Titain - Warrior Lover 15. Inka Loreen Minden
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Sie befanden sich recht nah an der Meeresoberfläche – nur gute vierzig Meter trennten sie davon, den echten Himmel zu sehen. Es sollte möglich sein, ohne Lungenschäden aufzutauchen. Pearl müsste nur permanent ausatmen … Manchmal wünschte sie sich, selbst dort hinauszugehen, um dann einfach nach oben zu schwimmen. In dieser Minute könnte sie noch den blauen Himmel sehen und bald den Sonnenuntergang … Doch wahrscheinlich würde das ein kurzer Spaß werden und sie als Abendessen im Bauch eines Hais landen.
Pearl marschierte mit den beiden über den sandigen Boden zu einer der Schleusen, durch die es über eine Zwischenkammer nach draußen ging, genau wie unten bei den Feldern. Aufgeräumt in einer »Strandhütte« aus Holz und Stroh hingen die Tauchanzüge neben den großen Helmen und den Sauerstoffflaschen an der Wand. Es lagen auch andere Geräte sowie Ersatzteile herum, damit deren Anblick das künstliche Bild einer heilen Welt nicht störte, das die Privs so sehr schätzten. In der Hütte konnten sich Koa und Titain auch umziehen. Damit sie in die hautengen Anzüge passten, mussten sie sich bis auf ihre Unterhosen ausziehen.
Pearl versuchte, Titain nicht die ganze Zeit anzustarren und seine ganzen Muskeln zu bewundern, während er aus seinem eng anliegenden T-Shirt und der langen Hose schlüpfte. Sie fragte sich, warum sie Koa niemals so anziehend gefunden hatte. Lag es am Altersunterschied? Immerhin sah er auch gut aus, war stark und groß … aber er duftete nicht so gut und besaß nicht dieses »gewisse Etwas«, von dem Pearl einfach nicht wusste, was es bei Titain war. Womöglich stand sie nur auf ihn, weil er in ihrem Alter war, zumindest optisch. Schließlich war er lange Zeit eingefroren gewesen.
Als sich die beiden in die hautengen, elastischen Anzüge zwängten, wölbten sich Titains Oberarme. Verdammt, wieso musste er so heiß aussehen?
Zum Glück war Koa, der das Prozedere bereits kannte, eher fertig und trug sogar schon die Sauerstoffflasche auf dem Rücken, weshalb sie zuerst zu ihm ging. Pearl half Koa immer beim Aufsetzen und Verschließen des Helmes, doch bevor sie das diesmal tat, wollte sie ihm noch etwas sagen. Sie kannte ihn bereits ihr ganzes Leben, hatte mitbekommen, wie er alterte – wenn auch nur langsam – und die ersten Falten sowie grauen Haare bekommen hatte.
Sie legte eine Hand auf seine Wange und flüsterte ihm zu: »Bitte pass auf dich auf und halte durch. Ich werde eine Lösung finden.« Pearl fühlte seine rauen Bartstoppeln unter ihren Fingern und fragte sich, ob er sich heimlich in seiner Kammer rasieren musste, so wie Titain gezwungen war, heimlich zu essen – wobei sein heutiges Frühstück sicher wieder ein Witz gewesen war. Deshalb hatte sie ihm erneut etwas von ihrem abgegeben, auch wenn das hieß, dass bald ihr Magen knurren würde.
Cornelius hatte ihr vor Urzeiten erklärt, Koas »Hülle« wäre eine echte Haut, die alterte und deren Haare wuchsen, damit er so real wie möglich wirkte. Bloß seine Augen sahen zu perfekt, zu ebenmäßig aus, und sie wusste nun, dass sie aus einem künstlichen Material bestanden. Titains Augen wirkten dagegen völlig echt, was sie wahrscheinlich auch waren. Wieso hatten sie Koa mehr modifiziert als ihn?
Koa sah heute irgendwie traurig aus, als ob ihn etwas bekümmerte. Tiefere Falten als sonst lagen um seine Augen- und Mundwinkel, seine Brauen waren leicht zusammengeschoben. Aber wahrscheinlich bildete sie sich das nur ein, weil in Wahrheit sie diejenige war, die Kummer hatte. Oder hatte er auch Angst, nach draußen zu müssen, genau wie Titain beim letzten Mal? Sie erkannte auch jetzt feine Schweißtropfen auf dessen Stirn. Deshalb beeilte sich Pearl, Koa den Helm aufzusetzen, ihn sorgsam zu verschließen und mit der Sauerstoffflasche zu koppeln. Danach wandte sie sich schnell Titain zu.
