Mami Staffel 7 – Familienroman. Lisa Simon
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»Heh, ich bin auch noch da«, meldete sich Thomas und beugte sich zu Nicole hinunter. »Mach es dir gemütlich und denk an unseren schönen Aufenthalt auf Mallorca. Das vertreibt die grauen Herbstgedanken.«
»In Ordnung, vielleicht hilft es ja wirklich.«
»Bald kommen Oma und Opa«, krähte Sina vergnügt dazwischen. »Na, die werden aber staunen, wenn sie sehen, wie es hier regnet!«
An diesem Morgen konnte Ni-
cole kaum erwarten, daß ihre kleine Familie endlich das Haus verlassen hatte. Frau Wagner gab sie vor, in der Stadt ein paar Besorgungen machen zu wollen, um danach Sina abzuholen.
»Falls es etwas später werden sollte, könnten Sie vielleicht ausnahmsweise etwas zu Mittag kochen?« fragte sie.
Frau Wagner freute sich. »Aber natürlich, lassen Sie sich ruhig Zeit. Wenn Sie zu beschäftigt sind, kann ich die Kleine auch vom Kindergarten abholen, das habe ich früher ja auch immer getan.«
Nicole zog ihren Mantel über und kramte in der Handtasche nach dem Autoschlüssel. »Das wird nicht nötig sein – aber vielen Dank für das Angebot.«
Mit diesen Worten verließ sie das Haus. Sie kam sich vor wie eine Schauspielerin, die ihren Text auswendig gelernt hatte. Schon gestern abend hatte sie sich vorgenommen, nicht von zu Hause, sondern von einer Telefonzelle aus bei der Detektei anzurufen. Sicher war sicher.
Nicole war so nervös, daß der Wagen erst beim zweiten Mal ansprang, obwohl sie ansonsten eine sichere und erfahrene Autofahrerin war. Doch an diesem Tag herrschte eine Ausnahmesituation. Sie mußte aufpassen, daß sie bei dem starken Stadtverkehr nicht aus Unachtsamkeit die Kontrolle über den Wagen verlor.
In der Nähe der Detektei gab es ein Postamt, auf dessen Parkplatz Nicole schließlich ihr Auto abstellte. Drei Telefonzellen standen neben dem Gebäude, von denen eine besetzt und die zweite außer Betrieb war. Hastig lief Nicole zu der dritten Zelle und schloß mit zitternden Händen die Tür hinter sich.
Sie mußte die Nummer nicht erst aus dem Telefonbuch suchen, sie hatte sie längst auswendig ge-
lernt!
Gleich nach dem ersten Läuten meldete sich die schon bekannte Stimme von Frau Wunderlich, die sie sofort mit Armin Bach verband.
»Guten Tag, Frau Benedikt!« begrüßte der Detektiv sie gutgelaunt. »Ich habe Neuigkeiten für Sie.«
»Haben Sie…« Nicole wagte kaum, den Satz zuendezuführen.
»Sehr richtig. Ich habe die Adresse der Adoptiveltern herausbekommen. Wann könnten Sie hiersein, damit ich Ihnen alles weitere berichten kann?«
»In zehn Minuten!« Nicole machte sich nicht die Mühe, sich zu verabschieden und knallte den Hörer auf die Gabel.
Den Wagen ließ sie stehen und rannte fast die ungefähr einhundert Meter bis zu dem Bürogebäude, in dem sich die Detektei Große & Lenz befand. Außer Atem stand sie wenig später vor Armin Bach.
»Oh, Sie habe sich aber beeilt«, staunte dieser und bat Nicole, Platz zu nehmen.
»Ich hatte in der Gegend zu tun.« Sie wußte, wie albern das klang, doch das war ihr in diesem Moment vollkommen egal.
Bach öffnete einen Aktendeckel und entnahm ihm ein einzelnes Blatt Papier, »So, dann wollen wir mal. Also, Ihr Sohn lebt bei den Eheleuten Iris und Joachim Kaiser und wurde vorigen Monat auf den Namen Tim getauft.«
»Tim.« Zum ersten Mal konnte sie seinen Namen aussprechen, mußte ihn nicht immer mit mein Sohn oder mein Kind betiteln. Im gleichen Moment stieg Eifersucht in ihr hoch. Sie hätte dem Jungen einen Namen geben müssen, nicht irgendwelche fremden Menschen!
