Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman - Günter Dönges Butler Parker

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Dann schnappte sie hörbar nach Luft. Es ging ihr nicht in den Kopf, daß dieser Besucher das Vorzimmer verlassen wollte. Und zwar freiwillig, ohne daß sie ihn hätte hinauskomplimentieren können.

      »Sir...! Mr. Rander...!?« Sie raffte sich auf, stand auf und trippelte ihm nach. In einer Mischung aus Überraschung, Ärger und Mißbilligung sah sie ihn an. »Sie wollen doch nicht etwa gehen?«

      »Natürlich werde ich gehen«, antwortete Mike Rander lächelnd. »Ich habe meine Zeit nicht gestohlen. Ich war mit Mr. Stonewell vor einer guten Viertelstunde verabredet. Diese Zeit habe ich nun freiwillig zugegeben, nun aber muß ich bedauern.«

      »Und... und was sage ich Mr. Stonewell?«

      »Richten Sie ihm meine freundlichsten Grüße aus«, gab der junge Anwalt lächelnd zurück. »Wenn er etwas von mir will, kann er mich jederzeit in meinem Hotel erreichen. Die Adresse ist Ihnen ja bekannt, nicht wahr...!«

      Die attraktive Blondine wollte protestieren, Rander mit Einwänden kommen, ihn vielleicht auch warnen, doch Mike Rander hatte das Büro bereits verlassen und schritt auf den Fahrstuhl zu. Er dachte wirklich nicht daran, noch länger auf sein Gespräch mit Stonewell zu warten.

      Er hatte den Lift noch nicht ganz erreicht, als er plötzlich hinter sich eilige Schritte hörte. Und dann seinen Namen.

      »Mr. Rander... Mr. Rander...!« keuchte eine Stimme. »Mr. Stonewell wünscht Sie zu sehen.«

      Mike Rander wurde von einem jungen, fast kahlköpfigen Mann von etwa vierzig Jahren überholt. Dieser junge Mann mit den alten, müden Augen und dem verbrauchten und angewiderten Zug um den Mundwinkeln versperrte ihm den Weg.

      »Wer sind Sie?« erkundigte sich der Anwalt.

      »Herb Lasters, der Sekretär von Mr. Stonewell... Kommen Sie, wir können den Boß nicht warten lassen...!«

      Mike Rander lächelte und zündete sich erst einmal eine Zigarette an. Er fühlte sich keineswegs wie ein junger, gehorsamer Hund, der nur auf den Pfiff seines Herrn wartet. Gut, Stonewell hatte ihn hierher nach Los Angeles gebeten, um ihm einen Fall zu übertragen, doch Rander war finanziell unabhängig. Er war auf Aufträge weiß Gott nicht angewiesen. Er konnte sich seine Klienten immer noch aussuchen.

      »Bitte, Sir, kommen Sie...!« Herb Lasters sah ihn flehend an. »Mr. Stonewell hat nur zehn Minuten Zeit für Sie, dann muß er in eine Produktionsbesprechung ..!«

      - Es war vielleicht nur die Angst, die aus diesem Lasters sprach, daß Mike Rander nun doch mitkam. Er nahm sich allerdings Zeit, und es dauerte einige Minuten, bis er dem mächtigen Boß der ›Star-Pictures‹ gegenüberstand.

      »Zum Teufel, wo bleiben Sie denn?« herrschte er Mike Rander gereizt an. »Ich habe meine Zeit nicht gestohlen.«

      »Dann sind wir uns ja vollkommen einig«, erwiderte Mike Rander lächelnd. »Aus Zeitgründen wollte ich gerade gehen.«

      »Sie... Sie wollten gehen?« Art Stonewell, ein untersetzter, korpulenter, schwitzender Endfünfziger mit kurz geschorenem, eisgrauem Haar und kalten Augen ließ sich in seinen Drehsessel fallen und starrte den jungen Anwalt wie ein Wesen aus einer fremden, fernen Welt an.

      »Ihr Sekretär hat mich gerade noch am Lift erwischt«, erläuterte Rander.

      »Wollen... wollen Sie mich provozieren, Rander?« Stonewell sah ihn kalt und abschätzend an.

      »Schafft man das so leicht?« erkundigte sich Mike Rander lächelnd.

