SHAMROCK ALLEY - In den Gassen von New York. Ronald Malfi
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Читать онлайн книгу SHAMROCK ALLEY - In den Gassen von New York - Ronald Malfi страница 6
Sobald Tressa aus dem Weg war, kletterte John nach oben. Er konnte deutlich hören, wie hinter ihm zahlreiche Stiefel durch Pfützen stürmten.
Tressa erreichte die Öffnung und Deveneau hievte sie auf die Straße. Eine Sekunde später war John oben und suchte fieberhaft nach etwas zum Festhalten, um sich herauszuziehen. Deveneau packte sein Handgelenk, riss ihn hoch und bekam dann seine andere Hand zu fassen. John stolperte aus dem Loch im Boden auf die Straße, überwältigt von der kalten Nachtluft und dem erdrückenden Gestank des East River. Sie befanden sich in einer Gasse zwischen dem Klub und einem heruntergekommenen Mietshaus. Unzählige Müllsäcke und weggeworfene Kartons lagen wie in einer aus Unrat gebauten Metropole um sie herum.
Ihm war schwindlig und er brachte gerade so heraus: »Sie sind immer noch hinter uns her.«
»Gottverdammt.« Deveneau bückte sich und schob das Gitter zurück an seinen Platz. Seine Hände zitterten heftig.
Neben dem Mietshaus entdeckte John einen großen Müllcontainer auf Rollen. Er rannte hinüber und rief Deveneau ohne sich umzudrehen zu, er solle ihm helfen. Sie packten den Müllcontainer an den Seiten und rüttelten daran. Er war voll und schwer, und die Geräusche der Ratten, die sich tief in sein Inneres gegraben hatten, ließen Deveneau zurückspringen. Er lachte nervös auf. Mit dem Fuß löste John die Feststellbremsen der Räder. Der Container ließ sich überraschend leicht über die Straße rollen. Jetzt hörte John das sich nähernde Heulen von Polizeisirenen.
Deveneau stieß ein weiteres ersticktes Lachen aus. »Das darf verdammt noch mal nicht wahr sein!« Sein Gesichtsausdruck lag irgendwo zwischen einem halben Grinsen und subtiler Angst.
Sie brachten den Müllcontainer über dem Kanalgitter zum Stehen. John ließ die Bremsen einrasten.
Schließlich brach Deveneau in schallendes Gelächter aus. »Verdammte Scheiße!« Er boxte in die Luft. »Verdammte Scheiße!«
»Jetzt komm schon!«, schrie Tressa. Immer lauter wurden die Sirenen.
Deveneau stieß Tressa vor sich her und drängte sie, die Gasse hinunterzulaufen. Er hielt kurz inne und sah John mit einem irren, aufgeputschten Blick in die Augen. »Wir sehen uns.« Dann stürmte er hinter seinem Mädchen her. Seine Beine arbeiteten sich durch den Berg aus Müllsäcken, seine Füße ließen das Wasser aus den Pfützen stieben.
John blieb in der Gasse stehen, holte tief Luft und gestattete seinem Kopf, wieder herunterzukommen. Elf, dachte er. Elf Polizisten habe ich gezählt, als dieser Spiegel sich gedreht hat. Wie konnte das passieren?
Er schloss die Augen, ihn schauderte. In seinem Kopf hörte er noch immer die Phantomschreie der Polizisten in den Gängen unterhalb des Klubs. Als er an sich herabsah, stellte er fest, dass er immer noch die Pistole in der Hand hielt. Geistesabwesend fragte er sich, wie er es mit nur einer freien Hand geschafft hatte, nach oben zu klettern und den Müllcontainer auf das Gitter zu schieben.
Weiter die Straße hinauf hörte er Sirenen. Auch unter ihm waren jetzt Geräusche, genau unterhalb des Kanalgitters. Schritte liefen durch Pfützen. Stimmen. Er drehte sich um und ging die Gasse langsam in die entgegengesetzte Richtung von Francis Deveneau und Tressa Walker. Er ließ die Waffe in seine Jackentasche gleiten, fuhr sich mit den Fingern durch seine nassen Haare und trat auf die Straße hinaus.
KAPITEL 2
Es war der Geruch nach gebratenem Speck, der ihn aus dem Schlaf holte.
