Der Sufi-Weg. Osho

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Der Sufi-Weg - Osho Edition Osho

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der verborgenen Hierarchie einnahm,

      war er als ‚Präsident der Welt‘ bekannt.

      Jeden Tag verschenkte er an eine bestimmte Gruppe von

      Leuten Gold – an die Kranken, die Witwen und so weiter.

      Aber wer den Mund auftat, bekam nichts.

      Nicht alle konnten den Mund halten.

      Ich will ganz langsam vorgehen:

      In Bokhara lebte einst ein reicher und freigebiger Mann.

      Das ist eine seltene Verbindung: reich und freigebig. Die Armen sind immer freigebig, die Reichen nie. Nur so konnten sie reich werden. Wenn ein Reicher freigebig ist, muss eine Revolution in dem Mann vor sich gegangen sein. Ein Reicher wird erst dann freigebig, wenn er wirklich verstanden hat, dass Reichtümer sinnlos sind. Nur wer eingesehen hat, dass nichts von dem, was diese Welt zu bieten hat, wert ist in Besitz genommen zu werden, erst der wird freigebig und fängt an zu geben. Andernfalls geht das Raffen einfach nur endlos weiter.

      Der Verstand kennt nur ein Gesetz: immer mehr und mehr zu fordern. Unersättlich. Solange dir das noch nicht klar ist, können dich alle Schätze der Welt nicht befriedigen. Denn dem Verstand ist es egal, wie viel du hast. Er kennt nur ein Prinzip: „Mehr!“

      Es heißt, dass Alexander der Große auf seinem Feldzug nach Indien Diogenes kennen lernte, einen großen Mystiker. Diogenes ist einer der großen Sufis. Er lebte nackt, gerade so wie die Tiere. Und er war außerordentlich schön in seiner Nacktheit… denn nur das Hässliche verbergen wir, nicht das Schöne.

      Warum wollt ihr euren Körper vor andern verstecken? Was ist verkehrt an ihm? Die Gesellschaft, die Zivilisation, der Anstand, hat euch eingeredet, dass etwas mit eurem Körper nicht stimmt. Wenn dich jemand nackt sieht, schämst du dich. Und Nacktheit wird sogar gesetzlich und gerichtlich verfolgt. Dabei ist die ganze Natur nackt! Und sie ist so schön! Nur der Mensch ist irgendwann, irgendwie hässlich geworden.

      Eines Tages, wenn die Menschen bewusster geworden sind, werden Kleider nicht mehr so wichtig sein. Kleidung mag dann zwar noch ihren Zweck haben: wenn es kalt ist, muss man sich natürlich warm anziehen. Aber wenn das Wetter angenehm ist, und man einfach wie ein unschuldiges Tier leben kann, darf niemand und nichts es verhindern. Versteckt unter Kleidern, haben eure Körper ihre Feinfühligkeit verloren. Ihr habt die Sprache des Körpers völlig vergessen – wie es sich anfühlt, wenn die Sonnenstrahlen ihn streicheln, wie genussvoll das ist… den Wind auf eurem nackten Körper zu spüren, so wie die Bäume es fühlen und dabei tanzen – das habt ihr völlig vergessen. Nur euer Gesicht ist freigeblieben, nur euer Kopf. Aber den ganzen übrigen Körper habt ihr abstumpfen lassen.

      Diogenes lebte also nackt, und in seiner Nacktheit war er ausgesprochen anmutig – denn er war unschuldig. Man kann auch auf perverse Art nackt sein. Dann fehlt jede Anmut. Es ist dann Exhibitionismus – irgendein psychischer Schaden steckt dahinter. Diogenes lebte nackt, wie Gott ihn schuf. Und Alexander, so heißt es, wurde neidisch. Er selbst war in die denkbar prächtigsten Kleider gehüllt und wurde bei dem Anblick des nackten Diogenes, so wird berichtet, von Neid erfüllt. Wie herrlich Diogenes war! – Neid… Er fragte: „Wie kann ich so werden wie du? – so unschuldig, so schön?“

      Diogenes sagte lachend: „Da gibt es kein Wie!“ – und legte sich in den Sand am Ufer des Flusses. Es war Morgen und die Sonne ging eben auf. Er wollte sich nicht die Liebkosungen entgehen lassen, die heimlichen Botschaften, die der Sand seinem nackten Körper zuflüsterte, und die warmen Sonnenstrahlen, die auf ihn fielen.

      Diogenes sagte: „Du brauchst nicht nach dem Wie zu fragen. Dies Ufer ist für uns beide groß genug. Wirf deine Kleider ab und leg dich her zu mir!“

      Es gibt kein Wie. Warum nach dem Wie fragen? Das Wie ist eine List des Verstandes, damit er aufschieben kann. Wer nach dem Wie fragt, möchte aufschieben. Man tut so, als müsste erst noch viel geübt werden. Und Übung braucht Zeit. Und natürlich kannst du nicht gleich jetzt üben. Das Morgen tritt auf den Plan. Und wenn erst einmal das Morgen wichtig wird, kannst du gleich einpacken.

