Corona - großer Irrtum, große Chance. Christian Knittl
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Da es sich bei den Erregern von Typhus und Cholera um Bakterien handelt, sind die Krankheiten gut mit Antibiotika behandelbar – allerdings wiederum vorbehaltlich der zunehmenden Resistenzentwicklung von Bakterien.
Der frühere Impfstoff für Cholera wird mittlerweile als wirkungslos angesehen. Neuere Schluckimpfungen gelten als verträglicher und wirken besser. Impfstoffe für Typhus bieten einen etwa 60prozentigen Schutz für begrenzte Zeit.
Erfahrene Weltenbummler wissen allerdings, dass der einzige, effektive Schutz vor derlei Erkrankungen in Ländern mit mangelnden Hygienebedingungen bestimmte Verhaltensmaßregeln sind. Schließlich gedeihen in verschmutztem Wasser nicht nur Cholera und Typhus, sondern eine Vielzahl anderer Erreger, für die es keinerlei Impfungen gibt. Bei meinen früheren Kollegen, die als Inbetriebnehmer in alle Ecken der Welt kamen, hielt sich relativ bald jeder an den Grundsatz: „Koch es, schäl es oder lass es!“ Der erste, unvorsichtige Kontakt mit den Hygieneverhältnissen in der großen, weiten Welt mündete eigentlich immer in einen tagelangen Einsatz auf der Toilette statt am Montageort. Auch wenn die Infektionen teils durchaus „rasant“ verliefen, bildeten sie für ein intaktes Immunsystem von gut genährten Europäern keinerlei Lebensgefahr.
Fazit: ► Bei Typhus und Cholera finden wir erneut Hygienestandards als wesentlichen Faktor für das Gefahrenpotenzial der Erreger – ergänzt durch unsauberes Wasser sowie durch kontaminierte Nahrungsmittel. Die unter mangelhaften, hygienischen Bedingungen lebensbedrohlich verlaufenden Krankheiten haben im heutigen Europa keinerlei Bedeutung. Es gibt kaum Infizierte und seit längerem keine Todesfälle.
Die Hausaufgaben in der Entwicklungshilfe lauten: Armut beseitigen, Zugang zu sauberem Trinkwasser ermöglichen, ausreichende Ernährung sicherstellen und Frieden schaffen. Damit helfen wir den Menschen in diesen Ländern viel mehr als mit milliardenschweren Impfprogrammen, die nur vor einem Erreger von Tausenden schützen und menschenunwürdige Lebensumstände belassen. ◄
Die Spanische Grippe nach dem ersten Weltkrieg mit 50 Mio. Opfern
Die Spanische Grippe begann im letzten Kriegsjahr des ersten Weltkriegs. Sie wütete weltweit in drei Wellen von 1918 – 1920 und forderte im ersten Weltkrieg dreimal mehr Opfer als der Krieg selbst. Danach gab es noch vier schwere Epidemien bis zum Ende des zweiten Weltkriegs 1946. Eine Besonderheit der Spanischen Grippe war, dass sie weniger die Älteren, sondern vor allem 15- bis 40-Jährige betraf.
Der Influenzavirus A/H1N1 der Spanischen Grippe gilt aufgrund genetischer Verwandtschaft als die Mutter der Influenza-Pandemien der Nachkriegszeit. Die meisten Pandemien bis zum heutigen Tage waren Subtypen der Spanischen Grippe und es ist davon auszugehen, dass weitere Subtypen folgen werden. Darin liegt der Hauptgrund, weshalb Forscher, Virologen und Ärzte die Angst vor jeder neuen Pandemie hochhalten: Sie befürchten, ein ähnlicher Virustyp könnte sich ebenso verheerend auswirken wie die Spanische Grippe. Die Betrachtung der nachfolgenden Pandemien wird zeigen, dass die Angst gänzlich unbegründet ist. Die Risikobewertung seitens der Experten erfolgte bisher hauptsächlich durch das Mikroskop mit Blick auf die Struktur der Erreger. Wir heben den Blick und beziehen die Umstände mit ein, unter welchen die Viren in Erscheinung traten.
