Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman. Günter Dönges
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Parker, der den Studebaker ebenfalls abgebremst hatte, gab Rander hinreichend Gelegenheit, ebenfalls auf die Straße zu springen. Im Abstand von vielleicht zwanzig Schritt ging Mike Rander hinter Ann Torca her. Sie ging sehr schnell, bog in den Square Corner ein und überquerte einen kleinen Park. Miss Torca schien nicht im Traum damit zu rechnen, daß sie verfolgt wurde. Als sie den kleinen Park hinter sich hatte, wurde sie langsamer. Sie überschritt die Fahrbahn der angrenzenden Tide Street und schlenderte an den Auslagen der Geschäfte vorbei. Dann blieb sie unentschlossen vor einem Café stehen und betrat es schließlich.
Mike Rander blieb dicht hinter ihr und setzte sich in eine Fensternische. Miss Torca ging weiter in den langen Raum hinein und setzte sich in eine Polsterecke. Kaum hatte sie ihre Bestellung aufgegeben, als sie auch schon wieder aufstand und zu den Telefonzellen hinüberging. Mike Rander stand auf und näherte sich den Glasboxen. Er war sehr scharf darauf, wen sie sprechen wollte und was sie sagen würde. Aber er hatte Pech. Als er an den Zellen war, hatte sie ihr Gespräch bereits beendet. Rander hatte viel zu tun, um unsichtbar zu bleiben. Umständlich nestelte er an seinem Schuh herum, bis Miss Torca die Telefonzelle verlassen hatte. Sie ließ ihren Kaffee unberührt auf dem Tisch stehen und verließ, wieder das Café, nachdem sie bei einer Kellnerin bezahlt hatte. Beim Herauskommen aus der Gaststätte sah sich Rander nach seinem Butler um, aber er konnte Parker nirgends entdecken.
Ann Torca ging einige Häuser auf der Tide Street weiter und bog dann in einen Torweg ab. Mike Rander bog ebenfalls ab und stieß auf eine Haustür, die in den Torweg hineinführte. Leider war die Tür vor seiner Nase verschlossen worden. Mike Rander studierte mühsam die kaum noch zu entziffernde Namenstafel an den Klingeln, aber er fand keinen Namen, der ihm etwas hätte sagen können.
Rander verließ den Torweg und stellte sich auf die andere Straßenseite. Er wollte solange warten, bis Miss Torca wieder zurückkam. Doch mußte sie unbedingt noch einmal zurückkommen?
Vielleicht hatte sie in diesem Haus eine vorläufige Unterkunft gefunden?
Mike Rander entschloß sich, Leutnant Handy zu informieren. Der hatte mehr Leute, die Ann Torca beschatten konnten. Als Rander sich gerade umdrehen wollte, um nach einer öffentlichen Telefonzelle zu suchen, sah er wieder Ann Torca, die das Haus und den Torweg verlassen hatte.
Ann Torca ging mit sehr schnellen und kleinen Trippelschritten auf eine Kreuzung zu und saß plötzlich in einem Wagen, bevor Mike Rander alles mitbekommen hatte. In seiner Verblüffung vergaß Rander sogar, sich die Wagennummer zu merken. Fluchend sah er den Wagen wegfahren.
Er sah einen wohlbekannten Studebaker, der sich an die Hinterräder des Wagens hing, in dem Ann Torca saß. Butler Parker hatte wohl mit seinem Wagen auf der Lauer gelegen.
Mike Rander atmete auf und fand schließlich ein Taxi, das ihn zum Stadthaus brachte.
Leutnant Handy war froh und erstaunt zugleich, den Anwalt zu sehen.
»Hat sich etwas Neues getan?« erkundigte er sich. »Damit Sie’s gleich wissen, Rander, unser Schlag gegen das ›Hippodrom‹ und die Lutch-Leute war ein Schlag ins Wasser. Wir fanden aber auch nicht den geringsten Hinweis auf die Bande.«
»Haben Sie wenigstens Maud Elga gefunden?« fragte Mike Rander.
»Auch die Frau war nicht aufzutreiben«, erklärte der Polizeioffizier. »Wir haben im Lokal nach ihr gefragt und in ihrer Wohnung nachgesehen. Sie ist wie vom Erdboden verschwunden.«
»Dafür habe ich Miss Torca gesehen«, sagte Mike Rander. »Butler Parker ist ihr auf den Fersen.«
Der Leutnant wollte Einzelheiten wissen. Der Anwalt erzählte ihm in Stichworten die Ereignisse der letzten Stunden. Er wies auf das verschwundene Rauschgiftpäckchen hin, gab sein Gespräch mit Lemming wieder und schilderte zuletzt das Auftauchen von Miss Torca.
