Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman. Günter Dönges
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»Ihr Kaffee, Sir …!« rief ihm die dralle Serviererin nach, als er zum Ausgang ging. Irving winkte ab und ging zurück zum Wagen. Forest war ausgestiegen und kam ihm neugierig entgegen.
»Was hat’s gegeben?« fragte er.
»Wir sollen angeblich den falschen Mann erwischt haben«, meinte Irving verächtlich.
»Sollen wir das Geld etwa nicht bekommen?« grollte Forest.
»Das hab’ ich in Ordnung gebracht. Das geht klar, Ray. Wir brauchen es uns nur abzuholen.«
»Und die anderen Moneten?«
»Welche anderen Moneten?«
»Die wir zusätzlich abstauben wollten. Hast du die vergessen?«
»Dabei bleibt es natürlich, ist doch selbstverständlich.«
»Was du nicht sagst …!« spottete Forest, der diesmal schneller begriff als sein Partner. Er dämpfte unwillkürlich die Stimme, als er weiterredete. »Ohne ’ne Leiche, mein Junge, können wir den Mann auch nicht unter Druck setzen, oder?«
»Die Leiche ist aber vorhanden. Nur die falsche …!«
»Na und …? Die dürfte doch wohl reichen, oder?«
»Hoffentlich, Norman, hoffentlich. Versuchen wir’s ja mal. Hast du gerade mit unserem Auftraggeber gesprochen?«
»Mit ’ner Frau, die das einfädelte.«
»Davon höre ich zum ersten Mal«, staunte Ray Forest.
»Ich hab’ bisher auch absichtlich den Mund gehalten. Jetzt kannst du das von mir aus ruhig wissen.«
»Hast du Angst gehabt, ich könnte nicht dichthalten …?«
»Quatsch, war das so wichtig? Wenn du scharf auf diese Frau bist, kannst du sie dir ja gleich ansehen. Wir treffen uns mit ihr.«
»Sie bringt also den Zaster?«
»Erraten. In einer halben Stunde haben wir Fettlebe in jeder Menge.«
Sie stiegen in den Wagen und fuhren langsam los. Irving steuerte in die Colfax-Avenue und fuhr durch bis zum Colfax Larimer Viaduct, der den Platte River überspannt. Kurz hinter der Brücke bog er nach Süden ab und parkte den Wagen in unmittelbarer Nähe eines Rangierbahnhofs an der 8. Avenue.
Im wieder aufkommenden Regen sah alles noch grauer und trostloser als sonst aus. Die Tiefstrahler über den Gleisanlagen und Werkschuppen schaukelten und pendelten im Wind, der von den Rocky Mountains fiel. Es wurde überraschend kühl.
»Woher kennst du die Frau eigentlich?« erkundigte sich Ray Forest neugierig.
»Sie ist in einem Nachtclub beschäftigt, irgendwo am River Broadway«, wich Irving aus. »Ich hab’ sie per Zufall kennengelernt. Sie ist große Klasse. Und die hat mich vor ein paar Tagen wegen des Jobs angehauen.«
»Die war also nicht scharf auf Gilpan, oder?«
»Mann, begreif doch endlich, die hat das nur vermittelt. Der Auftraggeber will natürlich nicht bekannt werden.«
»Du kennst ihn aber, oder?«
»Wenn Della ihn kennt, dürfte das ja wohl genügen, oder?«
»Della heißt sie also?«
»Stimmt, du hast verdammt genau aufgepaßt.«
Ray Forest grinste und zündete sich eine Zigarette an. Er sah vielleicht etwas beschränkt aus, hatte es aber faustdick hinter den Ohren. Im Grunde paßte es ihm nicht, daß sein Partner ihm die Einzelheiten bisher verschwiegen hatte, doch nach und nach erfuhr er ja doch alles. Ray Forest wollte von Irving nicht abhängig sein.
Auch Forest war ein gesuchter Mann, den ein wilder und launischer Wind hierher nach Denver verschlagen hatte. In dieser Stadt hatte er Irving auch kennengelernt. Zwei verwandte Seelen hatten sich gesucht und schnell gefunden.
Mit kleinen Diebereien und Gaunereien hatten sie sich bisher über Wasser gehalten. Der ersehnte Anschluß an eine bestehende Gang hier in der Stadt hatte bisher nicht hingehauen. Bis dieser Job ihnen angeboten worden war. Della …! In Gedanken wiederholte Ray Forest diesen Namen noch einmal. Diese Frau, die in einem Nachtclub am Denver Broadway arbeitete, mußte doch zu finden sein …!
»Ich glaube sie kommt.« Irving richtete sich hinter dem Steuer auf und kniff die Augen zusammen. Ray Forest folgte dem Blick. Weit hinten in der dunklen Straße leuchteten die Scheinwerfer eines schnell näher kommenden Wagens auf
»Wollen wir im Wagen bleiben?« fragte Forest.
»Warum nicht?«
»Nee, das geht gegen meine Regeln.« Forest hüstelte und klinkte die Wagentür auf. Er mußte sich mit dem Aussteigen beeilen, wenn er von den aufgedrehten Scheinwerfern nicht noch erfaßt werden wollte. Ohne auf Irving zu hören, der ihm etwas Unverständliches nachrief, warf er die Wagentür zu und verschwand in der Dunkelheit.
Zuviel hatte Forest hinter sich. Als immer wieder gehetztes und gejagtes Wild war er besonders vorsichtig. Er besaß nicht die unverfrorene Überlegenheit seines Partners.
Ray Forest duckte sich, als die Lichtfinger des ankommenden Wagens die rußige Mauer erfaßten. Er lief um den Wagen herum und blieb am Heck stehen.
Irving fühlte sich in diesem Augenblick tatsächlich überlegen. Einmal, weil er Della kannte, zum anderen, weil er eben ein Gewaltmensch war. Bisher hatte es für ihn noch nie Schwierigkeiten gegeben. Gab es mal Ärger, dann schlug er entweder zu oder argumentierte mit seiner Schußwaffe. Was hatte er von Della schon zu befürchten …?
Er klinkte die Tür an seiner Seite auf, schwenkte die Beine nach draußen und stieg aus. Der andere Wagen stoppte nur einen halben Meter von ihm entfernt und schaltete die Lichter ab.
»Della …?« rief Irving.
»Natürlich«, hörte er ihre Stimme. Sie klang jetzt dunkel, fast guttural. Sie paßte zu dieser Frau, die elektrisierend auf ihn wirkte.
Norman Irving grinste und ging auf den Wagen zu. Doch weit kam er nicht. Plötzlich riß er die Augen entsetzt auf. Er sah das bösartige Züngeln einiger bläulichen Flammen, spürte einige harte Schläge, die seinen Körper trafen und hörte schon nicht mehr das unheilvolle Bellen einer Maschinenpistole.
Für Bruchteile von Sekunden blieb der Gangster starr und aufrecht stehen. Dann rissen ihn die Einschläge zurück gegen seinen Wagen. Er rutschte an der nur lose zugedrückten Tür hinunter und blieb verkrümmt auf dem nassen Asphalt liegen.
Aus dem anderen Wagen stach der Schein einer starken Taschenlampe durch die Dunkelheit. Sie leuchtete den bereits toten Norman Irving an, irrte zurück zum Wagen und kontrollierte die Vorder- und Hinterpolster.
Der Wagen der beiden Gangster war leer …!
Da heulte der Wagen auf, der Wagen, in dem Della saß, schoß