Ursachen, Rahmenbedingungen und Lebensumstände
Die Spanische Grippe ist ohne den Hintergrund des ersten Weltkriegs mit Hungersnöten an allen Ecken der Erde nicht denkbar. Die höchsten Opferzahlen fand die Pandemie in Asien, wobei Indien mit rund 20 Millionen Menschen die meisten Opfer verzeichnete. Indien war einerseits in die Kampfhandlungen des Ersten Weltkriegs involviert, zum anderen herrschte zur Zeit des Pandemieausbruchs gerade eine Hungersnot. Ebenfalls stark betroffen war China, dessen Bevölkerung unter den Bürgerkriegen von 1919 – 1926 litt. In Russland ging der Erste Weltkrieg direkt in einen Bürgerkrieg über. Nachdem erst die Zaren abgesetzt wurden, folgte 1917 – 1922 ein erbitterter Krieg zwischen den weißen Garden und den roten Garden um den Kommunisten Lenin. Deutschland war kurz davor, den Krieg zu verlieren, und in der Zivilbevölkerung herrschte zur Zeit des Ausbruchs der Spanischen Grippe infolge der Blockade der Mittelmächte eine massive Hungersnot; schätzungsweise eine halbe Million Deutsche starben an Hunger. Der Zusammenhang zwischen der um ein Vielfaches höheren Durchschlagskraft einer Pandemie und dem Hintergrund von Krieg und Hungersnöten zeigt sich deutlich in der unterschiedlichen Sterblichkeit:
• in hoch industrialisierten Ländern ohne Kriegsgeschehen: ca. 0,5 %,
• in wirtschaftlich weniger entwickelten Ländern: ca. 1 – 3 %,
• bei Krieg und Hungersnöten wie in Indien: ca. 5 %.
Der Weltkrieg verstreute die Erreger auch in die Heimatländer der Soldaten, die von den Kriegshandlungen eigentlich nicht unmittelbar betroffen waren. In den USA herrschten weder Krieg noch Nahrungsmittelknappheit und doch erwiesen sich die Infektionsraten und die Sterblichkeit an der Spanischen Grippe als außergewöhnlich hoch. Sehen Sie diesbezüglich einen interessanten Bericht, unter welchen Bedingungen Patienten in der USA damals behandelt wurden.
Hygienische Bedingungen bei der Behandlung in Lazaretten in den USA bei der zweiten Grippewelle im Herbst 1918
„Die Bedingungen, unter denen die Erkrankten gepflegt wurden, können als typisch für zahllose andere Lazarette und Krankenhäuser weltweit gelten, an denen die Spanische Grippe wütete. Obwohl die USA weniger unter den Folgen des Ersten Weltkrieges litten als die europäischen Staaten, fehlte es an Pflegepersonal. Man nutzte jeden verfügbaren Raum, um Krankenbetten aufzustellen. Frisches Bettzeug war Mangelware, sodass die Kranken in schmutzigen und blutbefleckten Laken lagen. Die Toten stapelten sich in den Gängen der Leichenhalle, und man kam mit ihrer Beerdigung kaum nach.“
Quelle: Wikipedia: Spanische Grippe
Wie bei Pest und Cholera erhöhte das Fehlen grundlegender Hygienestandards auch die Gefährlichkeit des Virus der Spanischen Grippe.
Das Virus war nur zusammen mit bakteriellen Infekten tödlich
Bei den Recherchen stieß ich darauf, dass es zu den meisten Todesfällen nicht direkt durch das Virus kam, sondern durch zusätzliche, bakterielle Infekte, die schließlich zu einer Lungenentzündung führten. Schon von anderen Viren, die alleine nicht tödlich sind, war mir dieser Zusammenhang bekannt:
Ein wichtiger Aspekt, den wir auch bei SARS-CoV-2 wiederfinden werden.
Fazit: ► Ohne Krieg, Hunger und Hygienemängel wäre die Spanische Grippe namenlos und unscheinbar geblieben. Der Grippevirus traf zu Zeiten der Weltkriege auf viele geschwächte, desillusionierte und unterernährte Menschen. Erneut zeigt sich: Der Erreger ist zweitrangig, erst die Rahmenbedingungen und die sich daraus ergebende Immunlage der Bevölkerung machen ihn gefährlich.
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