Karin Bucha Staffel 4 – Liebesroman. Karin Bucha

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Karin Bucha Staffel 4 – Liebesroman - Karin Bucha Karin Bucha Staffel

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hat sich gewiß hingelegt und will nicht gestört sein«, flüsterte sie dem nähertretenden Harry zu.

      »Sicherlich schläft er, wozu sollte er sich sonst einschließen? Kommen Sie, Fräulein Gunhild, ich lade Sie zum Essen ein, und dann komme ich mit Ihnen wieder zurück. Mir scheint, mein Pech soll sich doch noch in Glück verwandeln.«

      Gemeinsam verließen sie die Wohnung. Unten auf der Straße sagte Gunhild zu ihrem Begleiter:

      »Wissen Sie was, Harry? Sie sparen Ihr Geld, und ich lade Sie zum Essen ein. Tante Elly ist mir sonst schrecklich böse, wenn ich nicht rechtzeitig heimkomme. Sie freut sich sicherlich, wenn ich Sie mitbringe.«

      Er strahlte sie an. Seine Laune hob sich zusehends.

      »Angenommen, Fräulein Gunhild.«

      Tante Elly begrüßte Harry in ihrer lieben, gewinnenden Art, und bald saßen sie in dem gemütlichen Wohnzimmer um den Rundtisch.

      »Ach, Gunhild, da ist übrigens ein Brief für dich gekommen«, sagte Tante Elly.

      Erstaunt las Gunhild den Absender. Ein freudiger Schreck zuckte ihr zu Herzen. Zwei ineinander verschlungene M und Poststempel Berlin.

      Sie fühlte sich von zwei Augenpaaren beobachtet und sagte mit äußerer Gelassenheit:

      »Ach so, das hat Zeit bis nachher.«

      Minuten können sich manchmal zu Ewigkeiten dehnen, dachte Gunhild und atmete heimlich auf, als Tante Elly aus dem Zimmer ging, um den Kaffee zu bereiten.

      Harry hatte sich erhoben, den Kaffee zu mahlen, und Gunhild war allein, endlich allein.

      Mit ungeduldigen Fingern riß sie den Umschlag auf und las, während ihre Pulse flogen.

      Sehr verehrtes Fräulein Gunhild!

      Im Geiste sehe ich Sie vor mir, mit zornsprühenden Augen.

      Ich höre Sie sprechen: So eine Dreistigkeit! Aber ich wage es dennoch, weil ich Sie unbedingt sehen und sprechen muß. Ich weiß, Sie freuen sich auch auf ein Wiedersehen.

      Hier ließ Gunhild den Brief sinken und flüsterte tatsächlich vor sich hin:

      »So eine Dreistigkeit!«

      Aber dann las sie aufmerksam den Brief noch einmal von Anfang an.

      Man konnte ihm nicht böse sein, wenn man sich ihn vorstellte. Man fühlte förmlich das Sieghafte, das von ihm ausging.

      Lieber Gott. Heute abend schon wollte er sie treffen, in dem Cafe, in dem sie seinerzeit nach der ersten Begegnung gesessen hatten.

      Unterschrieben hatte er den Brief:

      »Ihr ergebener ›Einbrecher‹!«

      Ich gehe. Natürlich gehe ich, denn ich freue mich wirklich, ihn wiederzusehen. Ganz schrecklich freue ich mich.

      Als Tante Elly, gefolgt von Harry, der die Kaffeekanne trug, zu Gunhild zurückkehrte, da fand sie ein verträumt vor sich hin lächelndes Mädchen vor.

      Nachdenklich rührte Gunhild in ihrer Kaffeetasse, bis sie mit einem Ruck den Kopf hob.

      »Wer weiß, wie lange ich noch so gemütlich bei dir sitzen kann, Tantchen«, sagte sie leise.

      Tante Elly riß die Augen auf.

      »Was sind denn das für seltsame Reden, Kind? Du willst mich doch nicht etwa verlassen?« Stockend kam es von den Lippen der alten Dame.

