VIRUS KILLER. Werner Sonne
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу VIRUS KILLER - Werner Sonne страница 7
„Bitte entschuldige meinen Aufzug“, sagte er, „ich wusste ja nicht, dass ich zu dieser Stunde Besuch bekommen würde. Und dann auch noch so einen wunderbaren.“
Sie lächelte: „Macht doch nichts, wirklich, macht gar nichts.“ Ewa knabberte an ihrem Croissant und nahm einen großen Schluck aus der Tasse.
„Ich habe nachgedacht“, sagte sie dann. „Wirklich eine interessante Geschichte, die du mir da erzählt hast. Ich verstehe nicht viel von diesen Dingen, aber ich möchte dir natürlich gerne helfen.“
Conrad ergriff spontan ihre Hand. „Wirklich?“
„Ja, wirklich. Das ist doch eine Riesenchance und du … wir sollten sie nutzen.“
Conrad hielt weiter ihre Hand und drückte sie noch fester.
„Ja, du hast recht. Ganz sicher, du hast recht.“
„Hast du schon einen Plan?“, setzte sie nach.
„Nein, noch nicht wirklich. Aber sicher ist, dass ich als Erstes mit Friedrich reden muss.“
„Das verstehe ich. Hast du nicht gesagt, dass er schon eine ganze Weile Witwer ist?“
„Ja, das ist so. Warum fragst du?“
„Ach, nur so. Ich meine, auch Witwer sind nicht scheintot. Sie haben Bedürfnisse.“ Ewa machte eine Pause, dann fuhr sie fort: „Nun ja, wenn ich da irgendetwas tun kann…“
Conrad lief rot an. Einen Moment lang wollte er sich einreden, sie nicht richtig verstanden zu haben, wusste aber, worauf sie hinauswollte.
„Nein, nein, das … das würde ich niemals von dir verlangen“, sagte er schnell und hoffte darauf, das Thema damit beenden zu können. Ewa blieb dran.
„Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Ich tue da nichts anderes als sonst auch“, sagte sie, ohne eine weitere Regung zu zeigen. Ewa suchte seinen Blick und hielt ihm stand.
„Hab dich nicht so. Wir haben doch ein gemeinsames Ziel und du hast selber gesagt, ohne Friedrich wird das nichts. Also sollte jeder das tun, was er am besten kann. Was uns anbetrifft, muss das doch überhaupt nichts ändern.“
Conrad schien weiterhin nicht überzeugt. Er schämte sich bei dem Gedanken, wollte ihr das aber nicht eingestehen. Ewa begann, ihren Hoodie auszuziehen. Darunter trug sie ein gelbes, tief ausgeschnittenes T-Shirt, das ihre Rundungen betonte.
„Ich mache dir einen Vorschlag. Du gehst jetzt erst einmal duschen und ich mache in der Zwischenzeit das Bett. Und wenn der Herr mich dann dort besuchen möchte, bitte sehr…“
Sie warf ihren Hoodie endgültig auf den Boden und begann, ihre Jeans aufzuknöpfen.
„Und das mit dem Briefumschlag, das lassen wir heute mal…“
Kapitel 8
Berlin
Noch einmal ging Julius Bergner über den Redetext. Quatsch, dachte er, viel zu allgemein. Das ist doch nur Politsprech. Das muss griffiger werden, aber immer noch so sein, dass man ihn hier nicht festnageln konnte. Für konkrete Aussagen würde er schon selber sorgen. Mit einem grünen Stift brachte er letzte Korrekturen an. Statt „Wir wollen uns gemeinsam der Herausforderung stellen“, wie es seine Redenschreiber formuliert hatten, machte er daraus ein: „Wir müssen Verantwortung übernehmen und dürfen uns nicht wegducken, wenn es um Spitzenfunktionen geht. Das kann die Bevölkerung von uns erwarten. Und das gilt auch für den Bundeswirtschaftsminister. Gerade jetzt.“ Dann brachte er, immer noch hemdsärmelig, das Manuskript selber in sein Vorzimmer und bat seine Sekretärin, es noch einmal neu auszudrucken.
