Corona - großer Irrtum, große Chance. Christian Knittl

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Corona - großer Irrtum, große Chance - Christian Knittl

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Tode führte, sondern weiterer Infekte mit Bakterien als Helfershelfer bedurfte. Damit relativiert sich der Schrecken der „Virusmutter der Pandemien“ der Nachkriegszeit, der bis heute als Hauptargument dient, um Ängste vor harmlos verlaufenden Pandemien unnötig hochzuhalten. ◄

       Die Asiatische Grippe von 1957 bis 1958 – in Europa im Nachhinein relativ harmlos

      Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Asiatische Grippe die erste nennenswerte, größere Pandemie. Wie der Name schon sagt, fand sie hauptsächlich in Asien statt. Die Grippe entwickelte sich vermutlich von China ausgehend und forderte geschätzt 1 bis 2 Millionen Opfer, vor allem in China, Asien, Afrika, Südamerika und dem Orient. In Europa – zum ersten Mal ohne Krieg, Nahrungsmittelknappheit, Hygieneprobleme, Wasser/Abwasser-Verunreinigung – traten nur vereinzelte Herde auf.

      Mediale Berichterstattung mit kriegsähnlicher Rhetorik auf Basis belangloser Fallzahlen

      Der Influenzavirus hieß A/H2N2 und war ein Verwandter der Spanischen Grippe. In Europa hatte man vermutlich noch die zahlreichen Toten aus der Spanischen Grippe im Kopf. So machte eher der Wirbel um vermeintliche Gefahren und eine weit über das Ziel hinausschießende Rhetorik in den Medien die Asiatische Grippe zu einer gefährlichen Pandemie als die tatsächlichen Fallzahlen. Ein Artikel im Spiegel aus der damaligen Zeit veranschaulicht dies und erinnert leider an manche Berichterstattung in Verbindung mit COVID-19.

       Der Artikel im Spiegel vom 03.07.1957: „Viren aus Singapur“ beginnt mit dramatischer Rhetorik:

       Die Zentrale der "Weltgesundheitsorganisation" (WHO) in Genf gleicht in diesen Tagen mehr denn je dem Hauptquartier einer kriegführenden Macht. Auf wandgroßen Weltkarten kennzeichnen farbige Fähnchen den Verlauf der Hauptkampflinie, und Fernschreiber übermitteln beinahe pausenlos Nachrichten von der Front. Der Genfer Gesundheits-Generalstab, in dem mehr als achtzig Staaten der westlichen und östlichen Welt vertreten sind, dirigiert einen weltweiten Abwehrkampf gegen einen neuen unsichtbaren Gegner: den Erreger der "Asiatischen Grippe"…

       Kurz darauf finden sich im Artikel absolut harmlose Sterberaten:

       In einem Monat erkrankten in der fernöstlichen britischen Kronkolonie mehr als eine halbe Million Menschen, 44 starben. [Sterberate 0,009 %] Im Mai rollte die Grippewelle mit voller Wucht weiter, verzweigte sich und überdeckte fast sämtliche Staaten Südostasiens:

      ¤ Auf Formosa infizierten sich rund zwei Millionen Menschen, 66 starben. [Sterberate 0,003 %]

      ¤ In Japan wurden etwa zweieinhalb Millionen Grippefälle registriert.

      ¤ Die Gesundheitsbehörden der Philippinen-Republik meldeten mehr als 1.600.000 Fälle und 1200 Tote. [Sterberate 0,08 %]

      Die Sterberaten waren selbst in Asien mit < 0,1 % absolut harmlos. Weshalb der Reporter mit kriegsähnlicher Rhetorik um sich warf, ist nicht nachvollziehbar. Problematisch ist, wenn Medien nackte Zahlen in den Raum werfen, ohne sie in Bezug zu setzen, und sie gleichzeitig mit großer Dramatik aufladen. Der Gehalt an gesundem Menschenverstand in dieser Form der Berichterstattung ist vergleichbar mit: „Der Himmel öffnete seine Höllenschlunde, es folgte zehn Minuten lang ein leichter Nieselregen und wir mussten alle große Angst haben, jämmerlich zu ertrinken!“ Ähnliches finden wir bei COVID-19. Als das Corona-Gewitter aufzog, war anfangs noch nicht klar, wie schlimm es werden könnte. Doch selbst als die Fallzahlen zunehmend harmloser wurden, hat man sie einfach weiterhin mit der emotionalen Ladung einer weltumspannenden Gefahr transportiert – häufig gewürzt mit dem Schreckensszenario der Spanischen Grippe.

