Mami Staffel 7 – Familienroman. Lisa Simon
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Gemeinsam gingen sie zur Terrasse und ließen sich in den Korbstühlen nieder. Der Wein war herrlich kühl und sanft. Schweigend genossen sie den guten Tropfen, während sie – jeder für sich – ihren Gedanken nachhingen.
Irgendwann brach Roberta dieses Schweigen.
»Wie wär’s mit einer Runde schwimmen?«
Diesmal zierte sich Stephan nicht. Er ging sofort los, um seine Badesachen zu holen.
Während er seine Badehose und das Laken aus dem Trockner nahm, fiel ihm ein, wie selten er diese Utensilien bisher gebraucht hatte. Melinda hatte nicht viel für den Strand übrig, und nach den heutigen Vorfällen würde er sie wahrscheinlich auch nicht mehr überreden können, noch einmal dorthin zu gehen.
Sie lag eben lieber im Bett oder genoß das laute Nachtleben, aber selbst an diesem hatte sie einiges auszusetzen. Erst vorhin hatte sie Stephan vorgeworfen, daß er sie in die Provinz verschleppt habe.
»Wenn ich doch bloß mit Jutta und Juliane nach St. Lucia gefahren wäre«, hatte sie lamentiert. »Da ist wenigstens was los und man trifft nicht auf diesen Pöbel, der sich hier allenthalben herumtreibt.«
Langsam hatte Stephan ihre ständigen Spitzen und Nörgeleien satt. Schließlich war das auch seine Freizeit, die hier ungenutzt verrann. Mel hatte nicht das Recht, ihm seinen wohlverdienten Urlaub zu vermiesen.
Und deshalb würde er jetzt mit dieser netten Nachbarin schwimmen gehen, jawohl! Wenigstens einen Spaß mußte er sich doch gönnen!
Roberta erwartete ihn am Gartentor. Zusammen liefen sie den gewundenen Weg durch die Dünen entlang. Das Rauschen des Meeres wurde immer lauter. Heute war die See nicht so ruhig und seidig wie das letzte Mal, als sie dort bei Nacht geschwommen waren. Aber das Wasser hatte eine angenehme Temperatur.
Roberta tauchte und glitt anmutig wie eine Meerjungfrau durch die Fluten. Stephan sah sich irritiert um, als sie nicht mehr an die Oberfläche kam.
Langsam keimte Besorgnis in ihm auf. Wo war Roberta? Hatte sie der Wassermann mit seinem Dreizack geholt?
In dem Moment, als er sich mutig kopfüber ebenfalls ins Wasser stürzen wollte, kam Roberta hinter ihm, einem Delphin gleich, aus den Tiefen geschossen. Ihr schlanker Körper schnellte aus dem Wasser, ihr langes, nasses Haar umwehte sie wie ein Schleier, aus dem Millionen funkelnder Tröpfchen sprühten. Dann tauchte sie erneut ein, kam wieder an die Oberfläche und legte sich auf den Rücken.
»Himmel, ich dachte, du wärst ertrunken!« Stephan vergaß sämtliche Formalitäten. »Bist du ein Fisch? Hast du Kiemen?«
Roberta lachte fröhlich.
»Nein, ich schwimme nur gern.« Sie drehte sich wieder um und kam mit langen, kraftvollen Bewegungen auf ihn zu. »Du bist nicht so sportbegeistert, nicht wahr?«
Stephan hob die Schultern.
»Ich habe zuwenig Zeit«, gab er zu. »Manchmal gehe ich mit einem Freund für ein, zwei Stunden auf den Tennisplatz oder ins Squashcenter, aber meistens sind diese Sportstätten schon geschlossen, wenn ich endlich aus der Agentur komme.«
Roberta hatte sich ausgetobt. Sie schwamm zum Ufer zurück. Ste-phan, der ihr gefolgt war, sah ihr zu, wie sie sich zurückbeugte, ihr langes Haar zu einem Zopf drehte und es dann mit den Fingern auswrang.
Ihr Körper war schlank und wohlproportioniert. Alles an ihr war anmutig, sanft und rund. Ste-phan ertappte sich bei dem Gedanken, wie es wohl sein mochte, diese samtige, von der Sonne getönte Haut zu berühren.
