Gesammelte Werke. Джек Лондон

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Gesammelte Werke - Джек Лондон Gesammelte Werke bei Null Papier

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mei­ne Wor­te kein lee­rer Klang sind –, ich selbst wer­de der ers­te sein, der je­den, der sich hier das Amt ei­nes Rich­ters an­maßt oder gar das Amt ei­nes Scharf­rich­ters an­ma­ßen möch­te, der Stra­fe zu­füh­ren wird, die er ver­dient. Der An­ge­schul­dig­te ist in Haft zu neh­men … so weit reicht un­se­re Be­fug­nis. Er ist in Haft zu hal­ten, bis der Staat sich sei­ner be­mäch­tigt. Ich habe ge­spro­chen.«

      »Ich be­an­tra­ge Ab­stim­mung über den An­trag des Herrn Ja­cob Wel­se«, sag­te der Vor­sit­zen­de, ohne selbst Stel­lung zu neh­men.

      »Das war kein An­trag, über den Sie ab­zu­stim­men ha­ben!« un­ter­brach Wel­se mit furcht­ba­rem Ernst. »Sie ha­ben die Ver­hand­lung auf­zu­he­ben und die­ses rechts­bre­che­ri­sche Ver­fah­ren zu schlie­ßen!«

      »Sie ha­ben ge­spro­chen, Herr Wel­se. Jetzt spre­chen wir!«

      Da­mit hat­te der Vor­sit­zen­de sei­ne ei­ge­ne Stel­lung ge­kenn­zeich­net, und im Au­gen­blick wur­de die Fra­ge ent­schie­den. Alle Hän­de flo­gen em­por, als er die Ver­samm­lung frag­te, ob sie sich be­fugt glau­be, ein Ur­teil zu fäl­len. Mit al­len Stim­men war Wel­ses An­trag ab­ge­lehnt.

      »Du siehst, ich bin ver­lo­ren«, flüs­ter­te St. Vin­cent Fro­na zu. »Für mich gibt es kei­ne Hoff­nung …«

      Aber Wel­se riss zum zwei­ten Mal das Wort an sich und don­ner­te den Leu­ten zu, was er auf dem Her­zen hat­te: dass Lyn­ch­ge­richt mit dem Tode be­straft wür­de, dass ein un­ge­heu­rer Pro­zess und maß­lo­se Ka­ta­stro­phen über die Be­tei­lig­ten her­ein­bre­chen wür­den … Schre­cken über Schre­cken, wie Klon­di­ke sie noch nicht er­lebt hat­te. Er fand ei­ni­ge An­hän­ger, aus der Ver­hand­lung wur­de ein Cha­os wild dis­ku­tie­ren­der und dro­hen­der Men­schen, und in die­sem To­hu­wa­bo­hu von Stim­men ge­lang es Fro­na, ih­rem Schütz­ling mit­zu­tei­len, was sie sich am Abend zu­vor zu sei­ner Ret­tung aus­ge­dacht hat­te.

      »Sie wer­den alle ›Hän­de hoch‹ ma­chen, wenn sie auf ein­mal in drei Re­vol­ver­mün­dun­gen se­hen! In die­sem Au­gen­blick kannst du flie­hen. Das Boot liegt be­reit … küm­me­re dich nicht um uns, nicht um mei­nen Va­ter, nicht um mich, Vin­cent! Sie wer­den die Hand nicht an uns le­gen! Und selbst wenn! In die­ser Stun­de bist du dir selbst der Nächs­te …«

      »Das ist Wahn­sinn«, hauch­te er, grau das Ge­sicht und mit ge­sträub­tem Haar.

      »Aber es ist doch kei­ne an­de­re Ret­tung für dich!«

      »Ich kann nicht, Fro­na.«

      »Kämp­fen sollst du, für dein Le­ben kämp­fen!«

      »Lass mich, lass mich.«

      Die nächs­ten Zeu­gen, zwei Schwe­den, hat­ten aus ge­rin­ger Ent­fer­nung je­nen Auf­tritt be­ob­ach­tet, als Borg einen Wu­t­an­fall be­kam, weil St. Vin­cent und Bel­la zu­sam­men ge­lacht hat­ten. Es war ein lä­cher­lich klei­nes Be­geb­nis, das sie aus­führ­lich schil­der­ten, aber es ließ doch Schlüs­se auf die gan­ze Si­tua­ti­on in Borgs Hüt­te zu. Dann folg­te ein hal­b­es Dut­zend Zeu­gen, die im Auf­trag des Rich­ters den Schau­platz des Ver­bre­chens und die gan­ze In­sel un­ter­sucht hat­ten. Von den bei­den ge­heim­nis­vol­len Män­nern, die nach der An­ga­be Gre­go­rys den Mord be­gan­gen ha­ben soll­ten, hat­ten sie nicht die ge­rings­te Spur ge­fun­den.

