VIRUS KILLER. Werner Sonne

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VIRUS KILLER - Werner Sonne

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sich bisher nie viel dabei gedacht, sie war selbstverständlicher Teil seines Lebensstils, aber jetzt fragte er sich, wie lange er sie wohl noch tragen konnte. Der letzte Kontoauszug von seinem Konto bei der Darmstädter Sparkasse zeigte einen eindeutigen Trend und der ging steil nach unten. Eigene Einnahmen hatte er keine. Nur noch Ausgaben, und davon viele.

      Den Schlüssel für den S-Klasse-Mercedes, den er bisher gefahren hatte, hatte die Bank sofort einkassiert. Es war ein Dienstwagen gewesen, ein weiteres Privileg, das er nun schmerzlich vermisste. Er fuhr nun einen VW Polo, den er als Drittwagen genutzt und der meist ungebraucht in der Garage gestanden hatte. Der TÜV war seit einem Monat überfällig und er hatte bisher darauf verzichtet, weil er fürchtete, es könnten teure Wartungsarbeiten anfallen.

      Ingrid wohnte weiter in dem großen Haus in Kronberg. Er hatte es vor drei Jahren gekauft, für zwei Millionen. Aus steuerlichen Gründen hatte er nur einen kleinen Teil in bar eingebracht, 90 Prozent deckte ein Kredit ab. Die monatliche Rate betrug 5.000 Euro. Als er es kaufte, war das kein Problem. Die Bank hatte sich damals sein Einkommen angesehen und keine Minute gezögert, den Kredit zu gewähren. Jetzt würde er das nicht mehr lange bedienen können. Dann würde das Haus verkauft werden müssen, das ohnehin überwiegend der Bank gehörte. Ob Ingrid das eigentlich klar war?

      In drei Tagen war er zu einer weiteren Vernehmung in Sachen Cum-Ex-Steuerskandal einbestellt und das konfrontierte ihn erneut mit der Notwendigkeit, endlich einen Anwalt zu finden. Die Bank ließ ihn hängen, von seinem alten Arbeitgeber hatte er nichts mehr zu erwarten. Die Strategie war eindeutig: Sich von ihm distanzieren und ihn als die treibende Kraft bei diesem Steuerbetrug hinzustellen. Ein Top-Anwalt musste her, ohne Zweifel, wenn er überhaupt noch eine Chance haben wollte, da irgendwie herauszukommen. Es gab nur ein Problem: Er wusste nicht, wie er den bezahlen sollte. Er sah keine andere Möglichkeit mehr. Er musste es mit Manfred Köhler besprechen. Ein renommierter Strafverteidiger, der auch Wirtschaftsstrafrecht draufhatte und den er schon aus früheren Verfahren kannte, als er noch auf der anderen Seite stand, auf der Seite der Bank. Mehrfach hatte Köhler Bankkunden, die mit den Steuergesetzen in Konflikt geraten waren, verteidigt. Und das erfolgreich. Wie er war Köhler Mitglied im Kronberger Golfclub. Gott sei Dank hatte er die Mitgliedsbeiträge schon zum Jahresbeginn im Voraus bezahlt, immerhin.

      Für Köhler war es ein hervorragendes Mandat, spektakulär dazu, die Schlagzeilen waren ihm sicher. Aber es war klar, Köhler würde das nicht umsonst machen. Warum sollte er? Morgen würde er ihn anrufen und sich mit ihm auf dem Golfplatz verabreden. Die Frage war, ob er ihm von dem Angebot erzählen sollte, das ihm eine satte Million versprach. Er beschloss, es vom Verlauf des Gespräches abhängig zu machen.

      Plötzlich schreckte er auf. Conrad hörte ein Geräusch an der Wohnungstür. Ein Schlüssel drehte sich im Schloss, dann ging die Tür auf. Er merkte, wie sein Blutdruck plötzlich anstieg. Sie war da, Ewa war da.

      Er hatte ihr schon vor Monaten einen Schlüssel in die Hand gedrückt und sie hatte ihn kommentarlos in ihre Handtasche gesteckt.

      Conrad ging auf sie zu, nahm sie in den Arm und drückte sie an sich. Er spürte ihren Körper dicht an seinem, roch den Geruch ihrer blonden Haare.

      „Gott, wie hab ich dich vermisst“, flüsterte er. Sie blieb stumm. Endlich ließ er sie los und sie begann, ihre dunkelblaue Bluse aufzuknöpfen. Sie trug einen schwarzen BH. Aber bevor sie fortfuhr, nahm sie den Briefumschlag und verstaute ihn in der DIOR-Tasche.

