Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman. Günter Dönges

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Butler Parker Paket 1 – Kriminalroman - Günter Dönges Butler Parker

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Nach einer weiten Orientierungskurve zogen die Tiere es vor, schleunigst tiefer in den Wald hineinzufliegen.

      Josuah Parker griff in eine der vielen Taschen seines schwarzen und altväterlich aussehenden Covercoats. Prüfend hielt er die kleine, jedoch lichtstarke Taschenlampe hoch und schaltete sie ein. Sie war noch intakt.

      Der Butler machte sich sofort daran, Spuren zu sichern. Die waren nämlich in jeder Menge vorhanden. Sie führten von der Schutzplanke quer über die Straße, blieben hart am Straßenrand sichtbar und bogen dann in einen kleinen Feldweg ein, der in einer Lichtung mündete.

      Parker interessierte sich vor allen Dingen für die Reifenspuren im nassen Waldboden. Er fand einige halb aufgerauchte Zigaretten, die er sorgfältig einsammelte und in einen Lederbeutel steckte. Seine Augen verengten sich, als der Lichtstrahl eine leere Zigarettenschachtel erfaßte. Es handelte sich um eine flache Orienttabak-Packung, wie sie in den Staaten nicht gerade häufig anzutreffen war. Auch sie wanderte in den Lederbeutel, in dem Parker Beweisstücke aufzubewahren pflegte.

      Es dauerte nicht lange, bis Parker auch das zerrissene Drahtseil entdeckte. Die beiden Gangster hatten sich nicht die Mühe gemacht, dieses wichtige Beweisstück verschwinden zu lassen. Der Butler, der in der Bearbeitung seiner Kriminalfälle stets unorthodox war, löste die eine Hälfte, wickelte sie auf und sicherte sie sich als persönliches Beweisstück. Seiner Schätzung nach hatte die Polizei mit der anderen Drahtseilhälfte mehr als genug.

      Ohne auch nur den geringsten Schock zu zeigen, marschierte Parker anschließend hinunter nach Lakewood. Er wollte sich bei Miss June Jason wegen seines ungebührlichen Fernbleibens entschuldigen, zum anderen aber seinen jungen Herr, dem Strafverteidiger Mike Rander, anzeigen, wieso es zu dieser nicht eingeplanten Verspätung gekommen war.

      Weit kam Parker jedoch nicht. Schon nach etwa hundert Metern hörte er das nervenzerfetzende Geräusch einer Polizeisirene. Wenig später schimmerte das rotierende Rotlicht durch die Baumstämme. Ein Streifenwagen der Polizei brauste heran.

      Parker, der stets rationell dachte, warf das Stück Drahtseil tief in das Unterholz, stellte sich mitten auf der Straße auf und winkte mit seinem Regenschirm. Mit kreischenden Bremsen hielt der schwere Wagen an. Zwei uniformierte Beamte der Staatspolizei sprangen aus dem Wagen und liefen auf Parker zu.

      Parker kam den Fragen der beiden Beamten zuvor. Klar und präzise schilderte er die Vorgänge und nannte anschließend seinen Namen.

      »War das Ihr Wagen?« fragte der Sergeant der Streife.

      »Ich bedaure, nein. Der Cadillac dort unten auf dem Steilhäng gehört Mr. Arthur Gilpan.«

      »Meinen Sie den Leder-Gilpan?«

      »Ich glaube, so wird er tatsächlich genannt«, räumte Parker ein.

      »Wie kommen Sie denn an seinen Wagen?«

      »Mr. Gilpan beauftragte mich, seine Verlobte abzuholen«, sagte Butler Parker aus. »Ich möchte betonen, daß er diesen Entschluß ganz überraschend faßte, da eine wichtige Unterredung ihn festhielt.«

      »Normalerweise wäre er also gefahren?« Der Sergeant sah den Butler sehr konzentriert und aufmerksam an. Er wußte genau, was er wollte.

      »In der Tat, ich kann es nicht leugnen«, erwiderte Parker. »Um Ihrer nächsten Frage zuvorzukommen, Sergeant, auch ich nehme an, daß dieser Anschlag nicht mir, sondern Mr. Gilpan galt. Mit anderen Worten: Er sollte heimtückisch ermordet werden …!«

      »Völlig ausgeschlossen, daß man mir nach dem Leben trachten könnte«, behauptete Arthur Gilpan aufgebracht. Er war 48 Jahre alt, groß, schlank und ganz der Typ eines Leistungssportlers. Sein straffes, gebräuntes Gesicht verriet deutlich, daß er sich sehr oft in der freien Natur aufhielt. Er bewohnte einen feudalen Landsitz hart am Sloan-See. Schon allein die Einrichtung der vielen Räume bewies, daß Gilpan sehr reich war. Die vielen Gemälde an den Wänden allein stellten ein riesiges Vermögen dar.

