Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman. Günter Dönges
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»Meine Herren«, begann Lemming. Sein Gesicht hatte sich jäh gerötet. »Ich bin ein …«
Was nun folgte, spielte sich in Sekundenschnelle ab. Lemming griff sich an den Hals, ein Schuß peitschte auf, ein zweiter Schuß fiel, man hörte einen erstickten Aufschrei, ein Poltern, und Mike Rander und Leutnant Handy sprangen auf. »Lemming ist erschossen worden!« rief Leutnant Handy. »Verdammt …«
»Man soll den Tatsachen ins Auge sehen«, meldete sich da plötzlich die Stimme des Butlers von der Tür her. »Mister Lemming wird nur einen Herzanfall bekommen haben. Zuerst geschossen hat der Butler Paul, von dem ich behaupte, daß er kein Berufskollege von mir ist. Der zweite Schuß wurde von mir abgefeuert, um die Ermordung Mr. Lemmings durch Butler Paul zu verhindern. Wenn Sie sich in die Halle bemühen wollen, sehen Sie Paul. Er ist keinesfalls tot, aber ich bin sicher, daß ich ihn hart erwischt habe …«
*
Mike Rander, Butler Parker und Leutnant Handy saßen in dem Office des Leutnants. Nach der Entlarvung des Butlers waren einige Tage vergangen. Butler Paul, Lemming, Purcel und andere kleine Rauschgifthändler hatten ihre Geständnisse abgelegt. Leutnant Handy konnte die abschließende Zusammenfassung geben.
»Sie hatten durchaus richtig gelegen«, begann er die Unterhaltung. »Eddy Purcels Darstellung entspricht den Tatsachen. Gründer des Rauschgiftrings in der Stadt war Glubb. Weil ihm Kapital und Organisationstalent fehlten, ordnete er sich sofort einem Unbekannten unter. Dieser Unbekannte war Butler Paul. Wie er zu diesen Dingen kam? Glubbs Freundin war Ann Torca. Sie wurde von Glubb verwöhnt, schwenkte aber sofort ab, als sie eines Tages Butler Paul in Zivil kennenlernte. Der hatte schon seit langem Rauschgiftrosinen im Kopf, da er als Butler bei dem Inhaber der Narkotikawerke Lemming beschäftigt war. Wahrscheinlich dürfte sein, daß es Ann war, die sich an Paul herangemacht hatte. Glubb war ja zwar als Abteilungsleiter in Lemmings Fabrik beschäftigt, aber da die Produktionskontrolle scharf war, konnte er kein Gramm aus dem Werk schmuggeln.
Glubb hatte Pech. Er, der Ann auf Paul gehetzt hatte, um über den Butler auf Lemming einzuwirken, wurde kaltgestellt. Ann schwenkte auf den stärkeren und selbstsicheren Paul über, und gemeinsam heckten sie die Geschichten von dem Unbekannten aus. Ann ihrerseits machte sich in verstärktem Maße an Lemming heran.
Zuerst stemmte sich Lemming auch gegen die geringste Andeutung Anns, doch Rauschgift etwas groß- und freizügiger zu handeln. Sie muß ihn schließlich so weit bekommen haben, daß er die Nerven verlor, als Glubb einfach eine immerhin erhebliche Menge Gift stahl. Lemming wollte Anzeige erstatten, aber inzwischen hatte sich Paul eingeschaltet, der Lemming einfach drohte. Lemming muß ziemlich in der Klemme gesteckt haben. Er hielt still, deckte das Defizit, und die Kontrolle konnte nichts beanstanden. Warum Lemming dieses Spiel ohne weiteres mitmachte, ist mir noch nicht klar. Vielleicht war es Hörigkeit Ann Torcas gegenüber oder Angst, denn inzwischen war Glubb tot.
Glubb und Snyder mußten beide sterben, weil sie sich zu sehr um den Mann kümmerten, der das Rauschgiftgeschäft neu aufgezogen hatte. Wenn beide es wirklich herausbekommen haben mögen, mit ihrem Wissen konnten sie nichts mehr anfangen. Mike-Paul ließ sie einfach von der Lutch-Gang abschießen. Lutch mußte später selbst daran glauben, weil er Mike-Paul hätte gefährlich werden können.
Purcels Darstellung ist vollkommen richtig gewesen. Ob er Porter, den Konkurrenten Pauls, im ›Criston‹ erschossen hat, steht noch nicht fest. Aber wir werden schon dahinterkommen.«
»Ich sah in der Tide Street Lemming am Steuer, so kam es mir vor«, warf Butler Parker ein.
