Letzte Fahrt. Robert Falcon Scott

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Letzte Fahrt - Robert Falcon Scott страница 12

Letzte Fahrt - Robert Falcon  Scott Edition Erdmann

Скачать книгу

sein Fuß wieder auf eine feste Oberfläche. Es sei ein niederträchtiges Gefühl, dieses nachgebende Eis unter jedem Tritt, versicherte er, und als er endlich aufatmen konnte, war er in Schweiß gebadet. Wir haben uns diesem morsch werdenden Eis vielleicht doch etwas unvorsichtig mit unserer ganzen Habe anvertraut. Also Eile!

      Sonntag, 8. Januar. Das Unglück ist schon geschehen: Wir sind vom Schiff abgeschnitten und, was weit schlimmer ist, ein Motorschlitten liegt auf dem Grund des Meeres! Ich gab dummerweise heute früh die Erlaubnis, den dritten Motor auszupacken, und obgleich einer der Leute beim Überschreiten einer etwa 200 Meter vom Schiff entfernten Schlammstelle mit einem Bein eingebrochen war, hielt ich das doch nicht für bedenklich, da ich annahm, der Mann habe nur die Oberflächenkruste durchgetreten. Campbell sollte den Schlitten an Land bugsieren, stattdessen aber kam die Meldung, der Motorschlitten sei eingebrochen! Campbell hatte zur Vorsicht ein Tau an dem Schlitten befestigt, das von den Matrosen gezogen wurde. Plötzlich brach einer von diesen bis an die Schulter ein und während er herausgezogen wurde, gab das Eis unter dem Schlitten nach, versank plötzlich und mit ihm der Motor! Die Leute hielten das Tau fest, aber vom Gewicht des schweren Schlittens gestrafft, schnitt es immer schneller durch die Eisdecke bis an sie heran und zwang einen nach dem anderen loszulassen. Eine halbe Minute später war nichts mehr zu sehen als ein großes Loch! Wir können noch von Glück sagen, dass den Leuten nichts zugestoßen ist, aber der Verlust eines der beiden besten Schlitten, auf die so viel Zeit und Mühe verwendet wurde, ist ein harter Schlag für mich! Noch gestern ist der andere Motorschlitten mit schwerer Last und sind zahlreiche Ponyfuhren dort hinübergegangen.

      Kaum hatte uns diese Unglücksbotschaft erreicht, als auch schon die Nachricht folgte, das Eis in der Nähe der Unfallstelle werde mit jeder Stunde unsicherer; seitdem sind wir vom Schiff so gut wie abgeschnitten und ich verlebe meine erste Nacht im Zelt am Land. Die Uferabteilung hat gearbeitet, aber die Leute an Bord haben einen unfreiwilligen halben Feiertag gehabt.

      Um 6 Uhr ging ich zu dem Eisrand weiter nördlich und fand eine Stelle, wo Schlittenfahren noch möglich ist und das Schiff anlegen soll, auch wenn es unter Dampf dorthin fahren muss. Wir haben den neuen Weg mit Petroleumkannen bezeichnet und müssen uns nun in Geduld fügen.

      Geduld erfordert auch der Bau der Hütte; es dauert schon noch einige Zeit, ehe sie fertig ist. Aber wir müssen vor dem Ende des Sommers unbedingt noch mit der Errichtung der Depots beginnen! Heute war der heißeste Tag bisher; als ich beim zweiten Frühstück in der Sonne saß, fühlte man sich ganz wie an einem warmen Tag in England.

      Montag, 9. Januar. Ich stecke die Nase erst um ¾7 aus dem Zelt, und das Erste, was ich sah, war das Schiff, das sich mit einiger Schwierigkeit längs des Eisrandes vorwärts bewegte und 8 Uhr 15 an der gestern bezeichneten Stelle anlegte. Der neue Weg erwies sich als ausgezeichnet und den ganzen Tag sind die Schlitten hin- und hergefahren. Die Ponys haben bis zu 18 Zentner Gewicht gezogen und die Hunde, je fünf in einem Gespann, schaffen 5 bis 6 Zentner fort, während die Leute fast 3 Zentner auf jeden Mann rechnen. Heute kamen Schornstein, Ventilatoren und die vielen Vorräte für die Hütte an, dann 2 ½ Tonnen Karbid, die Ausrüstung der Biologen – ein hoher Stapel! – und der Naturforscher, die Arzneivorräte, Futter, und was weiß ich sonst noch! Auch von den Kohlen sind schon zehn Tonnen an Land. Kurz, es war ein lustiges Ausräumen.

