Karin Bucha Staffel 4 – Liebesroman. Karin Bucha

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Karin Bucha Staffel 4 – Liebesroman - Karin Bucha Karin Bucha Staffel

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      »Willst du damit behaupten, daß du inzwischen ein ehrliches Leben angefangen hast?«

      Ihre Stimme war kalt und voll Hohn.

      Etwas wie Furcht lag in seinen Augen.

      »Übrigens entsinne ich mich genau. Der Mann, der meinen Mann in seiner Arbeit unterstützte, hieß Heinrich Bruckner«, fuhr sie fort. »Fräulein Bruckner ist also wohl die Tochter jenes Mannes, der bei der Katastrophe auch sein Leben lassen mußte. Seit wann ist James Sommerfield edelmütig?«

      »Laß diesen Hohn«, stieß Doktor Murphy zornig hervor. »Sag mir lieber, was dein Erscheinen bei mir zu bedeuten hat.«

      »Ich wollte nur wissen, ob sich hinter der Maske des stillen Gelehrten Doktor Murphy wirklich der Mann versteckt, der meinem Mann seinerzeit die Dokumente stahl und der seinen Tod auf dem Gewissen hat.«

      Doktor Murphy zündete sich eine Zigarette an. Er mußte etwas tun, um die maßlose Unruhe in sich niederzuzwingen.

      »Verdammt!« knirschte er. »Laß die Vergangenheit ruhen!«

      Mitleidlos sah Iris Mayring auf den Mann, dem die Angst förmlich aus dem Gesicht schrie.

      »Du kannst meinen Besuch abkürzen. Gib mir die Dokumente heraus.«

      »Dokumente! Dokumente!« höhnte er. »Ich verstehe dich nicht. Um welche Dokumente handelt es sich?«

      Iris Mayring trat dicht an den Mann heran. Ihre Augen begegneten sich, wie sich zwei scharfe Klingen kreuzen.

      »Willst du behaupten, nichts von den Dokumenten, von den Plänen zu wissen?«

      »In der Tat.«

      »Schuft!« stieß Iris leidenschaftlich hervor. »Weißt du nicht, was in den Zeitungen über dich geschrieben steht?«

      Er zuckte mit den Schultern. Er hatte sich wiedergefunden, und nun ging er kaltblütig vor.

      »Man schreibt sehr viel in den Zeitungen.«

      »Du rüstest eine neue Expedition aus?«

      »Noch unbestimmt.«

      »Damit willst du mich hinhalten.«

      Iris Mayring zitterte am ganzen Körper. Um so ruhiger wurde Doktor Murphy.

      »Wenn du die Pläne nicht herausgibst, die unbedingt in deinem Besitz sein müssen, dann – dann wende ich mich an Doktor Hellberg um Hilfe.«

      Sein Gesicht spielte plötzlich ins Grünliche.

      »Doktor Hellberg?« wiederholte er und maß die Frau mit einem langen Blick. Dann brach er in ein unnatürliches Lachen aus. »Du willst mir Furcht einjagen. Den Toten soll man die Ruhe lassen, sie stehen nicht auf.«

      »Du irrst, Doktor Hellberg lebt. Und du wirst mir die Dokumente geben!«

      Kaum hatte sie es ausgesprochen, bereute sie es schon. Wie war sie unklug! Nun hatte sie den Mann, der sich hier Doktor Murphy nannte, gewarnt.

      Doch nun war es zu spät.

      »Ich habe keine Dokumente!« schrie er sie förmlich an. »Ich verstehe überhaupt deine sinnlosen Anspielungen nicht.«

      »Du verstehst mich sehr gut. Dein Erschrecken hat mir genug gesagt«, entgegnete sie mit leisen Triumph in der Stimme. »Ich schrecke heute vor keinem Skandal zurück, sofern du deinen Plan nicht aufgibst. Ich warne dich. Heute warne ich dich nur. Was ich unternehmen werde, falls du den Schatz tatsächlich zu heben gedenkst, das weiß ich noch nicht. Aber ich finde Mittel und Wege. Bis heute habe ich geschwiegen, weil ich glaubte, auch du seiest damals ums Leben gekommen, was ja nur eine Art Vergeltung gewesen wäre.

      Heute bin ich nicht mehr das willige Werkzeug von damals. Das sollst du wenigstens wissen.«

      Sie schwieg, betrachtete das gebräunte, hagere Gesicht Doktor Murphys und schauerte leicht zusammen. Sie verstand heute nicht mehr, daß sie einmal seinem Willen unterlegen war.

      Sie ist immer noch schön, dachte Doktor Murphy. Aber heute läßt mich ihre Schönheit kalt. Heute gilt mein Verlangen Gunhild Bruckner.

      »Welchen Weg wählst du?« drängte Iris Mayring.

      Er kniff die Augen zu einem schmalen Spalt zusammen.

      »Ich habe mir noch nie in die Karten blicken lassen, und ein guter Rechner war ich schon immer. Diesmal geht meine Rechnung glatt auf, darauf kannst du dich verlassen.«

      Iris Mayring richtete sich entschlossen auf. In ihrem schönen Gesicht war kein Tropfen Blut mehr.

      »Gut! Du willst es nicht anders. Dann werde ich deine Pläne zu vereiteln wissen. Wir wollen sehen, wer diesmal Sieger bleibt.«

      Doktor Murphy lachte grell auf, und dieses Lachen verfolgte Iris Mayring bis auf die Straße. Sie glaubte es noch zu hören, als sie ihr Hotelzimmer wieder betrat und zur überstürzten Abreise rüstete.

      Vielleicht waren Michael und Ingrid inzwischen heimgekehrt. Sie mußte jetzt alles Auffällige vermeiden. Aber sie war ein nervöser, gehetzter Mensch geworden, das fühlte sie.

      Sie wußte auch, das war erst der Anfang. Wer wußte, was noch alles kommen würde.

      *

      Ich habe mich bei Dr. Murphy als Versicherungsbeamter vorgestellt, überlegte Harry Ohnesorg am nächsten Morgen, also muß ich mich als solcher auch bei ihm einführen.

      Er erinnerte sich an seinen Freund Otto Marken, der bei einer Versicherungsgesellschaft angestellt war, und beschloß, ihn aufzusuchen.

      Er erreichte ein mehrstöckiges Haus.

      Eingehend betrachtete er das große Schild, das an der Hausfront entlanglief und auf dem in weithin sichtbaren Lettern geschrieben stand:

      Adler

      Lebensversicherungs-Gesellschaft

      Er stieg die breiten teppichbelegten Stufen hinan ins erste Stockwerk und klopfte an eine der Türen, an der ein weißes Plakat angebracht war:

      Eintreten ohne zu klopfen,

      Richtig, dort lehnte der Gesuchte. Er ging auf den Mann zu, der ihm den breiten Rücken zukehrte, und hieb ihm auf die Schulter.

      »Morgen, alter Junge!«

      Otto Marken sah den Freund mitleidig an.

      »’rausgeflogen?«

      »Noch nicht. Wenn ich aber meine Aufgabe nicht mit dem nötigen Scharfsinn löse, kann ich mich jetzt schon als ’rausgeschmissen betrachten.«

      »Welche Aufgabe?«

      »Geschäftsgeheimnis, mein Bester. Also, wie ist das? Willst du mich nicht deinem verehrten Chef vorstellen und ihm ein Lied von meiner Brauchbarkeit und ausgesprochenen Tüchtigkeit singen?«

      »Bescheiden

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