SPIEGLEIN politisches Jahrbuch 2020. Thomas Röper

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dagegen, schon Jahre, bevor es passierte. Aber ich war eine Privatperson, ich hatte damit nichts zu tun. Ich war dagegen, in den Mittleren Osten zu gehen. Wir haben bisher 7 Billionen Dollar im Mittleren Osten ausgegeben.“

      Gleichzeitig versuchte Trump, was man kaum glauben mag, auch verbal zu deeskalieren. Er machte dem Iran Verhandlungsangebote, und vor allem spielte er die Vorfälle im Golf herunter. Er wusste genau, dass die Amerikaner nicht verstehen würden, wenn ein Präsident die Interessen der USA nicht auch mit Waffengewalt verteidigt. Daran hat man sich dort gewöhnt, man erwartet es regelrecht, und ein Präsident, der dazu nicht bereit ist, wird als schwach angesehen. Das konnte sich Trump, der nächstes Jahr die Wiederwahl gewinnen will, nicht erlauben.

      „China bekommt 91 % seines Öls aus dem Golf, Japan 62 %, und mit vielen Ländern ist es ähnlich. Also schützen wir Schifffahrtswege für andere Länder (viele Jahre lang) für null Kompensation. Alle diese Länder sollten ihre eigenen Schiffe schützen, was …(zweiter Tweet beginnt)… immer eine gefährliche Reise war. Wir müssten nicht mal mehr dort sein, denn die USA sind (jetzt) der größte Produzent von Energie auf der Welt! Was die USA vom Iran verlangen, ist sehr einfach: Keine Nuklearwaffen und keine weitere Finanzierung von Terror!“

      Trump deeskalierte also und nahm den Falken immer mehr Möglichkeiten, ihn wegen angeblicher US-Interessen in einen Krieg zwingen zu können. Selbst wenn in der Straße von Hormus nun ein Tanker versenkt worden wäre, hätte Trump sagen können „Interessiert uns nicht, sollen sich die Chinesen, Japaner und Europäer drum kümmern!“

      „US-Außenminister Mike Pompeo sprach von ‚einer Koalition, die sich nicht nur über die Golfstaaten erstreckt, sondern auch über Asien und Europa‘. Diese solle bereit sein, den ‚größten Sponsor des Terrors auf der Welt‘ zurückzudrängen, sagte Pompeo vor einer Reise nach Saudi-Arabien und in die Vereinigten Arabischen Emirate. Mit beiden Ländern will er über eine gemeinsame Linie in der Iran-Frage reden.“

      Danach blieben im Golf für zwei Monate weitere Vorfälle aus. Aber im September wurde die größte Ölraffinerie Saudi-Arabiens angegriffen. Es gab mehrere Explosionen in der Raffinerie. Offensichtlich wurde sie von Drohnen angegriffen.

      Die Huthi-Rebellen im Jemen haben sich zum Anschlag bekannt. Saudi-Arabien führt seit Jahren einen blutigen Krieg gegen den Jemen, bei dem die Saudis immer wieder Zivilisten bombardieren, ohne dafür vom Westen kritisiert zu werden, im Gegenteil: Die USA unterstützen Saudi-Arabien. Der Krieg ist auch eine Machtprobe zwischen Saudi-Arabien und dem Iran, die in dieser Region Konkurrenten um die regionale Vorherrschaft sind. Mit dem offenen Krieg im Jemen wollten die Saudis den Einfluss des Iran zurückdrängen, der Iran wiederum unterstützt die sogenannten Huthi-Rebellen.

      Pompeo behauptete jedoch, die Drohnen seien nicht von Süden über 1.000 Kilometer Entfernung aus dem Jemen, sondern über den Golf aus dem Iran gekommen.

      Beide Versionen haben ein Problem. Egal, ob die Drohnen über den Golf gekommen oder aus dem Jemen und 1.000 Kilometer über saudisches Gebiet geflogen sind, sie hätten von der Luftabwehr entdeckt und abgeschossen werden müssen.

