Der Sufi-Weg. Osho
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Und daraus entsteht folgendes Problem: du bittest um Mitleid, du bekommst es auch, aber hinterher fühlst du dich nicht erfüllt. Niemand fühlt sich durch Mitleid gesättigt. In Wirklichkeit hattest du Liebe nötig, hast aber um Mitleid gebettelt: Du hast um die falsche Nahrung gebeten. Wenn du sie bekommst, verdirbst du dir den Magen, und wenn sie dir vorenthalten wird, verdirbst du dir den Magen auch.
Denn wenn du um Mitleid bettelst und es nicht bekommst, dann macht dich das nur noch unglücklicher, denn dann bist du, scheint es, allen egal. Wenn du es aber bekommst, lässt es dich trotzdem unbefriedigt, weil Mitleid ein dünnes Süppchen ist, ohne Nährwert. Was du brauchst, ist wahre, authentische Liebe, ein Strömen, das von Herzen kommt. Was du brauchst, ist eine freudige Umarmung von deinem Mann, aber das kann nur geschehen, wenn du selbst zu einer magnetischen Kraft geworden bist: wenn dein Glück ihn an dich zieht.
Niemand wirft sich gern einem Häuflein Elend um den Hals. Dem Unglück gegenüber ist man auf der Hut; man bewegt sich vorsichtig. Aber diese Tricks sind euch in Fleisch und Blut übergegangen. Und so spielt ihr sie auch mir gegenüber aus, wenn ihr zu mir kommt. Sie sind euch zur zweiten Natur geworden.
Aber der Präsident erkannte ihn und gab ihm nichts.
Immer wieder versuchte er es von neuem –
selbst als Frau verkleidet. Aber ohne Erfolg.
Ihr könnt euch nicht verstecken, denn ein höheres Bewusstsein bedeutet nichts anderes als ein Bewusstsein, das alles durchschaut. Es kann nicht nur durch Kleider blicken – etwa den Schleier einer Muslimin –, es kann auch durch den Körper blicken – den Schleier der Natur. Es durchschaut euren Verstand – auch nur eine Art Schleier –, den Schleier der Kultur. Es blickt bis ins innerste Herz eures Seins hinein. Es dringt direkt bis zu eurer Mitte vor. Sei ehrlich, natürlich, gelöst. Wann immer du einem höheren Bewusstsein gegenübertrittst, sei natürlich und gelöst. Was du auch bist – bring es auf den Tisch. Halte nicht einmal eine Trumpfkarte zurück. Spiel mit offenen Karten. Du wirst viel Liebe zurückbekommen – du wirst alles erhalten; denn wenn du dich völlig nackt zeigen kannst, bedeutet das, dass du bereit bist zu sterben. Nur wenn du ungeschützt bist, wirst du offen, wirst du verwundbar.
Und ein Meister ist ein Tod. So steht es auch wörtlich in den alten indischen Schriften: „Ein Meister ist ein Tod.“ Wenn du zu einem Meister kommst, triffst du auf den Abgrund eines unendlichen Todes. Selbst der ge-wöhnliche Tod ist nicht so tief, denn der gewöhnliche Tod kann nicht viel zerstören. Deine geistige Form überlebt. Der Körper verwest, und du bekommst einen neuen. Der alte Körper wird gegen einen neuen eingetauscht. Aber deine geistige Form nicht – sie bleibt gleich und sucht sich einen neuen Körper. Ein Meister ist ein großer Tod. Wenn du durch einen Meister, seine Liebe und seinen Segen hindurchgehen kannst, wird nicht nur dein Körper, sondern auch dein geistiges Ich sterben. Was sterblich ist, wird sterben, und nur das, was nicht sterben kann – das Todlose –, wird überleben. Nur dein todloses Wesen, dein unsterbliches Wesen – Brahma.
Schließlich wandte sich der Advokat an einen
Beerdigungsunternehmer und trug ihm auf,
ihn in ein Leichentuch einzuwickeln.
„Wenn dann der Präsident vorbeikommt,
wird er mich für einen Toten halten
und vielleicht ein paar Münzen auf mich werfen,
für die Beerdigung.
