Dr. Norden Staffel 2 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Dr. Norden Staffel 2 – Arztroman - Patricia Vandenberg Dr. Norden

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      »Keine Sorge«, ließ sie nach einer freundlichen Begrüßung durchblicken, dass sie die letzten Worte aufgeschnappt hat. »Ich hab jetzt einen privaten Servicemann, der mir jederzeit mit Rat und Tat zur Seite steht.«

      »Ach, der junge Mann, der gestern mit Felix hier war.« Wendy wusste sofort, von wem die Rede war.

      Olivia nickte und errötete zart, und unwillkürlich dachte Wendy an ihre eigene unbeschwerte Zeit der Jugend zurück, als die Liebe noch leicht und wie ein Spiel gewesen war.

      »Du bist sicher gekommen, um mit Dr. Norden zu sprechen«, sagte Janine der Besucherin auf den Kopf zu.

      »Ich weiß, dass ich keinen Termin hab. Aber es wäre toll, wenn ich ein paar Minuten mit ihm sprechen könnte. Es dauert wirklich nicht lange.« Dabei lächelte Olivia so süß und mädchenhaft, dass weder Janine noch Wendy etwas dagegen einzuwenden hatte.

      »Du hast Glück. Der erste Patient verspätet sich offenbar. Wenn er den Termin nicht sogar ganz vergessen hat.« Janine stand auf und brachte Olivia höchstpersönlich zu Daniel Norden.

      »Olivia!« Ein freudiges Lächeln huschte über sein Gesicht, als die junge Frau eintrat. »Setz dich doch. Ich hab heut schon an dich gedacht.«

      »Wahrscheinlich, weil Sie Ihr Auto wieder auf Ihrem eigenen Parkplatz parken konnten«, sagte Olivia ihm keck auf den Kopf zu, und Daniel gab ihr lachend recht. Diese unerschrockene junge Frau gefiel ihm. Zum Glück schien sie lebenstüchtiger zu sein, als ihre Mutter es gewesen war.

      »Was kann ich für dich tun?«, fragte er, nachdem er ihr Kaffee angeboten hatte.

      Olivia antwortete nicht sofort. Das Lächeln auf ihrem Gesicht erstarb, und einen Moment starrte sie nachdenklich auf ihre Hände. Dann hob sie den Blick und sah Dr. Norden fest an.

      »Sie kannten doch meine Mutter.«

      »Das ist richtig. Christine war eine sehr feinsinnige, kluge und schöne Frau. Auf eine Art bist du ihr sehr ähnlich.«

      »Auf eine Art?«, hakte Olivia nach und legte den Kopf schief.

      »Ich glaube – oder vielmehr hoffe ich –, dass du lebenstüchtiger bist als sie. Sie kam mit dem Leben, seinen ganz normalen Herausforderungen, nicht zurecht. Diesen Eindruck machst du glücklicherweise ganz und gar nicht auf mich.«

      »Das wird sich noch zeigen«, erwiderte Olivia düster. »Paul hat mich auf dem Gymnasium angemeldet. Nächste Woche geht es los. Das schaffe ich nie und nimmer.«

      »Paul?«, hakte Daniel Norden irritiert nach. »Ach, du meinst wohl Paul Hübner, den ehemaligen Oberstudienrat«, ging ihm dann ein Licht auf. »Deine Mutter hat viel von ihm erzählt. In den letzten Jahren ihres Lebens war er ihr Anker. Er war der einzige ihrer Freunde, der sie nicht im Stich gelassen hat.«

      »Ach, wirklich?« Jetzt war es an Olivia, verwundert zu sein. »Das hätte ich nicht gedacht. Er wirkt ganz anders.« Einen Moment lang dachte sie über Paul nach. Dann schüttelte sie energisch den Kopf, als wollte sie die Gedanken an ihn daraus vertreiben. »Na ja, eigentlich bin ich nicht gekommen, um über Paul zu sprechen. Ich wollte Sie fragen, ob meine Mutter irgendwann mal was von meinem Vater gesagt hat.« Solange ihre Mutter und damit die Hoffnung gelebt hatte, Christine doch noch einmal selbst zu begegnen, hatte sich Olivia nicht für ihren Vater interessiert. Doch jetzt hatte sich das Blatt gewendet. Wenn sie Paul und seine Pläne ein für alle Mal loswerden wollte, musste sie ihren Vater finden. Koste es, was es wolle. »Vielleicht hat Christine ja mal einen Namen erwähnt …, irgendwas?« Ihr hoffnungsvoller Blick hing an Daniel Nordens Gesicht, und es tat ihm jetzt schon weh, sie enttäuschen zu müssen. Christine Javier hatte ständig von ihrer Tochter gesprochen und ihren Freund Paul in den Himmel gelobt. Doch über den Vater ihres einzigen Kindes hatte sie nie ein Wort verloren.

