Der Sufi-Weg. Osho

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Der Sufi-Weg - Osho Edition Osho

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dass er, als er im Sterben lag, von einem Freund, einem literarischen Freund und großen Kritiker, besucht wurde.

      Der Freund sagte: „Du kannst auf ein erfülltes Leben zurückblicken: du hast mehr Gedichte geschrieben als irgendjemand vor dir.“ Rabindranath hatte über sechstausend Lieder und Gedichte geschrieben. Bei dem großen englischen Dichter Shelley waren es nur zweitausend. Bei Rabindranath sechstausend. Und jedes Gedicht ist ein Wunderwerk, ein herrlicher, einmaliger Edelstein. Der Freund hatte Recht, wenn er sagte, dass Rabindranath nach einem erfüllten Leben zufrieden sterben könne. Dass er mit seinen so schönen und so vielen Gedichten selbst einen Kalidas oder Shelley in den Schatten stellte. Aber während er dies alles sagte, flossen Rabindranath die Tränen über die Backen. Der Freund konnte es nicht glauben: „Was? – du weinst? Hast du etwa Angst vor dem Tod? Du – der du dein ganzes Leben immer nur vom Tod als dem großen Freund gesungen hast – du hast Angst vor ihm?“

      Rabindranath antwortete, „Nein, es ist nicht Angst vor dem Tod. Der Tod ist schön, so schön wie das Leben. Ich muss weinen, weil mir in letzter Zeit immer schönere und bessere Gedichte eingefallen sind. Was ich bisher gemacht habe, ist nur Kinderkram. Jetzt ist endlich die Reifezeit gekommen, und Gott hat mich mit immer größeren Gaben beschenkt. Je mehr ich dichtete, desto reicher strömte es aus mir. Jetzt endlich war das Instrument richtig gestimmt – und jetzt muss ich gehen! Es ist ungerecht. Endlich bin ich soweit, dass ich wirklich meinen Gesang anstimmen könnte.“

      Aber ich kann euch sagen: Selbst wenn Rabindranath noch tausend Jahre länger gelebt hätte, am Ende wäre es genauso gewesen – weil der Schatz unerschöpflich fließt. Du teilst ihn an andere aus, teilst ihn andern mit, und er fließt ständig nach. Du singst und weißt: es hört nicht auf. Es gibt kein Ende. Selbst nach tausend Jahren wäre Rabindranath noch mit Tränen in den Augen gestorben, denn die Quelle hätte weiter gesprudelt. Keiner kann sie leeren. Gott ist unerschöpflich. Und ihr tragt Gott in euch. Warum also geizt ihr so?

      Wer geizt, wird arm. Wer gibt, wird reich. Und freigebig kannst du in diesem Augenblick werden, so wie du bist, denn mehr gehört nicht dazu. Du brauchst nur zu verstehen, worauf es ankommt – und schon bist du es! Es fehlt an nichts. Alles was du dazu haben musst, hast du bereits. Kein Wunder also: dieser Reiche war als ‚Präsident der Welt‘ bekannt.

      Jeden Tag verschenkte er Gold an eine bestimmte Gruppe von

      Leuten Gold – an die Kranken, die Witwen und so weiter.

      Aber wer den Mund auftat, bekam nichts.

      Nicht alle konnten den Mund halten.

      Sehr sehr bedeutungsvolle, tiefe Worte. Wenn du zur Kirche gehst und dafür betest, dass dir ein Wunsch in Erfüllung gehen möge, wird dein Gebet niemals erhört. Denn Beten ist nur möglich, wenn alles Wünschen aufgehört hat. Aus Wünschen kommen nie Gebete. Bitten ist nicht beten. Beten ist etwas anderes. Und was du brauchst, weiß Gott sowieso.

      Ein Sufi-Mystiker namens Bayazid sagte immer wieder: „Gott weiß, was ich brauche, also bitte ich ihn um nichts. Das wäre ja albern: was sollte ich denn sagen? Er weiß es doch schon. Ihm etwas zu sagen, was er sowieso schon weiß, ist einfach dumm. Und mir etwas aus den Fingern zu saugen, was er vielleicht noch nicht weiß, ist erst recht dumm. Denn wer sollte das wohl sein? Also mache ich mir die ganze Mühe erst gar nicht. Was ich brauche, das gibt er mir.“

      Einmal war er nun hungrig und ohne Geld aus der Stadt gewiesen worden, durch die er gerade kam. Keiner wollte ihm Obdach für die Nacht geben. Es war stockfinster, und er saß unter einem Baum, draußen vor der Stadt, umringt von Gefahren.