„Sagen Sie auch der Pressestelle Bescheid, dass es hier noch Änderungen gegeben hat, wenn sie nachher den Redetext an die Nachrichtenagenturen geben“, bat er.
Winter wartete schon im Vorzimmer, als er aus seinem Büro zurückkam. „Schon den neuen Text gelesen?“, fragte Bergner, der inzwischen das Jackett zu dem heute sorgfältig ausgesuchten dunkelblauen Anzug übergezogen hatte. Winter nickte.
„Und? Besser?“, fragte er.
„Kommt darauf an, worauf Sie hinauswollen.“
„Das werden Sie heute noch erleben. Sagen Sie der Pressestelle, dass ich gerne bereit bin, nach der Rede noch einige kurze Fragen zu beantworten. Und tun Sie mir einen Gefallen und rufen Sie Kai Herrmann von der BILD-Zeitung an. Guter Mann, heller Kopf. Sagen Sie ihm, wir hätten da noch ein Extra für ihn, wenn er will, exklusiv. Nur für den Fall, dass er mich nach meinen Zukunftsplänen fragen möchte.“
Der Saal war bis auf den letzten Platz gefüllt. Gottlieb Heberle, der Arbeitgeberpräsident, dämpfte mit einer Handbewegung den pflichtgemäßen Beifall, als Julius Bergner eintraf.
„Noch sind die Wunden durch das Virus nicht geheilt“, sagte Heberle vom Rednerpult aus, „die schwere Krise wird noch lange nachwirken. Umso gespannter sind wir nun, was uns der Bundeswirtschaftsminister zu sagen hat. Bitte sehr, Herr Bergner, Sie haben das Wort.“
Wieder ertönte Beifall, höflich bislang. Bergner schaute in die Runde. Die vielen Scheinwerfer der Fernsehteams blendeten ihn leicht. In der zweiten Reihe entdeckte er ein vertrautes Gesicht. Nein, er täuschte sich nicht. Es war tatsächlich Kurt Friedrich.
Dann hob er an, hob den Aufschwung der Wirtschaft nach der Krise hervor, dankte den Industriellen, dem Mittelstand - ja ganz besonders dem Mittelstand, schließlich stelle der die meisten Arbeitsplätze - und natürlich der Exportwirtschaft. „…Und nicht vergessen sollten wir auch die Arbeitnehmer, ihren Einsatz und ihre Geduld.“ Dank ihnen gehe es wieder bergauf und alle müssten auch weiterhin ihren Beitrag leisten.
Dann kam er zu seinen Korrekturen und brachte den überarbeiteten Satz von der Verantwortung an und, dass man sich gerade jetzt auch bei Spitzenfunktionen nicht wegducken dürfe. Dann machte er eine Pause, schaute wieder in den Saal vor ihm und direkt in die Kameras: „Das kann die Bevölkerung von uns erwarten und das gilt auch für den Bundeswirtschaftsminister.“ Wieder eine kurze Pause, danach endete er auf ein stark betontes: „Gerade jetzt.“
Der Beifall nach der Rede war jetzt deutlicher, gewiss nicht tobend, aber Bergner interpretierte es so, dass eine gewisse Anerkennung darin mitschwang. Vielleicht jedenfalls. Es gab einen kleinen Empfang; Wein wurde gereicht, kleine Häppchen. Bergner schaute sich suchend um, bis er Kurt Friedrich entdeckt hatte. Er ging auf ihn zu und schüttelte ihm die Hand.
„Wie gut, Sie zu sehen. Erlauben Sie mir, Ihnen zu danken – für Ihre stets großzügige Unterstützung unserer Partei und unserer Politik.“
Friedrich wehrte ab. „Solange Sie den richtigen Weg beschreiten, immer gerne, Herr Minister.“
Bergner nahm ihn beiseite.
„Übrigens, wie geht es bei NEWTEC? Machen die Fortschritte?“
„Große Fortschritte, soweit ich das aus den Labors höre“, sagte Friedrich. „Die Marktreife steht wohl in einigen Monaten an.“
„Unter uns, wir hören da von großem Interesse aus dem Ausland. Die entsprechenden Behörden warnen sogar vor