Die Vampirschwestern 12 - Ruhig Blut, Frau Ete Petete. Franziska Gehm
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Die Vampirschwestern 12 - Ruhig Blut, Frau Ete Petete - Franziska Gehm страница 6
Nachdem alle ordentlich gefrühstückt und den Teller leer gegessen hatten, verließen Silvania, Daka und Frau Tepes das Haus. Mihai, der nachts arbeitete, legte sich in seinen Sarg im Keller, wo er schlafend und dösend den Tag verbrachte.
Frau Ete Petete widmete sich dann ganz der Betreuung von Franz. Sie brachte ihm erste vampwanische Wörter bei, zeigte ihm, wie man galant kopfüber an einer Metallleine baumelte, und spielte mit ihm Kakerlakenrennen oder „Vampir, beiß mich nicht“.
Manchmal buken sie Blutkipferl oder bastelten Fledermausgirlanden und Käfer-Mobiles. Dabei sang Frau Ete Petete wunderschöne, alte Vampirlieder wie „Vampir, du hast den Hans gestohlen“, „Zeigt her eure Eckzähne“ und „Ein Vampirlein hängt im Walde“. Franz’ Lieblingslied „Kacken, kacken, fluchen, der Vampir, der hat gerufen“ sang die Babysitterin leider nie.
Frau Ete Petete hatte Franz gerade zum Mittagsschläfchen an die Metallleine im Keller gehängt und mit dem Lied „Aber heidschi bumbeißdie“ zum Einschlafen gebracht, als Silvania und Daka aus der Schule nach Hause kamen.
Daka warf ihre Umhängetasche in den Flur und schleuderte ihre schwarzen Lederstiefeletten von den Füßen, sodass sie nach ein paar Loopings links und rechts in die Ecken donnerten.
„Junge Dame!“ Frau Ete Petete stand auf der obersten Kellertreppenstufe. Ihr Leberfleck zuckte. „Solch flegelhaftes Benehmen gebührt sich nicht. Weder für Menschen noch für Vampire.“
Daka drehte sich um. „Hä?“
„Hänge deinen Schultornister bitte ordentlich an die Garderobe und stelle deine Stiefelchen ins Schuhregal.“
Daka verdrehte die Augen. Silvania stieß sie in die Seite. „Nun mach schon.“
„Moment!“, sagte Frau Ete Petete, als Daka ihre Schuhe wegstellen wollte. „Sind das da etwa Dreckklumpen? Diese Stiefelchen gehören nicht ins Regal, sondern unter einen Wasserhahn! Abmarsch, Schuhe putzen!“
Silvania stellte ihre glänzenden, knallroten Lackschuhe säuberlich nebeneinander ins Regal. Daka schnaufte und verschwand mit den Schuhen im Badezimmer.
„Wie war die Schule, Silvania?“
„Och, ganz okay.“ Silvania ging in die Küche, gefolgt von Frau Ete Petete.
„Pardon? Liebe Silvania, wir hatten doch bereits darüber gesprochen, wie eine junge Dame ordentlich und im ganzen Satz antwortet, nicht wahr?“
Silvania räusperte sich. „In der Schule war es heute ganz ausgezeichnet, werte Frau Ete Petete.“ Silvania drückte den Rücken durch. Auch eine ordentliche Körperhaltung hatte Frau Ete Petete ihnen beigebracht.
Daka schlurfte in die Küche. Ihre Hände und Ärmel waren nass. „Is noch Grymsk Knax da?“, fragte sie und riss eine Schranktür auf, die Frau Ete Petete beinahe vor den Kopf bekam.
„Dakaria, darf ich einen kurzen Blick auf deine Hände werfen?“, fragte Frau Ete Petete.
Daka seufzte und hielt der Babysitterin die Hände hin. „Hatten wir doch heute Morgen schon, Fingernagelkontrolle.“
„Das ist durchaus richtig, meine Liebe. Aus mir unerfindlichen Gründen sehen deine Fingernägel aber immer aus, als würdest du nicht aus der Schule, sondern aus einem Kohlebergwerk kommen.“
„Manchmal wäre ich lieber im Kohlebergwerk als in der Schule, das können Sie mir glauben!“, sagte Daka, während Frau Ete Petete ihre Hände begutachtete.
„Tze, tze, tze, unschicklich“, sagte Frau Ete Petete und machte eine Kopfbewegung.
