem wahren und letzten Besten der Person angemessen ist. Dies angenommen, könnte das Dogma von der Vorsehung, als durchaus anthropomorphistisch, zwar nicht unmittelbar und sensu proprio als wahr gelten; wohl aber wäre es der mittelbare, allegorische und mythische Ausdruck einer Wahrheit, und daher, wie alle religiösen Mythen, zum praktischen Behuf und zur subjektiven Beruhigung vollkommen ausreichend, in dem Sinne wie z. B. Kants Moraltheologie, die ja auch nur als ein Schema zur Orientirung, mithin allegorisch, zu verstehn ist: – es wäre also, mit Einem Worte,

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