Mami Staffel 7 – Familienroman. Lisa Simon
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»Aber ja«, erwiderte Nicole und legte das Buch beiseite. »Ich erinnere mich noch sehr gut daran: Ich ging damals schon zur Schule, war zehn Jahre alt und heulte jeden Abend, weil ich dachte, daß diese vielen roten Pickel nie wieder weggehen würden.«
Sina sah Nicole forschend ins Gesicht. »Aber die sind doch alle wieder weggegangen, oder?«
»Na klar, oder siehst du noch etwas von meinen Windpocken?«
Das Mädchen schüttelte den Blondschopf. »Bei mir gehen die auch wieder weg, nicht wahr?«
»Sicher tun sie das. Du darfst nur nicht ständig kratzen, denn dann könnten Narben zurückbleiben. Und das möchtest du doch bestimmt nicht.«
»Nein, aber manchmal juckt es so doll, Mama.«
»Ich weiß, mein Schätzchen. Deshalb hat uns Dr. Kuhn doch auch dieses weiße Pulver verschrieben. Wenn es zu sehr juckt, machst du dir auf diese Stellen ein wenig von dem Pulver. Dann wird es gleich besser.«
»Aber das riecht nicht gut«, versuchte Sina zu protestieren. Doch auch sie fand, daß die Mixtur aus der Apotheke das Jucken etwas linderte. »Liest du mir jetzt das Märchen von dem Wolf und den sieben Geißlein noch mal vor?«
»Ja, das tue ich.« Nicole nahm wieder das dicke Märchenbuch zur Hand. »Kannst du das Märchen nicht langsam auswendig?«
Die Geschichte von dem bösen Wolf, der es auf die armen Zicklein abgesehen hatte, war Sinas Lieblingsmärchen. Nicole wußte gar nicht, wie oft sie es dem Kind schon vorgelesen hatte.
Gerade wollte sie mit dem Lesen beginnen, als die Buchstaben vor ihren Augen verschwammen und sie von einem plötzlichen Schwindel erfaßt wurde.
»Mama, was hast du denn?« fragte Sina ängstlich und berührte Ni-cole vorsichtig an der Schulter. Als diese nicht reagierte, sondern stöhnend die Hände vor die Augen legte, begann Sina zu weinen und rief verzweifelt nach Frau Wagner. Daß in diesem Moment Thomas nach Hause gekommen war, bekam Ni-cole nicht mehr mit. Alles um sie herum versank in einem dunklen Nebel…
Als sie erwachte, lag sie im Schlafzimmer auf dem Ehebett. Thomas saß mit besorgtem Blick neben ihr und erhob sich sofort, als er merkte, daß Nicole wieder zu sich gekommen war.
»Liebling, bleib ruhig liegen«, sagte er sanft und strich Nicole eine feuchte Haarsträhne aus der Stirn.
»Was ist passiert?« Nicole versuchte, sich aufzurichten, wurde von Thomas jedoch augenblicklich wieder in das Kissen gedrückt.
»Du warst ohnmächtig«, sagte er. »Zum Glück kam ich gerade rechtzeitig und konnte dich nach oben tragen. Dr. Schuster wird gleich kommen und nach dir sehen.«
Nicole schloß wieder die Augen. Sie war müde und wollte nichts anderes als schlafen. »Ich brauche keinen Arzt, mir geht es schon viel besser.«
»Das glaubst aber auch nur du. Ich bestehe darauf, daß du dich von Dr. Schuster untersuchen läßt.«
Und als Nicole nicht antwortete, fragte er zögernd: »Hast du dich vielleicht bei Sina angesteckt?«
Trotz ihrer Apathie mußte Nicole lächeln. »Ganz bestimmt nicht. Ich hatte die Windpocken bereits als Kind.«
Dann klopfte es an der Tür, und eine aufgeregte Frau Wagner berichtete Thomas, daß der Hausarzt gekommen sei.
*
Die nächste halbe Stunde verging so langsam, daß Thomas dachte, die Uhren wären stehengeblieben. Sina lag mucksmäuschenstill auf der Wohnzimmercouch und sah blaß unter ihren roten Pusteln aus. Frau Wagner stand an der Tür und wischte sich ständig die Hände am Saum ihrer Schürze ab.
