Wyatt Earp Paket 1 – Western. William Mark

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Wyatt Earp Paket 1 – Western - William  Mark Wyatt Earp

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Man müsse sich flach auf die Erde legen, ohne Kopfstütze. Lang ausgestreckt. Die Arme leicht angewinkelt neben dem Körper. Die Füße mit den Fersen nicht sehr fest zusammen; die Zehen leicht nach außen. Und dann müsse man an eine Tanne denken und in Gedanken ihre Astreihen nach oben im Kreise abzeichnen, immer weiter hinauf; die Tanne hätte keine Spitze, kein Ende. Man müsse nicht zählen, sich nicht anstrengen, unbeschwert im Wendelkreis um die Tannenäste schweben. Und wenn man zufällig an sein eigenes linkes Bein denke, fühle man es nicht mehr. Auch der linke Arm sei mit schweren Steinen beladen. Dann wären die Beine weg, schließlich die Arme, der Rumpf und endlich der Kopf. Man liege nur noch mit dem Körper da. Der Geist aber sitze oben auf der

      Bergtanne und schaue weiter in den Himmel, der auch ohne Ende ist. Und wenn man dann nach zwei Stunden aufstehe, sei man nicht weniger erholt als der, der die Augen geschlossen und geschlafen hatte. Ja, man sei vielleicht oft mehr erholt, da man nicht von Träumen gequält worden sei…«

      Alles abschütteln mußte man dazu, vor allem alle festen Gedanken. Und das war den Indianern weit weniger wert als einem weißen Mann.

      Wyatt hatte damals darüber gelacht – und doch am nächsten Morgen die Frische des Alten bewundert.

      Und jetzt in seiner Not erinnerte er sich plötzlich dieser Nacht. Er legte sich flach auf den Boden und blickte in den azurfarbenen Himmel, dachte an die große Tanne... Dann hörte er Donegans Stimme, sah, wie er den Richter niederschoß, wie er den Posthelfer erschlug und einen blonden Jungen unten am Arkansas von hinten erschoß.

      Wyatt schob die Gedanken beiseite. Auch alle anderen Gedanken. Nach und nach gelang es ihm. Und als er nach einer halben Stunde sein linkes Bein anheben wollte, war es wie abgestorben. Er brauchte viel Kraft, um es anzuheben; schwer fiel es auf den Boden zurück.

      Er sank in eine wohltuende wache Versunkenheit, in den Schlaf, den ihn der alte Apache gelehrt hatte…

      Am späten Nachmittag richtete er sich auf.

      Nein, er war nicht völlig munter, nicht so frisch, als hätte er eine volle Nacht geschlafen. Die Sorge um den Gefangenen hatte ihn auch im Unterbewußtsein nicht völlig verlassen. Und doch hatte er jetzt etwas gewonnen, was ihm noch oft von großem Nutzen sein konnte. Mit diesem indianischen Schlaf vermochte er später in einer halben Stunde nach großer Erschöpfung durch völlige Entspannung neue Kräfte zu sammeln.

      Das menschliche Raubtier, das da vor ihm auf der Decke hockte, würde ihm keine völlige Entspannung und Erholung gewähren.

      Von Tag zu Tag wurde der eisenharte Marshal erschöpfter, die Ritte wurden kürzer und kürzer, die Strapazen forderten ihren Sold.

      Ein Glück, daß auch der andere nicht besser daran war, wenn er auch am Tag mehrmals einschlief. Wyatt legte hin und wieder eine kurze Rast ein, während er lang ausgestreckt bei der Apachentanne neue Kräfte sammelte.

      Die Angst, die Donegan nicht mehr verließ, je näher er dem Ziel dieses Rittes kam, hatte auch seine Nervenkraft zerfressen.

      Früher war Wyatt in der Nacht bis zu fünfzehn Stunden geritten, vom Nachmittag bis zum Morgengrauen. Längst schon saßen sie kaum die Hälfte dieser Zeit während der Nacht in den Sätteln. Sie brachen bedeutend später auf und stiegen erheblich eher von den Pferden.

      Dann hockten sie auf den Decken und starrten einander an.

      Schlaf – das war alles, wonach sie sich sehnten.

      *

      Sie waren schon weit in Nebraska, als Wyatt sich entschloß, eines Nachmittags die nächste Ansiedlung anzureiten, um die Proviantvorräte und einige andere Dinge, die sie benötigten, zu ergänzen.

