Mami Staffel 7 – Familienroman. Lisa Simon

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Mami Staffel 7 – Familienroman - Lisa Simon Mami Staffel

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hatte Nicole auch eine Ausrede gefunden, nicht sehr originell, doch plausibel.

      Sina wartete schon wie üblich auf Nicole. »Tut mit leid, Schätzchen, ich bin schon wieder zu spät. Schlimm?«

      Sina grinste und legte den Kopf schief. »Nur ein bißchen – Hauptsache, du kommst überhaupt.«

      Nicole zog den Reißverschluß von Sinas Anorak mit einem gekonnten Ruck hoch und strich der Kleinen sanft durch das Haar. »Glaubst du etwa, ich könnte dich vergessen, mein Liebling?«

      Plötzlich war sie dankbar, daß dieses wunderbare kleine Geschöpf ihr vollkommen vertraute. »Und nachher basteln wir etwas ganz Tolles für den Papa, ja?«

      »Huchu!« Sina hüpfte neben Nicole her, als sie den Weg zum Parkplatz ansteuerten…

      *

      »Ich habe mich in einem Fitneß-Center angemeldet«, verkündete Nicole beim Abendessen, »ich will die Vormittage dazu benutzen, meinen faulen Körper wieder auf Vordermann zu bringen.« Sie kam sich schäbig vor, Thomas anzulügen, aber es würde mit der Zeit auffallen, wenn sie jeden Vormittag unterwegs war.

      »Das hast du doch gar nicht nötig, Liebes«, erwiderte Thomas. »Du hast eine wunderbare Figur, um die dich andere Frauen beneiden!«

      »Eben, und die möchte ich gern behalten.« Plötzlich war das Schwindeln ganz einfach. »Wenn ich weiterhin den ganzen Tag nutzlos im Haus herumsitze, werde ich aufgehen wie ein Hefekloß. Frau Wagners gutes Essen ist übrigens ein Grund für meinen Entschluß.«

      Thomas zuckte die Achseln. »Wenn es dir Spaß macht, warum nicht?«

      »Was ist ein… Fitteß-Center, Mami?« fragte Sina und sah Nicole neugierig an. Diesen Ausdruck hatte sie noch nie gehört.

      »Ein Fitneß-Center ist eine Art Gymanstikstudio, wo erwachsene Frauen turnen, um schlank zu bleiben.«

      »Wie die Turnhalle im Kindergarten?«

      »Ja, so ähnlich – nur etwas teurer.« Nicole lächelte.

      »Wieviel es kostet, ist doch egal. Hauptsache, du amüsierst dich.«

      Thomas sah seine Frau zärtlich an. »Ich habe mir in letzter Zeit große Sorgen um dich gemacht, aber ich denke, dir fehlt einfach etwas, worauf du dich freuen kannst.«

      Nicole lächelte zurück. »Ich freue mich ja jeden Tag, wenn ich Sina hole oder du nach Hause kommst. Aber ich merke, ich muß mich auch anderweitig beschäftigen. Im Frühjahr, wenn wieder die Gartenarbeit losgeht, werde ich natürlich nicht mehr dorthin gehen.«

      »Wann willst du anfangen?« fragte Thomas.

      »Ich habe heute schon begonnen – gestern habe ich mich angemeldet«, sagte Nicole schnell, weil Frau Wagner eingetreten war, um das Dessert zu servieren. So brauchte sie am nächsten Morgen keine große Erläuterung über ihren Ausgang geben.

      »Meinst du nicht, daß es am Anfang genügt, ein- bis zweimal die Woche in dieses Center zu gehen? Vielleich mutest du ansonsten deinem Körper zuviel zu?«

      »Unsinn!« widersprach Nicole. »Es gibt für Anfänger ein besonders leichtes Trainingsprogramm, das ganz bestimmt den Körper nicht belastet.«

      Nicole war froh, daß sie soviel über Fitneß wußte, da sie zu der Zeit, als sie mit Rainer zusammen war, eine Weile solch eine Institution besucht hatte, weil er der Ansicht gewesen war, etwas mehr Geschmeidigkeit könne ihrem Körper nicht schaden…

      *

      Es regnete in Strömen, als Nicole in den Tulpenweg abbog. Dieses Mal wollte sie vor dem Nachbarhaus der Kaisers parken, damit nicht auffiel, das jeden Morgen zur selben Zeit jemand den Bungalow Nr. 12 beobachtete.

