SHAMROCK ALLEY - In den Gassen von New York. Ronald Malfi
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Читать онлайн книгу SHAMROCK ALLEY - In den Gassen von New York - Ronald Malfi страница 11
Irish quetschte sich an der Wand entlang hinter einen kleinen Tisch und öffnete die fleckige Zinnschachtel, die darauf lag. »Wollt ihr euch ein paar Lines reinziehen?«
Links neben Mickey lachte Raymond über etwas im Fernsehen, während er sich mit dem Ärmel des Mantels den Speichel von seinen rissigen Lippen wischte. »Ich bin dabei«, sagte Raymond, der inzwischen ein wenig entspannter klang.
Jimmy kam zurück, die Hände voller gefrorener Burritos. »Haut rein«, sagte er. Wie ein Messerwerfer im Zirkus schleuderte er die Burritos in die Luft und musste laut lachen, als Raymond versuchte, einen zu fangen und dabei fast vom Stuhl fiel.
»Gutes Zeug hier«, sagte Irish, während er die kleine Zinnschachtel durchsuchte. Er holte etwas hervor, das aussah wie die Bauchbinde einer Zigarre, schnüffelte daran und legte es wieder in die Box.
Raymond sammelte zwei Burritos vom Boden auf und untersuchte die Verpackung. »Die verdammten Dinger sind ja noch kalt, Jimmy. Machst du sie nicht warm?«
»Sehe ich aus wie deine Mutter?«, fragte Jimmy und holte eine .38er aus seinem Mantel. In einer einzigen flüssigen Bewegung zog er den Hammer zurück, wobei seine Finger auf merkwürdige Weise nicht mit dem Ausdruck auf seinem Gesicht in Verbindung standen. Er richtete die Waffe auf Raymond.
Raymond lachte gequält auf. Die Burritos fielen ihm aus den Händen und rutschten über den Mantel in seinen Schoß. »Jimmy, was zur Hölle …«
Jimmy Kahn feuerte zwei Schüsse unmittelbar aufeinander ab. Der erste traf Raymond in die Brust und schleuderte ihn nach hinten gegen den Stuhl, während seine linke Hand nach oben vor sein Gesicht schoss, mit Fingern, die zu einer Kralle gebogen waren. Der zweite Schuss erwischte Raymond seitlich im Gesicht und trieb eine schwarze Blutfontäne aus seinem Hinterkopf, die gegen die Rückseite des Stuhls spritzte und sich auf der Alabasterwand hinter ihm verteilte. Eine Sintflut aus Blut ergoss sich aus seinem Mund, während er sich auf dem Stuhl krümmte, die Augen zurückgezogen in den Schädel, und seine blutüberströmten Lippen lautlose Worte formten.
»Himmel Herrgott!«, brüllte Irish und presste seine großen Hände an beide Seiten seines Schädels. »Herrgott noch mal – in meinem verdammten Zuhause, Jimmy?«
Einer von Raymonds Füßen schlug unwillkürlich aus und erwischte ein Bein des kleinen Tisches an der Wand, zerbrach es in der Mitte und ließ den Tisch zu Boden gehen. Irish unternahm einen heldenhaften Versuch, seine Zinnschachtel zu retten, aber er war zu langsam. Die Schachtel fiel auf den Teppich, der Deckel sprang in eine Zimmerecke davon und der Inhalt verteilte sich als Schleier aus feinem weißen Pulver über den Boden.
Raymonds Körper zuckte unkontrolliert. Wie ein Sack nasses Getreide rutschte er von seinem Stuhl herunter und schlug auf dem Boden auf. Ein vertikaler, purpurroter Streifen teilte die Rückseite des Stuhls in zwei Hälften.
Jimmy lud zwei neue Patronen nach. Seine Zähne kauten an der Innenseite seiner rechten Backe. Mickey beobachtete, wie Jimmys Hände sich bewegten, und er sah, wie Irish zur Seite an die Wand zurückwich, mit einem Blick absoluten Abscheus auf seinem Gesicht. Der alte Mann vermochte den Blick nicht von Raymond und seinem zuckenden Bein abzuwenden, das weiter seine Körperflüssigkeiten in den Teppich einarbeitete.
Jimmy ging einen Schritt näher an Raymond heran. Er hielt die Pistole auf Armeslänge vor sich und drehte langsam sein Handgelenk hin und her, als ob es ihm schwerfiel sich zu entscheiden, auf welche Art und Weise er die Waffe am liebsten halten wollte. Er zog den Hammer zurück.