      Gegen sechs Uhr ritten sie auf abgemagerten Gäulen in die kleine Stadt Barbee ein. Nur etwa zwanzig Häuser säumten die Straße. Ein Saloon, ein Barber-Shop, ein Store, der sich stolz General-Store nannte, eine Schmiede – nur das, was Wyatt Earp suchte, fand er nicht: das Sheriff Office.

      An einem hölzernen Vorbaupfeiler lehnte ein vielleicht siebzehnjähriger Bursche. Er hatte ein verschlagenes Gesicht, graue Augen und einen scharfen, schmallippigen Mund, in dessen linkem herabhängendem Winkel eine Zigarette hin. Die Hände hatte er tief in die Taschen seiner schmutzigen Lewishose vergraben, den rechten Fuß lässig gegen den Pfosten gelehnt. Mit einem lauernden Blick musterte er die beiden Reiter.

      Wyatt rief ihm zu: »Hallo – wo ist das Sheriff Office, Mister?«

      Der Bursche nahm die Rechte langsam aus der Tasche, schob sich den neuen grauen Hut aus der Stirn und schloß die Augen zu schmalen Schlitzen. Endlich raffte er sich zu einer Antwort auf. »Was suchen Sie?«

      »Das Sheriff Office.«

      Der Jüngling zog die Schultern hoch und ließ sie wieder fallen. Dann schob er die Hand in die Tasche zurück, sog an seiner Zigarette und paffte eine dicke weißblaue Tabakwolke vor sich hin, die sein Gesicht für Sekunden verdeckte.

      Wyatt hatte die Angewohnheit, den Marshalstern meist in der Hosentasche zu tragen. Er hielt es nicht für richtig, daß jedermann gleich wußte, mit wem er es zu tun hatte. Zuweilen steckte er den Blechstern auch an, wie es ihm gerade nützlich erschien. Jetzt hatte er ihn in der Tasche.

      Da er das Gefühl hatte, daß der Bursche ihm doch keine Antwort geben wollte, wandte er sich ab.

      Da hörte er die näselnde Stimme des Jünglings:

      »Weshalb hat der Mann da die Hände gebunden?«

      Wyatt zog die Brauen zusammen. »Du hast eine nette Art an dir, Junge. Ich habe dich etwas gefragt. Du antwortest nicht, und fragst mich dafür etwas. Mach’s gut, Boy, du hast den richtigen Job gefunden.«

      Die Zigarette wanderte zwischen den schmalen Lippen des Burschen zum anderen Mundwinkel hinüber. »Wie meinen Sie das, Mann?«

      »Ich meine, daß du vielleicht hier mal Richter werden kannst. Ist eine verdammt nette Stadt, dieses Barbee.«

      Da zuckten die Hände des Burschen aus den Taschen und schoben die Rockschöße zurück. Man konnte die Griffe zweier Revolver sehen, die hoch an den Hüften in den Halftern steckten. »Sollte das ein Witz sein, Mann!«

      »Kein Gedanke.«

      Die beiden dürren Hände des Jünglings stießen auf die Coltgriffe – und blieben reglos da. Denn der staubbedeckte und stoppelbärtige Mann auf dem Pferd hatte plötzlich einen großen Buntline-Colt in der linken Hand. »Ich sagte Richter, Freund – nicht Schießer. Dazu taugst du nicht.«

      Der Bursche nahm die Hände nach vorn. Ziemlich leise meinte er: »Aber sie vielleicht, was?«

      »Kann schon sein«, versetzte Wyatt gelassen und schob seinen Colt mit einem Handsalto ins Halfter zurück.

      Der Jüngling stieß sich von dem Pfeiler ab und ging einen Yard zur Seite. »Hab’ ich mir doch gleich gedacht, als ich Sie kommen sah, Sie sind ein Kopfgeldjäger, nicht wahr? Ein dreckiger Kopfgeldjäger, der einen Spitzbuben eingefangen hat, auf dessen Kopf ein paar Dollars stehen!«

      Wyatt hob die linke Braue. »Und wenn es so wäre?«

      Der Junge steckte die Hände in den gekreuzten Waffengurt. »Es ist so. Und deshalb rate ich Ihnen, weiterzureiten. Hier gibt es keinen Sheriff – und also auch kein Geld. Dafür gibt es hier etwas anderes.

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