      Seit einer Woche stand Nicole hier und wartete auf ein Lebenszeichen, außer am Wochenende natürlich. Da standen einzig Thomas und Sina im Mittelpunkt – doch hatte Nicole festgestellt, daß sie ungeduldig auf den Montag gewartet hatte.

      Der Scheibenwischer gab jedesmal quietschende Geräusche von sich. Es war kurz vor neun Uhr, und die Straße war wie ausgestorben.

      Wie gebannt starrte sie mit brennenden Augen auf die Haustür der Kaisers, die sie von der Stelle, an der sie ihren Wagen geparkt hatte, gut einsehen konnte.

      Und plötzlich – Nicole wagte kaum zu atmen – öffnete sich die Tür! Heraus trat eine hübsche rot-haarige Frau im Nerzmantel. In der einen Hand trug sie einen Regenschirm, auf dem anderen Arm ein eingepacktes Bündel – Tim!

      Nicole hielt weiter den Atem an und wischte nervös mit dem Handrücken über die angelaufene Windschutzscheibe. Kein Zweifel, das mußte ihr kleiner Sohn sein!

      Die Frau ging mit schnellen Schritten in Richtung Garage, die etwas seitlich lag. So konnte Nicole ihren Sohn nur noch von hinten sehen – eine kleine Gestalt im buntbedruckten Winteroverall. Dann war Iris Kaiser in der Garage verschwunden, und wenig später schoß eine silberne Luxus-Limousine aus dem Garagentor heraus.

      Nicole startete ebenfalls ihr Auto und fuhr mit dem nötigen Abstand hinter der Limousine her. Weshalb sie das tat, hätte sie später nicht sagen können, es war, als wollte sie ihren kleinen Tim nicht mehr aus den Augen lassen.

      An der übernächsten Ampel wurde die Verfolgung vorzeitig beendet. Während Iris Kaiser die Kreuzung noch überquerte, als die Ampel schon auf Gelb geschaltet hatte, mußte Nicole scharf bremsen, um nicht bei Rot weiterzufahren.

      Ungeduldig hämmerte sie mit den Fingern auf das Lenkrad, aber als es dann wieder Grün wurde, war die Limousine natürlich nicht mehr zu sehen.

      Enttäuscht machte sich Nicole auf den Heimweg. Heute würde sich kaum eine weitere Chance ergeben, Tim noch einmal zu sehen. Wie klein und hilflos er aussah! Nicole hatte nur einen einzigen Blick auf den Kleinen mit den Pausbacken werfen können. Er war jetzt zehn Monate alt, und bald würde aus dem Baby ein tolpatschiger Junge werden, der auf seinen noch unsicheren Beinchen die Welt erobern wollte.

      Wütend wischte sich Nicole die Tränen von den Augen, sie sah kaum noch, wohin sie fuhr. Warum war sie nur so kaltherzig und sogar erleichtert gewesen, als sie den Kleinen nach der Geburt so problemlos losgeworden war? Jetzt liebte er eine andere Frau und nannte sie Mama – und Nicole haßte diese Frau, die so hochmütig und überhaupt nicht glücklich ausgesehen hatte.

      Bevor sie auf dem Kindergarten-Parkplatz anhielt, warf Nicole einen prüfenden Blick in den Autospiegel. Auf keinen Fall durfte Sina etwas von ihrer selbstmitleidigen Heulerei bemerken!

      Doch die Kleine löcherte Nicole auf der Heimfahrt mit Fragen über das Fitneß-Center wie jetzt fast jeden Tag. Sina schien sich etwas ganz Besonderes darunter vorzustellen; und so oft Nicole auch erklärte, daß es Dutzende dieser Studios in der Stadt gab, wollte sie sich damit nicht zufriedengeben.

      »Nimmst du mich mal mit?« fragte sie, und vor Schreck wäre Nicole fast gegen den Bordstein gefahren. »Ich bin auch ganz lieb.«

      »Mal sehen, irgendwann mal«, antwortete Nicole ausweichend und hoffte inständig, daß Sina sie nie an ihr Versprechen erinnern würde.

      »Heute nachmittag spiele ich mit Flo auch Fitneß-Center. Die hat das auch nötig, ist viel zu steif.«

      »Kein

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