SHAMROCK ALLEY - In den Gassen von New York. Ronald Malfi

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SHAMROCK ALLEY - In den Gassen von New York - Ronald  Malfi

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schwer, sich hinzusetzen. Sein Knie fühlte sich an, als wäre es mit heißen Steinsplittern gefüllt. »Ja.«

      »Heute ist Samstag«, sagte sie.

      »Hmmm.«

      Katie war sein Humpeln aufgefallen: Ihre Augen hatten sich genau in dem Moment getroffen, als er sich hinsetzte, und John wusste, dass sie seine Schmerzen bemerkt hatte. Aber sie sagte nichts. Sie sagte kaum etwas, fragte ihn nur selten, was in den langen Nächten geschah, in denen er in Dunkelheit und Kälte unterwegs war. Es war ein stiller Pakt, den sie nach seinem Eintritt in den Secret Service geschlossen hatten. Und in vielerlei Hinsicht waren Katies plötzliches Interesse an einem College-Abschluss, ihr Umzug in die neue Wohnung und sogar das Baby alles nur kleine, unbedeutende Dinge, nur Tapete, um die löchrige Wand eines Zimmers zu verdecken. Alles nur, damit ihre Ehe und seine Arbeit strikt getrennt blieben.

      Er aß. Durch die Wände hörte er das schwache Dröhnen einer Stereoanlage. »Hast du heute viel vor?«, fragte er.

      »Nicht so richtig.« Sie ließ Wasser aus dem Hahn in der Spüle über die Pfanne laufen. Es zischte, Dampf stieg auf. »Ich versuche, die restlichen Kisten im Flur auszuräumen.«

      »Wie konnten wir nur so viel Mist ansammeln?«

      »Frag mich doch nicht. Das meiste davon gehört dir. Ich sollte es vielleicht einfach nur verbrennen.«

      »Ich sortiere alles durch, versprochen.«

      »Wann?«

      »Sobald ich Zeit habe.«

      Er beobachtete sie dabei, wie sie von der Spüle zum Kühlschrank und wieder zurück schlurfte. Sie war wunderschön. Selbst im letzten Drittel ihrer Schwangerschaft sah sie fast kindlich unschuldig, beinahe naiv aus. Die Blicke, die sie ihm von Zeit zu Zeit von der Seite zuwarf, zeigten eine gewisse Verspieltheit, die bei einer erwachsenen Frau nur zu bewundern war. Irgendwie hatte sie es geschafft, zu einem absolut reinen Wesen zu werden, mit ihrem leichten Lächeln und ihren gelegentlichen Blicken, die an Teilen seines Körpers naschten, wenn sie aneinander vorbeigingen. Es lag sogar Magie darin, wie sie eine Haarlocke hinter ihr Ohr zurückschob.

      Am Fenster über der Spüle hielt sie kurz inne, als die Sonnenstrahlen sie auf die genau richtige Weise trafen. Er spürte, wie ihn eine Spur Nostalgie ergriff.

      John legte seine Gabel zur Seite. »Was ist?«

      »Übelkeit.« Sie schüttelte den Kopf. »Es geht vorbei.«

      »Musst du dich übergeben?«

      »Nein, es geht schon wieder.«

      »Setz dich. Und hör auf, dich um den Abwasch und irgendwelche Kisten zu kümmern.«

      »Es geht mir gut.« Sie stellte sich hinter ihn und fuhr mit den Fingern durch seine Haare, während er weiter aß. Er konnte spüren, wie ihre Augen prüfend auf ihm lagen, als versuchte sie, etwas Wahres von seiner Haut abzulesen, ohne sein Zutun und ohne dass er etwas davon mitbekam. Er sah nicht auf. Bei jedem Mal, wenn ihre Finger in seinem Haar innehielten, spürte er, wie sie sich noch stärker konzentrierte.

      Nach einer Weile fragte sie: »Besuchst du heute deinen Vater?«

      »Wenn ich Zeit habe.«

      »Du solltest sie dir nehmen.«

      »Das will ich ja. Mal sehen.«

      »Alles gut bei dir?«, fragte sie, immer noch mit den Fingern in seinem Haar. Ihre Stimme war nun beinahe ein Flüstern.

      »Nur müde«, sagte er.

      Sie beugte sich herab und küsste seine Wange. »Geh zu deinem Vater«, sagte sie.