      Dienstag, 10. Januar. Heute Abend kann ich sagen: Wir sind gelandet! Wenn wir auch nichts mehr vom Schiff herschaffen könnten, jetzt kann es kommen, wie es will. Nie ist solch eine Arbeit so schnell und tüchtig geleistet worden! Futter und Feuerung, kurz alles Notwendige ist am Ufer und auch der Bau der Hütte schreitet rüstig fort. Die Seitenwände haben doppelte Verschalung und sind mit Seegras isoliert. Das Dach ist innen mit Brettern verschalt; auf der Außenseite liegt ebenfalls zuerst eine Schicht solcher Bretter, dann eine Lage doppelt gefaltetes Ruberoid, Seegras, wieder eine Bretterverschalung und schließlich dreifaches Ruberoid. Der erste Fußboden ist schon gelegt; darüber kommt Seegras, dann eine Filzlage, eine zweite Verdielung und schließlich Linoleum. Der vulkanische Sand wird ringsum hoch aufgehäuft, sodass unmöglich Zugluft in die Hütte dringen und ebenso wenig Wärme entweichen kann, und an der West- und Südseite sind obendrein Ballen mit Pressfutter hoch aufgestapelt, während an der Nordseite, zwischen der Hüttenwand und einer Mauer aus Futterballen, ein Winterstall für die Ponys gebaut werden soll. Leider haben wir nicht mehr genug Bretter und müssen das Dach aus Sparren und geteerter Segelleinwand herstellen. Viel Schnee darf sich auf diesem Dach nicht ansammeln; aber sonst ist alles vortrefflich angeordnet.

      Donnerstag, 12. Januar. In einer festen Schneewehe hinter unserem Lager stießen wir beim Graben auf Eis und haben hier unsere Speisekammer ausgehauen, einen drei Meter langen Tunnel, der noch Seitengänge erhalten soll.

      Ich kutschiere heute meine Hunde zum ersten Mal in sibirischer Weise. Schwer war es nicht, aber ich vergaß in kritischen Momenten stets die russischen Ausdrücke; wir werden auf der Depotreise noch viel lernen müssen. Am Nachmittag kam vom Schiff die Meldung, dass nur noch das Hammelfleisch, Bücher, Bilder und das Pianola abzuholen seien; sonst ist alles an Land und auch die Hütte ist so weit fertig, dass wir einziehen könnten. Doch soll das erst in acht Tagen geschehen; unterdes kann der Zimmermann mit Ruhe arbeiten, die Dunkelkammer, Simpsons meteorologische Ecke und die anderen Nebenräume herrichten. Von morgen ab müssen wir Ballast aufs Schiff schaffen, Gesteinsschutt, den wir ja hier reichlich haben, und in zehn Tagen soll die Depotreise beginnen.

      Sonnabend, 14. Januar. Ich schlief die letzte Nacht an Bord und fand es dort viel kälter als im Lager; die Temperatur in den Kabinen hielt sich die ganze Nacht über unter dem Gefrierpunkt und das Wasser gefror im Kessel, sodass heute Morgen Feuer gemacht werden musste.

      Als ich wieder an Land kam, war die Speisekammer so stattlich erweitert, dass sie all unser Hammelfleisch und einen großen Vorrat Robben und Pinguine aufnehmen kann. In der Hütte werden jetzt Schornsteine eingebaut; Küchenraum und Herd sind fertig, die Veranda am Eingang ebenfalls. Der Zimmermann hat nur noch allerlei Wünsche der einzelnen Bewohner auszuführen.

      Morgen wird unser erster Ruhetag sein und dann beginnen die Vorbereitungen für die Depotreise. Ich habe schon heute allerhand Anordnungen dafür getroffen, die zur Führung der Hunde und Ponys nötigen Leute bestimmt usw. Ich habe auch schon meine Wünsche niedergeschrieben wegen des Tierfutters, das uns die »Terra Nova« im nächsten Jahr mitbringen soll. Bis dahin wird es sich entschieden haben, ob ich mein Ziel erreiche oder nicht.

      Einzug ins Winterquartier

      Sonntag, 15. Januar 1911. Ein prächtiger Ruhetag mit glänzendem Sonnenschein und ohne Wind! Wir standen heute erst spät auf, da das Frühstück nicht vor 9 Uhr angesetzt war. Um 10 strömten Offiziere und Matrosen vom Schiff herüber und ich hielt am Strand unseren ersten Feldgottesdienst ab, der auf uns alle einen tiefen Eindruck machte.

      Campbell wollte mit Gran und Nelson über den Gletscher nach Kap Royds gehen und ich begleitete sie ein Stück, um mich zu vergewissern, ob der Weg stark mit Spalten durchzogen sei. Als wir dann aber oberhalb der schneefreien Hügel unseres Vorgebirges die Schneedecke erreichten, bot sich ein so guter und spaltenfreier Weg, dass ich einen tüchtigen Marsch mit ihnen machte und sie erst verließ, als ich überzeugt war, dass der Ausflug nach Kap Royds keine Gefahr habe, und die drei Gefährten sich angeseilt hatten und auf Schneeschuhen weiterliefen. Taylor und Wright gingen ihnen auf einem anderen Weg nach und hatten das gleiche Ziel.

      Ich kehrte zum Lager zurück, um nach dem zweiten Frühstück mit einem Schlitten, neun Hunden und Meares als Lenker über das Meereis nach der Hüttenspitze zu wandern. Einen Weg über das Vorgebirge, der bis auf etwa 100 Meter mit dickem Schnee bedeckt war, hatte Meares ausgekundschaftet, und da die Hunde gut zogen, erreichten wir in schnellem Tempo die Gletscherzunge, wo einige vom Wind zerwühlte Schneewehen lagen, während sonst das Eis ziemlich schneefrei war. Als wir den Gletscher erstiegen hatten, sahen wir ein wenig rechts das alte, vom »Nimrod« auf Shackletons

Скачать книгу