Der Geisterjäger Staffel 3 – Gruselroman. Andrew Hathaway
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Читать онлайн книгу Der Geisterjäger Staffel 3 – Gruselroman - Andrew Hathaway страница 23
Er kehrte zu Richard Lauderdale zurück, der sich zum Portal geflüchtet hatte. Offenbar hatte er es nicht mehr auf dem Friedhof ausgehalten. Dracula saß bei ihm.
»Sie ist weg«, sagte Rick und steckte sich eine Zigarette an. Richard nahm mit zitternden Händen eine an. »Wie um alles in der Welt sind Sie auf die Idee gekommen, nachts wegzufahren? Noch dazu auf einen Friedhof?«
Richard suchte nach Worten. Er stand noch immer unter einem schweren Schock.
»Ich bekam einen Anruf«, berichtete er endlich stockend. »Es war eindeutig die Stimme meiner Freundin.« Er blickte sich unruhig um, als fürchte er, jemand könne mithören. »Meine Eltern dürfen nichts von Ella wissen. Sie stammt aus sehr einfachen Verhältnissen, und mein Vater würde einen Tobsuchtsanfall bekommen.«
»Weiter, das interessiert mich im Moment nicht!« drängte Rick. »Wie sind Sie auf den Friedhof von Malden verfallen?«
»Ich bekam also Ellas Anruf.« Richard schluckte schwer. »Das heißt, ich glaubte wenigstens, es wäre Ella. Sie bestellte mich auf diesen Friedhof und behauptete, sie hätte etwas Lebenswichtiges entdeckt, etwas, das uns alle retten könnte. Also bin ich hergefahren und habe natürlich niemandem etwas verraten.«
Rick sah sich forschend um. »Wieso hat der Mörder – denn er hat Sie mit der Stimme Ihrer Freundin herbestellt – ausgerechnet diesen Friedhof ausgesucht? Er hätte Sie überall sonst auch von dem Geist ermorden lassen können.«
Nach einer halben Stunde hatte Rick den Grund gefunden. Nach einer intensiven Suche entdeckte er ein verwittertes Grab und rief Richard Lauderdale zu sich.
Der junge Mann riß entgeistert die Augen auf.
Auf dem Grabstein stand: Lady Jocelyne !
*
»Das Grab jener Frau, die Angelina Egmonton ermordet hat«, sagte Rick Masters leise. »Die den Chauffeur Ihres Vaters getötet hat und diesen Kunsthändler. Der wahre Mörder hat ihren Geist aus seiner Ruhe gerissen und zu den Taten gezwungen.«
Richard Lauderdale blickte wie versteinert auf das Grab. »Hilft es Ihnen, daß Sie die letzte Ruhestätte der Mörderin entdeckt haben?« fragte er tonlos.
Rick zuckte die Schultern. »Ich könnte Ihnen eine Menge erzählen und auch Hoffnungen machen, aber ich halte es für besser, wenn ich die Wahrheit sage. Das Grab eines Geistes ist meistens ein wichtiger Anhaltspunkt, aber in diesem Fall wird es nicht viel helfen. Es bedeutet nur, daß auf diesem Friedhof der Geist Lady Jocelynes besonders mächtig ist. Sie können von Glück sagen, daß Sie noch leben. Um aber den Anschlägen ein Ende zu bereiten, müssen wir den Mann im Hintergrund finden.«
»Oder die Frau«, ergänzte Richard Lauderdale.
»Oder die Frau«, bestätigte Rick Masters. »Wem würden Sie eine solche Mordserie zutrauen? Wer könnte über die nötigen Kenntnisse verfügen?«
Wieder erhielt Rick nur ein Achselzucken als Antwort. Es war nicht sehr ermutigend. Niemand konnte ihm weiterhelfen, so daß sich schon eines abzeichnete. Wenn sich der Mörder nicht selbst durch einen kleinen Fehler verriet, würde er unentdeckt bleiben.
»Gehen wir«, sagte Rick. Er hätte das Grab durch seine Silberkugel unter den Einfluß der Weißen Magie stellen könen. Das hätte allerdings nichts gebracht. Es hätte nur bedeutet, daß Lady Jocelynes Geist nicht mehr in das Grab zurückkehren konnte. Der Mörder hatte jedoch gar nicht die Absicht, den Geist zurückzuschicken. Die bleiche Lady aus dem Bild sollte weiter morden und Tod und Schrecken verbreiten. Rick hätte dem Mörder praktisch noch in die Hand gearbeitet.