      Im Bad stand er einige Zeit in Unterwäsche vor dem Spiegel. Sechsundzwanzig, jugendliches Lächeln und dunkle Augen, mit dem Körper eines Läufers, verfeinert um die wohldefinierten Brustmuskeln und den Bizeps eines Mannes, der sich leidenschaftlich dem Training und der persönlichen Pflege widmete. Er war kein Fanatiker, was das betraf, obwohl er mit einigem Elan an sich arbeitete, wenn er die Zeit fand. Obwohl er nicht sehr groß war, vermittelte sein Körper eine gewisse Kompaktheit, die eine nicht unerhebliche Kraft ausstrahlte. Als Jugendlicher war er dünn und klein gewesen, und manchmal dachte er, einen kurzen Blick auf diesen Jungen erhaschen zu können, der noch immer irgendwo in ihm war und sich vielleicht unmittelbar unter der Oberfläche seines Körpers versteckte.

      Auf seiner Stirn befand sich knapp über dem rechten Auge eine verblasste, hervortretende Narbe, die von seinem Haaransatz nach unten verlief und im grellen Licht des Badezimmers deutlich zu sehen war.

      Schnell duschte er und zog sich an. Für einen Augenblick musste er an seinen Vater denken und versuchte, sich an den Traum von letzter Nacht zu erinnern. Als er sich bewusst wurde, was er tat, verjagte er den alten Mann rasch aus seinen Gedanken.

      Stattdessen konzentrierte er sich auf das, was gestern Abend tatsächlich geschehen war, und noch wichtiger, was künftig geschehen würde. Er wollte alles so genau wie möglich in seinem Kopf sortieren, bevor er sich hinsetzte und auch nur ein Wort zu jemandem sagte. Jetzt an seinen Vater zu denken brachte ihn nur durcheinander.

      Bevor er ging, küsste er Katie auf den Mund, beugte sich hinunter und küsste ihren Bauch. Dann schlüpfte er aus der Wohnung. Seine Frau wusste, dass sie nicht zu fragen brauchte, wann er wieder nach Hause kam.

      ***

      Bill Kersh saß auf einer Bank unter einem riesigen Ölgemälde, das zwei Jagdhunde zeigte. Die Bank stand vor dem Büro des stellvertretenden U.S.-Bezirksstaatsanwalts Roger Biddleman. Kersh war vierzig, sah aus wie sechzig und rauchte, als bräuchte er den Tod nicht zu fürchten. Er saß mit geschlossenen Augen da, den Kopf nach hinten gegen die Alabasterwand gelehnt, und trug Kopfhörer. Sein Hemd war weiß mit zahlreichen Falten, einer der Knöpfe stand offen. Die Krawatte hing schief und war mit auffälligen Brandspuren sorglos abgeaschter Zigaretten übersät. Er war ein schwerer, beleibter Protestant und gehörte zu der Sorte Menschen, die, sobald sie allein waren, über die Schwierigkeiten des Lebens und des Todes und all der Widrigkeiten dazwischen grübelten. Es gefiel ihm auf eine schlichte Weise, sich mit vertrauten Menschen und Dingen zu umgeben, und er hatte es geschafft, sein Leben so zu organisieren, dass es so vorhersehbar wie möglich verlief. Bill Kersh war ein Gewohnheitstier.

      John näherte sich und setzte sich neben ihm auf die Bank. Ein Blick in das Gesicht von Kersh zeigte, dass sich der ältere Secret-Service-Agent in einer Art Trance zu befinden schien. Mit geschlossenen Augen klopfte Kersh mit einem Finger leicht auf den tragbaren Kassettenspieler, der auf seinem Schoß lag. Er verbreitete den schwachen Geruch von altem Tabakrauch und billigem Aftershave.

      Ohne die Augen zu öffnen, sagte Kersh: »Dein Herzschlag vibriert durch die ganze Bank.«

      »Ich habe die Treppe genommen.«

      Kersh antwortete nicht, seine Augen blieben geschlossen. Ihnen gegenüber befand sich die schwere Holztür mit der Milchglasscheibe – Biddlemans Büro. Einige schemenhafte Gestalten bewegten sich hinter dem Glas.

      »Wer ist jetzt da drin?«, fragte John. Er sah Kersh an. »Kannst du mich mit diesen Dingern auf den Ohren überhaupt hören?«

      Kersh seufzte und schaltete den Kassettenspieler aus. Er schob die Kopfhörer nach unten, sodass sie um seinen Hals hingen, und summte die letzten Takte einer Melodie. In Bill

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