SHAMROCK ALLEY - In den Gassen von New York. Ronald Malfi
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Читать онлайн книгу SHAMROCK ALLEY - In den Gassen von New York - Ronald Malfi страница 10
Jimmy nahm einen langen Zug und atmete eine blaue Wolke an die Decke. »Ich habe gesagt, entspann dich, Kumpel. Mach dir keine Sorgen – die Zwölfhundert sind schon Schnee von gestern.«
»Hab euch ewig nicht gesehen«, sagte Raymond. Unter seinen Augen verliefen dunkle Ringe. Sein Kinn und die Seiten seines Gesichts waren ungleichmäßig mit Bartstoppeln übersät, die an Spinnenhaare erinnerten. Immer wieder kratzte er sich an einer roten, wunden Stelle am Schlüsselbein unterhalb des Halsausschnitts seines Hemdes. Wenn er nur ein klein wenig heftiger an sich herumfuhrwerkte, dachte Mickey, würde der Kopf des verdammten Jungen geradewegs von seinem Hals purzeln.
»Wir dich auch nicht«, sagte Jimmy. »Alles in Ordnung bei dir?«
»Du siehst scheiße aus, Ray«, sagte Mickey.
»Ist alles ganz okay.«
Jimmy grinste und drückte Raymonds Schulter. Raymonds Augen zuckten, sein Kopf bewegte sich reflexartig nach hinten und zur Seite. »Hast du ein Problem mit uns, Ray-Ray? Du wirkst ganz angespannt. Was meinst du, Mickey?«
»Bist du angespannt, Ray?«
Zwanghaft ließ Raymond seine Knöchel knacken. »Ich will, dass ihr wisst«, sagte er mit brechender Stimme, »dass ich euer Geld bald zusammenhabe. Ich betrüge niemanden. Da war nur eine Menge Bullshit, der mich zurückgehalten hat. Ziemlich verrücktes Zeug. Könnt ihr mir glauben! Da kommt eine verdammte Sache nach der anderen, und in Nullkommanichts steckst du bis zum Hals in der Scheiße, wisst ihr? Scheiße ohne Ende.«
»Was für eine verrückte, gottverdammte Welt«, sagte Mickey.
»Es ist nur so, ich muss noch ein paar Leute anquatschen, noch ein paar Anrufe machen. Alles ist gut und läuft nach Plan. Na ja, wisst ihr, ich will nur, dass ihr auf dem Laufenden seid.«
»Wir vertrauen dir, Junge«, sagte Jimmy. »Vergiss die Sache. Tatsächlich kannst du heute Abend alles wieder gutmachen. Kannst du ein paar einfachen Typen wie Mickey und mir unter die Arme greifen?«
Raymond grinste und wirkte zumindest etwas erleichtert. Seine Zähne sahen aus wie abgebrochene Zaunpfosten. »Scheiße«, sagte er, »was kann ich für euch tun?«
Jimmy sagte: »Lass uns eine Runde um den Block fahren.«
Raymond sah Jimmy dabei zu, wie er aufstand, seine Zigarette auf dem Boden austrat, sich halb schlurfend, halb trabend zum Tresen bewegte und sein letztes Guinness leerte.
»Mir geht dauernd dieses eine Lied durch den Kopf«, sagte Mickey zu Raymond. »Verdammtes Ding. Weißt du, wie sich das anfühlt? Wenn du es hören kannst, aber nicht darauf kommst, welches Lied es ist? Genauso geht es mir gerade. Was für ein Mist.«
Der Raum schien zu kippen, sich zu drehen und zu versuchen, ihn vom Boden abzuschütteln. Mit einer Hand packte Mickey einen Stuhl an der Lehne und trommelte mit seinen Fingern darauf. Mit einem Schulterblick suchte er nach dem jungen Mädchen in dem heißen, gepunkteten Kleid, aber sie war verschwunden. Genau wie der alte Kerl, der ihr die Zigarette angezündet hatte.
Sie schafften es zu Jimmys Cadillac, obwohl Mickey sich nicht erinnern konnte, die Bar verlassen zu haben. Vom Rücksitz aus beobachtete er den rötlichen Lichterglanz Manhattans, der vor seinem Fenster wie in einem Traum vorbeizog.
Fünfzehn Minuten später manövrierte Jimmy den Cadillac durch ein Labyrinth heruntergekommener Wohnanlagen an der Tenth Avenue. Am frühen Abend hatte es geregnet, und nun spritzte das Auto durch die Pfützen und zerklüfteten Schlaglöcher entlang der Straße. Nur wenige Fenster waren erleuchtet. Plötzlich fühlte sich die Zeit wie eine Absurdität an. Mickey fragte sich, ob der Lebensmittelladen, der bis elf Uhr offen hatte, noch geöffnet war.