»Fahren Sie nach Hause«, riet Rick, als sie Richards Wagen erreichten. »Ich werde Sie begleiten. Dann kann Ihnen nichts passieren.«
»Ich kann auf mich selbst aufpassen«, meinte Richard Lauderdale trotzig.
»Das habe ich vorhin gesehen«, erwiderte Rick grinsend. »Stellen Sie sich nicht so an, ich bin nicht Ihr Vater. Ich will Ihnen nicht meinen Willen aufzwingen, sondern Ihnen helfen. Klar?«
Richard wollte aufbrausen, überlegte es sich jedoch anders und nickte lächelnd. »In Ordnung, Mr. Masters.«
Er nahm den Geisterdetektiv bis zu seinem Wagen mit. Rick stieg in den Morgan um, und die Rückfahrt nach London verlief ohne Zwischenfall.
Rick vergewisserte sich noch, daß im Herrenhaus alles in Ordnung war und daß der Yarddetektiv seinen Posten bezogen hatte. Dann erst fuhr er nach Hause.
»Du hast es gut«, sagte er während der Heimfahrt neiderfüllt zu seinem Hund, der leise schnarchend auf dem Nebensitz lag. »Wir sollten einmal die Rollen tauschen.«
Da dies zu Ricks Bedauern nicht möglich war, mußte er weiterhin als Geisterdetektiv arbeiten, während sich sein Hund ausschlafen konnte.
Als Rick endlich in seinem Bett lag – Dracula übrigens auch –, kam ihm plötzlich eine Idee. Er setzte sich kerzengerade auf und starrte angestrengt in die Dunkelheit, als könne er da die Antwort auf seine Fragen finden.
»Das mache ich«, murmelte er. Mittlerweile war es schon zu spät. Rick brauchte dringend seinen Schlaf. Aber er war fest entschlossen, ein Experiment durchzuführen.
Er hätte es zur Not sofort tun können, doch dagegen sprach eine vage Hoffnung. Möglicherweise hatte Rick während des Schlafs wieder eine Vision. Das wäre die beste Gelegenheit gewesen, um das Experiment durchzuführen. Bekam er keine Vision, wollte der Geisterdetektiv sofort am nächsten Vormittag versuchen, ob sich seine Idee verwirklichen ließ.
Rick konnte trotz seiner Erschöpfung lange nicht einschlafen, weil er gespannt auf die Vision der Lady Jocelyne wartete. Erst als sie sich nicht einstellte, dämmerte er eine Weile dahin und schlief endlich tief und fest ein.
*
Bevor er den Tag begann – es war Sonntag –, sprang Rick Masters unter die Dusche. Dracula stürzte sich inzwischen auf sein Futter, das Rick ihm vorher bereitet hatte.
Beide waren vollauf beschäftigt, als es an der Tür klingelte. Rick stellte, Verwünschungen murmelnd, das Wasser ab, schlang sich ein Handtuch um die Hüften und tappte triefend zur Tür.
Hazel stand lächelnd im Treppenhaus. Ihr Lächeln verbreiterte sich, als sie Rick vor sich sah.
»Ich bin wohl gerade im richtigen Augenblick gekommen«, meinte sie gut gelaunt und betrat das Wohnbüro. »Wenn du Gras säst, hast du bald einen herrlichen Rasen in der Diele. Genügend begossen ist der Teppich bereits.« Dabei deutete sie auf die Pfütze, die sich um Ricks Füße gebildet hatte.
»Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen«, zitierte Rick und tappte unter die Dusche zurück. »Was treibt dich so früh am Morgen zu mir?« rief er unter den prasselnden und zischenden Wasserstrahlen hervor.
»Ich möchte mit dir in aller Ruhe ein sonntägliches Frühstück genießen!« rief Hazel aus der Küche zurück. »Ich sehe dich sonst gar nicht mehr.«
Daraufhin verschob Rick das Experiment. Hazel hatte recht. Er konnte nicht nur seinem Fall nachjagen, sondern mußte auch einmal etwas Anständiges essen. Da er selbst damit beschäftigt war, sich