      »Tut mir leid.« Bedauernd schüttelte er den Kopf, als er sich plötzlich an etwas erinnerte. »Aber ich weiß, dass deine Mutter Tagebuch geschrieben hat. Die Therapeuten haben ihr das empfohlen, und sie hat jedes Mal darüber gelacht. Das tue ich, seit ich ein Teenager bin!, hat sie mir ab und zu gesagt. Leider hat ihr das Schreiben nicht geholfen. Aber vielleicht findest du in ihrem Haus etwas …«

      Dr. Norden hatte noch nicht ausgesprochen, als Olivia wie von der Tarantel gebissen aufsprang. Plötzlich war ihr etwas eingefallen, was sie über der Aufregung angesichts des geplanten Schulbesuchs völlig vergessen hatte. Ehe er es sich versah, lief sie um den Schreibtisch herum, legte die Hände links und rechts auf seine Wangen und küsste ihn mitten auf den Mund.

      »Vielen Dank, Sie sind ein Schatz!« Und ehe Daniel Gelegenheit hatte nachzufragen, war Olivia auch schon aus seinem Behandlungszimmer verschwunden.

      *

      Noch ehe sich Dr. Norden von seiner Verwirrung erholt hatte, kündigte Janine die erste Patientin des Tages an.

      »Frau Berger ist heute Morgen zusammengebrochen«, informierte sie ihren Chef knapp über die wichtigsten Dinge. »Offenbar leidet sie schon seit einer Weile unter Kreislaufproblemen.« Daniel nickte und wandte sich dem Wartezimmer zu, aus dem ihm das junge Paar schon entgegenkam.

      »Vielen Dank, dass Sie sich gleich Zeit für uns nehmen.« Der Mann, der die leichenblasse Frau am Arm führte, wirkte besorgt.

      »Das ist doch selbstverständlich«, versicherte Daniel und trat auf die andere Seite, um Teresa zusätzlich zu stützen. »Mal abgesehen davon, dass mich mein erster Patient heute ohnehin versetzt hat. Kommen Sie, wir gehen gleich ins Behandlungszimmer.« Er deutete auf eine Tür, die links neben der zu seinem Sprechzimmer lag. »Da ist eine Liege, auf die Sie sich legen können.«

      Er schickte Teresa einen besorgten Blick. Ohnehin sehr zart gebaut, hatte sie seit dem Unfalltod ihrer Eltern im vergangenen Jahr deutlich an Gewicht verloren. Das lag auch daran, dass sie sich neben ihrem Studium der Tiermedizin seither um ihren 16-jährigen Bruder Anian kümmerte, der mit ihr auf dem alten Bauernhof etwas außerhalb der Stadt lebte.

      »Danke, aber es geht schon besser«, erklärte Teresa und sah ihren Freund fast vorwurfsvoll an. »Ich wäre ja gar nicht hergekommen. Aber Marco hat darauf bestanden.«

      »Weil dir in letzter Zeit öfter schwindlig ist«, verteidigte er seinen Entschluss energisch.

      Der fürsorgliche, tatkräftige Mann gefiel Dr. Norden. Er war genau der Partner, den Teresa in dieser schwierigen Situation brauchte.

      »Ein Glück, dass Sie so einen klugen Mann an Ihrer Seite haben«, machte er denn auch keinen Hehl aus seiner Meinung.

      Marco dankte ihm mit einem warmen Blick für die Unterstützung und half Teresa auf die Behandlungsliege.

      »Sie können dort drüben Platz nehmen«, bat Daniel Norden. Er setzte sich auf einen Hocker und rollte zu Teresa, zählte ihren Puls und maß den Blutdruck. Die Werte lagen alle außerhalb der Norm. Doch das allein gab noch keinen Anlass zu großer Sorge. »Erzählen Sie mir von Ihren Kreislaufproblemen«, bat er um genauere Informationen, um sich ein Bild machen zu können. »Haben Sie viel Stress?«

      »Vor ein paar Monaten dachte ich, dass ich alles ganz gut im Griff habe. Aber in letzter Zeit ist Anian ganz schön störrisch«, gab Teresa bereitwillig Auskunft.

      »Kein Wunder. Der Bengel steckt mitten in der Pubertät, ist frech und aufsässig«, mischte sich Marco in das Gespräch ein. »Dabei tut Tess alles für ihn. Man könnte meinen, dass er dafür dankbar

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