Dann bekommst du etwas von dem Geld ab. “
Jetzt wird ein Kampf daraus. Der Advokat versucht verzweifelt, den Meister aufs Kreuz zu legen, nur um ihm sagen zu können: „Siehst du – sogar du kannst getäuscht werden!“ Er will dem Meister auf der Nase herumtanzen, um sagen zu können: „Du hast also doch kein höheres Bewusstsein als ich.“
Das ist bei jedem Jünger so. Der Jünger lässt nichts unversucht, den Meister hereinzulegen, um zu testen: „Ist er mir wirklich überlegen?“ Also versucht der Jünger erst einmal alles, um zu beweisen, dass er nicht überlegen ist, dass „er auch nicht mehr weiß, als ich selber.“ Es ist für sein Ego die einzige Chance, wenn es erhobenen Hauptes sagen kann: „Jetzt bin ich an den Punkt gelangt, wo ich erkenne, dass er nicht höher steht als ich – er ist wie ich.“ Das stärkt das Ego.
Statt im Meister zu sterben, päppelt ihr euer sterbendes Ego wieder auf und gebt ihm neues Blut. Jeder Jünger gerät in einen Konflikt, sobald er sich einem Meister anschließt. Der Meister will sein Ego restlos und unwiederbringlich vernichten. Und du willst es mit aller Macht retten. Nicht nur retten, sondern es kräftigen und stärken, vitaler und überlegener machen.
Ein Jünger kommt mit ganz bestimmten Vorstellungen zu einem Meister, und der Meister ist zu einem ganz anderen Zweck da. Ein Jünger kommt in Lumpen und niedergeschlagen an, weil das Leben sein Ego nicht befriedigen konnte. Jetzt hat er sich der unsichtbaren Welt zugewandt; vielleicht gelingt es ihm dort, sein Ego zu erfüllen. Er kann ein bedeutsamer Sannyasin werden; er kann zum Obererleuchteten der ganzen Welt aufsteigen. Wer weiß, was er nicht alles werden könnte. In der äußeren Welt hat er Schiffbruch erlitten. Jetzt versucht er es mit der ‚anderen‘ Welt: vielleicht kann er dort irgendwo vor Anker gehen und sein Ego retten.
Ihr kommt aus falschen Motiven zu einem Meister – das ist nur natürlich. Ihr lebt verkehrt, wie könnt ihr da aus den richtigen Motiven kommen? Aber der Meister ist aus einem absolut andern Grund da. Er zieht euch an, er lockt euch näher und näher heran, nur um euch umzubringen – und zwar so gründlich umzubringen, dass nicht einmal eine Spur von Ego in seinem Feuer übrig bleibt. Patanjali nennt das „Nirbeej Samadhi“, ein Samadhi, wo das Samenkorn des Ego so vollständig verbrannt wird, dass es nicht wieder zum Keimen kommt, ganz egal, was man danach noch mit ihm anstellt.
Der Meister ist ein Feuer. Der Meister ist ein Tod.
Schließlich wandte sich der Advokat an einen
Beerdigungsunternehmer und trug ihm auf,
ihn in ein Leichentuch einzuwickeln.
„Wenn dann der Präsident vorbeikommt,
wird er mich für einen Toten halten
und vielleicht ein paar Münzen auf mich werfen,
für die Beerdigung.
Dann bekommst du etwas von dem Geld ab.“
Und so kam es auch.
Ein Goldstück aus der Hand des Präsidenten fiel auf das
Leichentuch. Der Advokat griff sofort zu, aus Angst,
der Beerdigungsunternehmer könne ihm zuvorkommen.
Dann sagte er zu dem Wohltäter:
„Du hast mir dein Gold verweigert.
Schau, wie ich es mir dennoch geholt habe.“
Was er sagt, ist: „Ätsch, ich hab dich hereingelegt. Wo ist dein höheres Bewusstsein? Mein Herr Weltpräsident – wo ist denn nun das höhere Bewusstsein? Endlich hab ich es dir gezeigt. Der Sieg ist mein.