Mami Staffel 7 – Familienroman. Lisa Simon
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Das war eine lahme Begründung, an die Roberta selbst nicht glaubte, aber irgend etwas mußte sie den Kindern ja sagen. Die beiden waren jedoch viel zu besorgt, um still im Wohnzimmer sitzen zu bleiben.
Stumm, mit verheulten Gesichtern, folgten sie Roberta in den Garten hinaus und traten an den Verschlag.
Roberta sah sofort, daß hier nichts mehr zu machen war. Der kleine Hase, der sonst fröhlich durch seinen Verschlag tollte, manchmal vollführte er Purzelbäume vor Übermut, lag jetzt steif und starr, mit verkrümmten Gliedern auf dem Rücken und rührte keine Pfote. Seine blicklosen Augen starrten gen Himmel. Ein Bild des Jammers, das Roberta sofort die Tränen in die Augen trieb.
Behutsam hob sie den kleinen Kerl hoch, in der unsinnigen Hoffnung, daß vielleicht doch noch ein Fünkchen Leben in ihm glimmte, aber Herr Schröder war mausetot. Er würde nie wieder über die Wiese tollen und die Rosenblätter anknabbern.
Seine aufgequollene, verfärbte Zunge hing schlaff aus dem winzigen Mäulchen heraus. Stirnrunzelnd betrachtete Roberta das elendige Bild, das das Tierchen bot.
Sie war lange genug Krimiautorin, hatte während der Arbeit an ihren Büchern oft genug in Labors recherchiert, war mit Kripobeamten unterwegs gewesen und hatte mit Häftlingen Interviews geführt, um zu wissen, was diese verfärbte Zunge und die verkrampfte Haltung des Hasen zu bedeuten hatte.
Irgend jemand hatte seinem kleinen Leben gewaltsam ein Ende gesetzt!
Roberta legte den Hasen ins Gras zurück. Dabei fiel ihr Blick auf ein Schälchen gehobelter Möhren, das direkt vor dem Eingang zu Herrn Schröders Schlafhäuschen stand.
»Habt ihr ihm das gegeben?« erkundigte sich Robbi bei den Zwillingen.
Die beiden wischten sich die Tränen aus den Augen und starrten erstaunt auf das Schälchen.
»Nein, das gehört uns nicht«, schniefte Willy, und Julchen fügte, ganz die kleine Hausfrau, hinzu: »So ein Geschirr haben wir doch hier gar nicht.«
Roberta nahm das Schälchen an sich und stellte es auf die Terrassenbrüstung. Ein häßlicher, erschrekkender Verdacht keimte in ihr, aber sie behielt ihre Gedanken für sich, denn sie mochte die Kinder nicht noch mehr beunruhigen.
»Faßt das Zeug nicht an«, warnte sie die Zwillinge eindringlich. »Es kann sein, daß die Möhren verdorben waren. Nicht, daß euch auch noch schlecht wird.«
»Wacht Herr Schröder wieder auf?« Willys Stimme klang ganz klein vor Kummer und Angst. Oh, er ahnte wohl, was mit Herrn Schröder geschehen war, aber sein kleines Köpfchen weigerte sich noch, das Unvermeidliche zu begreifen.
Roberta kniete sich nieder und zog die Kinder in ihre Arme.
»Es tut mir leid«, begann sie behutsam und liebevoll zugleich, den Zwillingen die Wahrheit zu erklären. »Herr Schröder wacht nicht mehr auf. Er – er ist jetzt – weit, sehr weit weg, wißt ihr. Da, wo wir ihn nicht mehr erreichen können. Es tut mir leid, meine Süßen, aber wir werden Herrn Schröder beerdigen müssen.«
»Nein!« Julchen warf sich an Robertas Brust und begann haltlos zu weinen. »Ich will das nicht, ich will das nicht!«
»Psst, pssst«, versuchte Roberta sie zu beruhigen. »Es ist gut, Liebling. Glaub mir, es ist alles gut. Herr Schröder wird dort, wo er hingeht, sehr glücklich sein. Er wird dort viele, viele andere Hasen treffen und den ganzen Tag mit ihnen spielen.«
Willy drängte sich ebenfalls heran.
»Kommt Herr Schröder auch in den Himmel?« wollte er wissen.
Roberta dachte einen Moment nach, dann nickte sie.
