VIRUS KILLER. Werner Sonne
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„Richtig, Herr Minister, alles richtig“, reagierte Winter. „Der Grund, warum sich der BND einschaltet, ist der: Er hat Meldungen aufgefangen, dass irgendjemand eine feindliche Übernahme plant. Sie wissen noch nicht viel mehr, aber anscheinend ist irgendetwas im Gange. Jedenfalls sollten wir wachsam sein.“
„Sollte doch kein Problem sein, die biotechnischen Firmen gehören seit kurzem zur kritischen Infrastruktur und da haben wir doch ein deutliches Mitspracherecht. Wer im Ausland mehr als zehn Prozent Anteile erwerben will, braucht unsere Genehmigung. Das haben wir doch kürzlich den Amis klargemacht, als die versucht haben, eine deutsche Firma zu übernehmen, die auch an einem Impfstoff forscht. Nix da, Winter, wer immer das Ding drehen will, da werden wir reingrätschen. Nicht mit uns, nicht mit mir.“
Bergner überlegte eine Weile und starrte auf den Geheimstempel.
„Wissen wir, wer der Haupteigner von NEWTEC ist?“, fragte er schließlich.
„Ja, wissen wir, Herr Minister. Der Großinvestor Kurt Friedrich.“
„Oh, gute Nachrichten, Winter, ein guter Mann! Sehr erfolgreich. Hat immer den richtigen Riecher. Der wird sich auf so einen Deal nicht einlassen.“
Bergner verkniff sich, ein wichtiges Detail hinzuzufügen. Kurt Friedrich gehörte seit vielen Jahren zu den zuverlässigen Großspendern für die Parteikasse. Alles sorgfältig aufgelistet, dachte Bergner. Alles im Rechenschaftsbericht der Partei für den Bundestag aufgelistet und öffentlich einsehbar. Keine Gefahr an der Front. Friedrich spendete auch an andere Parteien, aber für Bergners Partei spendete er mehr als für alle anderen zusammen. Guter Mann, dachte Bergner wieder. Und was die Geheim-Meldung über einen anonymen Käufer für NEWTEC anging, würde der sich schon auf nichts einlassen.
„Der BND soll das weiter beobachten“, sagte er zu Winter. „Und sorgen Sie dafür, dass ich hier auf dem Laufenden gehalten werde.“
„Wird gemacht, Herr Minister“, entgegnete Winter und ging. Bergner holte wieder die Umfragezahlen hervor und streichelte über das Blatt.
Sehr schön, dachte er, sehr schön. Vor einem halben Jahr hätte er sich das noch nicht vorstellen können, doch jetzt würde er ins Rennen gehen. Für irgendwas musste diese Krise doch gut sein.
Kapitel 3
Frankfurt
Der athletisch wirkende Mann mit den kurzen, an den Rändern schon leicht angegrauten Haaren war Anfang 50 und trotzdem ohne Bauchansatz. Er trug einen blauen Blazer, ein gestreiftes Hemd ohne Krawatte, ungebügelte Khakihosen und Sneaker. Unter den rechten Arm hatte er eine BILD-Zeitung geklemmt – das Zeichen, das sie für dieses Treffen verabredet hatten. Das war er offensichtlich, sein Eine-Million-Dollar-Mann, dachte Peter Conrad.
Er winkte ihm unauffällig zu, als er sich suchend in dem Lokal gleich neben dem Opernhaus umschaute. Der Mann kam auf ihn zu und streckte die Hand aus. Conrad schüttelte sie.
„Joe Miller“, stellte er sich vor und setzte sich ihm gegenüber an den kleinen runden Tisch. „Schön, dass Sie es möglich machen konnten.“
„Danke, dass Sie gekommen sind“, versuchte Conrad den höflichen Ton zu erwidern.
Ein Kellner kam und nahm die Bestellung auf.
Miller hatte die BILD-Zeitung vor sich auf den Tisch gelegt. Es war die alte Ausgabe. Die, die die Story von der Durchsuchung in der Bank und seinen Rauswurf gebracht hatte.
„Wirklich eine dumme Geschichte“, sagte Miller ohne weitere Einleitung.
Conrad zog es vor, nicht darauf zu antworten. Der Kellner kam zurück und brachte einen Cappuccino für Conrad und das Glas Weißwein, das Miller bestellt hatte.
