MAGNETSTURM. T. H. Isaak

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MAGNETSTURM - T. H. Isaak

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geht um eine vertiefte Zusammenarbeit, wie ich bereits gesagt habe. Hören Sie besser hin, Herr Kokkinakis, und schreiben Sie nur das auf, was ich Ihnen sage! Nicht irgendwelche Fantastereien, die Sie üblicherweise in Ihrem Blättchen zum Besten geben. Nächste Frage, bitte!»

      «Stimmt es, dass die Tochter des Vizeministers ebenfalls im Flugzeug sass und ums Leben gekommen ist?» meldet sich der Exponent der konservativen Zeitung Kathimerinízu Wort.

      «Ja, das kann ich bestätigen. Dieser Umstand erfüllt mich mit tiefer Trauer», antwortet Asimoglou mit ernster Miene.

      «Wie kommt es, dass ein Familienmitglied in einem Regierungsflugzeug mitreisen darf?» hakt der Reporter nach.

      «Nun, das ist tatsächlich nicht üblich. Wir werden diese fatale Irregularität mit äusserster Akribie untersuchen. Laut bisherigen Informationen flog Sotiría, die Tochter des Vizeministers, aus Gründen der Bequemlichkeit mit ihrem Vater mit. Und zwar deshalb, weil sie ein Austausch-Semester an der Baumann-Universität in Moskau antreten wollte. Gott vergebe ihr. Nächste Frage!»

      «Wie sieht die Opferbilanz aus und wie geht es den Überlebenden?» fragt der Vertreter eines Revolverblattes.

      «Herr Mitsos, Sie sind ein Schlingel», entgegnet ihm der Minister gönnerhaft, «gleich zwei Fragen auf einmal zu stellen. Aber warten Sie, ich kann Ihnen Auskunft geben.» Er klaubt eine Liste hervor, die ihm Migas zuvor zusammengestellt hat. «Auf dem Flug waren acht Personen. Sechs Personen sind beim tragischen Ereignis ums Leben gekommen, darunter der Vizeminister, seine Tochter, zwei Angestellte des Ministeriums, sowie der Co-Pilot und die Flugbegleiterin. Überlebt haben – logischerweise – der Pilot, sowie ein weiterer Angestellter unseres Ministeriums, der für die Sicherheit des Vizeministers zuständig war.»

      «Und der Zustand der Überlebenden?»

      «Nicht so stürmisch, Herr Mitsos, ich sage es Ihnen ja gleich», kommentiert Asimoglou dessen nächste Frage. «Der Pilot ist, wie Sie und ihre Kollegen Fotoreporter bereits sehen konnten, noch benommen und steht unter Schock, aber ansonsten wohlauf und in bester Obhut. Er wird in den nächsten Tagen das Krankenhaus verlassen dürfen. Die andere Person wurde während meines Besuches gerade operiert. Wie ich mich aber versichern konnte, sind seine Verletzungen nicht lebensgefährlich.»

      «Was kann man zur Ursache des Beinahe-Absturzes sagen? Ein technisches Problem? Menschliches Versagen?» möchte die Journalistin der Makedonía, Aliki Antoniou, Pavlides’ alte Bekannte, wissen.

      «Die Flugunfall-Untersuchungsbehörde ist seit gestern Mitternacht in die Ermittlungen involviert. Erste Resultate hierzu sind nach Auslesen der Daten aus den zwei Blackboxes zu erwarten. Es wird mit Sicherheit noch zwei bis drei Wochen dauern. Die Firma Dassault hat bereits zwei Spezialisten aus Paris entsandt, die ab morgen ihre Arbeit mit Unterstützung unserer Behörden aufnehmen werden. Letzte Frage, bitte!»

      «Mir liegen Dokumente vor, wonach es sich bei dem Besuch um die Beschaffung eines neuen Kampfflugzeuges, das russische Modell …»

      «Ach, verschonen Sie mich mit solchen Spekulationen, Herr Kokkinakis», fährt Asimoglou dem Journalisten der Eléftherotypia ins Wort. «Hier sind unschuldige Mitmenschen von uns gegangen, und Sie kommen uns mit Ihren Verschwörungs-theorien.»

      Die Medienkonferenz dauert exakt eine Viertelstunde, dann bricht der Verteidigungsminister die Veranstaltung ab, indem er ein letztes Mal bekundet, dass er den Untersuchungsbehörden vollkommen vertraue, und dass es nun darum gehe, den Vorfall objektiv aufzuarbeiten und den Angehörigen, die in diesem Moment durch schwere Stunden gingen, beizustehen. Zwar rufen die anwesenden Reporter ungeordnet noch zahlreiche Fragen in den Raum, aber der Minister verzieht sich mit einem repetitiven «Danke, das ist alles» ins Hinterzimmer des Saals. Dort wird er sogleich von Migas empfangen.