      »Sie wissen wohl nicht, wer ich bin, wie?«

      »Legen Sie Wert darauf, daß wir uns gegenseitig aufrechnen und erzählen, wer wir sind? Haben Sie nicht Probleme, mit denen Sie nicht fertig werden?«

      »Verdammt, Sie reizen mich, Rander...!«

      »Sie mich komischerweise überhaupt nicht, Stonewell...!«

      Art Stonewell bekam einen leichten Hustenanfall, als Rander ihn ebenfalls so unkonventionell und gelassen anredete. Sekretär Herb Lasters warf Rander einen beschwörenden Blick zu.

      »Sie... Sie haben Haare auf den Zähnen«, meinte Stonewell plötzlich und produzierte eine Art Lächeln, was allerdings gründlich mißlang. Er sah jetzt beleidigt und mißmutig aus.

      »Aber, aber, ich versuche doch nur, mich dem Ton meines Gesprächspartners anzupassen«, gab Rander zurück. »Aber wollen Sie nicht endlich zur Sache kommen? Falls Sie mit mir noch Zusammenarbeiten wollen...!«

      »Lasters, erzählen Sie ihm von unseren Schwierigkeiten!« sagte Stonewell, sich an seinen Sekretär wendend. Dann lehnte Stonewell sich in seinem Sessel zurück, schloß die Augen und legte die Fingerspitzen seiner Hände gegeneinander.

      »Ich glaube, ich kann mich sehr kurz fassen«, begann Lasters nervös und räusperte sich. »Innerhalb von zwei Monaten hat die ›Star-Pictures‹ vier Starlets verloren. Und zwar auf den ersten Blick durch Unfall. Die Polizei fand aber in allen vier Fällen heraus, daß es sich um Mord handelt.«

      »Wie bitte? Wiederholen Sie das noch einmal?«

      »Vier Morde an Starlets innerhalb von zwei Monaten«, sagte Herb Lasters.

      »In allen vier Fällen starben die jungen Damen am Biß der ›Schwarzen Witwe‹, wenn Sie wissen, was ich meine...!«

      »Und ob ich das weiß...!« Rander dachte plötzlich sehr intensiv an die handtellergroße, häßliche, behaarte Spinne, die ihn um ein Haar in den dicken Zeh gebissen hatte. Er konnte ein Schütteln des Widerwillens gerade noch unterdrücken.

      »Warum war davon kaum etwas in den Zeitungen zu lesen?« fragte Rander interessiert.

      »Mr. Stonewell hielt das in Zusammenarbeit mit der Polizei für nicht angebracht«, antwortete Herb Lasters. »Es hätte nur unnötige Unruhe verursacht.«

      »Schlagzeilen, Mr. Rander, können wir nicht brauchen. Sie schädigen nur das Geschäft.«

      »Wie hießen die bisherigen Opfer?« fragte der Anwalt.

      »Namen und Adressen habe ich für Sie zusammenstellen lassen«, schaltete sich Art Stonewell ein. »Wenn Sie mich fragen, wird hier ein gemeines Kesseltreiben gegen die ›Star-Pictures‹ veranstaltet.«

      Der Boß der Filmfirma hatte die Augen geöffnet und sah den Anwalt jetzt fast anklagend an. »Die vier jungen Dinger, eh, ich meine, meine Mitarbeiterinnen, waren im Kommen, wie wir sagen. Sie hatten sich bereits die ersten Sporen verdient und sollten jetzt groß herausgestellt werden. Doch sie wurden nacheinander umgebracht. Die hiesige Polizei steht vor einem Rätsel. Sie, Mr. Rander, müssen es schaffen, diesen Massenmörder zu erwischen!«

      »Gingen diesen Giftmorden irgendwelche Drohungen voraus?«

      »Nichts, gar nichts! Sie starben plötzlich und ohne jede Vorwarnung.«

      »Ihr Sekretär sprach eben von der ›Schwarzen Witwe*, Mr. Stonewell. Sind die jeweiligen Spinnen am Tatort gefunden worden?«

      »In allen vier Fällen«, antwortete Herb Lasters. »Und in allen vier Fällen steht einwandfrei fest, daß als Todesursache eben nur ein Spinnenbiß vorlag!«

      *

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