„Aber wie sagt man so schön: Jede Krise birgt auch ihre Chance.“ Millers Deutsch schien korrekt, wenn auch etwas angestrengt, aber er hatte einen unverkennbaren amerikanischen Akzent.
Conrad rührte mit seinem Löffel in der Tasse, während Miller einen Schluck aus dem Weinglas nahm.
„Ich will es nicht unnötig ausdehnen“, sagte Miller und zog ein Foto aus seiner Jackentasche. Conrad schaute hin. Es zeigte einen Golfplatz, den er sogleich erkannte, und einen Mann, mit dem er ebenfalls seit vielen Jahren bekannt war: den Golfplatz neben dem Schloss Kronberg und, auf seinen Golfschläger gestützt, Kurt Friedrich. Daneben stand er selbst, Peter Conrad, im Gespräch mit seinem alten Kunden. Das Foto war offenbar aus einer größeren Entfernung mit einem Teleobjektiv aufgenommen worden und Conrad vermutete, dass der Fotograf an einem der Fenster des Fünf-Sterne-Hotels Schloss Kronberg gestanden haben musste. Von dort aus hatte man einen guten Blick über den Golfplatz.
„Wie man hier sehen kann, verkehren Sie ja in bester Gesellschaft“, nahm Miller das Gespräch wieder auf. „Wie wir wissen, haben Sie auch auf der ganzen Welt hervorragende Geschäftskontakte. Das ist genau das, was wir suchen. Und Kurt Friedrich ist dabei besonders wichtig.“
Conrad nahm den Löffel aus der Tasse und schaute Miller an.
„Und was genau soll ich für Sie tun?“, fragte er.
„Sehen Sie, es ist so: Wir sind gerade durch eine beispiellose Krise gegangen und wir vermuten, dass das noch nicht wirklich vorbei ist. Die ganze Welt wartet auf einen Impfstoff, auf einen, der ein noch breiteres Spektrum abdeckt als nur das eine Virus. Das wird bestimmt mutieren. Und wer diesen Impfstoff anbieten kann, der hat gewonnen. Big time! Herr Conrad, big time!“
„Gut, das verstehe ich. Das weiß inzwischen jeder“, warf Conrad ein. „Wir sind mitten in einem Wettbewerb, wie wir ihn lange nicht gesehen haben.“
„Genauso ist es, Herr Conrad, genau so. Und jetzt kommen Sie ins Spiel. Sie kennen ja offensichtlich Kurt Friedrich. Sie und wir wissen, dass Friedrich der Hauptanteilseigner an NEWTEC ist. Und wir haben einen Kunden, der die Firma übernehmen will. Und zwar schnell. Einen Kunden in einem sehr großen Land. Dazu brauchen wir die Anteile von Kurt Friedrich oder zumindest 51 Prozent. Und da haben wir gedacht, vielleicht können Sie das in Hand nehmen.“
Conrad begann wieder mit dem Löffel in seinem Cappuccino herumzurühren, um Zeit zu gewinnen. Natürlich hatte er verstanden. Das Anliegen war zumindest im Prinzip einfach, aber genauso galt auch, dass es in der Realität so nicht gehen würde. Selbst dann nicht, wenn Friedrich mitmachen wollte.
„Ich glaube nicht, dass ich hier helfen kann“, sagte er schließlich. „Bei uns in Deutschland gibt es dafür Gesetze, die solche Verkäufe kontrollieren. Man nennt es das Außenwirtschaftsgesetz. Und es ist gerade erst verschärft worden. Es umfasst jetzt auch biotechnische Firmen. Wer aus dem Ausland mehr als zehn Prozent der Anteile kaufen will, braucht die Genehmigung der Regierung. Und ganz offen, Mr. Miller, ich glaube kaum, dass die Regierung gerade in diesem Fall zustimmen wird.“
„Ich sehe, Sie kennen sich aus, Herr Conrad. Und genau deshalb sind wir ja auch auf Sie gekommen. Im internationalen Geschäft gibt es doch immer Mittel und Wege, das weiß doch kaum jemand besser als Sie. Und wie schon am Telefon erwähnt: Für Sie geht es dabei um eine Million Dollar. Natürlich steuerfrei. Auf ein Konto in Malta oder wo immer Sie wollen. Da kennen Sie sich doch auch aus. Und Spesen – soviel es eben braucht.“
Miller