Gesammelte Werke. Джек Лондон

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Gesammelte Werke - Джек Лондон Gesammelte Werke bei Null Papier

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hüb­schen Frau, nicht ih­ren Ar­gu­men­ten. Zor­nig wand­te sie sich noch ein­mal an die Ver­samm­lung:

      »Ich habe nicht um Ihren Bei­fall ge­buhlt, mei­ne Her­ren! Klat­schen Sie nicht in die Hän­de, als ob ich eine Schau­spie­le­rin wäre, son­dern ge­hen Sie in sich und be­reu­en Sie, dass Sie ei­nem Men­schen, der nichts ver­bro­chen hat, die qual­volls­ten Stun­den be­rei­tet ha­ben!«

      Bill Brown gab sei­ne Sa­che nicht ver­lo­ren. Das Pa­thos, das manch­mal aus sei­nen Wor­ten ge­spro­chen hat­te, ließ er zu­nächst frei­lich fal­len, sein Plä­doy­er be­gann mit spitz­fin­di­ger Bos­heit und über­le­ge­nem Hohn. Aber spä­ter fiel er wie­der in Em­pha­se.

      »Frem­de Män­ner, die kei­ne Spur zu­rück­ge­las­sen ha­ben, von de­ren Kom­men und Ge­hen nie­mand et­was ge­hört hat, sind in Borgs Hüt­te ein­ge­drun­gen, An­ge­klag­ter? Ihr Gast­wirt und sei­ne Frau sind in Ih­rer Ge­gen­wart er­mor­det wor­den, in lan­gem Kampf, wie die Ver­tei­di­gung be­wie­sen hat, und an Ihrem Kör­per ist kei­ne Schram­me zu se­hen? Von der ar­men In­dia­ne­rin hat man er­war­tet, dass sie ein­griff, dass sie min­des­tens die Tür auf­riss und mit gel­len­dem Ge­schrei Hil­fe her­beihol­te?

      Aber Sie!

      Ein Mann, der sich so vie­ler Hel­den­ta­ten rühmt, Sie ha­ben nicht ge­kämpft, Sie ha­ben nicht ein­mal ge­wagt, um Hil­fe zu ru­fen? Es mag vie­les dun­kel sein, was in die­ser dunklen Hüt­te in der ver­häng­nis­vol­len Nacht ge­sche­hen ist, aber Ihr Ver­hal­ten ist nicht dun­kel! Ob Sie ge­mor­det oder still­schwei­gend zu­ge­se­hen ha­ben, wie ge­mor­det wur­de, das geht uns wirk­lich nichts an! Auf je­den Fall liegt Ihre Schuld klar zu­ta­ge, Sie ha­ben min­des­tens das scheuß­lichs­te Ver­bre­chen be­gan­gen, das man in die­sem Lan­de kennt: das Ver­bre­chen nichts­wür­di­ger Feig­heit! Und des­halb hat die ster­ben­de Bel­la ih­ren letz­ten Atem ver­strömt, um Sie an­zu­kla­gen. ›Mör­der! Mör­der!‹ hat sie Ih­nen zu­ge­ru­fen, und die zit­tern­de Stim­me die­ser Frau soll jetzt in un­se­rem Mund noch ein­mal tö­nen, mit sol­cher Wucht und mit sol­cher Kraft, dass sie Ih­nen bis zur letz­ten Mi­nu­te Ihres Le­bens in den Ohren dröhnt: ›Mör­der! Drei­mal fei­ger Mord­bu­be!‹«

      St. Vin­cent fiel in sich zu­sam­men und lag in sei­nem Stuhl wie ein Hau­fen lee­rer Klei­der.

      »Ich … bin un­schul­dig … ich … habe es nicht ge­tan …«

      »Ab­stim­mung, mei­ne Her­ren!« rief der Vor­sit­zen­de und rühr­te den Ham­mer. »Of­fe­ne Ab­stim­mung – wir sind Män­ner, von de­nen je­der sei­nen Spruch ver­tritt. Ich fra­ge Sie: ist der An­ge­klag­te Dr. Gre­go­ry St. Vin­cent, den Sie hier vor sich se­hen, schul­dig, den Mord an dem Gold­grä­ber, un­se­rem Ka­me­ra­den John Borg durch ei­ge­ne Hand­lung oder still­schwei­gen­des Ge­wäh­ren­las­sen ver­schul­det zu ha­ben oder nicht? Wer ihn für schul­dig hält, der hebe …«

      »Hän­de hoch!« dröhn­te in die­sem Au­gen­blick Ja­cob Wel­ses Stim­me aus ei­ner Ecke des Saa­l­es, und von dem an­de­ren Ende des Saa­l­es hör­te man Baron Cour­ber­tins hel­les, schar­fes Or­gan:

      »Ände ock!! Oder ick ssies­sen!«

      Je­der der bei­den Män­ner hielt zwei sechs­läu­fi­ge Re­vol­ver auf die Ge­schwo­re­nen ge­rich­tet, 24 Feu­er­schlün­de starr­ten den Män­nern ent­ge­gen, und es war kei­ner un­ter ih­nen, der nicht wuss­te, dass min­des­tens Ja­cob Wel­se Ernst ma­chen wür­de. Alle Hän­de flo­gen zu­gleich in die Höhe, nichts rühr­te sich. Der Vor­sit­zen­de hat­te nicht ein­mal Zeit ge­fun­den, den Ham­mer bei­sei­te­zu­le­gen. Er hielt ihn in der hoch­ge­streck­ten Hand. In die­sem Saal wur­de nicht mehr ge­spro­chen, in die­sem Saal galt nur noch die Ge­walt. Aber es war die Ge­walt, wie Ja­cob Wel­se sie ver­stand, im Diens­te des Rech­tes und des Frie­dens.

