Karin Bucha Staffel 4 – Liebesroman. Karin Bucha

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Karin Bucha Staffel 4 – Liebesroman - Karin Bucha Karin Bucha Staffel

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wollte einfach nicht glauben, daß nach so vielen Jahren das Vergangene noch einmal lebendig werden sollte, und doch sprach alles dafür.

      Die Zeitung, die sie am Abend zuvor zusammengeknüllt in ihren Toilettentisch geschoben hatte, holte sie am Morgen wieder hervor.

      Doktor Murphy. Nein. Soviel sie sich auch anstrengte, nirgends konnte sie einen Mann dieses Namens mit der Vergangenheit in Verbindung bringen. Aber die geheimnisvollen Andeutungen Doktor Hellbergs?

      Sollte sie sich Michael anvertrauen? Nein!

      Dann mußte sie restlos offen sein, und vor dieser Beichte graute ihr. Sie würde dabei mehr verlieren als gewinnen.

      Dieser Murphy war in Berlin aufgetaucht. Michael war nach Berlin gereist.

      Furchtsam sah sie sich um, und sie fürchtete sich doch nur vor den eigenen Gedanken.

      Wie konnte sie so töricht sein und Michaels Reise mit diesem Mann in Verbindung bringen?

      Michael hatte ja nicht die geringste Ahnung von den damaligen Vorgängen. Er wußte genausoviel wie die Öffentlichkeit, nämlich, daß sein Vater durch eine Unvorsichtigkeit ums Leben gekommen und das bis dahin gesammelte wissenschaftliche Material bei diesem tragischen Unglücksfall vernichtet worden war.

      Und nun drang dieser Doktor Hellberg, der damals doch nicht mit ums Leben gekommen war, sondern lebte und gestern vor ihr gestanden hatte, in sie und verlangte von ihr, sie solle die Dokumente vernichten.

      Gütiger Himmel. Dann nahm er an, sie habe seinerzeit die Dokumente gestohlen und sie diesem Sommerfield ausgehändigt.

      Wußte er wirklich nicht, daß Sommerfield seinerzeit ihren Mann bestohlen und mit den Dokumenten das Weite gesucht hatte?

      Freilich, schuldig war sie, denn sie hatte um den teuflischen Plan gewußt, aber nicht die Macht gehabt, Sommerfield an der Ausführung zu hindern. Und was dann gekommen war, hatte sich in einem so atemraubenden Tempo abgespielt, daß jedes Eingreifen unmöglich gewesen ware.

      Sie war ja erst wieder zur Besinnung gekommen, als sie in Mexiko im Krankenhaus erwacht war, und von da ab hatte sie unter dem Schutz des deutschen Konsuls gestanden.

      Später hatte man ihr dann die Kinder gebracht, die sie bis dahin zu guten Freunden in Pflege gegeben hatte, und endlich waren sie zurück nach Deutschland gefahren, hatten den Schauplatz der Tragödie mit der geliebten Heimat vertauscht.

      Vielleicht sah sie nur überall Gespenster? Vielleicht hatte dieser Doktor Murphy überhaupt nichts mit der Expedition ihres Mannes zu schaffen gehabt? Weshalb sollte nicht auch ein anderer Gelehrter auf den gleichen Gedanken kommen wie damals ihr Mann?

      Als etwas später das Mädchen meldete, daß der Frühstückstisch gedeckt sei, da war sie entschlossen.

      Es blieb nur eins zu tun, um sich endlich Gewißheit zu verschaffen:

      Sie mußte nach Berlin reisen und mit diesem Doktor Murphy in Verbindung treten.

      Dann – dann würde es sich ja zeigen, ob ihre wahnsinnige Angst vor dem Kommenden begründet war.

      Ein paar Stunden später saß sie bereits im D-Zug, der sie nach Berlin brachte.

      *

      Punkt einundzwanzig Uhr betrat Harry Ohnesorg die Carlton-Bar, und als er die gleiche Luft mit den anderen Gästen atmete, hatte er den eigentlichen Zweck seines nächtlichen Besuchers in der Bar fast vergessen.