      Conrad nahm sie bei der Hand und führte sie zum Doppelbett. Sie zog sich weiter aus, schien aber verwundert, dass er das nicht machte. Eigentlich war es eine seiner größten Leidenschaften.

      Sie legte weiter ab und als sie nackt war, schlüpfte sie unter die Bettdecke. Ewa schaute ihn fragend an, als er keine Anstalten machte, ihr dorthin zu folgen, sondern sich stattdessen auf die Bettkante setzte und ein ernstes Gesicht aufsetzte.

      „Ich … wir … wir müssen etwas besprechen“, sagte er zögernd.

      Sie schaute auf, überrascht. Conrad rang um Worte. Wie sollte er beginnen? Was wollte er ihr überhaupt sagen?

      „Es ist …“, begann er zögerlich, „es ist so: Du weißt, ich habe ein Problem. Ein Riesenproblem. Es …“, wieder machte er eine Pause.

      „Es geht ums Geld. Finanziell geht es mir ziemlich mies …“

      Ihr Gesicht blieb unbewegt. Sie blickte ihn nur an, aufmerksam, abwartend. Noch immer rang er um Worte. Schließlich übernahm sie die Initiative.

      „Was willst du mir sagen? Dass wir das hier abbrechen sollen, weil du es dir nicht mehr leisten kannst?“

      Conrad wurde bleich. Ihre Frage traf ihn ins Mark, die Kälte, das geschäftliche Kalkül, Leistung gegen Gegenleistung. Seine Hände zitterten. Mit dieser Reaktion hatte er nicht gerechnet. Wie konnte sie nur von Abbrechen sprechen? Gerade jetzt, wo er sie mehr brauchte als je zuvor?

      „Nein, nein … Um Gottes willen, nein …“, stotterte er. „Wie kannst du so etwas sagen?“

      „Also, worauf willst du hinaus?“, blieb sie hartnäckig.

      „Ich will dir nur sagen, dass es so nicht weitergehen kann. Ich muss etwas tun. Vielleicht etwas, das sehr schwierig wird. Aber wenn es gut geht, dann sind wir nicht nur über den Berg …“

      Er pausierte kurz, überlegte, ob er es sagen sollte, ob dies genau der richtige Moment war. Dann gab er sich einen Ruck:

      „Dann haben wir eine Zukunft, verstehst du, wir zusammen.“

      Ihre Augen wurden groß, schienen fast zu funkeln.

      „Es geht um eine Million. Eine Million Dollar“, sagte er und wiederholte es noch einmal. „Eine Million Dollar.“

      Dann erzählte er ihr alles, der Reihe nach. Das Treffen mit Miller, sein Angebot, das Geschäft, das er vorgeschlagen hatte, seine Rolle dabei, Friedrich, NEWTEC, seine Situation, einfach alles. Es brach aus ihm heraus, alles, was sich in ihm aufgestaut hatte. Am Ende war er regelrecht euphorisch. Sein Gesicht glühte. Er ergriff ihre Hände, drückte sie fest. Sie ließ es geschehen.

      „Und dann, Ewa, sind wir frei! Wir können weggehen, weit weg. Zusammen.“

      Er blickte sie an, wartete auf eine Antwort, aber sie zog es vor, nicht darauf einzugehen. In ihren Augen glaubte er so etwas wie gespannte Aufmerksamkeit zu entdecken. Peter Conrad wertete das als Zustimmung. Sie schlug die Bettdecke auf und gab den Blick auf ihren nackten Körper frei. Sie zog ihn zu sich.

      „Komm“, sagte sie, „komm endlich.“

       Kapitel 6

       Berlin

      Julius Bergner stand am Fenster seines Büros und schaute auf den Verkehr auf der Invalidenstraße. Das übliche Gewusel, die vielen Autos, die Straßenbahnen, die auf dem Weg zum schräg gegenüber liegenden Hauptbahnhof waren. Ein Bild der Normalität. Nur, dass das, was früher als Normalität galt, jetzt als etwas Besonderes erschien. In der Krise war das Leben auf der Straße zum Erliegen gekommen, die Bürgersteige blieben leer. Jetzt pulsierte es wieder. Er hatte überhört, dass Winter den Raum betreten hatte. Winter räusperte sich. Bergner drehte sich um und ließ sich an seinem Schreibtisch nieder.

      „Der DAX ist gestiegen, schon wieder zweieinhalb Prozent“, strahlte er. „Und das nun schon den dritten Tag in Folge. Wir kommen raus, Winter, wir kommen raus aus der Krise.“

      „Ja,

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