»Ich habe mich mit dem Rauschgiftdezernat auch schon über Lemming unterhalten«, sagte Handy, als Rander seine Geschichte beendet hatte. »Die Kontrolle war in Ordnung wie alle anderen Kontrollen auch. Die Kollegen vom Rauschgiftdezernat glauben nicht, daß Lemming in krumme Sachen verwickelt ist. Wie Sie wissen, Rander, so werden gerade die Hersteller von Narkotika streng besucht, gesiebt und kontrolliert. Und Lemming hat einen erstklassigen Leumund.«
»Sie haben ja meine Geschichte gehört«, sagte Mike Rander trocken. »Ich finde, wir sollten nicht danach gehen, was einer nach außen hin vorstellt, sondern nur danach, was einer in Wirklichkeit treibt, verstehen Sie? Sie müssen doch zugeben, daß Lemmings Aussagen viele Widersprüche in sich bergen. Genauso ist es auch im Falle Purcel.«
»Vielleicht habe ich mittlerweile die Erklärung für Purcel gefunden«, erwiderte Leutnant Handy. »Ich habe meine Leute auf den Mann gehetzt, das sind die Ergebnisse: Purcel ist der Inhaber des Foto-Studios im Maine House.«
»Auch ein prominenter Mann«, erwiderte Mike Rander verzweifelt. »Aber wieso kam Helen Tunney auf diesen Namen? Hat sie uns am Ende belogen? Kann ich mir aber auch wiederum nicht vorstellen, denn Glubb war es doch, der zum erstenmal diese Adresse genannt hat.«
»Beide, die Tunney und auch Glubb, haben mit Recht die Adresse genannt«, sagte Leutnant Handy. »Wir haben uns einmal eingehend mit der Verwandtschaft von Purcel befaßt und Erkundigungen in der Nachbarschaft eingezogen. Eddy Purcel hat einen Neffen, der, wie es heißt, aber weitaus jünger ist. Er arbeitet als Fotograf im Atelier und hat bis vor einigen Wochen bei Purcel gewohnt. Seitdem ist er weggezogen. Haben Sie nicht Lust, mit mir zu Purcel zu fahren?«
»Klar, ich fahre gern mit«, erwiderte Mike Rander. Er wußte im ersten Moment nicht, wo er den Kopf hatte. Die ganzen Ermittlungen in diesem Rauschgiftfall erwiesen sich immer mehr als Gummiwände, gegen die man nicht ankam.
»Und was geschieht mit dem Haus, in das Miss Torca gegangen ist?« erkundigte sich Mike Rander. »Es ist doch durchaus möglich, daß Miss Torca dort wohnt, nachdem sie verschwunden ist.«
»Ich werde zwei von meinen Leuten vor das Haus stellen«, sagte Leutnant Handy. »Sie bekommen bestimmt heraus, was sich getan hat und noch tut.«
»Sie kennen doch jetzt auch alle Tatsachen«, schickte Mike Rander voraus, als sie wieder im Wagen saßen. »Sagen Sie, Handy, wie beurteilen Sie die Lage, und wen halten Sie für den geheimnisvollen Mike?«
»Sie sind mit Ihrem Butler rein zufällig auf die Spur der Rauschgiftgang gekommen«, erwiderte der Polizeioffizier. »Aber ich muß sagen, daß der Fall uns noch großen Ärger machen wird. Wir wissen zu wenig, beziehungsweise wir können gegen gewisse Personen nicht so Vorgehen, wie man es vielleicht tun sollte.«
»Sie spielen auf Purcel und vor allen Dingen auf Lemming an?«
»Versetzen Sie sich doch einmal in meine Lage«, sagte Leutnant Handy. »Ich kann mich als Beamter doch nur streng an meine Vorschriften halten. Und in diesem Fall nicht einmal nur daran. Leute wie Lemming oder Purcel haben erstklassige Verbindungen. Kleinigkeiten für diese, mir Schwierigkeiten zu machen.«
»Daran habe ich natürlich nicht gedacht«, sagte Mike Rander und grinste. »Deshalb werde ich auch besser nicht mit zu Purcel fahren. Ich hatte mit ihm eine etwas scharfe Unterhaltung. Wenn ich nun neben Ihnen auftauche, Handy, wird der Mann rot sehen.«
»Meinen Sie wirklich?« fragte der Leutnant unentschlossen. Aber Mike Rander konnte dem Polizeioffizier sehr gut anmerken, daß er mit diesem Vorschlag einverstanden war.
»Ich