»Papa, ist Mama krank?« fragte Sina mit weinerlicher Stimme und sah hoffnungsvoll auf ihren Vater. Doch der zuckte nur die Achseln und sagte leise seufzend. »Ich weiß es nicht, mein Schatz. Hoffen wir, daß es nichts Ernsthaftes ist.«
»Ihre Frau sah die ganze letzte Zeit sehr bleich und mitgenommen aus, Herr Doktor«, mischte sich Frau Wagner ein. »Sie wirkte oft auch, als wäre sie mit ihren Gedanken ganz woanders.«
Thomas nickte. Auch ihm war die schleichende Veränderung Nicoles aufgefallen; durch seine berufliche Belastung hatte er aber nicht weiter darüber nachgedacht. Nun bereute er sein sorgloses Verhalten; wenn Nicole ernsthaft krank war und er sie möglicherweise verlor, würde er auch nicht mehr weiterleben wollen. Verzweifelt legte er die Hände vor das Gesicht.
Sina weinte leise. »Was macht der Arzt denn solange bei Mama?«
Thomas sah sich außerstande, seine kleine Tochter zu trösten. Zu groß war die Sorge um seine geliebte Frau.
Frau Wagner setzte sich auf den Couchrand und nahm die Kleine in den Arm. »Es wird bestimmt nicht mehr lange dauern, Mäuschen.«
In diesem Moment hörte man im Obergeschoß das Öffnen der Schlafzimmertür. Alle drei sahen erwartungsvoll auf. Thomas sprang auf und lief dem alten Dr. Schuster, Hausarzt der Familie Benedikt seit Jahrzehnten, hastig entgegen. »Was ist mit meiner Frau, Herr Doktor?«
Dr. Schuster erwiderte: »Kann ich einen Moment ungestört mit Ihnen reden?«
»Selbstverständlich.« Thomas bat den Arzt in das Eßzimmer und zog einen Stuhl für Dr. Schuster zurecht. Er selbst blieb stehen.
»Also, Ihrer Frau geht es den Umständen entsprechend«, sagte er und machte sich Notizen in einer Karteikarte.
»Was meinen Sie damit?« Thomas sah ratlos auf den Mediziner, der ruhig weiterschrieb. »Können Sie sich nicht genauer ausdrücken?«
Als Dr. Schuster nach einer Ewigkeit wieder aufsah, bemerkte Thomas zu seiner Erleichterung, daß er zu schmunzeln schien. »Ihre Frau bekommt ein Baby.«
»Ein Baby?« fragte Thomas verständnislos.
»Ja, das sind diese winzigkleinen Lebewesen, die nach neun Monaten zur Welt kommen und ihre Eltern keine Nacht durchschlafen lassen.«
Thomas hatte endlich begriffen: Nicole erwartete ein Kind – ihr gemeinsames Kind!
Endlich erwachte er aus seiner Erstarrung. Er setzte sich neben Dr. Schuster und fragte mit zitternder Stimme: »Und wann ist es soweit?«
»Ihre Frau ist bereits im vierten Monat. Sie war selbst überrascht, sie hatte die ganze Zeit über nichts bemerkt.« Er schrieb ein Rezept aus. »Aber das ist nicht ungewöhnlich; vielen Frauen geht es so. Ich verschreibe Ihrer Frau jetzt ein paar Vitamintropfen, damit sie wieder auf die Beine kommt. Ich habe ihr geraten, sich die nächsten Tage bei ihrem Frauenarzt zu melden.«
»Darf ich jetzt zu meiner Frau gehen?«
»Selbstverständlich – aber sagen Sie bitte Ihrer Tochter, daß mit ihrer Mutter nichts Schlimmes ist. Die Kleine sah vorhin ziemlich verstört aus.«
Thomas nickte geistesabwesend und begleitete den Hausarzt an die Tür. Dann ging er zurück ins Wohnzimmer und sagte lächelnd zu Sina, die schon unruhig auf der Couch herumgerutscht war: »Du wirst bald ein Geschwisterchen bekommen.«
Frau