Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman. Günter Dönges
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Steve Hardness, ein langer, dürrer, sonnenverbrannter Mann von etwa fünfzig Jahren herrschte über ein großes, felsiges Grundstück und ein halbes Dutzend Holzbaracken, die allesamt von einem hohen Maschen- und Stacheldrahtzaun eingeschlossen waren.
»Na, was haben Sie mir denn mitgebracht?« fragte er belustigt, nachdem der Butler sich höflich und wortreich vorgestellt hatte. »Ich sage Ihnen gleich, daß ich an Schlangen im Moment nicht interessiert bin. Ich bin vollbesetzt.«
»Sie kaufen Schlangen?« fragte Parker und stellte das verschnürte Päckchen auf den Arbeitstisch des Mannes.
»Normalerweise ja...! Ich brauchte für meine Farm immer Nachschub. Aber wie gesagt, im Moment bin ich restlos besetzt.«
»Darf ich Ihnen dieses Kerftier vorstellen?« fragte Parker und öffnete die Verschnürung. »Vielleicht können Sie mir darüber einige Auskünfte geben!«
Während der Butler redete, öffnete er das Päckchen.
Und im gleichen Augenblick krabbelte die Vogelspinne über den Rand, stutzte, sah sich interessiert um und entschloß sich, erst einmal in Lauerstellung zu gehen. Sie sah in diesem Moment äußerst tückisch und giftig aus.
»Donnerwetter, ein wunderschönes Exemplar!« Steve Hardness schien ehrlich begeistert zu sein. Ohne Scheu näherte er sich der Vogelspinne und beugte sich über sie.
»Giftig?« fragte der Butler knapp.
»Worauf Sie im wahrsten Sinne des Wortes Gift nehmen können«, gab Steve Hardness zurück. »Man sieht’s ihr ja direkt an. Sagen Sie, wo haben Sie sie her?«
»Ich fand sie in meinem Hotelzimmer«, sagte Parker vorsichtig.
»In einem Hotelzimmer? Ausgeschlossen!«
»Ich fand sie, nachdem ich dieses Päckchen aufgeschnürt und geöffnet hatte.«
»Machen Sie keine Witze! Das ist ja fast so was wie ein Mordanschlag.«
»So faßte ich die bewußte Geschenksendung auch auf«, antwortete der Butler. »Meine Frage an Sie, Mr. Hardness, wie beschafft man sich als normaler Durchschnittsbürger solch eine Spinne?«
»Na, so einfach ist das nicht. Man muß wissen, wo die Dinger sich verstecken und aufhalten. Im Stadtgebiet schon gar nicht.«
»Kann man Vogelspinnen kaufen?«
»Bei mir bestimmt nicht, Mr. Parker. Die, die ich habe, gehen alle an die Seruminstitute.«
»Besitzen Sie im Moment Vogelspinnen?«
»Selbstverständlich. Meine Spinnenabteilung ist berühmt.«
»Wissen Sie immer genau, entschuldigen Sie meine neugierige Frage, wieviel Vogelspinnen Sie besitzen?«
»Darüber wird immer genau Buch geführt. Schon wegen der Eigenkontrolle!«
»Sie betreiben Ihre Schlangenfarm allein?«
»Das würde ich allein niemals schaffen. Ich habe ein paar zuverlässige Angestellte.«
»Gibt es außer Ihnen noch weitere Schlangenfarmen hier in der Stadt?«
»Natürlich, mindestens noch sechs!« Hardness stutzte, lächelte dann gutmütig und nickte. »Ich merke schon, worauf Sie hinauswollen. Sie glauben, diese Spinne könnte irgendwo bei meinen Kollegen eingekauft worden sein, ja?«
»Wäre dies unter Umständen möglich, Mr. Hardness?«
»Ausgeschlossen! Keiner meiner Kollegen würde solch ein Biest verkaufen, ich meine, an irgendeinen unbekannten Kunden. Das sitzt einfach nicht drin! Moment mal, haben Ihre Fragen mit diesen rätselhaften Morden zu tun?«
»Morde?« Parker sah den Schlangenfarmbesitzer interessiert und abwartend an.
