G.F. Barner Staffel 2 – Western. G.F. Waco

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G.F. Barner Staffel 2 – Western - G.F. Waco G.F. Barner Staffel

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in diesem Moment sah der Chief-Scout – er war direkt neben dem offenen Schlag –, daß noch ein Indianer von der anderen Seite in die Kutsche sprang. Die Bilder, die Lattimer in den nächsten Sekunden vor sich hatte, verschwammen zu einem verwischten und unwirklichen Gemälde. Irgendwo lag die zusammengesunkene Gestalt eines älteren Mannes auf den Knien. Der Apache stieß sie mit dem Fuß Lattimer entgegen, packte dann ein schreiendes Mädchen und wollte hinaus. In dem Moment schlug ihm Lattimer das Gewehr unter das Kinn. Der Apache verdrehte die Augen, kippte mit dem Mädchen aus der Kutsche, fiel in den Sand und wollte sein Messer in sie stoßen, als Lattimer aus zwei Schritt Entfernung quer durch die Kutsche auf ihn schoß. Die Kugel warf die Rothaut auf den Rücken. Das Mädchen rollte zur Seite.

      Wer den Pfeil abgefeuert hatte, der in der Hüfte des Mädchens steckte, war nicht mehr festzustellen. Das schwarzhaarige Mädchen – es hatte sehr große und jene blauen Augen, die man oft bei Nachkommen spanischer Einwanderer sah – blickte Lattimer groß an. Er erinnerte sich in dieser Sekunde an das Gesicht, aber ihm blieb keine Zeit nachzudenken, wo er das Mädchen schon einmal gesehen hatte.

      Voller Entschlossenheit preschte Lattimer weiter. Er sah noch, wie sich der jüngere große Mann erhob und seinen Revolver, mit dem er nach dem Indianer geschlagen hatte, aufklappte. Dann entdeckte Lattimer John Mattingly. Der Corporal saß kerzengerade im Sattel, sein Gewehr an der Schulter, und zielte auf jemand.

      Lattimers Blick erfaßte den Apachen, auf den Mattingly mit der für ihn typischen Gelassenheit feuerte. Es war Yellow Hand, und er hing an der Flanke seines Pferdes, kaum mehr Ziel bietend, als es ein hüpfender und tanzender Ledereimer an der Flanke des dahinrasenden Pferdes geboten hätte.

      Von dem Apachenhäuptling waren nur die Schultern und der Kopf zu sehen. Als er von Mattinglys Kugel getroffen wurde, sah Lattimer, wie sehr sich das Zucken von Yellow Hands Kopf von den bisherigen Bewegungen seines Körpers unterschied. Der Indianer stürzte wie ein Stein – mitten durch den Kopf getroffen – an der Seite des Mustangs herab. Das Tier raste weiter, der Indianer hing mit dem rechten Fuß in der Lederschlinge und wurde mitgeschleift. Das Geschrei der Apachen steigerte sich inzwischen zum Wutgeheul.

      Ihres Anführers beraubt, die tödliche Klammer erkennend, die sich um sie geschlossen hatte, verhielten sie sich unterschiedlich. Nur wenige warfen die Waffen fort. Andere rissen die Pferde herum, sprengten auseinander und versuchten einzeln durchzubrechen.

      Augenblicke später wich Chief-Scout Lattimer einem heranwirbelnden Tomahawk aus und entging knapp einer Kugel, die irgendein halbnackter und verwischter Schatten auf ihn abgefeuert hatte. Lattimer schoß zurück. Das Krachen der Schüsse steigerte sich erneut für Sekunden zu einem Stakkato, bis jene unheimliche Stille eintrat, die Joe Lattimer unzählige Male erlebt hatte. Es war wie nach dem Toben einer Windhose, deren Gebrüll und Röhren die Ohren taub werden ließ, bis die lautlose Stille eintrat.

      Scharfe Rufe und Flüche glichen nun sanften, leise gesprochenen Worten. Das ohrenbetäubende Krachen war schlagartig verstummt.

      Lattimer sah sich suchend um. Corporal Warton hockte am Boden und hielt sich die Seite. Sergeant Amos Raiden blutete am Kopf. Aber alle anderen Männer waren unverletzt, und es kam einem Wunder gleich, diese noch im Kampfeseifer glänzenden Augen der Männer zu sehen, die noch vor weniger als einer Stunde vollkommen erschöpft in der rinnenartigen Vertiefung gelegen hatten.

      »He«, rief Joe Lattimer mit dröhnender Stimme, »jetzt hast du deine Beförderung in der Tasche, Howard!«

      Lieutenant Howard Harris sah ihn groß an. Pulverdampf hatte sein Gesicht mit dem üblichen Sprenkel von Grau und Schwarz bedeckt, und er schüttelte nur den Kopf, als ihm der Chief-Scout auf die Schulter klopfte.