Armin Bach gab Nicole auch die Adresse, ein feiner Vorort in der Nachbarstadt. »Alles weitere müssen Sie selbst arrangieren.«
»Selbstverständlich.« Sie nahm den Bogen Papier an sich und las immer und immer wieder die wenigen Zeilen darauf. »Kann ich meine Rechnung gleich hier mit einem Scheck bezahlen?«
»Kein Problem, ich sage der Sekretärin Bescheid, daß Sie Ihnen die Rechnung ausdruckt. Ich hoffe, ich konnte Ihnen ein wenig helfen.«
Nicole erhob sich und faltete das wichtige Papierstück sorgfältig. »Mehr, als Sie vielleicht ahnen.« Dabei stahl sich ein zögerndes Lächeln auf ihre blassen Lippen.
Zum Abschluß bedankte sie sich überschwenglich, und der Detektiv sah ihr nachdenklich hinterher. Er dachte, daß die junge attraktive Frau wohl keine Chance hatte, ihren Sohn von den Kaisers zurückzubekommen, aber dies war nicht mehr seine Sache. Er hatte für die Detektei wieder einen schönen fetten Geldbetrag verdient…
Lange saß Nicole in ihrem Wagen, ohne loszufahren. Tim hieß ihr Sohn, Tim Kaiser. Fast konnte sie es nicht glauben, daß sie es jetzt schwarz auf weiß hatte, wo der Kleine nun war.
Irgendwann sah Nicole auf die Uhr und erschrak. Es war höchste Zeit, Sina abzuholen. Die Kleine sollte nicht unter ihrer Zerstreutheit leiden…
*
Bereits am nächsten Morgen fuhr Nicole los. Es war ihr egal, was Frau Wagner denken mochte. Sie hoffte nur, daß sie nicht auf die Idee kam, Thomas von den vormittäglichen Ausflügen zu erzählen. Wie hätte sie ihrem Mann erklären sollen, wohin es sie trieb?
Heimlich hatte sie am Vorabend den Stadtplan, den sie nach dem Detektivbesuch an einem Kiosk gekauft hatte, studiert. Der Tulpenweg lag am Stadtrand, zu dem man bequem über die Stadtbahn kam.
Gut kannte sich Nicole nicht in der Nachbarstadt aus, doch sie wußte nun ungefähr, wie sie fahren mußte. Der Ort war knapp eine halbe Autostunde entfernt, so konnte sie mittags zurück sein.
Nachdem sich Nicole trotz Stadtplan zweimal verfahren und zum Tulpenweg durchgefragt hatte, stand sie vor dem weißen, eleganten Bungalow mit der Nummer 12. Erst jetzt dachte sie darüber nach, was sie da eigentlich wollte. Unmöglich, daß sie an der Tür klingelte und das Kind zu sehen verlangte!
Nein, so ging es natürlich nicht. Sie mußte sich genau überlegen, was sie sagen wollte; immerhin waren die Kaisers inzwischen die rechtmäßigen Eltern von Tim und würden sie vermutlich sofort aus dem Haus werfen lassen – oder noch schlimmer, die Polizei rufen!
Nicole blieb ruhig sitzen, plötzlich hatte sie aller Mut verlassen. Sie kam sich so hilflos vor, wie sie sehnsüchtig darauf wartete, wenigstens einen Augenblick den Kleinen zu sehen.
Vielleicht hatte sie Glück und diese Iris Kaiser kam mit Tim aus dem Haus, solange sie da war. Doch in dem Haus auf der gegenüberliegenden Straßenseite blieb alles ruhig, als wäre niemand daheim.
Dann war es Zeit, den Heimweg anzutreten. Nicole hatte Sina versprochen, am Nachmittag mit ihr eine vorweihnachtliche Bastelei für Thomas zu machen! Erschrocken stellte sie fest, daß sie zum ersten Mal keine Lust verspürte, sich mit dem kleinen Mädchen zu beschäftigen.
Auf der Heimfahrt nahm sich Nicole fest vor, die Kleine, die ihr ihre ganze kindliche Liebe