      Und da sagte einer seiner Jünger: „So – und jetzt? Gott weiß, dass sein geliebter Bayazid in Schwierigkeiten steckt; dass ihn die Stadt ausgewiesen hat, dass er keinen Bissen zu essen hat und mit knurrendem Magen unter einem Baum sitzt, während die wilden Tiere herumstreifen und ihn noch nicht einmal schlafen lassen. Was ist das eigentlich für ein guter Gott, von dem du immer sprichst und der dir immer alles gibt, was du brauchst?“

      Bayazid lachte und sagte: „Er weiß, dass ich im Augenblick genau das hier brauche. Ich brauche das. Warum wäre es sonst, wie es ist? Wie hätte es so kommen können? Gott weiß genau, wann du Armut brauchst“, sagte Bayazid weiter, „und Gott weiß, wann du Wohlstand brauchst. Und Gott weiß, wann du fasten musst, und wann du an einem Festmahl teilnehmen sollst. Er weiß es! Und was ich jetzt habe, das brauche ich jetzt.“

      Bitten kannst du nicht. Wenn du bittest, wird dir nicht gegeben. Indem du fragst, beweist du, dass du noch nicht so weit bist, es in Empfang zu nehmen. Beten geschieht still. Wenn sich Wörter einmischen, folgt das Wünschen auf dem Fuße nach. Denn Wörter sind die Vehikel der Wünsche. Wie kann man stillschweigen und dabei wünschen? Versucht es einmal! Lässt sich in aller Stille etwas wünschen? Wie wohl? Ohne Sprache geht es nicht. Alle Sprache gehört zum Reich des Wünschens. Genau deswegen bestehen alle Weisen darauf, dass man still werden muss; denn nur, wenn kein Wort mehr in dir übrig bleibt, hört alles Verlangen auf. Solange das nicht so ist, lauert hinter jedem Wort ein Wunsch.

      Was du sagst, ist unwichtig. Selbst wenn du in deinem Tempel, deiner Moschee oder Kirche nur sagst: „Ich bin wunschlos glücklich“, dann ist das schon ein Wunsch. Du brauchst nur genauer hinzuschauen – irgendwo versteckt sich ein Wunsch. Aber da du weißt, dass du erst wunschlos werden musst, damit dir gegeben werde, sagst du: „Ich bin wunschlos…“ – damit du es doch bekommst! Es versteckt sich nur im Hintergrund; irgendwo im Schatten lauert es. Warum sagst du sonst so ausdrücklich, dass du wunschlos bist?

      Sei still. Nur Stille ist Beten. Alle Gebete, die du kennst, sind falsch. Alle Gebete, die man dir beigebracht hat, sind gar keine Gebete, sondern totes Ritual. Es gibt nur ein Gebet, und das ist Schweigen. Ein solches Schweigen, dass kein Wort mehr den glatten See deines Bewusstseins kräuselt. Nicht die leiseste Welle. Der See ist vollkommen still. Er ist zum Spiegel geworden. Er spiegelt die Schöpfung wider, er spiegelt Gott wider. In einem solchen Augenblick völliger Stille geht alles in Erfüllung. Und daher heißt es in unserer Geschichte:

      Jeden Tag verschenkte er Gold an eine bestimmte Gruppe von

      Leuten Gold – an die Kranken, die Witwen und so weiter.

      Aber wer den Mund auftat, bekam nichts.

      Nicht alle konnten den Mund halten.

      Das ist eine alte Sufi-Regel: „Halte absolut den Mund – nicht nur äußerlich, sondern auch innen. Dann wird dir vieles gegeben werden. Wenn du nicht fragst, wird dir viel gegeben, wenn du fragst, wird dir nichts gegeben. Das sieht paradox aus, aber es ist ein fundamentales Gesetz des Daseins.

      Bitte um nichts – und plötzlich wirst du überschüttet. Es kam einmal ein Mann zu Bayazid und sagte: „Deine Lehren haben mich ruiniert. Vor zwanzig Jahren kam ich zu dir und du sagtest: ‚Wenn du um nichts bittest, wirst du von Reichtum überschüttet. Wenn du nicht suchst, wird dir alles gegeben. Wenn du die schönste Frau der Welt nicht begehrst, bekommst du sie.‘ Zwanzig Jahre habe ich umsonst gewartet. Keine einzige, nicht einmal eine hässliche Frau hat sich gezeigt. Und erst recht kein Reichtum – ich bin so arm wie eh und je. Das verdanke ich dir. Was hast du dazu zu sagen?“

      Bayazid antwortete: „Es wäre bestimmt alles eingetroffen, wenn du dich nicht zu oft umgedreht hättest, um nachzusehen, ob die schöne Frau schon unterwegs ist. Der Wunsch danach war da. Dass du Frau und Geld verpasst hast, musst du dir selber zuschreiben, nicht mir. Du hast ständig auf der Lauer gelegen: ‚Ob wohl gleich die schönste Frau an meine Tür klopft? Ob sie die Göttin des Reichtums sein wird?‘ Still warst du jedenfalls nicht. Wunschlos warst du nicht.“

      Die Sufis sagen: „Wer nicht bittet, dem wird gegeben.“ Und diese Lehre geht tiefer als die Lehre

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