Taunusgier. Osvin Nöller

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Taunusgier - Osvin Nöller Melanie-Gramberg-Reihe

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Vater ist ein störrischer Egoist!“, entgegnete ­Melanie mit ruhiger Stimme. „Für ihn zählen nur Juristen. Meine Polizeikarriere hat er als einen Job zweiter Klasse angesehen, den ich zu allem Überfluss versemmelt habe.“

      „Hör endlich mit dem Selbstmitleid auf. Du wurdest von den Anschuldigungen freigesprochen. Hätte sich Erik angeschnallt, würde er leben wie du und deine Kollegen!“

      „Lassen wir das.“ ­Melanie zögerte. „Wir werden Papa verlieren.“

      „Ich weiß“, flüsterte die Schwester. Sie atmete tief ein und presste die Luft aus den Lungen.

      ­Melanie fasste in diesem Moment einen Entschluss. „Kleines, ich bin immer für dich da, das weißt du. Ausgerechnet jetzt muss ich für einen Auftrag ins Rhein-Main-Gebiet und habe dort eine Weile zu tun. Aber du kannst mich jederzeit erreichen. Ich bin dann in wenigen Stunden zurück!“

      ***

      ­Melanie saß kurz vor Mitternacht in ihrem Strandkorb. Sie knöpfte die Strickjacke zu und wickelte die Beine in eine Wolldecke. Die Stille fühlte sich unwirklich an. Wie war es möglich, dass all die Menschen in den benachbarten Häusern keinerlei Geräusche verursachten? Sie befürchtete beinahe, das Rascheln der Seiten auf ihrem Schoß sei im ganzen Block zu hören. Plötzlich zuckte sie zusammen, als das Handy neben ihr zu brummen begann.

      „Hi Mel, störe ich? Schläfst du schon?“

      Dann wäre ich ja wohl kaum beim ersten Klingelton drangegangen, dachte sie. „Hallo Fred, nein, alles geschmeidig.“

      „Ich wollte Bescheid sagen, dass nichts Negatives zu den Brüdern im Computer zu finden ist.“ Bei ihr stellte sich Enttäuschung ein. „Wie ich gehört habe, hast du den Auftrag angenommen!“

      ­Melanie stutzte. „Woher weißt du das?“

      „Jetzt bist du baff, was? Du wirst nicht erraten, wer vorhin bei mir war.“

      Ein Schauer überlief sie. „Mach's nicht so spannend. Wird nicht der regierende Bürgermeister gewesen sein.“

      Fred lachte. „Fast! Schuldt höchstpersönlich hat sich die Ehre gegeben.“

      „Aha?“

      „Er wusste, dass du den Fall übernimmst, und forderte von mir äußerste Verschwiegenheit. Außerdem fabulierte er ziemlich wirr, es könne sein, dass du mich in einer bestimmten Sache, die mit einer verschwundenen Person in Hessen zusammenhänge, kontaktierst.“

      ­Melanie legte die Stirn in Falten. „Hört sich schräg an. Was hast du erwidert?“

      „Ich hab mich dumm gestellt, was mir bekanntlich nicht schwerfällt.“ Er lachte erneut. „Es kommt noch besser. Unser strenger Hüter der Dienstvorschriften hat mich angewiesen, dich zu unterstützen und ihn gleichzeitig auf dem Laufenden zu halten!“

      Was hatte das zu bedeuten? Warum wollte ihr früherer Vorgesetzter über ihre Ermittlungen informiert werden? Und Fred quasi aufzufordern, gegen Vorschriften zu verstoßen, schlug dem Fass den Boden aus. Was steckte hinter all dem?