»Es wird wahrscheinlich wieder nur kurz dauern«, erklärte sie ihm, um ihn abzulenken. »Koa zeigt dir, wie alles funktioniert und wie bei den Scheibenputzrobotern die Ansaugdüsen gereinigt und die Wischer gewechselt werden.« Sie legte auch ihm kurz die Hand an die Wange, um mit dem Daumen über seine weiche Haut zu streichen. »Ich passe von hier drinnen solange auf euch auf und melde sofort, falls Gefahr im Verzug ist.« Sie meinte natürlich die mutierten Meeresbewohner. Die meisten waren friedlich, doch da gab es auch die Räuber, wie die aggressiven Riesenhaie oder die gigantischen Kraken. Zum Glück besaßen die Kuppeln außen eine Art »Radar« und für Notfälle auch ein Abwehrsystem. Das war bisher nur einmal vor fünf Jahren zum Einsatz gekommen, als ein besonders großer und aggressiver Hai minutenlang seinen Kopf mit voller Wucht gegen eine Kuppel gerammt hatte. Die Oberen hatten die Geschütze aktiviert und den Hai eine Kugelladung in den Leib gepustet. Das Tier war stark blutend weggeschwommen – und wahrscheinlich von seinen Artgenossen zerfetzt worden.
Pearl schüttelte sich kurz und deutete auf ihr Tablet. »Darauf erkenne ich gleich, wenn sich größere Objekte nähern. Dann werde ich euch befehlen, sofort in den Käfig zu gehen.« Durch die dicke Scheibe deutete sie auf einen großen »Kasten«, der aus mehreren robusten Gitterstäben bestand. »Darin seid ihr absolut sicher.«
Titain starrte sie wie immer regungslos an, bloß seine Atmung ging hektischer, und sie beeilte sich, ihm den Helm aufzusetzen und den Sauerstoff anzudrehen, damit er es schnell wieder hinter sich hatte. Danach zogen Koa und er sich noch Taucherflossen an und Pearl reichte ihnen die Ersatzteile in einem Koffer, bevor sie in der Zwischenkammer verschwanden. Pearl flutete sie und ging in den Strandbereich, von wo aus sie die beiden durch die dicke Kuppelscheibe beobachten konnte. Sie steuerte den Käfig über Schubdüsen; zusätzlich war er mit Stahlseilen, die an einer Winde befestigt waren, neben der Schleuse verankert. Dieser Schutzraum würde ihnen beiden Platz bieten, und Pearl konnte den Motor der Seilwinde auch von hier drinnen starten. Der würde den Käfig bis zur Schleuse zurückziehen.
Für die Dauer der Wartungsarbeiten war der Strandbereich gesperrt worden, weshalb sie nun ganz allein im Sand stand, aber die Sonnenlampen brannten alle noch und schickten ihre heißen Strahlen zu Pearl hinab. Wegen der Wärme öffnete sie den Overall bis zum Brustansatz, weil sie leicht schwitzte – was aber auch daran liegen könnte, dass jedes Mal, wenn Koa da draußen war, ihr Herz vor Angst raste. Und nun bangte sie um das Leben zweier Menschen, die ihr wichtig waren.
Künstliches Meeresrauschen und Vogelgezwitscher umgab sie, aber das half nicht, dass sie sich auch nur ansatzweise entspannen konnte. Akribisch warf sie immer wieder einen Blick auf das Tablet mit dem bläulichen Sonarbild. Wie ein Radar scannten die Geräte auf den Kuppeln die Umgebung, bloß funktionierte das unter Wasser mit Schallwellen und nicht per Funk. Auf ihrem Monitor erkannte Pearl die Konturen der Kuppeln und Objekte, die größer waren als dreißig Zentimeter, und wenn sich etwas im Radius von einer Meile auf sie zubewegte. Am Rande des Bildes tauchten ein paar ovale Umrisse auf, bei denen es sich um Haie handeln könnte, aber solange sie nicht in ihre Richtung schwammen, bestand kein Grund zur Beunruhigung.
Der defekte Scheibenputzroboter klebte fast direkt vor Pearls Nase. Die kreisrunde Maschine besaß einen Durchmesser von einem Meter und hielt sich mittels Ansaugdüsen am Glas. Zusätzlich gesichert wurde der Roboter von einem Seil, damit er nicht verloren ging, sollten ein Tier oder die Strömung ihn einmal von der Scheibe wegreißen.
Titain und Koa hingen nicht an einer Sicherungsleine, was Pearl zusätzlich nervös machte. Der Käfig war ihr einziger Schutz. Pearl steuerte ihn in die Nähe des Roboters und sagte ins Mikro ihres Tablets: »Koa, Titain, ihr könnt nun aussteigen und anfangen.«
Die Gitterstäbe des Käfigs standen so eng beieinander, dass nichts Großes zu ihnen hineinkonnte. Koa schob die Tür zur Seite, Titain trug den Werkzeugkoffer, und sie begaben sich sofort zum Roboter. Koa zeigte seinem Partner, was zu tun war; Pearl überwachte währenddessen weiterhin das Meer, froh, dass sich Titains Atmung beruhigt hatte. Mit Koa an seiner Seite schien es ihm dort draußen besser zu gehen, aber vielleicht lenkte die Arbeit ihn auch