Lucy fällt. Gaby Mrosek

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Lucy fällt - Gaby Mrosek

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Hunger. Du bist aber in einer halben Stunde mit deinen Freunden in deinem Lieblingsrestaurant verabredet. Und du freust dich auf deine Lieblingspizza und ein gutes Glas Rotwein. Da steckst du doch dein Hungrigsein locker weg, oder? Schließlich erwartet dich gleich etwas Schönes: deine lieben Freunde, das tolle Ambiente und natürlich richtig gutes Essen. Da lohnt es sich zu warten. Was merkst du nicht? Dass du leidest! Jetzt und genau in diesem Augenblick leidest du. Es gibt in Wahrheit nur diesen einen Augenblick. Wo du noch in deinem Büro sitzt, einen letzten Bericht für heute fertig tippst und dein Magen laut rumort, was sich nicht gut anfühlt. Die Abbildung des italienischen Essens in deinem Geist ist eben nur was sie ist: ein Bild. Genau das ist eigentlich die Art und Weise, wie die gesamte Menschheit ihr körperliches Leben fristet: der Wecker weckt dich am Morgen, du bist noch so müde – Leid. Du frierst, wenn du aus der Dusche kommst – Leid. Die Allergie lässt deine Augen brennen – Leid. Der Nachbar hat dich vor der Haustür gar nicht nett gegrüßt – Leid. Zwei Stunden nach dem Frühstück hast du schon wieder Hunger – Leid. Du isst etwas, obwohl du ja eigentlich ein paar Kilos abspecken wolltest – Leid. Und dann kurze Wohlfühloasen darin: Mitten in der Hungerattacke bekommst du eine süße WhatsApp Nachricht von deinem Partner oder den Anruf aus der Arztpraxis, dass die Blutwerte alle in Ordnung sind. Und so merkst du gar nicht, dass du dich mehr schlecht als recht durchs Leben hangelst.

      Jedes Menschlein, kommt irgendwann an den Punkt, an dem es alles in Frage stellt, an dem es sich fragt, wozu das alles gut sein soll. Oft ist es in der Mitte deines Lebens, in der du innehältst und einen neuen Weg suchst. Auch wenn es dir bereits mit fünf oder erst mit 85 dämmern kann. Wenn du dann tatsächlich genau an diesem Punkt angelangt bist, gibt es nur zwei Möglichkeiten: entweder du wendest dich schnell wieder der Tagesordnung zu und überdeckst all das mit so viel Illusionen wie eben möglich oder du wählst eine neue Art des Sehens. Wenn du wahrhaftig bereit bist umzudenken, dann bekommst du wie von Zauberhand sofort eine Hilfestellung, die du benutzen kannst und die für dich persönlich zugeschnitten ist. Ja, es ist wirklich so: du entscheidest den Zeitpunkt der Umkehr aus allem Leid in vollkommene Liebe. Mit dieser Entscheidung kommt auch alle Hilfe, um das Ziel zu erreichen. Du musst sie nur erkennen und deine Vorstellungen von Hilfe mal ganz schnell über Bord werfen. Denn dieses Raustreten aus dem alten Leben fühlt sich nicht zwangsläufig gut an. Du wirst vielleicht sogar denken, von dir würden Opfer verlangt werden. Letztlich ist es so, dass du bemerkst, dass es da zwei Glaubenssysteme gibt, die nicht zeitgleich bestehen können, weil sie ganz andere Ansätze haben und sie niemals kombiniert werden können, wie dieses schöne alte Beispiel der Schwangerschaft: ein kleines bisschen schwanger geht nicht. Entweder schwanger oder nicht schwanger. Um es deutlich auszudrücken, du entscheidest dich entweder für die Liebe oder die Angst. Entweder - oder. Ganz oder gar nicht. Beides zusammenzubringen ist absolut inakzeptabel. Es geht einfach nicht. Da wo Angst ist, ist die Liebe fern, und da wo die Liebe ist, gibt es keine Angst. Beides kannst du nicht gleichzeitig fühlen und sein, denn das eine leugnet das andere. Punkt.

      Wie also kannst du vorgehen, wenn du alles Leid nicht mehr willst - egal, um welche Form es dabei geht? Tatsächlich wirst du als erstes bemerken, dass du statt des Leides eigentlich nur das eine ersehnst: und das ist Frieden. Frieden ist das höchste Ziel, das du als scheinbarer Mensch auf Erden erreichen kannst, und es ist so wundervoll, wenn Heilung um dich herum geschieht. Wenn du im Frieden bist, dann kannst du diesen Frieden auch geben. In jeder Aufruhr kannst du ihn ausdehnen. Das ist deine eigentliche Aufgabe in einer verrückten Welt des Chaos. Alles gut und schön. Doch wie kommst du in diesen tiefen Frieden? Nun, zuallererst gilt es, eine echte Bereitwilligkeit aufzubringen. Ohne deinen Willen geht gar nichts. Du musst dann tatsächlich jeden Wert in Frage stellen, den du jemals für dich entworfen hast. Und hier möchte ich gerne mit einem greifbaren Beispiel beginnen. Hast du Lust, das mit mir zu teilen? In ein kleines Gedankenschauspiel einzutauchen?“, Josua hält inne und schaut Lucy prüfend an. Diese nickt hochkonzentriert und sehr neugierig.