Die Bremsen quietschten. Jimmy parkte den Cadillac vor einer der Mietskasernen, knallte den Schalthebel in die Parkposition und überfiel Raymond mit der Pointe irgendeines Witzes, den er gerade erzählt hatte. Mickey sah, dass die Uhr im Armaturenbrett des Cadillac 10:47 anzeigte.
Die Luft draußen war bitterkalt. Mickey blies Dampfwolken in die Luft. Als ob sie Teil einer Parade wären, machten die drei Männer gleichzeitig ihre Mäntel zu, während sie die Stufen des Hintereingangs eines der Wohnblöcke nach oben stiegen. Eine unsichtbare Katze fauchte sie an und huschte durch eine Mauer aus metallenen Mülleimern davon. Raymond zuckte bei dem Geräusch zusammen, was Jimmy sehr komisch fand.
»Ist das hier dein Revier?«, fragte Raymond in das Dunkel der Nacht.
Jimmy hämmerte mit beiden Fäusten gegen die Tür. »Juhu«, rief er.
Nach ein paar Sekunden ging hinter der Glastür ein Licht an. Mickey konnte schwere Schritte hören, die sich der Tür näherten. Durch das Drahtgitterglas, hinter dem sich die Küche erahnen ließ, sah er die grizzlyhafte Gestalt von Irish. Riegel schnappten und beim Öffnen knarrte die Tür, aus der sich ein weicher, gelber Glanz auf die nasse Terrasse ergoss.
»Mistkerle«, brummte Irish und grinste so breit, als könnte sein Gesicht jeden Moment in der Mitte reißen. Irish war alt – in seinen späten Fünfzigern, schätzte Mickey – und sah aus wie ein dickbäuchiger Zementlaster, den man in ein ärmelloses Unterhemd und in Kakis mit Tabakflecken gesteckt hatte. Er hatte dicke, fleischige Wangen, und sein Mund war mit etwas gefüllt, das aussah wie eine Million Zähne. Sein Bauch war so riesig, dass er schon abstoßend wirkte.
»Na, was treibst du, Irish?«
»Jimmy«, sagte er. »Kommt rein. Kalt hier draußen.«
Sie betraten die enge Küche und standen etwas planlos herum, die Hände in den Manteltaschen vergraben, bis Irish ihnen befahl, sich hinzusetzen und sich zu entspannen.
Der Raum war nur schwach beleuchtet und vollgestopft mit sinnlosem, willkürlich übereinandergestapeltem Schrott, der sich vermutlich über die letzten Jahrzehnte angesammelt hatte. Der Teppich war dick und produzierte Funken von Elektrizität, als Mickey darüber schlurfte. Die ganze Wohnung roch nach faulen Eiern.
»Hier ist es nicht gerade warm«, entschuldigte sich Irish und riss den Kühlschrank auf, um einige Biere hervorzuholen. »Ist ein alter Heizofen. Ich schwöre bei Gott, nichts funktioniert richtig in dieser miesen Stadt. Wenn es nicht die Heizung im Winter ist, ist es das gottverdammte Fenster im Sommer. Das geht mir auf den Sack.«
Er verteilte die Biere. Raymond nahm sich einen Stuhl neben einem flackernden Schwarz-Weiß-Fernseher. Sobald er sich hingesetzt hatte, schien er vordringlich damit beschäftigt zu sein, den Dreck auf der Unterseite seiner Turnschuhe zu untersuchen.
Irish seufzte, machte sich über sein Bier her und leerte in einem enormen Zug die Flasche bis auf die Hälfte. »Und ich darf mich bloß nicht aufregen über diese verdammte Nutte in der Wohnung über mir und ihre verdammten Katzen. Ich sag euch, Jungs, so viele verdammte Katzen habt ihr noch nie gesehen. Alle möglichen Arten. Die großen Flauschigen und die ohne Haare – die sehen aus wie die Ratten in den Abwasserkanälen. Einige der verdammten Viecher haben nicht mal Schwänze, könnt ihr euch das vorstellen.«
Jimmy lehnte sich gegen die Wand und spannte die Sehnen in seinem Rücken. »Hast du was zu essen?«
»Wenn du was findest, ist es deins«, sagte Irish und trank sein Bier aus.
Jimmy sah Raymond an und hielt seine Flasche in die Höhe. »Willst du noch?«
»Eins