John drehte sich auf die andere Seite. Er hörte das Fett in der Pfanne zischen. Katie war wie immer früh auf. Entspannt ließ er sich auf ihre Hälfte des Bettes rollen und drückte sein Gesicht in ihr Kissen. Sie hatte unsichtbare Spuren zurückgelassen: den Geruch von Lavendel und Ingwer und den abgestanden-süßen Duft des Schlafes. Er sog den Duft tief durch die Nase ein und rollte sich dann auf seine Seite zurück. Am anderen Ende des Zimmers war ein winziges Fenster mit einer Scheibe aus Einfachglas, das von außen durch die davorliegende Feuertreppe verdunkelt wurde. Gerade einmal ein Schimmer von Sonnenlicht schaffte es, in den Raum zu zwinkern. John zuckte zusammen.
Er setzte sich auf, und plötzlich wurde ihm sein Körper schmerzlich bewusst. In seinem Kopf schien es besonders zu wüten. Der Raum kippte eine Winzigkeit. Er hielt inne, nach vorn gebeugt und in Unterhose, presste seine schlaffen Hände zwischen seinen Knien zusammen und atmete immer wieder tief ein und aus. Selbst seine Kehle schmerzte. Als er seine Augen schloss und sich mit den Fingern über die müden Lider rieb, wurde ihm bewusst, dass er letzte Nacht geträumt hatte … obwohl er sich nur blitzlichtartig an Bilder und Gefühle erinnern konnte. Alles Unfug, der nur im Schlaf etwas bedeutete.
Auf dem Nachttisch neben dem Bett lag ein Stapel College-Lehrbücher. Er dachte an seine Frau, und wie es aussehen mochte, wenn sie an der Universität war. Wie sie mit zurückgebundenen Haaren hinter einem der unbequemen hölzernen Schreibtische saß und das Radiergummiende ihres Bleistifts sanft ihren Mundwinkel berührte. Sie sah auf jeden Fall jung genug aus, um für eine reguläre Studentin gehalten zu werden – vielleicht sogar eine Studentin im Grundstudium – und sie war hinreichend intelligent, um ohne Schwierigkeiten durchzukommen. Das Einzige, womit sie sich tatsächlich von der Masse der anderen Studentinnen abhob, war ihr dicker Schwangerschaftsbauch. Er fragte sich, ob das in der heutigen Zeit überhaupt noch einen Unterschied machte.
Neben den Büchern hing seine Lederjacke über dem Bürostuhl. Auf dem Bett sitzend konnte er deutlich die Stellen an der rechten Seitentasche erkennen, die noch in der letzten Nacht Einschusslöcher gewesen waren. Während er geschlafen hatte, waren sie genäht worden.
Als er aufstand, durchzuckte ein stechender Schmerz von seinem Knöchel aus sein Bein, wie ein Blitz, der im Zickzack nach oben schoss. Sein rechtes Knie sah rot und geschwollen aus.
Er humpelte in den Flur, wobei er das verletzte Bein deutlich sichtbar hinter sich her zog. Die Geräusche, die der brutzelnde Speck machte, surften sanft auf den Wellen von Katies melodischem Summen. Der Flur war schmal, dunkel und vollgestellt mit noch ungeöffneten Kisten vom letzten Umzug. Aus einigen Kisten lugten hölzerne Bilderrahmen mit alten Fotos hervor, dazu Karate- und Baseball-Pokale, ein abgenutztes Paar lederner Schlittschuhe, die an den Schnürsenkeln zusammengebunden waren, ein alter Sombrero mit einem grünen Plastikpapagei auf der Hutkrempe.
Die Küche am Ende des Flurs war eng und schlecht beleuchtet mit nur einem einzigen kleinen Fenster über der Spüle mit dem Doppelbecken. Katie untersuchte die störrische Kaffeemaschine. Ihr Körper war in einen pinkfarbenen Bademantel gehüllt und wandte ihm die sanfte S-Kurve ihres Rückens zu. Er schlang ihr von hinten seine Arme um den schwangeren Bauch und vergrub sein Gesicht in ihrem Haar. Er wusste, dass sie lächelte.
»Deine Arme reichen nicht mehr ganz herum.«
»Es gefällt mir«, gestand er und streichelte ihren sich nach vorn wölbenden Bauch.
»Du magst dicke, fette Mädchen?«
»Nur dich.«
»Pass ja auf, Freundchen. Willst du etwas essen?«
Er schüttelte den Kopf. Er musste die ganze Zeit an letzte Nacht denken, an das Chaos seiner Flucht durch die unterirdischen Tunnel.
»Du solltest etwas essen«, sagte Katie. Sie machte ihm einen Teller mit Speck, Eiern und Toast, und bestand darauf, dass