»Nimm das«, sagte er und feuerte drei weitere Ladungen in Raymond Selano.
Mickey trank sein Bier aus und stopfte die leere Flasche in die Manteltasche. Wie vorhin in der Bar begann der Raum zu schwanken und sich zu verschieben, sich auszudehnen und zusammenzuziehen … es war, als ob Mickey ihm beim Atmen zusehen konnte.
»Verdammt«, stammelte Irish. »Schau dir diese Sauerei an.«
Jimmy steckte die .38er in den Hosenbund. Ohne die Augen von Raymonds Körper zu nehmen, befahl er Irish: »Hol ein paar Messer und ein paar Plastiktüten.«
»Verdammt«, stammelte Irish wieder. »Ihr macht diese Scheiße in meiner Wohnung, ohne mir Bescheid zu sagen? Wenn man so was in meiner gottverdammten Bleibe tun will, Jimmy, dann sagt man gefälligst was. So was wie hier macht man einfach nicht.«
»Plastikmüllsäcke«, wiederholte Jimmy, »große. Und ein paar dieser kleinen Plastiktüten für Sandwiches. Ich will die Hände.«
Verstört schlurfte Irish in die Küche und kehrte mit einer Auswahl von Fleischermessern und einer zylindrischen Rolle aus Plastikmüllsäcken zurück. Er gab alles Jimmy, der auf ein Knie gestützt nach unten ging, das Ende der Rolle aus Müllsäcken festhielt und die Rolle wie ein Zauberer schüttelte, der ein Tischtuch unter einem mit Porzellangeschirr gedeckten Tisch wegzieht. Ein Teppich aus Plastik entrollte sich über die Länge des Wohnzimmers.
Mickey hockte sich neben Jimmy auf den Boden und kratzte sich geistesabwesend an der Rückseite seines zottigen Kopfes. Mit wenig Begeisterung holte Mickey ein langes, dünnes Messer aus seinem Mantel und rammte es in Raymonds Brust.
Er zwinkerte Jimmy zu. »Nur um auf Nummer sicher zu gehen.«
Grinsend schnippte Jimmy nach Mickeys Ohr und stand auf. »Hilf mir, ihn ins Bad zu schleppen«, sagte er. »Wir legen ihn in die Wanne.«
Jimmy zog seinen Mantel aus wie ein Chirurg, der sich auf eine Operation vorbereitete. Mickey steckte die Sammlung Fleischermesser in die Tasche seines Mantels, beugte sich nach unten und packte Raymond Selanos Hände. Irish stand im Türrahmen zwischen der Küche und dem Wohnzimmer und beobachtete, wie die beiden Männer den leblosen Körper ohne größere Schwierigkeiten ins Badezimmer brachten. Während er den Körper trug, die Hände voll mit Ray …
Ray Selanos Blut, erinnerte sich Mickey endlich an den Song, der ihm den ganzen Abend nicht hatte einfallen wollen.
Er fing an zu summen.
KAPITEL 4
Im sanften Regen des Mittags stand John auf der anderen Straßenseite einer Gruppe baufälliger Wohnhäuser auf der West Side. Der Regen half ihm, herunterzukommen. Jedes Mal, wenn er die Augen schloss, sah er das wachsartige, emotionslose Gesicht von Roger Biddleman vor sich. Selbst in der Erinnerung regten ihn Biddlemans gezwungen wirkende Haltung und seine klinisch reine, von der Heiligkeit seines Hochglanzbüros umrahmte Miene maßlos auf. Leute wie Biddleman waren wie ein offenes Buch. Ihre Absichten und Beweggründe lagen so deutlich in der Luft wie die Kondensstreifen eines Jets bei blauem Himmel. Und meist waren ihre Absichten und Beweggründe, das wusste John aus Erfahrung, ausnahmslos eigennützig.
Ein Taxi rauschte durch eine Pfütze neben dem Bordstein und John erhaschte einen Blick auf sein müdes Spiegelbild in den flüchtigen Fenstern.
Er trank den letzten Schluck Kaffee aus seinem Styroporbecher und zitterte vor Kälte, als er die Tenth Avenue überquerte und durch einen Eingang den Drahtzaun hinter sich ließ, der neben anderen Dingen auch Tressa Walkers Gebäudekomplex umgab.
Der Secret Service hatte Tressa Walker vor etwa zwei Monaten geschnappt, nachdem sie ein paar gefälschte Hunderter in einer Reihe kleinerer, über ganz Manhattan verteilter Läden zurückgelassen hatte. Die Banknoten waren