»Ich weiß nicht, ob ich darüber sprechen kann. Gerade wegen Vogelspinnen war auch schon die Polizei ein paarmal bei mir. Ich habe herausbekommen, daß irgendein Kerl seine Opfer mit ›Schwarzen Witwern umgebracht haben soll.«
»Sehr aufschlußreich! Sagen Sie mal, Mr. Hardness, könnte man als Privatperson Vogelspinnen züchten?«
»Natürlich, wenn Sie ein Pärchen haben und mit den Eiern umgehen können!«
»Braucht es dazu große Vorkenntnisse?«
»Na ja, etwas Erfahrung muß man schon mitbringen, aber die Einzelheiten können Sie ja in jedem Fachbuch nachschlagen. Ich wette, daß es hier in der Stadt genug Einzelpersonen gibt, die Terrarien besitzen und auch Vogelspinnen herumkrabbeln haben!«
»Sie scheint sich erholt zu haben«, meinte Parker und deutete auf die behaarte ›Schwarze Witwe‹, die sich entschlossen hatte, nun doch etwas zu tun. Sie kroch über den breiten und langen Tisch und hielt auf eine Glasschale zu, in der sich eine farblose Flüssigkeit befand.
»Ich werde sie erst mal einsperren«, sagte Hardness. »Ich habe zwar keine Angst vor diesen Biestern, aber doch ’nen verdammt großen Respekt.«
»Darf ich mir eine weitere Frage erlauben?« erkundigte sich der Butler, der vorsichtshalber einen Schritt zurücktrat und die Vogelspinne nicht aus den Augen ließ.
»Nur immer heraus damit, wenn ich helfen kann.«
»Wo könnte ich als Laie solche Vogelspinnen finden?«
»Na ja, an dunklen, feuchtschwülen Orten, verfallenen Häusern, in Sumpfniederungen, auf Plantagen und in Frucht- oder Lagerschuppen. Gott, die Auswahl ist groß genug! Aber sagen Sie mir jetzt mal, warum Sie das alles wissen wollen.«
»Weil ich einem gewissen Mörder liebend gern das Handwerk legen möchte«, erwiderte Parker, »oder, um noch präziser zu sein, einen weiteren Mord verhindern!«
*
Parker unterhielt sich etwa eine halbe Stunde lang mit Steve Hardness und sammelte Informationen. Dann verabschiedete er sich von dem Besitzer der Schlangenfarm und ging zurück zum wartenden Taxi, mit dem er zum Reservoire herausgefahren war.
»Zurück ins Hotel«, sagte der Butler. Dann nahm er auf dem Rücksitz Platz und legte seine Hände auf den altväterlich gebundenen schwarzen Regenschirm. Er dachte intensiv über das soeben Gehörte nach und machte sich, wie es so treffend heißt, seine Gedanken.
Das Taxi fuhr über eine geschotterte, relativ enge Straße hinunter zur asphaltierten Hauptstraße. Es ging vorbei an Steilhängen, die mit hüfthohem Krüppelwald und Dornbüschen bewachsen waren. Die Landschaft sah hier noch wild und ursprünglich aus. Die Sonne stand bereits hoch und verstrahlte eine lastende, schwere Hitze.
Plötzlich wurde der Butler aus dem Sinnieren auf geschreckt. Der Fahrer bremste den Wagen jäh und fast brutal ab. Parker wurde vom Rücksitz herumgeschleudert und fand sich auf dem Wagenboden wieder, eine Gewaltreise, die er nicht sonderlich schätzte.
Bevor er sich aufrichten konnte, schrammte der Wagenkühler gegen hartes Gestein.