      Nach ih­nen be­trat zu Fro­nas Ent­set­zen Del Bi­shop den Zeu­gen­stand. Sie wuss­te, dass er Vin­cent hass­te, aber sie be­griff nicht, was er zur Sa­che aus­sa­gen konn­te. Im­mer hat­te sie ihn für einen gro­ben, aber ehr­li­chen Bur­schen ge­hal­ten. Ei­nen nied­ri­gen Ra­che­akt trau­te sie ihm nicht zu. Was wür­de er sa­gen? Als er den Eid ab­ge­legt hat­te, frag­te ihn der Rich­ter nach sei­ner Be­schäf­ti­gung.

      »Ich su­che ›Gold­ta­schen‹!« rief er her­aus­for­dernd.

      Gold­ta­schen­su­chen ist eine be­son­de­re Art der Gold­grä­be­rei, an die nur we­ni­ge glau­ben.

      »Dann wirst du lang’ her­um­wüh­len müs­sen, mein Jun­ge«, höhn­te ein Mann im Au­di­to­ri­um. »Wenn du nicht vor­her ver­hun­gerst.«

      Del be­kam einen ro­ten Kopf: »Herr Vor­sit­zen­der«, sag­te er, »ich weiß auch, was die Wür­de des Ge­richts ist. Aber das möch­te ich ganz be­schei­den zu ver­ste­hen ge­ben, wenn die Ver­hand­lung vor­bei ist, dann kriegt je­der, der sich hier ge­gen mich was her­aus­nimmt, einen Na­sen­stü­ber, dass er bis ›Zehn‹ zu Bo­den geht und viel­leicht noch ’n biss­chen län­ger lie­gen­bleibt.«

      »Spre­chen Sie zur Sa­che!« be­fahl der Vor­sit­zen­de und schlug mit dem Ham­mer auf den Tisch. »Also Gold­ta­schen­su­cher sind Sie?« Da­bei lief über das Ge­sicht des sonst so sach­li­chen Man­nes das­sel­be brei­te La­chen, wie die meis­ten Ge­sich­ter im Saal es zeig­ten.

      »Den ers­ten Na­sen­stü­ber, der auch aus Ver­se­hen in dem wer­ten Brot­la­den sit­zen könn­te, Herr Vor­sit­zen­der, den ver­spre­che ich Ih­nen. Sie wol­len nicht glau­ben, dass ich Gold­ta­schen fin­de? Na war­ten Sie! Fünf Mi­nu­ten, nach­dem der Jüng­ling da drü­ben bau­melt, kön­nen Sie Ihre kost­ba­ren Kno­chen sor­tie­ren, Herr Vor­sit­zen­der. Das nur ne­ben­bei, da­mit Sie Be­scheid wis­sen. Mein Name ist Bi­shop, we­nigs­tens einst­wei­len.«

      »Das ist zu viel!«

      Der Rich­ter warf den Rock ab und krem­pel­te die Är­mel hoch.

      »Jetzt nur ran, du Lüm­mel!«

      Bi­shop ging so­fort in Po­si­tur, und Fro­na durf­te einen Au­gen­blick hof­fen, dass das gan­ze Ge­richts­ver­fah­ren sich in eine je­ner Mas­sen­kei­le­rei­en auf­lö­sen wür­de, bei der ein­mal zu­schau­en zu dür­fen, sie sich schon lan­ge wünsch­te.

      Vi­el­leicht war es ge­ra­de das, was der bra­ve Bi­shop er­rei­chen woll­te, um aus dem gan­zen Lyn­ch­ge­richt eine Far­ce, aus der Tra­gö­die eine Ko­mö­die zu ma­chen? Mit flam­men­den Au­gen schau­te Fro­na auf die bei­den Män­ner, die in pracht­vol­ler Box­hal­tung ein­an­der ge­gen­über­stan­den. Aber schreck­lich! Da warf Bill Brown sich da­zwi­schen.

      »Muss ich Sie bit­ten, die Wür­de des Ge­richts wahr­zu­neh­men, Herr Vor­sit­zen­der? Es ist ein Skan­dal, es ist un­glaub­lich! Neh­men Sie die Ver­hand­lung auf! Wir sind hier nicht in der Bar! Au­ßer­dem schei­nen Sie bei­de zu ver­ges­sen, dass in die­sem Saal eine Dame sich auf­hält!«

      Im Au­gen­blick war die Ruhe wie­der­her­ge­stellt, und Bi­shop sag­te aus, als wenn nichts ge­sche­hen wäre.

      »Jetzt will ich Ih­nen mal so ei­ni­ges über den Herrn dar­bie­ten, den Dok­tor, so, was man ein Cha­rak­ter­bild nennt. Das ist näm­lich ein sau­be­rer Pa­tron, Sie wer­den sich wun­dern!«

      Zum ers­ten Mal pack­te St. Vin­cent die Wut und über­wäl­tig­te fast

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