»Ein Täuschungsmanöver von. Mike-Paul«, erwiderte der Leutnant. »Aber das hat ihm ja jetzt nichts mehr genutzt. Aber ich habe eine Frage an Sie, Parker. Sie standen doch an dem bewußten Tag nicht aus Zufall an der Tür zur Halle? Hatten Sie etwas geahnt?«
»Ich habe mich erinnert, daß Butler Paul nicht der Butler war, den er vorgeben wollte. Mister Rander lobte seine verbindliche Höflichkeit und Freundlichkeit. So ist kein Butler, meine Herren. Ein Butler hat reserviert zu sein. Diese Gedanken kamen mir alle, als Purcel verächtlich von Lemming sagte, er würde ja schon vor seinem Butler kuschen. Alles andere war eben Vorsicht.«
»Die sich sehr gelohnt hat«, warf der Leutnant zufrieden grinsend ein. »Eigentlich sollten Sie doch in den Polizeidienst treten?«
»Ich hätte eine Bitte, allerdings anderer Art.«
»Von vornherein erfüllt«, sagte Leutnant Handy.
»Ich möchte eine meiner Zigarren rauchen …«
Leutnant Handy nickte zwar, aber als Parker sich einen schwarzen Torpedo aus der Tasche angelte, da wunderte er sich sichtlich, daß Rander und Handy fluchtartig das Office verließen.
»Und so schwache Naturen gehen auf Gangsterjagd«, sagte Butler Parker trocken und zündete sich feierlich seine Zigarre an …
– ENDE –
Mit Interesse hatte er das vom Hotelboten hereingereichte etwa zehn Zentimeter hohe Päckchen aufgeschnürt und geöffnet, als eine fast handtellergroße, dicke, häßliche, über und über behaarte Vogelspinne eilfertig herauskletterte und Anstalten traf, ihn in den Ringfinger zu beißen.
Vom Standpunkt dieser behaarten Spinne aus war der Angriff durchaus verständlich. Das Her hatte schließlich, mehr oder weniger lange eingesperrt, auf diesen Moment der Rache gewartet. Es wußte ja nicht, daß Parker mit diesem Kartongefängnis überhaupt nichts zu tun hatte.
Der Butler zog seinen Ringfinger respektvoll zurück und starrte interessiert auf das Insekt, das mit einem förmlichen Hechtsprung hinunter auf den weichen grauen Veloursteppich hopste und dann erst einmal in Lauerstellung ging.
»He, Parker, wo stecken Sie denn mit dem Handtuch?« Mike Rander rief vom Badezimmer aus nach seinem Butler. Seine Stimme klang ungeduldig.
Und als der Butler nicht sofort antwortete, erschien Anwalt Mike Rander in Parkers Zimmer, das auf der anderen Seite des Badezimmers lag. Der mittelgroße, sportlich durchtrainierte Anwalt trug nur ein knappes Handtuch, das er sich um die Lenden gebunden hatte. Mit nackten Füßen kam er zu Parker hinüber, der noch immer die behaarte Spinne studierte, die ihrerseits nicht recht wußte, was sie nun machen sollte.
Es lag vielleicht an der eingeschalteten Deckenbeleuchtung, daß die Spinne sich veranlaßt fühlte, Halblicht und Schatten zu suchen. Sie setzte sich auf sehr schnellen Beinen in Bewegung und kreuzte Mike Randers Weg. Genauer gesagt, sie kreuzte die nackten Füße des Anwalts, der nichts von dem schnell nahenden Unheil ahnte.
Parker mußte sehr schnell handeln, wenn es nicht zu einer Katastrophe kommen sollte. Da er keineswegs die Absicht hatte, die behaarte Spinne zu töten, nahm er blitzschnell ein Kissen von der breiten Couch und wirbelte es durch die Luft.
Mike Rander prallte unwillkürlich zurück, als das Kissen durch die Luft sauste. Dann sah er die behaarte Spinne, stieß einen erstickten, schrillen Schrei aus und... hechtete auf das Bett.
Die Spinne wurde von dem niederfallenden Kissen erwischt und in ihrer Bewegungsfähigkeit außerordentlich gelähmt. Sie erlitt nun ihrerseits einen Schock und rührte sich nicht mehr.
»Was... was war denn das?« keuchte Mike Rander, der sich von seiner ersten Überraschung erholt hatte.
»Eine