      „Gut“, fährt sie fort, „dann stell dir einmal eine Kommode vor. Eine richtig große Kommode mit vielen kleinen Schubladen darin. Und wie das so mit Schubladen ist, kann man sie unterschiedlich füllen. Je nachdem wo die Kommode steht, befinden sich die verschiedensten Dinge darin. Im Schlafzimmer sind es vielleicht Unterhosen, T-Shirts, Socken oder Schmuck. In einer Apotheke vielseitige Medikamente, chemische oder auch pflanzliche oder ausschließlich Homöopathische. In jeder Schublade sozusagen Fläschchen mit Globuli ganz im Sinne des Vaters Hahnemann. So manch unordentlicher Teenager benutzt den Schrank, um alles Mögliche an Zeug ganz unachtsam hineinzustopfen. So unachtsam, dass er nichts wieder findet, weil ganz einfach eine Ordnung fehlt und das Chaos herrscht.

      Stell dir jetzt vor, dass du nicht der Besitzer, sondern du diese Kommode selbst bist. Ganz einzigartig in ihrer Struktur, ihrem Material, ihren Griffen und auch in ihrer Anzahl an Schubfächern. Mit du meine ich dich, deinen Geist, der eine Welt um sich herum zu verstehen versucht, die eigentlich gar nicht verstanden werden kann. Um sie dennoch irgendwie greifen zu können, beginnst du, alles im scheinbaren Außen in Schubladen zu verstauen. Na klar, das kommt dir bekannt vor. Denn es heißt ja nicht umsonst Schubladendenken. Und wenn du jetzt glaubst, du bist tolerant, weil du eben nicht so ein enges Weltbild zu haben scheinst, dann sage ich dir: Lass dich nicht täuschen. Denn deine Toleranz ist nichts weiter, als eine etwas größere Schublade, in die ein wenig mehr hineinpasst und die trotzdem von allen anderen Fächern getrennt ist, in denen du andere Kategorien abgelegt hast. Wenn du irgendwann einmal beschließt, dass du all den Kram aufräumen solltest, du mit leichterem Gepäck reisen möchtest und es tierisch schmuddelige Ecken im Inneren gibt, dann ziehst du die erste Schublade auf. Es wird mit größter Wahrscheinlichkeit eine sein, von der du weißt, dass du dich leicht vom Inhalt trennen oder ihn neu sortieren kannst. Das ist völlig in Ordnung. Vielleicht ist in dieser ersten Schublade deine Sammelleidenschaft. Du erkennst, dass du nichts wegwerfen kannst und dieses Fach quillt über und zieht dich belastend nach unten. Und während du entsetzt bist über all das Zeug, das dich echt zu binden scheint, dämmert es dir. Du willst das alles nicht. Und nun gilt es sehr achtsam zu werden. Während du vielleicht tatsächlich eine große Aufräumaktion startest, dich frei machst von allem Kram und unnötigem Gerümpel, solltest du eins verstehen – nämlich: All diese Materie ist weder gut noch schlecht. Sie ist bedeutungslos. Es bringt dir nichts für deinen Geistesfrieden, wenn du glaubst, Geld, ein Haus, ein schönes Auto usw. seien schlecht. Oder gut. Nein, wenn du all das loslässt, ich meine im Geist loslässt, dann kappst du deine Bindung daran. Dann spielt es für deinen Seelenfrieden keine Rolle, ob du stinkreich bist oder nur sehr wenig hast. Du nimmst die Situationen so, wie sie gerade zu sein scheinen. Es gibt sehr wenige Multimillionäre die, wenn sie von heute auf morgen all ihre Kohle verlieren würden, genauso glücklich wären, wie mit Reichtum. Ebenso gibt es sehr arme und dennoch glückliche Menschen, die, wenn sie plötzlich viel hätten, einfach glücklich blieben. Bei den meisten ist es allerdings so, dass sie wie ein Esel der Karotte hinterherlaufen und sich sagen: „Wenn ich erst den tollen Job habe und mehr Geld und wenn der Urlaub kommt, dann bin ich im Frieden.“

      Hand aufs Herz: Ist das wirklich so? Wie lange hält denn das Glück mit dem Traumpartner und dem Traumjob und der Kohle ohne Ende an? Schau dich um in der Welt. Diejenigen, die alles erreicht haben und bemerken, dass sie nichts weiteres mehr erreichen können, wenden sich entweder nach innen, um endlich zu finden, oder sie bringen sich um, langsam durch Drogen, Alkohol oder sonst einen Stoff oder sofort, indem sie Suizid begehen. Und die Armen, die noch so viel hier erreichen wollen, rennen weiter der Karotte hinterher, bis auch ihr menschliches Leben ein Ende hat.

      Zurück zur Schublade deiner Kommode. Du ziehst sie auf, schaust dir genau den Inhalt an und begreifst, dass du das alles nicht benötigst - du keine Bindung mehr brauchst. So machst du es Schublade für Schublade. Du ziehst sie auf, nimmst sie sogar ganz heraus und betrachtest Stück für Stück. Dann legst du es weg. Sicher ist dir jetzt klar, dass du andere Dinge in deiner Kommode hast als jemand anderes. Manches ist vielleicht gleich oder gleichartig. Doch das, was du nun tust, ist dein ganz persönlicher Job. Es gibt niemanden da draußen, der für dich aufräumen kann. Niemanden. Du wirst Menschen begegnen, die eine ähnliche Kommodenzusammensetzung haben wie du. Sie haben nur eine andere Anordnung und Art mit den Dingen umzugehen. Mit diesen wirst du tiefe Begegnungen haben, weil sie dir direkt deine Schmuddelecken

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