      »Doktor Murphy hat mich heute zum letzten Male dringend gebeten, ihn als Mitarbeiterin auf seine Reise nach Südamerika zu begleiten. Es reizt mich, sein Anerbieten anzunehmen.«

      Gunhild verstummte jäh, denn Tante Elly hatte eine heftige, abwehrende Handbewegung gemacht.

      »Ich würde es nicht erlauben«, erklärte Tante Elly mit ungewöhnlichem Ernst, und in den sanften Augen blitzte es entschlossen auf. »Du darfst nicht darüber lachen, Gunhild. Es ist keine kleinliche Angst oder Engherzigkeit von mir. Ich versprach deinem Vater, immer über dich zu wachen, dich zu behüten, bis – bis du einmal einem ehrenhaften Manne folgst, um seine Frau zu werden.

      Niemals würde ich aber dulden, daß du dich in die gleiche Gefahr begibst, in der einmal dein Vater umgekommen ist.«

      Gunhild fuhr zurück und schwieg betroffen. Auch Harry lauschte.

      »Mein Vater?« wiederholte Gunhild mit weicher, nicht mehr trotziger Stimme. Dann stand wieder Ungläubigkeit in ihren Augen. »Wie konnte er um das Vorhaben wissen, das mich jetzt beschäftigt?«

      Nervös fuhren Tante Ellys Hände an der Tischkante entlang.

      »Du hältst mich für weltfremd, liebe Gunhild«, raffte sie sich endlich zu einer weiteren Erklärung auf. »Das bin ich durchaus nicht. Ich weiß, was draußen in der Welt vorgeht. Ich weiß auch, daß dein Chef eine Expedition plant, die ihn in das gleiche Gebiet führt wie seinerzeit deinen Vater.

      Ich habe mich schon immer gewundert, weshalb Doktor Murphy dich besonders auszeichnet.

      Der Grund ist mir noch nicht eingefallen, soviel ich auch gegrübelt habe. Ich kann mir nicht helfen, ich bringe das alles immer wieder mit deinem Vater in Zusammenhang.

      Du mußt nämlich wissen, daß dein Vater seinerzeit mit Professor Mayring in das gleiche Gebiet gefahren ist, in das jetzt Doktor Murphys Expedition führen soll, und dort sein Leben verlor. Du kannst im Ernst nicht von mir verlangen, daß ich dich auch noch ziehen lasse.«

      Gunhild starrte ins Leere.

      »Sei beruhigt, Tantchen. Noch ist es nicht soweit. Nur ein Gedanke. Ich will versuchen, mir das alles aus dem Kopf zu schlagen.«

      »Bravo!« fuhr Harry mit einem erlösten Aufatmen dazwischen. »Das ist recht, Fräulein Gunhild. Lassen Sie den Doktor nur allein von den Krokodilen aufgefressen werden.«

      Gunhild runzelte die Stirn.

      »Haben Sie eine Aversion gegen meinen Chef?«

      Entsetzt hob Harry beide Hände hoch.

      »Gütiger Himmel! Jetzt werden Sie auch noch böse auf mich. Ich finde Ihren Chef reizend, was sage ich, ich bewundere seinen Mut, seine Kühnheit. Er ist mir ein leuchtendes Vorbild.«

      »Quatschkopf«, sagte Gunhild halb ärgerlich, halb lachend. »Nun bringen Sie sich mal nicht gleich um. Ich glaube Ihnen sowieso kein Wort.«

      Beteuernd legte Harry die Hand aufs Herz, aber in seinen Augen blitzte der Schelm auf.

      »Fräulein Gunhild.«

      »Schon gut, Harry«, sagte sie versöhnt und schaute sich nach der Uhr um. »Wir müssen fort.«

      Und wieder stieg Harry Ohnesorg die Stufen zu Doktor Murphys Wohnung hinan, diesmal in Begleitung Gunhild Bruckners.

      Kaum hatte sie Ohnesorg zum Eintritt in ihr Zimmer aufgefordert, da öffnete sich schon

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