Karin Bucha Staffel 4 – Liebesroman. Karin Bucha
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Harry Ohnesorg erreichte atemlos vom schnellen Lauf die Adler-Lebensversicherungs-Gesellschaft.
Als eine Sekretärin ihn anmelden wollte, winkte er herablassend mit der Hand ab. »Nicht nötig, Verehrteste. Ich werde erwartet.«
Mit stolzgeschwellter Brust betrat Harry Ohnesorg das Allerheiligste von Herrn Direktor Meyer.
Er kostete das Gefühl seiner Tüchtigkeit weidlich aus, als er bedächtig seinen Versicherungs-Antrag sowie einen Scheck auf die polierte Platte legte.
»Bitte, Herr Direktor, mein erster Abschluß. Eine Million, und gleich die erste Prämie kassiert. Na, was sagen Sie nun?«
»Eine – was?« fragte Meyer gedehnt und vertiefte sich in die Papiere, während Ohnesorg ohne Aufforderung vor dem Schreibtisch Platz nahm.
Und prompt sprang Direktor Meyer, nachdem er den Antrag immer wieder studiert hatte, mit einem Entsetzenslaut empor. Aber auch Ohnesorg schnellte wie von der Tarantel gebissen in die Höhe.
Die gewaltige Stimme Direktor Meyers hatte sich zu beachtlicher Stärke erhoben und schwang in dem Raum.
»Wissen Sie, was Sie getan haben? Sie haben einen Todeskandidaten versichert, einen Abenteurer.«
»Eine Expedition ist doch heutzutage kein Abenteuer«, versuchte Ohnesorg einzuwerfen, doch mit einer herrischen Handbewegung schnitt Meyer ihm das Wort ab.
»Meinen Sie, wir könnten diesem verrückten Doktor ein Kindermädchen mitgeben, damit er uns im Urwald nicht verlorengeht? Oder wie haben Sie sich eine Sicherung unsererseits vorgestellt?«
Ohnesorg wagte einen Vorstoß.
»Warum wollen Sie mich eigentlich nicht mitschicken? Ich schwöre Ihnen, ich bringe Ihnen diesen Mann auf jeden Fall wieder mit zurück, ob tot oder lebendig.«
»Lebend natürlich«, erboste Meyer sich und verfiel plötzlich in einen sachlicheren Ton.
»Gut. Natürlich tritt der Mann nicht von dem Antrag zurück. Wir müssen – oder vielmehr Sie müssen in den sauren Apfel beißen und die Reise mitmachen. Ob es Doktor Murphy angenehm ist oder nicht, ist uns gleichgültig.
Ihre Reise wird von unserer Gesellschaft finanziert. Schließlich geht es um viel Geld. Verstanden?«
Harry Ohnesorg nickte.
Ein bißchen schwindlig von den Ereignissen war ihm aber doch.
*
In angeregtem Gespräch verließen Gunhild Bruckner und Harry Ohnesorg das Haus.
Plötzlich stockte Gunhilds Fuß. Ein Mann trat ihr in den Weg, ein Mann, der ihre Gedanken mehr als gewöhnlich in Anspruch nahm, nach dessen Anblick sie sich gesehnt hatte und dessen unverhofftes Auftauchen sie dennoch unvorbereitet traf.
»Guten Tag!« Doktor Mayring zog höflich den Hut und streckte ihr mit einem fröhlichen Lächeln die Hand entgegen. »Habe ich nicht gesagt, daß wir uns wiedersehen werden?«
»Guten Tag«, wiederholte Gunhild, und sie ärgerte sich, daß ihr die Stimme nicht recht gehorchen wollte.
Harry war einen Schritt zur Seite getreten. Verlegen sah Gunhild von ihm zu dem Fremden, der ihr doch schon so vertraut war. Sie war ratlos, da sie die Herren nicht bekannt machen konnte.
Doktor Mayrings helle Augen ruhten prüfend auf Harry Ohnesorg, dann blitzte es darin auf.
»Wir kennen uns doch schon, nicht wahr? Allerdings nur per Distanz. Denken Sie an den ›Carlton‹-Tanzabend und an eine blonde junge Dame!«
Harrys Herz schlug höher. War das Glück zu fassen? Seine angebetete Ingrid war wieder in Berlin?
Die Freude strahlte so unverhüllt auf seinen Zügen, daß Mayrings Händedruck besonders warm ausfiel.
»Und nun?« Um Michael Mayrings Mund zuckte es belustigt. Er änderte blitzschnell seine Pläne, da er an die Schwester denken mußte, die einsam im Hotelzimmer wartete.
Trotzig blickte Gunhild seitwärts und versuchte sehr uninteressiert auszusehen.
Mayring zwang ihren Blick in den seinen.
»Wäre es sehr unbescheiden von mir, wenn ich Sie beide bitte, mir ein Stündchen Gesellschaft zu leisten?«
»Wird mit Freude akzeptiert«, nahm Harry begeistert an, noch ehe Gunhild ihr schroffes »nein« sagen konnte. Irgendwie war sie aber sehr froh, daß Harry den Sprecher gemacht hatte, denn ihr Herz schlug rascher, so sehr sie sich auch bemühte, nach außen hin ruhig zu erscheinen.
Mayring gab sich aber mit Harrys Zusage nicht ganz zufrieden. Ein wenig neigte er sich zu Gunhild.
»Und Sie? Machen Sie mir auch die Freude?«
»Ja«, erwiderte sie widerstrebend. »Ob es aber eine reine Freude für Sie wird?« Es klang sehr hochmütig.
Er lachte nur dazu.
»Schon Ihr Anblick ist reine Freude«, brachte er sie in Verlegenheit.
»Gehen sie«, sagte sie und legte den Kopf in den Nacken.
»Wir fahren in den ›Kaiserhof‹«, bestimmte er. »Wir werden zusammen mit meiner Schwester den Tee einnehmen.«
Harry hätte am liebsten einen Jauchzer ausgestoßen. So schnell sollte er die geliebte Frau wiedersehen?
Doktor Mayring stellte den Wagen vor dem Hotel ab und führte seine Gäste in die Halle.
»Wollen Sie mich einen Augenblick entschuldigen? Ich will nur meiner Schwester Bescheid sagen, daß sie den Tee mit uns trinkt. Ich hoffe, es ist Ihnen angenehm?«
Das sagte er besonders zu Harry, in dessen Zügen er wie in einem aufgeschlagenen Buch die Freude darüber lesen konnte. Dann ging er schnell davon.
Er ahnte nicht, daß Gunhild Bruckner mit einem seltsam verlorenen Ausdruck hinter ihm herblickte.
Aber sie wußte nicht, daß sie sein ganzes Denken und Sehnen erfüllte. Daß er immer nur ein schmales Mädchenantlitz von bestrickendem Liebreiz vor sich sah.
Ohnesorg fingerte nervös an seiner Krawatte, die nicht besser sitzen konnte.
»Ein fabelhafter Mann«, sagte er mit Überzeugung.
Gunhild holte ihre Gedanken von weit her, und sie lächelte amüsiert, als er hinzusetzte: »Wer ist das eigentlich? Ich habe seinen Namen nicht recht verstanden.«
»Sie werden lachen, Harry, ich kenne ihn auch nicht.«
»Wie – was?« Er blickte ganz verdutzt drein. »Sie kennen ihn nicht, dabei lädt er Sie ein, und Sie gehen auch mit?«
In Gunhilds Augen schillerte es geheimnisvoll. »Sehr richtig, Harry. Für