       Im weiteren Verlauf des Spiegel-Artikels: Ein neuartiger Virus

       Eine Erklärung für dieses Rätsel fanden schließlich die Grippeforscher, als es ihnen gelang, den Erreger der "Asiatischen Grippe" - ein Virus – zum ersten Mal zu isolieren. Sie stellten fest, dass der Erreger zwar einem der bis dahin erkannten und in drei Gruppen unterteilten Grippe-Erreger ähnelt: dem Grippe-Virus Typ A. Aber offensichtlich gehörte der Erreger der Asiatischen Grippe einer neuen, unbekannten Untergruppe an .

       Und weiter hieß es: Beinahe alle infizieren sich und werden immun – Nur ein Teil der Infizierten wird wirklich krank

      Eine Grippe-Epidemie, so viel wissen die Forscher seit langem, ist gleichbedeutend mit der Infizierung und Immunisierung beinahe aller Menschen des betroffenen Gebietes; denn während einer solchen Epidemie sind so viele Viren in der Atemluft enthalten, dass fast jeder Mensch angesteckt wird. Aber nur ein Teil der Infizierten wird wirklich krank und durchlebt die Stadien einer Grippe.

      Quelle: Spiegel vom 03.07.1957: Viren aus Singapur

      Die Parallelen zum heutigen COVID-19 sind frappant. Auch 1957 waren wir mit einem neuartigen Virus konfrontiert, bei dem es den Grippeforschern gelang, ihn zu isolieren. Und heute wie damals wird auf Dauer niemand dem neuen Virus entkommen können, da er nun mal schon da ist. Und heute wie damals wird nur ein Teil der Infizierten wirklich krank und äußert Symptome. Das wurde bei der heutigen Berichterstattung leider oft vergessen zu erwähnen.

      Die Frage ist also: Was machte im Jahr 1957 in Europa letztendlich den Unterschied zu den alljährlichen Grippewellen? Ging die Grippe nur medial viral oder steckte mehr dahinter? Wenn wir ehrlich sind, liegt in unserer menschlichen Natur auch ein gewisser Durst nach Lebensspannung und Dramatik. So kann es schon mal passieren, dass Dinge von nachrangiger Priorität mal auf die Hitliste unseres öffentlichen Interesses geraten, wenn sonst gerade wenig los ist. Medien leben von öffentlichem Interesse – je weniger sie staatlich finanziert sind, desto mehr. In diesem Punkt hat sich die letzten 60 Jahre nichts geändert. Medien können nicht nur Menschen zu Stars küren, sondern auch Grippe-Pandemien. Ich denke, dahinter steckt weniger Absicht als der Durst nach dem lebensspendenden Hype, dem Saft, der Medien letztendlich antreibt und ihnen öffentliches Interesse, Leserschaft und Umsätze beschert.

      Gefahrenpotenzial der Asiatischen Grippe

      Nicht ganz drei Monate nach der „Viruspandemie-Kriegserstattung“ aus dem Spiegel findet sich in der „Zeit“ die Entwarnung der anfänglich erhitzten Gemüter.

       Die besorgniserregende Epidemie im nüchternen Urteil des Fachmannes – Prof. Lippelt, Bakteriologe im Interview

       „Die Erkrankungszahlen, die jetzt besonders für den asiatischen Raum gut zu übersehen sind, zeigen, dass die Influenza-Epidemie einen hohen Prozentsatz der Bevölkerung befallen hat. Die meisten der Erkrankten brauchten keine ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen; die Zahl der Krankenhausfälle beläuft sich in einem Gesamtüberblick auf nur 8 von Hundert der Erkrankten. Die Zahl der Todesfälle ist gering. Unter 84.000 Erkrankten im Iran war ein Todesfall. In Thailand starben 89 Menschen von 550.000 erkrankten Personen. So ergibt sich auf Grund der jetzt vorliegenden Zahlen, dass der Verlauf der Influenza-Epidemie sehr mild ist.“

      Quelle: Die Zeit vom 12.09.1957: Was tun gegen „asiatische Grippe“?

      Interessant ist, dass laut Herrn Professor Lippelt „nur“ 8 % der Erkrankten im Krankenhaus behandelt werden mussten. Bei der Berichterstattung über COVID wurde meist vergessen zu erwähnen, dass es bei jeder Grippewelle ganz normal ist, dass viele, speziell ältere Menschen im Krankenhaus betreut werden. Oder wussten Sie das? Mir jagte die nackte Zahl von Krankenhausaufenthalten und der Betreuung auf Intensivstationen ohne Vergleich mit den Vorjahren erst mal einen Schrecken ein.

      Aus dem damaligen Artikel aus der "Zeit“ geht weiter hervor, dass die Sterberate der Asiatischen Grippe nicht wirklich

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