      »Demnach hätten Sie also keine Feinde?« erkundigte sich Leutnant Branch, ein drahtiger, energischer Mann von knapp 40 Jahren. Sein schmales Gesicht sah angespannt und übermüdet aus.

      »Ein Mann in meiner Stellung hat selbstverständlich nicht nur Freunde«, antwortete Gilpan unwillig. »Selbstverständlich habe ich Konkurrenten, aber die würden doch niemals zu solchen Mitteln greifen. Ich möchte wetten, daß der Anschlag Mr. Parker galt.«

      »Sie sind Gast hier im Hause?« wandte sich Leutnant Branch an Josuah Parker.

      »In erster Linie bin ich Butler, Sir«, gab Parker zurück. »Ich habe die Ehre, Mr. Rander zu begleiten. Ihm galt die Einladung hierher in Mr. Gilpans Haus.«

      »Das ist schnell erklärt«, schaltete sich Mike Rander ein. Der sympathische Strafverteidiger, der sich zusammen mit Parker bereits einen Namen als Kriminalist gemacht hatte, sah auf den ersten Blick aus wie ein großer, netter Junge. Das braune Haar und die sanften braunen Augen förderten diesen ersten Eindruck. In Wirklichkeit aber galt Mike Rander in Fachkreisen als äußerst scharfsinniger Strafverteidiger, der schon viele heikle Prozesse aus dem Feuer gerissen hatte. Mike Rander konnte es sich leisten, nur solche Fälle zu übernehmen, die ihn menschlich oder fachlich besonders interessierten. Auf Geld brauchte er nicht zu sehen. Er besaß ein großes Vermögen, das ihm auch gestattete, sich einen Butler zu halten.

      Parker hatte er sich aus London mitgebracht. Aus dem anfänglichen Verhältnis Butler – Herr war im Laufe der Zeit eine echte Freundschaft geworden, die Mike Rander zwar offen zeigte, Josuah Parker aber tunlichst und diskret zu verschleiern versuchte. Er konnte es einfach nicht mit seiner Haltung als Butler vereinbaren, mochte Rander ihn auch noch so sehr dazu auffordern.

      »Ich lud Mr. Rander ein, sich meine Bildersammlung anzusehen«, unterbrach Gilpan hastig den jungen Strafverteidiger. »Ich beabsichtige, die Sammlung in eine Schenkung umzuwandeln. Mr. Rander wird mich bei den fachlichen Gesprächen beraten.«

      »Genauso ist es«, bestätigte Mike Rander die Worte seines Gastgebers. Mehr sagte er nicht. Er verhielt sich überhaupt ungewöhnlich schweigsam.

      »Bleibt nur noch die Frage an Sie, Parker«, übernahm Leutnant Branch wieder die Führung. »Sind Sie seit Ihrer Ankunft hier in Denver bedroht worden?«

      »Nicht daß ich wüßte, Sir«, entgegnete Parker und verbeugte sich knapp.

      »Wie war das mit dem Wagen?« bohrte der Polizeioffizier weiter. »Wenn ich recht informiert wurde, wollten Sie, Mr. Gilpan, Ihre Verlobte abholen, ja?«

      »Das sagte ich ja bereits!«

      »Wann änderten Sie Ihren Entschluß?«

      »Ist denn das so wichtig? An Einzelheiten kann ich mich nicht mehr erinnern.«

      »Aber ich, Sir, falls mir diese Bemerkung gestattet ist.« Parker lächelte sanft und drehte sich zu Branch um. »Mr. Gilpan bat mich etwa fünfzehn Minuten vor seiner Abfahrt, diese Fahrt zu übernehmen. Mr. Rander brachte ihn auf diesen Gedanken.«

      »Stimmt, ich riet Mr. Gilpan, Parker fahren zu lassen«, mischte sich der Strafverteidiger ein. »Mr. Gilpan und ich hatten noch wichtige Dinge zu besprechen, die keinen Aufschub vertrugen.«

      »Handelte es sich um die Schenkung der Bildersammlung?« Der Polizeioffizier hakte genau richtig ein. Mike Rander und Arthur Gilpan nickten zögernd.

      »Wann sollte die Schenkung denn stattfinden?«

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