Wortlos verschwand Daka zum zweiten Mal im Badezimmer. Als sie zurückkam (mit sauberen Fingernägeln und ein paar Wasserspritzern auf dem Langarmshirt), stand Frau Ete Petete am Herd und schwenkte eine Pfanne.
„Boah, riecht derbe lecker!“ Daka setzte sich zu ihrer Schwester an den Küchentisch.
„Liebe Dakaria, du wolltest bestimmt sagen: Welch deliziöser Geruch bringt meine Nasenflügel zum Beben.“ Frau Ete Petete schwenkte die Pfanne.
„Genau das wollte ich sagen. Und welch deliziöses Mahl wird uns die gute Frau Ete Petete alsbald kredenzen?“ Daka grinste.
„Das hast du ganz vortrefflich gesagt. Na bitte, du kannst es doch.“ Frau Ete Petete nickte. „Den jungen Damen werden unverzüglich Blutpfannkuchen mit Mus von herrlich wurmstichigen Äpfeln serviert.“
Drei Minuten später lagen die Blutpfannkuchen auf den Tellern und das Apfelwurmmus stand bereit. Daka klatschte sich einen Löffel Mus auf den Blutpfannkuchen, rollte ihn zusammen und wollte gerade abbeißen, als Frau Ete Petete gebieterisch die Hand hob. „Tze, tze, tze, unschicklich.“
Daka stöhnte und ließ den Blutpfannkuchen, aus dem bereits etwas Mus auf ihre Hose gekleckst war, wieder sinken. „Was habe ich denn jetzt schon wieder falsch gemacht?“
„Einen Blutpfannkuchen zusammenrollen und mit den Händen essen kann jeder undressierte Affe. Wir drei – darauf haben wir uns doch geeinigt – sind aber echte Damen“, sagte Frau Ete Petete. „Und eine Dame isst mit Messer und Gabel.“
Silvania nickte und schob sich mit der Gabel vorsichtig ein Häppchen Pfannkuchen in den spitzen Mund.
„Ich bin keine Dame. Und ich will auch gar keine werden. Ich bin ein Halbvampir.“ Daka schob den Teller weg und verschränkte die Arme.
Der Leberfleck auf Frau Ete Petetes Wange zuckte. „Mir scheint, du bist weder eine Dame noch ein Halbvampir, sondern ein kleiner Trotzkopf.“
„Werte Frau Ete Petete, wären Sie so gut und könnten mir noch einmal die Tischmanieren erklären?“, sagte Silvania. „Es ist nämlich so: Ich bin bald zu einem Abendessen eingeladen, da möchte ich nichts falsch machen.“ Schon am kommenden Wochenende war das Abendessen, zu dem Jacob und sein Vater sie eingeladen hatten. Silvania dachte an Jacobs Vater, der im besten Anzug aus einem Taxi gestiegen war. Sicher ging es bei Jacobs Familie sehr vornehm zu.
„Mit dem größten Vergnügen, liebe Silvania. Zunächst die Grundregeln: Wir sitzen mit gewaschenen Händen, gekämmten Haaren und sauberer Kleidung gerade am Tisch, beide Hände liegen bis zum Handgelenk auf dem Tisch.“
Silvania nickte und achtete darauf, dass ihre Körperhaltung den Tischmanieren entsprach.
Daka nutzte den unbeobachteten Moment, beugte sich zum Teller und biss schnell ein großes Stück vom Blutpfannkuchen ab.
„Das Essen wird zum Mund geführt, nicht der Mund zum Teller. Und man nimmt immer nur kleine Portionen zu sich, um jederzeit an der Tischkonversation teilnehmen zu können“, fuhr Frau Ete Petete mit einem kurzen Seitenblick auf Daka fort. „Das Besteck hält man am unteren Griffende und vermeidet jegliches Geklapper. Benötigt man es gerade nicht, wird es gekreuzt auf dem Teller abgelegt, mit dem Gabelrücken nach oben. Unter keinen Umständen darf einmal benutztes Besteck das Tischtuch wieder berühren. Das Besteck dient nur zur Portionierung der Mahlzeit, nicht zur Akzentuierung eines Redebeitrags oder gar als Waffe.“
Silvania kreuzte das Besteck auf dem Teller.
In dem Moment flatschte, krachte und stöhnte es neben ihr.
Daka