      Die USA hatten den Saudis für viele Milliarden Patriot-Luftabwehrsysteme verkauft. Ziemlich peinlich, wenn diese von einfachen Drohnen ausgetrickst wurden.

      Aber die USA wollten unbedingt dem Iran die Schuld geben, und so verkündete US-Außenminister Pompeo in Saudi-Arabien, dass es eben keine perfekte Luftabwehr gibt. Das ruft natürlich Häme in Russland hervor, das derzeit seine modernere und bessere Luftabwehr vom Typ S-300 und S-400 weltweit verkauft und damit die USA zur Weißglut treibt.

      Auch Putin hatte das bereits für Seitenhiebe in Richtung USA genutzt, wie wir gleich sehen werden.

      US-Außenminister Mike Pompeo hat am Donnerstag, dem 19. September, auf die Frage, warum die US-Patriot-Systeme in Saudi-Arabien die Drohnen nicht abgeschossen haben, hilflos geantwortet: Sowas könne vorkommen. Und das trotz der Tatsache, dass Riad 88 amerikanische Patriot-Systeme im Einsatz hat, wodurch eine solide Luftüberwachung geschaffen wird. Es war also nicht einfach ein Fehler, sondern ein Fehler im System.

      „Hören Sie, Luftverteidigungssysteme auf der ganzen Welt funktionieren immer mit unterschiedlichem Erfolg. Selbst einige der besten Exemplare der Welt können die Bedrohung nicht immer stoppen. Wir sind entschlossen, Infrastruktur und Ressourcen so zu nutzen, dass ähnliche Angriffe in Zukunft weniger erfolgreich sind, als es dieses Mal anscheinend der Fall war“, sagte US-Außenminister Mike Pompeo in Riad.

      2017 hatten Saudi-Arabien und die Vereinigten Staaten den vielleicht größten Waffendeal der jüngeren Geschichte geschlossen. Die USA sagten Waffen im Wert von 110 Milliarden Dollar zu. Laut russischem Verteidigungsministerium verfügen die Saudis über 88 Patriot-Raketenstartrampen an der Grenze zum Irak und zum Iran, darunter 52 der letzten Generation. Und im Persischen Golf sind noch einmal drei US-Zerstörer im Einsatz, von denen jeder hunderte Anti-Raketen an Bord hat. Vor diesem Hintergrund klangen die Äußerungen des US-Außenministers, dass alle Systeme Fehler haben können, nicht überzeugend. Das leistungsstärkste und teuerste Luftverteidigungssystem funktioniert einfach nicht.

      Der iranische Präsident fragte – ebenfalls lächelnd – zurück: „Die S-300 oder die S-400?“ worauf Putin antwortete: „Das sollen die sich aussuchen.“

      Nach dem Angriff auf die Ölraffinerien hatte sich Ölförderung Saudi-Arabiens halbiert und das Königreich war gezwungen, auf Reserven zurückzugreifen. Der Drohnenangriff verursachte beispiellose Störungen in der Ölproduktion. Das Wall Street Journal berichtete, dass Saudi-Arabien, um seine Öl-verarbeitende Industrie zu beliefern, den Irak um Öl-Lieferungen gebeten hat.

      Doch die staatliche irakische Ölgesellschaft dementierte die Meldung der Journalisten. Riad hätte sie um nichts gebeten.

      Aber der US-Außenminister, der bei den Verbündeten im Nahen Osten Stimmung machte, ohne Beweise zu liefern, machte weiterhin den Iran verantwortlich.

      Der Iran nimmt seinerseits ebenfalls kein Blatt vor den Mund. Auf die Frage eines CNN-Journalisten, welche Folgen US-amerikanische oder saudische Angriffe auf den Iran hätten, sagte der iranische Außenminister Mohammad Zarif, die Folge werde ein „vollständiger Krieg“ sein. Ihm zufolge will Teheran keinen militärischen Konflikt, aber es werde sein Territorium entschlossen verteidigen.

      Bolton, der zuvor mit Trump im Konflikt gestanden hatte, war inzwischen

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