»Ja, in den Hasenhimmel. Er wird dort nichts vermissen.« Sie erhob sich. »Kommt, wir wollen ihm ein hübsches Grab machen, ja? Und denn beerdigen wir ihn, wie es sich für einen so lieben Hasen gehört.«
So makaber es klingen mag, aber die Vorbereitungen für das Begräbnis lenkten die Kinder etwas von ihrem Kummer ab. Julchen polsterte eine Schuhschachtel mit Stroh und Seide aus und bemalte den Karton mit hübschen Blumen und Schmetterlingen.
Willy half Roberta indessen beim Graben und dem anschließenden Schnitzen des kleinen Kreuzes, das die Kinder unbedingt auf dem Hügel aufstellen wollten. Als sie schließlich alle drei an dem kleinen Grab standen, war alles so schön gerichtet, daß Herr Schröder bestimmt zufrieden sein konnte. Es fehlte an nichts, auch nicht an den Blumen, die den Hügel zierten und den hübschen Muscheln, mit denen die Kinder ein schönes Muster in die weiche Erde gedrückt hatten.
Willy hatte sich sogar eine kleine Ansprache ausgedacht, die er nun mit feierlicher Miene hielt. Roberta lauschte mit ernster Miene, aber ihre Blicke unter den gesenkten Lidern wanderten in den Nachbarsgarten hinüber. Und tatsächlich, da stand Melinda Bornemann, in einem schicken Hosenanzug, der eher in ein Büro als in diese herbfriesische Gegend paßte.
Das Gesicht wie immer perfekt geschminkt, ein spöttisch-zufriedenes Lächeln auf dem Gesicht, so als habe sie gerade einen lukrativen Abschluß getätigt.
Roberta hob den Kopf, um Melinda geradewegs in die Augen zu sehen. Die Nachbarin hielt diesem Blick stand. Ja, sie erwiderte ihn sogar, und das mit einer Feindseligkeit, die Roberta erschreckte.
Hastig wandte sie den Kopf und sah zu Willy hinüber, der indessen seine Rede beendet hatte. Roberta nahm die Zwillinge an der Hand und brachte sie ins Haus, um ihnen erst einmal einen Kakao zu kochen, doch ihre Gedanken weilten bei Melinda, die noch immer auf der Terrasse stand und zu ihnen her-überstarrte.
Der Verdacht, der in Roberta schwelte, wurde allmählich zur Gewißheit, je länger sie sich die Haltung der Frau vor Augen hielt.
Melinda hatte keinerlei Mitleid oder wenigstens interessierte Anteilnahme gezeigt. Ganz im Gegenteil, sie hatte merkwürdig zufrieden gewirkt. Und dann dieses geradezu hämische Lächeln, als die Kinder ihre Blumensträußchen niederlegten. Der Hohn in Melindas Blicken, mit denen sie die traurige Zeremonie beobachtete, ihre geradezu schamlose Art, ihren Triumph zur Schau zu stellen. All das deutete auf sie als Täterin hin.
Aber wie war sie an das Gift gekommen? Was für ein Gift war es gewesen?
Zweifelnd betrachtete Roberta die Möhren, die noch auf der Terrassenbrüstung standen. Sie ro-chen schwach nach – ja, wonach? Sollte sie das Zeug analysieren lassen?
Wieder wanderten ihre Blicke zum Nachbarhaus hinüber. Melinda war verschwunden. Die verschlossenen Fenster wirkten abweisend, ja, feindselig.
Nein, sie würde keine langwierigen Untersuchungen anstellen! Entschlossen packte Roberta das Schüsselchen und trug es in den Garten. Dort vergrub sie die Möhrenreste tief genug, damit die Tiere, die hier nachts herumstrichen, sie nicht wieder ausgraben konnten. Anschließend wusch sie das Schüsselchen im Badezimmer sorgfältig aus und kehrte zu den Kindern zurück, die in der Küche vor ihren Tassen saßen.
Anni, die treue Schäferhündin, saß neben dem Tisch und ließ die beiden nicht aus den Augen, so als ahne sie, daß den Zwillingen Gefahr drohte.
Beim Anblick des Hundes festigte sich der Entschluß, den Roberta soeben gefaßt hatte. Sie hing an dem Tier, das ihr seit fünf Jahren ein treuer Begleiter gewesen war. Anni war gutmütig bis zur Trotteligkeit und, wie fast alle Hunde, äußerst verfressen. Für jemanden, der etwas Böses im Schilde führte, also kein Problem,