Als hätte sie seine Gedanken gehört, hielt Roberta mitten in der Bewegung inne, richtete sich auf und sah ihn an. Es war, als würden unsichtbare Magnete die beiden aufeinander zutreiben. Plötzlich standen sie sich gegenüber, ihre Blicke versanken, stellten Fragen, suchten die Antworten darauf…
Roberta spürte seine Hände auf ihren bloßen Schultern. Die Be-rührung löste Empfindungen aus, die sie schwindelig machten. Die Sehnsucht nach Stephans Lippen, nach seinen heißen, verlangenden Küssen wurde beinahe übermächtig in ihr.
Als er sie endlich küßte, war es wie eine Explosion, die tief in ihrem Innern stattfand. Eine Fülle an Emotionen überrollte Roberta, sogen sie wie die Wellen der Nordsee mit sich weit hinaus ins offene Meer des Verlangens, dorthin, wo alle Vernunft schweigen mußte.
Wie von selbst hoben sich ihre Arme und schlangen sich um Ste-phans Schultern. Sie spürte das Spiel seiner Muskeln an ihrem Körper, das Verlangen, das ihre Leidenschaft in ihm weckte.
Irgendwo in der Ferne schimpfte eine Möwe, die irgendein Raubtier aus ihrem friedlichen Schlummer gerissen hatte. Das empörte Kreischen drang wie die Schneide eines Messers in Robertas Bewußtsein und zerriß den Zauber des Augenblicks.
Spinnst du? schimpfte ihr Verstand. Diese Sache ist aussichtslos, das weißt du doch! Dieser Mann ist gebunden. Er wird in ein paar Tagen nach Hause fahren und dich vergessen, und du? Du wirst dir wochenlang die Augen ausheulen!
Mit einer energischen Bewegung schob sie Stephan von sich und trat von ihm zurück.
Stephan war verwirrt. Mit beiden Händen fuhr er sich über das erhitzte Gesicht, dann sah er Roberta an.
»Verdammt, du hast recht.« In seiner Stimme vibrierte noch die Leidenschaft, die Robertas Küsse in ihm entfacht hatten. »Wir sollten uns nicht so gehenlassen. Tut mir leid.«
»Mir auch.« Roberta machte kehrt und hob ihre Kleider auf. »Laß uns nach Hause gehen. Ich lasse die Kinder ungern über längere Zeit allein.«
Der nüchterne Klang ihrer Stimme vertrieb endgültig den Zauber. Stephan schlüpfte in seine Jeans, legte sich das T-Shirt um die Schultern und schickte sich an, den Weg zurückzugehen.
Roberta folgte ihm in einigem Abstand. Sie sprachen kein Wort mehr miteinander. Erst an der Gartenpforte blieben sie stehen und sahen sich an.
»Sei nicht böse«, versuchte Ste-phan, sich zu entschuldigen.
Roberta schüttelte den Kopf.
»Es war eine – Laune – vielleicht«, murmelte sie.
Hastig, bevor die Sehnsucht sie erneut zu unüberlegten Handlungen verleiten konnte, stieß Roberta die Pforte auf und eilte ins Haus.
Sie sah sich nicht mehr um, als sie die Tür zuwarf. Trotzdem wußte sie, daß Stephan noch am Zaun stand. In seinen Augen brannte eine Sehnsucht, die sie beinahe körperlich zu spüren schien. Blicke, die wie Feuer auf ihrer Haut brannten. Erinnerungen an Berührungen, die sofort das Verlangen in ihr aufs neue entfachten.
Und dann kam die Erkenntnis. Eine Erkenntnis, die sie tagelang zu unterdrücken und zu ignorieren versucht hatte. Aber jetzt konnte sie ihr nicht mehr ausweichen.
Roberta blieb, von dem Wissen überwältigt, mitten auf der Treppe stehen und starrte ratlos auf die Stufen.
Ich habe mich in diesen Kerl verliebt!
*
Das Licht flammte auf, bevor Stephan die Hand nach dem Schalter ausstrecken konnte. Für einen Moment schloß er geblendet die Augen, dann blinzelte er unter halbgeschlossenen Lidern