      Diogenes also: „Da gibt’s kein Wie! Leg dich einfach her und ruh dich aus. Dies Ufer ist breit genug für zwei.“ Alexander antwortete: „Eines Tages – ich träume immer davon, dass es eines Tages möglich sein wird – wenn ich die ganze Welt erobert habe. Auf den Tag warte ich, dann kann ich mich entspannen und ausruhen.“

      Diogenes lachte und sagte: „Dann bist du ein Narr, denn Diogenes kann sich auch ausruhen und entspannen, ohne erst die Welt erobert zu haben. Warum stellst du die Bedingung, dass du erst die ganze Welt erobern musst, bevor du dich entspannen und ausruhen kannst? Und das kann ich dir sagen: unter der Bedingung kann es nie dazu kommen, denn du wirst immer nur noch mehr fordern. Und selbst wenn du diese ganze Welt beherrschst, wird dein Verstand fragen: „Gibt es nicht noch andere Welten zu erobern?“

      Und es wird berichtet, dass Alexander bei der Vorstellung, keine andere Welten außer dieser einen erobern zu können, plötzlich sehr traurig wurde. Die Traurigkeit war im gleichen Augenblick da, wie er gewahr wurde, dass es keine andere Welt zu erobern gab. Was tun, wenn diese Welt erobert ist? Eine andere Welt gibt es nicht zu erobern. Der Verstand findet diesen Gedanken unerträglich.

      Der Verstand verlangt nach mehr und mehr und mehr. Ihm ist gleichgültig, was du schon hast; du magst ein Bettler sein, er fragt nach mehr; du magst ein Kaiser sein, und er fragt nach mehr. Das ist die Natur des Verstandes: immer mehr zu fordern. Was du schon hast, ist irrelevant. Der Verstand kann nicht anders, als mehr zu fordern. Ein reicher Mann will mehr, trotzdem bleibt er arm. Er möchte immer mehr haben, aber bleibt arm. Es ist wirklich nicht leicht, einen wahrhaft reichen Mann zu finden.

      In meinem ganzen Leben ist mir nur ein einziger Reicher begegnet, der wirklich reich war. Mir sind viele, viele Reiche begegnet, aber nur einer von ihnen war wirklich reich. Und was machte ihn wirklich reich? Er war reich, weil er die Sinnlosigkeit allen Reichtums einsah. Als wir zum ersten Mal zusammentrafen, schüttete er mir Tausende von Rupien vor die Füße. Ich sagte zu ihm – „Im Augenblick brauch ich das Geld nicht, aber wenn ich es brauche, dann geb ich dir Bescheid.“

      Der Alte weinte und schluchzte. Ich fragte, was los sei, und er antwortete mir: „Bitte sag das nicht, ich bin so arm! Ich hab nichts, was ich dir sonst geben könnte – nur mein Geld.“ Er sagte – hört genau hin – „ich bin so arm, ich habe nichts, was ich dir sonst geben könnte – nur mein Geld. Und wenn du mein Geld zurückweist, dann hast du mich zurückgewiesen, denn ich habe sonst nichts. Geld kann ich dir geben. Nur das habe ich – sonst nichts.“ Dieser Mann hatte verstanden, dass Reichtum nicht wirklicher Reichtum ist, dass der Mensch immer arm bleibt.

      In Bokhara lebte einst ein reicher und freigebiger Mann

      „Freigebig“ besagt, dass er seinen Reichtum genügend ausgekostet und die Welt erfahren hatte und nun zu dem Schluss gekommen war, dass sie nichts anderes ist als ein Traum. Dass Reichtum dir nur die Illusion gibt, reich zu sein, aber dich nicht wirklich reich macht. Dieser Mann hat keine Illusionen mehr. Und so konnte er freigebig werden. Jetzt kann er mit andern teilen; jetzt kann er alles weggeben. Das ist für ihn kein Problem. Er will nicht noch mehr dazu. Im Gegenteil, jetzt verteilt er alles, was er hat, an andere.

      Da er einen hohen Rang in der verborgenen Hierarchie einnahm…

      Und so ein Mann nimmt sofort einen hohen Rang in der Welt des Bewusstseins ein. Wenn du mit andern teilen kannst, egal, was du hast, steigst du plötzlich in der unsichtbaren Hierarchie auf. In den Augen der Welt magst du nur ein Bettler sein, aber in der ‚andern‘ Welt bist du zum ersten Mal Kaiser.

      Buddha

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