Der Sufi-Weg. Osho

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Der Sufi-Weg - Osho Edition Osho

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mit dem Kopf gegen die Tür – und sie wird sich dir immer mehr verschließen.“

      Nicht alle konnten den Mund halten…

      Obwohl sie genau wussten, dass dieser Mann, dieser freigebige Mann aus Bokhara nur denen etwas gab, die still blieben. Aber es ist eben nicht so leicht…

      Der Verstand argumentiert so: „Mach es ausdrücklich klar, wie nötig du es hast, stell ihm deine ganze Situation vor Augen, dann ist sicherlich noch ein bisschen mehr aus ihm herauszuholen.“

      Und das Schöne an der Geschichte ist, dass es ein Advokat ist. Jeder andere hätte vielleicht seinen Mund halten können, aber nicht der Advokat. Er weiß, wie man das Gericht erweichen, wie man den Richter umstimmen und verführen kann. Er weiß, dass man den Fall verliert, wenn man den Mund hält.

      Für die Geschäfte der Welt sind Worte unerlässlich. Ein Rechtsanwalt lebt geradezu von Worten, und die Gerichte sind die eigentlichen Tempel dieser Welt. Seht euch einmal die Gebäude der obersten Gerichtshöfe an: das sind die heutigen Tempel. Sie kosten Unsummen. Warum? Selbst Tempel und Kirchen sind daneben zusammengeschrumpft, aber die Gerichte werden ständig dicker und breiter. Denn da sitzt die Macht. Die Macht der Gewalt und des Mordes, die Macht von Gesetz und Sprache und Logik. Ein Advokat ist ein Logiker.

      Er wusste genau, welche Bedingung dieser Reiche aufgestellt hatte: „Nur wenn du still bleibst, bekommst du was. Wenn du drum bittest, bekommst du nichts…“ Und trotzdem konnte er nicht den Mund halten.

      Warum ist es nur so schwer, nichts zu sagen? Ihr müsst es wissen, denn ich muss euch immer von neuem daran erinnern: Seid still! Aber werdet ihr still? Ich sage tausendmal zu euch: „Gott wartet nur darauf, zu euch zu kommen, aber ihr müsst ihm eure Bereitschaft damit beweisen, dass ihr still werdet.“ Aber diesen Beweis bleibt ihr schuldig. Ihr erzählt Gott lieber etwas von eurem wirklich sehr großen Unglück, euren Problemen, Schmerzen und Ängsten – damit vielleicht etwas mehr aus ihm herauszuholen ist…

      Eines Tages waren die Advokaten an der Reihe,

      ihren Anteil am Goldregen einzuheimsen.

      Einer von ihnen konnte sich nicht enthalten,

      eine höchst umständliche Bittrede vorzutragen.

      Er bekam nicht einen Heller.

      Dabei ließ er es nun aber nicht bewenden.

      Einen Advokaten wird man so schnell nicht wieder los. Er findet andere Schleichwege. Wenn es auf dem einen nicht weitergeht, dann versucht er es mit einem andern. Irgendwo ist sicher eine Lücke. Dann versucht er eben, von der Rückseite ins Haus zu kommen… durch die Hintertür.

      Ich habe einen guten Freund. Er ist ein berühmter Rechtsanwalt. Er erzählte mir einmal, wie er einen Fall durchgefochten hat, bei dem der Richter ein sehr frommer Mann war… und den Richter kenne ich auch, ein wirklich ausgesprochen frommer Mann, völlig unbestechlich. So unbestechlich, dass einer, der ihn zu bestechen versuchte, sicher sein konnte, dass er den Fall verlor. Was also tat mein Freund? Er versuchte, den Richter im Namen der andern Partei zu bestechen. Irgendwie brachte er es zustande. Und natürlich verlor die Gegenpartei.

      Er schickte einen Mann zum Richter, der vorgab, für die andere Partei Bestechungsgeld anzubieten. Der Richter war empört über die Annäherungsversuche, und so verlor die Gegenpartei. Dabei war sie völlig im Recht. Kein Mensch begriff, wieso sie den Fall verlor. Die Gegenpartei war sprachlos. Bei einem so unbestechlichen Richter konnte es überhaupt keinen Zweifel über den Ausgang der Sache geben. Es lag so klar auf der Hand, dass sie im Recht war. Nichts stand auf dem Spiel, es gab keine Komplikationen. Wie konnte sie nur verlieren?!