      Eine Zigarette rauchend, lehnte er unweit des Einganges und ließ die gehobene Stimmung auf sich wirken.

      Da kam mit einem Male Leben in ihn. Dort – dieses schlanke Wesen in zartfarbenem Seidenkleid – dieses Mädchen mit den leuchtenden Grauaugen und dem schimmernden Braunhaar – das war doch Gunhild Bruckner. Sollte sich die kreuzbrave Tante Elly tatsächlich zu einem Besuch in der Carlton-Bar aufgeschwungen haben? Denn bisher hatte er Gunhild noch nie in Begleitung eines männlichen Wesens gesehen.

      Aber das Unglaublich war Tatsache. Sie saß neben einem Mann, dessen breites, wohlgefälliges Besitzerlächeln aufreizend auf den guten Harry wirkte.

      Gerade als er auf den Tisch zusteuern wollte, erhob sich Gunhild und kam ihm direkt entgegen, lief ihm sozusagen in die Arme.

      »Hallo!«

      Gunhild strahlte ihn an.

      »Harry, Sie? Das ist aber nett. Wollen Sie sich auch einmal einen vergnügten Abend machen?«

      »Natürlich, vergnügt will ich sein.«

      »Eigentlich sind Sie das ja immer«, lachte Gunhild.

      Vertraulich neigte Harry sich zu ihr.

      »Sagen Sie mal, Fräulein Gunhild, wer ist denn der Mann, mit dem Sie hier sind? Sagen Sie aber nicht, daß es Ihr Vetter oder ein Onkel oder gar Ihr Chef ist.«

      Gunhilds warmes Lachen klang auf. In ihren Augen blitzte der Schalk.

      »Erraten, Harry, es ist mein Chef.«

      »Sie scherzen!«

      Harry maß Doktor Murphy mit einem entschieden feindlichen Blick, wie er überhaupt gegen alles, was über eine wohlgefüllte Brieftasche verfügte, eine ausgesprochene Abneigung hatte. Und dieser Mann, der Gunhild Bruckners Chef sein sollte, sah nach ganz dicker Brieftasche aus. Sein hageres, dunkelgetöntes Gesicht veranlaßte ihn zu folgender Feststellung:

      »Ihr Chef scheint sich viel in heißen Ländern aufgehalten zu haben.«

      »Sie sind originell. Das werde ich Doktor Murphy…«

      Gunhild fühlte sich hart am Arm gepackt.

      »Was sagen Sie?« fragte er und hielt vor Spannung den Atem an. »Doktor Murphy?«

      »Ja, natürlich, Doktor Murphy, so heißt nämlich mein Chef.«

      »Wirklich und wahrhaftig?« Und als Gunhild nickte, rief er vor Freude: »Wundervoll, einfach großartig! Kommen Sie!«

      Gunhild, die eigentlich die Absicht gehabt hatte, die Bar für ein paar Minuten zu verlassen, wurde einfach von Harry mitgezerrt, wieder an ihren Tisch zurück.

      »Gestatten Sie, Harry Ohnesorg«, verneigte er sich ehrerbietig vor dem aufblickenden Doktor Murphy. »Fräulein Gunhild war so liebenswürdig, mich an Ihren Tisch zu bitten. Nehme ihre freundliche Einladung dankend an.«

      Ehe Gunhild sich von ihrer Verblüffung erholt hatte, saß er schon mit dem strahlendsten Gesicht neben ihr.

      »Sie müssen nämlich wissen, Herr Doktor Murphy, wir sind Nachbarskinder, die Gunhild und ich. Stimmt’s, Gunhild?« wandte er sich an die immer noch sprachlose Gunhild. »Ja, und nun haben wir auch noch das Glück, in einem Haus zu wohnen. Was ist selbstverständlicher, als daß wir unsere Kinderfreundschaft wieder aufgenommen haben. Als Kinder hatten wir ja die Absicht, uns zu heiraten, aber das haben wir uns später aus dem Kopf geschlagen. Wir sind Freunde, richtige dicke Freunde.«

      Doktor Murphys Zügen war weder Enttäuschung noch Freude über den unverhofften Zuwachs anzumerken. Nur ein scharfer,

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