      «Na, wie war ich?» will Asimoglou von seinem Pressesprecher wissen.

      «Überzeugend und authentisch. Ein positives Echo von der Öffentlichkeit ist zu erwarten.»

      «Ja, das will ich doch hoffen. Ich freue mich schon darauf, die Gesichter der Aasgeier an der heutigen Parteisitzung zu sehen.» Dann wendet sich der Verteidigungsminister an die übrigen Anwesenden im Raum. «So, meine Damen und Herren. Das war’s dann wohl. Ich bedanke mich für Ihre Unterstützung und wünsche Ihnen weiterhin viel Spass bei Ihrer Arbeit.»

      Damit ist er auch gleich in das letzte Fettnäpfchen getreten.

      Als der Verteidigungsminister mit seiner Entourage dabei ist, in die bereitgestellten Mercedes-Limousinen zu steigen, um zum Flughafen zu fahren, fasst Pavlides den Pressesprecher beim Arm.

      «Die Personaldossiers, Herr Migas. Nicht vergessen! Ich erwarte sie morgen Abend auf meinem Schreibtisch.» Er streckt ihm seine Visitenkarte entgegen.

      Migas blickt ihn genervt an. «Ja, ist ja schon gut, Herr Pavlides. Sie sehen doch, dass ich auch anderes zu tun habe.»

      In der Regel ist es Migas, der Befehle erteilt.

      Rapport

      Als letzter betritt Jorgos Kapsis Pavlides’ Büro. Mit exakt fünfzehn Minuten Verspätung. Das akademische Viertel, welches er auszureizen pflegt.

      «Man würde meinen, du stündest in der Hierarchie über mir», stichelt Pavlides.

      «Welche Hierarchie, Nikos?» gibt Kapsis zurück. «Ich bin niemandem verpflichtet ausser dem Herrn, der die armen Seelen der vor mir liegenden Körper zu sich gerufen hat. Und dem Rektor der Universität, natürlich.»

      «Kaffee?»

      «Es wäre bereits mein Fünfter. Ich verzichte.»

      Der Gerichtsmediziner breitet seelenruhig seine Dossiers vor sich aus. Er sieht überarbeitet aus, aber sein Mundwerk ist wie immer bestens geölt. Links von ihm sitzt Christos Arambatzis. Spurensicherung. Rechts Penelope Livanou, neben ihr Prokopis Patsis, das Raubein von der Mordkommission.

      «Ich habe euch zum Rapport im Falle des gewaltsamen Todes von Passagieren des Regierungsjets Dassault Falcon 900 vom Mittwoch, 12. September eingeladen», leitet Pavlides die Sitzung formell ein. «Ich führe den Fall unter dem Aktenzeichen ‚Falcon 900’. Gemäss der euch zugestellten Tagesordnung möchte ich von jedem einzelnen erfahren, wo eure Ermittlungen stehen.

      Penelope führt Protokoll. Fangen wir gleich mit dir an Jorgos, bitte.»

      Jorgos setzt eine Lesebrille auf, die an einem Bändchen um seinen Hals baumelt. Er nimmt einen Stapel Ausdrucke und Fotos zur Hand. Letztere lassen schon erahnen, was nun folgen wird. Gut, hat noch niemand zu Mittag gegessen.

      «Wir haben bis Samstagabend die fraglichen sechs Leichen obduziert. In Alexandroupolis. Mit tatkräftiger Unterstützung der lokalen Gerichtsmediziner, die übrigens über aussergewöhnlich angenehme Arbeitsräume verfügen im Vergleich zu dem, womit wir uns begnügen müssen. Vor der Obduktion erfolgte jeweils eine Ganzkörper-Computertomographie mit anschliessender 3D-Rekonstruktion. Das ist eine ganz nützliche Prozedur, vor allem hinsichtlich Fragestellungen, die erst nachträglich aufs Tapet kommen. Eine digitale Archivierung der pathologischen Anatomie, sozusagen. Kommen wir nun zu den Leichen.»

      Pavlides nickt: «Ja, bitte.»

      «Da haben wir zunächst einmal die Leiche des Nassios Kranidakis, siebenundfünfzig, Vizeminister im Verteidigungsministerium.» Er holt einige Fotos hervor. Keiner schaut weg. Am Tisch sitzen nur Profis.

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