      Ein Advokat findet immer einen Weg. Wenn es durch den Haupteingang geht – gut. Wenn nicht, dann durch die Hintertür. Wenn es bei Tage geht – gut. Wenn nicht, dann bei Nacht.

      Dabei ließ er es nun aber nicht bewenden.

      Als am nächsten Tag die Invaliden ihre Unterstützung erhielten,

      schmuggelte er sich als Krüppel getarnt unter sie.

      Aber der Präsident erkannte ihn und gab ihm nichts.

      ‚Präsident‘ ist hier symbolisch zu verstehen. ‚Präsident‘ steht für das höhere Bewusstsein, das sich mit dem niederen Bewusstsein genau auskennt und sich nie von ihm täuschen lässt. Außer, wenn das höhere Bewusstsein aus ganz bestimmten Gründen die Täuschung zulässt. Sonst aber nicht. Wie sollte das niedere Bewusstsein das Höhere täuschen können?

      Aber der ‚Präsident‘ erkannte ihn und gab ihm nichts.

      Immer wieder versuchte er es von neuem,

      selbst als Frau verkleidet…

      In muslimischen Ländern kann man sich als Frau verkleiden, ohne dass jemand sagen kann, ob man Frau oder Mann ist.

      … Aber ohne Erfolg.

      Man kann das höhere Bewusstsein nicht täuschen. Versucht nie, einen Meister zu täuschen. Aber ihr versucht es trotzdem, denn euer logischer Verstand, euer Winkeladvokat, versucht alles, was in seinen Kräften steht. Hier bei mir passiert das jeden Tag. Es kommt selten vor, dass mich mal jemand von euch nicht täuschen will oder zu täuschen versucht.

      Jemand kommt zum Beispiel zu mir in den Darshan. Er ist glücklich und zufrieden. Ich kann es ihm ansehen: zum ersten Mal ist er von einer unbekannten Freude erfüllt. Und dann frage ich: „Wie geht’s?“ – und er antwortet: „Na ja, so la-la.“ Mit einem Achselzucken. Warum versucht er, mich zu täuschen? Er will etwas mehr Beachtung, etwas Mitleid von mir. Wenn er zugibt, dass er froh und glücklich ist, dann braucht er mein Mitleid nicht. Und ihr seid so blind, dass ihr um Mitleid bettelt, wo ihr Liebe haben könntet.

      Liebe bekommt nur der, der glücklich ist, aber der Unglückliche bekommt nur Mitleid. Einen Unglücklichen kann man nicht lieben. Es ist unmöglich. Er ist dafür nicht in der richtigen Stimmung. Man kann ihn nicht lieben, sondern nur bemitleiden. Liebe kann man nur dem schenken, der glücklich und offen ist– das ist die richtige Wellenlänge für die Liebe – so kann sie kommen.

      Ich war zur Liebe bereit, aber ihr habt mich lieber getäuscht und habt stattdessen Mitleid bekommen. Täuschung ist aber gar nicht möglich. Ihr täuschst euch nur selber. Aber ihr seid so geschickt im Täuschen, ihr habt es euer ganzes Leben lang so gut eingeübt, dass ihr es selber nicht mehr merkt.

      Die Frau ist allein zu Hause und singt und summt vor sich hin. Sie fühlt sich wohl. Plötzlich hört sie den Wagen ihres Mannes auf der Zufahrt zum Haus, und schon verändert sich ihr Gesicht. Jetzt stellt sie sich darauf ein, sein Mitleid zu bekommen. Sie sieht traurig und müde aus. Eben noch war sie heiter, ihr fehlte nichts. Es genügt schon, dass sie den Wagen kommen hört, und schon ist sie wie umgewandelt. Der Mann kommt – und diesen Trick hat sie längst gelernt: wenn sie unglücklich ist, tröstet er sie. Wenn sie nicht unglücklich ist, wird er seine Zeitung lesen.

      Eure Täuschungsmanöver sind eingeübt. Und sie funktionieren! Jedenfalls mit Leuten auf derselben Stufe. Denn die andern benutzen dieselben Tricks. Der Mann mag eben noch ein Lied geträllert haben, während er im Wagen saß; aber jetzt, wo er das Haus betritt, schlüpft er in seine Pose – der abgespannte, müde Brotverdiener, der sich den ganzen Tag für Frau und Kinder abgemüht hat und jetzt ein bisschen umsorgt und bemuttert werden will.

      Aber vergesst nicht: Mitleid ist ein armseliger Ersatz für Liebe. Gebt euch nie mit Mitleid zufrieden.

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