      „Hallo Mel, bist du noch da? Erzähl mal, was hat dieser Typ gesagt?“

      Sie berichtete ihm hastig von ihrem Anruf bei Wolter. „Er brachte die Kohle tatsächlich vorbei. Du hättest sein Gesicht sehen sollen, als ich ihm versprach, eine ordnungsgemäße Rechnung auszustellen und Belege für sämtliche Ausgaben vorzulegen. Ich wette, das Geld ist dunkelschwarz!“

      Fred prustete. „Köstlich. Pass auf, ein bisschen was konnte ich über die Brüder recherchieren. Dein Auftraggeber ist als Makler für hochpreisige Immobilien vor allem im norddeutschen Raum bekannt. Ausschließlich Buden im siebenstelligen Bereich. Dabei kann man leicht Schwarzgeld sammeln, meine Liebe. Der Bruder ist freier Übersetzer und Dolmetscher, der in der Welt herumzukommen scheint, sofern man seiner Webseite Glauben schenken darf. Kein Wunder, dass die hessischen Kollegen wenig Lust hatten, der Vermisstenanzeige nachzugehen. Würde mich nicht überraschen, wenn er freiwillig weitergezogen ist und vergessen hat, sich bei Mutti abzumelden.“

      ­Melanie machte sich Notizen. „Wir werden sehen. Das hilft mir auf jeden Fall sehr. Danke dir.“

      „Da nicht für. Immer wieder gerne.“

      Sie legte auf und nahm den Bad Homburger Stadtplan. Schnell fand sie die Neue Mauerstraße, in der sich, und damit mitten in der Altstadt, die Gaststätte Zum Silbernen Bein befand. Ein verrückter Name! Welche Bedeutung er wohl besaß?

      ***

      Das Telefon klingelte.

      „Guten Abend.“

      „Hi, du rufst schon wieder mit einer fremden Nummer an.“

      „Klar. Wie oft muss ich dir noch sagen, dass es wichtig ist, die Telefonnummern regelmäßig zu wechseln. Pass auf. In eurer Umgebung taucht demnächst eine Privatdetektivin auf. Sie heißt ­Melanie Gramberg und soll Jan suchen. Du musst sie im Auge behalten!“

      „Aha, warum? Wir haben mit Jans Verschwinden nichts zu tun.“

      „Das will ich für euch hoffen. Dennoch ist es ratsam, aufzupassen. Die ist clever. Nicht, dass sie bei ihren Recherchen vom Weg abkommt und bei unseren Geschäften landet. Sie wird die Ermittlungen bestimmt im Silbernen Bein beginnen.“

      „Okay, verstehe. Wie sieht sie aus?“

      „Mitte dreißig, circa einen Meter fünfundsiebzig groß, grüne Augen, drahtig, schwarzer Bubikopf. Sei einfach vorsichtig. Und behalte das für dich. Je weniger Bescheid wissen, umso besser.“

      „Glaubst du, sie kommt uns in die Quere?“

      „Hoffentlich nicht. Ich beobachte ihre Schritte von hier aus. Wir tauschen uns regelmäßig aus. Wie läuft es mit dem neuen Kunden? Wie hieß er doch gleich?“

      „­Rosenthal. Schleppend. Einerseits möchte er, andererseits will er ­Sabrina Eskir nicht allein lassen.“

      „Ihr solltet das Mädel loswerden.“

      „Tolle Idee! Und wie?“

      Die Stimme lachte fies. „Sei kreativ! Ich melde mich.“

      Die Leitung war tot.

      18. April

      ­Melanie traf am frühen Nachmittag in Bad Homburg ein. Mit dem Taxi fuhr sie vom Bahnhof aus in die Elisabethenstraße, in der sich das Hotel Homburger Haus befand.

      Sie zahlte, stieg aus und betrachtete das Gebäude. Es stammte aus der Gründerzeit, Elemente der Moderne vermischten sich mit dem Ursprung. ­Melanie nickte anerkennend und trat durch die Eingangstür, wo sie überrascht stehenblieb. Der Fliesenboden im Schachbrettmuster war ein echter Hingucker.

      Sie checkte bei einem freundlichen Angestellten ein, ließ sich einen Stadtplan geben und stieg eine schwarze Holztreppe hinauf in das erste Stockwerk.

      Das Zimmer dominierte ein Boxspringbett. Ihr neues Domizil mit der auf alt getrimmten Einrichtung, zu der die langen, grellroten Vorhänge passten,

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