      »Ja«, sagte Lattimer mit einem kargen Lächeln, »du wirst der jüngste First Lieutenant in Arizona sein, Mann. Und jetzt darfst du dich ruhig mal freuen.«

      Lattimer hatte Harris vom ersten Moment an gemocht. Der junge Offizier besaß eine angeborene Bescheidenheit und Umsicht, die Lattimer selten bei anderen Offizieren gefunden hatte. Vielleicht lag es daran, daß sein Vater Colonel war und Lattimer seit vielen Jahren kannte.

      »Du großer Gott, Joe, jetzt könnte ich aus dem Sattel fallen und auf der Stelle einschlafen. Kein Gedanke an Beförderung«, antwortete Harris und winkte ab. »Es ist dein Verdienst, Alter.«

      Der Chief-Scout lachte erleichtert, seine Anspannung löste sich, und er verfolgte gelassen, wie man die sieben überlebenden Apachen fesselte. Dann ritt er langsam zum ersten Wagen hinüber. Der ältere Mann sah ihm entgegen, und da wußte Lattimer, wen er vor sich hatte und an wen ihn die Augen des Mädchens erinnert hatten, das dem Mann gerade etwas zuflüsterte.

      Es war Don Lewis Claiborn. Jeder in Sonora, jenseits der Grenze in Mexiko, nannte ihn so. Oder aber sie bezeichneten ihn nur als den Schwiegersohn Cabrals.

      Obwohlt es Jahre her war, daß Lattimer mit seinem Vater bei den Cabrals zu Besuch gewesen war, erinnerte er sich doch an die leuchtend blauen Augen Dona Isabel Cabrals, der Mutter des Mädchens. Claiborn hatte lange Abende mit Lattimers Vater zusammengesessen und sich über das Land und seine Probleme unterhalten. Er war ein ausgezeichneter Gastgeber, und seine Frau Isabel eine jener Schönheiten echt spanischen Blutes gewesen, die man sah und nie vergaß.

      »Sie – Sie sind ein Lattimer«, sagte Claiborn mühsam und stemmte sich auf. Eine Kugel hatte seinen linken Arm durchschlagen. Es war jedoch nur eine Fleischwunde. »Bei Gott, Sie sind Josef Lattimer, oder irre ich mich?«

      »Der bin ich, Sir«, erwiderte der Chief-Scout. »Um Gottes willen, Finger weg!«

      Der jüngere Mann hockte neben dem Mädchen und wollte den Pfeil herausziehen.

      »Aber er muß heraus«, sagte er verstört, als Lattimer neben ihm zu Boden sprang. »Miß Claiborn hat Schmerzen und…«

      »Finger weg!« wiederholte Lattimer schroff. »Lassen Sie den Pfeil los, Mann! Sir…«

      Claiborn war schon da. Seine besorgten Blicke trafen das blasse Gesicht seiner Tochter.

      »Lattimer, um Himmels willen, das Ding muß doch heraus!« stieß Claiborn hervor. »Kind, nicht bewegen, bleib nur sitzen, bis ich mir das genau angesehen habe.«

      »Der Pfeil steckt wahrscheinlich zu tief, Sir«, sagte Joe Lattimer. »Man kann ihn nicht herausziehen.«

      »Nicht?« fragte Claiborn entsetzt. »Aber…«

      Joe zog sein Messer, hielt es Claiborn hin.

      »Schneiden Sie das Kleid vorsichtig entzwei, dann werden Sie es sehen, Sir! Die Spitze wird sich am Hüftknochen umgebogen haben, der Pfeil muß also herausgeschnitten werden.«

      »Geschnitten?« hauchte das Mädchen angstvoll. »Mr. Lattimer, Sie – Sie können das?«

      »Ich – ich kann es nicht«, stammelte Claiborn verstört. »Lattimer, um alles in der Welt, helfen Sie meiner Tochter! Der Indianer hätte sie vorhin beinahe getötet, wenn Sie nicht gekommen wären. Helfen Sie ihr noch einmal – bitte!«

      Der Chief-Scout überlegte einen Moment, dann beugte er sich herab, setzte die Klinge an den Stoff und trennte ihn auf Handlänge auf, dann schüttelte er den Kopf.

      »Was ist?« fragte Claiborn ungeduldig. »Lattimer, Sie könnten schneiden? Sagen Sie es.«

      »Bei einem Mann würde ich es wagen«, murmelte Joe. »Er könnte einen tiefen und langen Schnitt ertragen, aber es bliebe

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