      »Jetzt los! Am Süd­ka­nal liegt das Boot! Rasch!! Fort! Du bist ge­ret­tet!« keuch­te Fro­na. »Hier ist Geld. Das nimm mit auf den Weg! Und fort! Fort! Lass dich nie wie­der hier se­hen!«

      Sie drück­te St. Vin­cent einen ge­la­de­nen Re­vol­ver in die Hand. »Du bist frei! Worauf war­test du?! Fort! Fort!«

      Er ächz­te: »Das ist – Wahn­sinn.« Wie ein Ge­lähm­ter hing er auf sei­nem Stuhl. Sie press­te ihm die Waf­fe in die Hand, aber sei­ne Fin­ger ga­ben nach, mit schwe­rem Pol­tern fiel der Re­vol­ver vor ihm auf den Bo­den. Sie zog und zerr­te an ihm, wie man einen Mann aus schwe­rem Schlaf er­weckt, aber in sein lei­chen­blas­ses Ge­sicht kam kei­ne Be­we­gung; er rühr­te sich nicht. In dem gan­zen Saal war kein Laut als das schwe­re At­men der vie­len Män­ner.

      Plötz­lich war La Flit­che an den Stuhl des An­ge­klag­ten ge­tre­ten und hat­te sei­nen Fuß auf den Re­vol­ver ge­setzt. Fro­na bück­te sich has­tig, sie stieß ge­gen den Mann und woll­te sich des Re­vol­vers wie­der be­mäch­ti­gen. La Flit­che stand mit er­ho­be­nen Hän­den und sah schein­bar teil­nahm­los Ja­cob Wel­se an. Aber sein Fuß reg­te sich nicht. Es ent­stand zwi­schen die­sem ei­sen­har­ten, un­be­weg­li­chen Män­ner­bein und Fro­nas wü­ten­den Hän­den eine Art stil­len Rin­gens, und Ja­cob Wel­se, der nicht be­griff, warum Gre­go­ry noch im­mer dort saß, ver­lor auf eine Se­kun­de die Auf­merk­sam­keit. Ei­nen Blick wand­te er von der Men­ge ab, die er schon mi­nu­ten­lang wie ein Tier­bän­di­ger im Zaum hielt, nur einen Atem­zug lang war sein Re­vol­ver nicht mehr im An­schlag, und die­ser Au­gen­blick ent­schied al­les.

      Aus hoch­ge­ho­be­ner Hand saus­te der Ham­mer des Vor­sit­zen­den ge­gen Wel­ses Schä­del, mit si­chers­tem Schwung ge­wor­fen. Der alte Wel­se reck­te sich, Fro­na stieß einen gel­len­den Schrei aus, Ja­cob Wel­se brach zu­sam­men und lag jetzt zu Fü­ßen der Mas­se, die er ge­zähmt hat­te. Im Fall ging sein Re­vol­ver los, der Schwe­de John stieß ein Ge­brüll aus: »Mein Bein! Mein Knie!«, und in die­sem Au­gen­blick ver­sag­ten auch Cour­ber­tins Ner­ven. Im Handum­dre­hen war er über­mannt. Es wa­ren Del Bi­shops Tat­zen, die ihn ge­packt hat­ten, und aus de­nen gab es kein Ent­rin­nen. La Flit­che griff nach Fro­na, sein Griff war nicht hart, aber un­wi­der­steh­lich. Er nahm sie in sei­ne In­dia­ne­r­ar­me wie ein Lie­ben­der, in die­se ge­schmei­di­gen, seh­ni­gen Arme, und da­mit war ihr letz­ter Mut ge­bro­chen.

      Der Vor­sit­zen­de don­ner­te mit der Faust auf den Tisch und be­en­de­te den un­ter­bro­che­nen Satz: »Wer ihn für schul­dig hält, der hebe die rech­te Hand!« Gleich dar­auf ver­kün­de­te er: »Schul­dig mit al­len Stim­men!«

      *

      Am nächs­ten Mor­gen soll­te das Ur­teil voll­streckt wer­den. In die­ser Nacht war das letz­te Eis ge­taut. Jetzt lag die Flä­che des Yu­kon son­nen­über­spült da, wie die ebe­ne Flä­che ei­nes großen, fried­li­chen Sees, die klei­nen Kanäl­chen zwi­schen den »Sp­lit-up-Is­land« blink­ten grün und plät­scher­ten mit ih­ren Wel­len ge­gen die von Blu­men über­sä­ten Ge­sta­de. Nahe dem Strand war ein Baum zum Gal­gen her­ge­rich­tet; an ei­nem zwei Me­ter ho­hen Ast bau­mel­te die Sch­lin­ge, und dar­un­ter stand ein lee­res Fass. Mehr war nicht nö­tig, um einen Mann, der sich ge­gen die Lan­des­ge­set­ze der Ka­me­rad­schaft ver­gan­gen

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